17. Weinfestival Kraichgau/Badische Bergstraße im Hotel Palatin (Wiesloch) am 15.04.2018

 

Alle Jahre wieder: Bereits zum 17. Mal präsentierte das Hotel Palatin in Wiesloch die aktuellen Gewächse aus den Weinregionen Kraichgau und Badische Bergstraße. Mit 17 Winzern und 170 Weinen bot das Festival einen nahezu vollständigen Überblick über die lebendige Weinszene in den aufstrebenden Regionen. Die spannende Frage für die anwesenden Weinzähne war, ob die Wetterkapriolen in 2017 wesentlichen Einfluss auf die Weinqualität der Weißweine im neuen Jahrgangs haben. Bei den Rotweinen standen primär der Traumjahrgang 2015 und der Folgejahrgang 2016 zur Verkostung heran.

 

Die - wie immer - perfekt organisierte Veranstaltung stieß auf eine breite Besucherresonanz. Auch das Speisenangebot (z. B. frische Austern oder hervorragendes Roastbeef) zauberte den Weinfreunden ein Lächeln ins Gesicht. Hier einige Kaufempfehlungen, die nicht als Bestenliste, sondern als abwechslungsreife Auswahl für jeden Geldbeutel gedacht ist:

 

- 2017 Auxerrois, Weingut Klenert (Kraichtal-Münzesheim), 7,50 Euro

 

Der Spargel sprießt und die Kraichgauer suchen verzweifelt nach einem passenden Auxerrois. Sie finden den perfekten Speisebegleiter beim jungen Aufsteiger der Weinregion: David Klenert. Klenerts 2017er Auxerrois ist - neben dem Chardonnay - das Glanzstück des wiederum überzeugenden Weißweinjahrgangs. Der Auxerrois vermittelt Lebensfreude und Optimismus. Florale Aromen nach bunten Wiesenblumen und Frucht-Noten wie reife Mirabelle, fleischige Aprikose und süße Mango fügen sich zu einem ausgewogenen Genuss. Die milde Säure und die angenehme Restsüße machen David Klenerts Auxerrois zum Glanzpunkt für jedes Spargelgericht.

 

- 2015 Blaufränkisch Himmelreich, Weingut Klumpp (Bruchsal), 17 Euro

 

Das Weingut Klumpp präsentierte im Palatin die insgesamt stärkste Kollektion der Veranstaltung. Bei den Weißweinen überzeugten vor allem der Auxerrois und die Weißburgunder. Highlight war aber der Blaufränkisch aus dem Zeuterner Himmelreich vom Spitzenjahrgang 2015. Kräftiges Rubinrot empfängt den Genießer. In der Nase und im Mund dominieren Noten nach Johannisbeeren und etwas Pfeffer. Ein ungemein komplexer und runder Rotwein mit guter Struktur und unheimlicher Länge.

 

- 2015 Spätburgunder, Weingut Vincon-Zerrer (Oberderdingen), 12 Euro

 

Das Bio-Weingut Vincon-Zerrer überzeugte bei seinem Debut im Palatin mit einigen herausragenden Rotweinen. Das Familien-Weingut, das bereits in vierter Generation betrieben wird, bewirtschaftet ihre Lagen im Oberderdinger Ortsteil Großvillars naturnah. Diese Einheit mit der Natur schmeckt man auch in den Weinen. Exemplarisch steht dafür der 2015er Pinot Noir aus der Premium-Linie. Ein ungemein ausgewogener, fein im Holzfass gewobener Burgunder. Schöne Balance zwischen Beerennoten und Mineralität.

 

- 2016 Lemberger Premium, Weingut Plag (Kürnbach), 8 Euro

 

Nachdem Philipp Plag in 2015 den besten Rotweinjahrgang seiner Karriere erzeugt hat, scheint der Kürnbacher mit seinen 2016er Rotweinen ähnliches Niveau anzupeilen. Dies lässt sich bereits nach Verkostung des Mittelsegments vorhersagen. Der Lemberger Premium ist in dieser Preisklasse ein fast schon unverschämt günstiges Schnäppchen. Wunderbare Vanillenoten und prägnante Beerenaromen verbinden sich schon kurz nach der Abfüllung zu einem harmonischen Spitzenwein, der in dieser Preisklasse nicht nur im Kraichgau konkurrenzlos ist.

 

- 2015 Spätburgunder Terra Sigma, Weingut Bosch (Kronau), 22 Euro

 

Auch im Weingut Bosch reifen im Jahrgang 2015 weit überdurchschnittliche Rotweine heran. Das Highlight der überzeugenden Kollektion ist wieder einmal der Top-Spätburgunder Terra Sigma. Betriebsleiter Andreas Braunecker hat den auf drei unterschiedlichen Böden gewachsene Pinot zu einem herausragenden Spätburgunder zusammengefügt. Der Burgunder strahlt in kräftigem Rot. In der Nase rauchige und kräftige Beerennoten. Im Mund eine komplexe Komposition aus dunklen Beeren, Bitterschokolade und dezenten Schiefer-Noten. Ein harmonischer Burgunder, der engmaschig gewobene Dichte, belebende Würze und kühle Eleganz in sich birgt.

 

Der Kraichgau und die Badische Bergstraße hatten auch in diesem Jahr wieder ein breites Spektrum interessanter Weine zu bieten. Die bisher verfügbaren 2017er Weißweine lassen einen guten Jahrgang mit moderaten Alkoholwerten und prägnanter Säurestruktur erwarten. Bei den Rotweinen sollte sich der Weinfreund schnellstens mit den 2015er Spitzenprodukten eindecken. Wann ein ähnlich guter Jahrgang wieder heranreift, steht in den Sternen. Schon konkreter ist der Termin für das nächstjährige Weinfestival: 07.04.2019. Er ist in meinem Kalender bereits vorgemerkt.

 

Degustationsbeschreibung von Manfred Beismann, April 2018