2022  Riesling trocken VDP Gutswein

Weingut Knewitz, Appenheim (Rheinhessen)

9,99 Euro

Das Weingut Knewitz liegt auf der rheinhessischen Seite des Rheinufers mit einem wunderschönen Blick auf den Rhein und den sich am anderen Ufer liegenden Rheingaus. Geführt wird das Weingut von den Brüdern Tobias und Björn. Seit 2022 ist das Weingut Mitglied im Verein Deutscher Prädikatsweingüter. Eigentlich für Riesling bekannt, macht das Weingut in den letzten Jahren auch immer mehr mit seinen Chardonnays auf sich aufmerksam.

 

Der Wein zeigt eine gelbfruchtige, exotische leicht karamellige Nase. Hinzu kommt noch eine leichte Tabaknote. Typische Riesling-Aromen, jedoch bereits mit einer gewissen Vielschichtigkeit.

Im Antrunk zeigt sich ein mittlerer Körper. Der Wein wird von der Frucht dominiert, mit einer für Riesling eher verhaltenen, jedoch trotzdem tragenden Säure. Bei jedem Schluck wird der Mund gewässert und verlangt sofort nach dem nächsten. Das ist „easy drinking Riesling“ zum drin baden. Der Abgang ist kurz, aber kräftig und animiert auch wieder direkt zum nächsten Schluck.

 

Ein außerordentlicher Gutswein, der sich in seiner Gewichtsklasse sicherlich nicht verstecken muss. Sobald die ersten warmen Tage beginnen, sollten Weine dieser Art im Kühlschrank nicht mehr ausgehen. Könnte man eigentlich auch direkt zum Frühst…….

 

Weinempfehlung von Steffen Herzel, Januar 2024 


2022  Riesling trocken VDP Gutswein

Weingut Dönnhoff, Oberhausen (Nahe)

12,90 Euro

Das Weingut kann mit Fug und Recht, als einer der Big Player an der Nahe bezeichnet werden. Einige der berühmtesten Lagen des Anbaugebietes befinden sich im Besitz des Weinguts und jedes Jahr werden daraus einige der hervorragendsten Weine erzeugt, die das Anbaugebiet zu bieten hat. Das Weingut ist seit über 250 Jahren in Familienbesitz und wird derzeit in der vierten Generation von Cornelius Dönnhoff geleitet.

 

Der Wein zeigt in der Nase frische Aromen von Zitronen und Limetten aber auch beerige, teilweise etwas erdige Anklänge. Insbesondere Johannisbeere sticht einem in die Nase. Hinzu kommt eine leichte Würzigkeit. Die Aromen zeigen sich vielschichtig und aufgeräumt. Je länger man in den Wein hineinriecht, umso mehr verschiedene Nuancen lassen sich finden.

 

Die beerigen Aromen übernehmen am Gaumen das Kommando. Die Zitrusfrüchte sind schmeckbar, stellen sich aber in der zweiten Reihe an. Der Wein hat eine cremige Textur. Trotz des eher schlanken Körpers besitzt er eine Mund füllende Haptik und eine gewisse Saftigkeit am Gaumen. Die eher citrische Säure bitzelt auf der Zungenspitze. Im Abgang zeigt sich der Wein etwas stoffig und auch wieder sehr citrisch. Hinzu gesellen sich erdige Aromen.

 

Ein Gutswein „at ist best“,der geradezu einlädt, sich etwas länger mit ihm zu beschäftigen. Einen extra Punkt für diese, für einen Gutswein, unglaublich vielschichtige Nase. Geht gut solo, passt aber sicherlich auch gut zu gutbürgerlichen Gerichten wie Schnitzel oder Pfälzer Teller.

 

Weinempfehlung von Steffen Herzel, Januar 2024 


2022  Riesling VDP-Gutswein trocken

Weingut Bassermann-Jordan, Deidesheim (Pfalz)

12,20 Euro

Das Weingut Bassermann-Jordan blickt auf eine Tradition zurück, die bis ins 18. Jahrhundert zurückgeht. Deidesheim liegt am Riesling-Äquator der Pfalz, nicht weit entfernt vom bei Weinkennern über die Landesgrenzen hinaus bekannten Riesling-Ort Forst. Im Jahr 2002 wurde das Weingut verkauft und ist heute Teil des Weingut Dreigestirns Reichsrat von Buhl, von Winning und Bassermann Jordan. Geführt werden die Weingüter von der Familie Seeger.

 

In der Nase ein Früchtekorb, Mirabelle, Mandarine, Limone, Ananas. Hinzu gesellen sich ein leichter Hauch von Buttergebäck und florale Noten. Sehr gefällig und einladend, jedoch nicht einsilbig.

 

Am Gaumen fleischige Haptik. Durchaus kräftiger Körper mit gut integrierter Säure. Obwohl die Nase auf etwas Restsüße hindeutet, wirkt der Wein trotz der opulenten Frucht sehr trocken. Von einem sogenannten „Zuckerschwänzchen“ ist nichts zu schmecken. Der Wein ist sehr rund, lediglich die Säure stellt sich auf den zweiten Schluck etwas in den Vordergrund, was dem Wein aber gleichzeitig etwas Frische beschert.

 

Kräftiger, fruchtiger Abgang, bei dem die Säure ziemlich griffig auf der Zunge zurückbleibt, was den Wein noch etwas trockener erscheinen lässt.

 

Ein Gutswein der keine Wünsche offen lässt. Typische Riesling Fruchtaromen gepaart mit belebender Säure. Bis zur Abfüllung bleibt der Wein auf der Hefe, was für Gutsrieslinge nicht die Regel ist. Das macht den Wein sehr rund und steht ihm sehr gut. Chapeau, das muss man erstmal hinbekommen auf dieser Qualitätsstufe.

 

Geht gut solo. Jedoch fallen mir gerade Schnitzel mit Kartoffelsalat oder gebratene Maultaschen ein, die zu diesem Wein vorzüglich passen würden. 

 

Weinempfehlung von Steffen Herzel, Februar 2024 


2022  Riesling Estate trocken

Weingut Wittmann, Westhofen (Rheinhessen)

 

14,90 Euro

Das Weingut Wittmann befindet sich im südöstlichen Bereich des Anbaugebiets Rheinhessen, genauer gesagt im Bereich Wonnegau. Philipp Wittmann bewirtschaftet hier einige der bekanntesten Lagen in Rheinhessen. Zu nennen sind hier unter anderem Aulerde, Kirchspiel und nicht zu vergessen die Riesling-Paradelage Morstein. Jedes Jahr aufs Neue schafft es Philipp Wittmann, die Riesling-Fans mit Spitzenweinen zu begeistern.

 

Der 2022 Riesling Estate zeigt sich in der Nase verhalten und kühl. Wenig Frucht, dafür eher florale Noten von Wiesenkräutern und frischem Heu. Mit etwas Luft gesellt sich noch etwas Eisbonbon hinzu.

 

Im Mund ist der Wein sehr straff und präzise- Auch hier findet sich eher wenig Frucht. Der Wein wird von seiner Mineralität getragen. Der schlanke Körper, die mineralische Kargheit und die dazu passende straffe, ins zitronig gehende Säure bilden im Basisbereich bereits das ab, was sich bei Wittmanns von hinten bis vorne durchzieht. Weine, die eher das Terroir und nicht die Frucht in die vorderste Reihe stellen. Im durchaus fordernden Abgang zeigen sich erneut die Mineralik und die Säure. Beides hält die Fruchtnoten eher bedeckt.

 

Wer fruchtige Weine bzw. Riesling gewohnt ist, wird bei Wittmann durchaus anfänglich etwas anecken. An diesen Wein Stil muss man sich oftmals erst gewöhnen. Gleichzeit ist dieser Wein aber ein grandioser Begleiter von salzigen oder säurebetonten Speisen, insbesondere Muscheln oder Meeresfrüchten.

 

 

Weinempfehlung von Steffen Herzel, Januar 2024


2022  Riesling „Zeltinger“ Kabinett feinherb

Weingut Selbach-Oster, Zeltingen-Rachtingen (Mosel)

12,90 Euro

Das Weingut Selbach Oster liegt an der Mittelmosel im bekannten Weinort Zeltingen. Hier findet sich eine der bekanntesten Lagen der Mosel, die Zeltinger Sonnenuhr. Das Weingut besitzt Lagen sowohl in der Sonnenuhr als auch z. B. in den nicht weniger bekannten Lagen Graacher Domprobst und Bernkasteler Badstube. Als weitere Besonderheit ist noch anzumerken, dass das Weingut eine der wenigen Bezugsquellen von Weinen der Gebrüder Merkelbach ist, echte Legenden für jeden Riesling-Fan.

 

In der Nase der typische Geruch nach Schieferboden, der unverkennbar der Mosel zuzuordnen ist. Der Wein ist nicht aufdringlich. Der Riesling zeigt sich in der Nase eher etwas zurückhaltend, aber auch sehr rund, eher warm und angenehm. Zum Schiefer kommen noch leichte Tee-Noten, ein Hauch Honig und mit etwas Luft auch Ananas hinzu.

 

Im Antrunk sehr gefällig. Süße und Säure halten sich in einer guten Balance. Ein, für einen feinherben, sprich nicht ganz trockenen Wein, schlanker Körper. Sehr fruchtig und saftig, jedoch fehlt ihm etwas die Frische und Spritzigkeit.

 

Mittellanger, auch hier sehr gefälliger Abgang, bei dem die Frucht und der Schiefer die erste Geige spielen.

 

Für Leute, die sich an Rieslinge mit etwas Restsüße heranwagen möchten, ist das ein guter Einstiegswein. Ein Crowd Pleaser, der sicherlich auf jedem Sommerfest eine gute Figur macht. Für mehr als 84 Punkte reicht es aber nicht. Dafür ist der Wein zu einsilbig und es fehlt ihm an Spannung. Wobei 84 Punkte, für einen Basis-Wein, bereits eine sehr gute Qualität darstellen.

 

Ein Riesling zum solo trinken. Wer etwas dazu Essen möchte, bestellt sich am besten etwas beim Lieblingsasiaten!

 

 

Weinempfehlung von Steffen Herzel, Januar 2024


2021  Riesling Forster Pechstein GG                                                           

Weingut Mosbacher, Forst (Pfalz)

38 Euro

Das VDP-Weingut Georg Mosbacher arbeitet bei seinen Rieslingen die Unterschiede seiner Spitzenlagen gekonnt heraus. So verwundert es nicht, dass das 2021er GG bei einer Pechstein-Vergleichsprobe als klarer Sieger hervor ging. Nur bei Mosbacher konnte die dunkle Seite der Pfalz so präzise nachgeschmeckt werden: Die vulkanischen Basalt-Aromen und die rauchigen Grundnoten.

 

Der 2021er Pechstein zeigt ein kräftiges Goldgelb. In der Nase zunächst Feuerstein-Aromen. Diese räumen aber sehr schnell das Feld für den typischen Pechstein-Sound: Rauchige Noten und dunkle Basalt-Aromen. Am Gaumen entwickelt sich ein harmonisches Wunderwerk mit Karamell-Aromen, die nach und nach von Fruchtaromen ergänzt werden. So schauen exotische Maracuja- und Pfirsich-Noten vorbei. Ein Riesling mit großem Volumen und rundem Schmelz. Ein großes Riesling-Erlebnis. Die Einzigartigkeit der Forster Vulkan-Lagen kommen voll zur Geltung.

 

Mosbacher ist seit Jahrzehnten ein Garant für klare, klassische Spitzenrieslinge aus der Pfalz. Das Weingut Mosbacher mag bei Weinjournalisten nicht immer im Zentrum der Berichterstattung stehen. An den jährlichen Top-Qualitäten vom Gutswein bis zu den GGs bestehen keine Zweifel.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024 


2021  Riesling Kallstadter Saumagen                                                           

Weingut Karsten Peter, Bad Dürkheim (Pfalz)

37 Euro

Karsten Peter ist einer der besten Riesling-Spezialisten in Deutschland. In den letzten Jahren hat der Kellermeister die ehemalige preußische Staatsdomäne unter dem Namen Gut Hermannsberg wieder in die deutsche Spitze zurückgeführt. Laserartige und extrem fokussierte Spitzen-Rieslinge von der Nahe sind sein Markenzeichen.

 

Nun ist Karsten Peter in seine Pfälzer Heimat zurückgekehrt und hat das Familienweingut in Bad Dürkheim übernommen. Die Weinwelt war sehr gespannt, wie die Weine schmecken würden, die Karsten Peter ab dem Jahrgang 2021 in seinem Heimatweingut in die Flasche bringt. In der Pfalz keltert Peter neben Riesling noch Chardonnay und Spätburgunder.

 

Und Karsten Peter beginnt mit einem Paukenschlag: Den 2021er Riesling aus dem Kallstadter Saumagen. Die karge Spitzenlage aus der Nordpfalz ist ein angemessener Boden für den Riesling-Zauberer.

 

Der Saumagen-Riesling startet in der Nase mit reduktiven Noten nach Feuerstein. Am Gaumen spürt der Genießer zunächst puristische Kalknoten. Es folgen sanfte Fruchtnoten nach Limette und heller Birne. In seiner kalkigen Schlichtheit meint man fast, Karsten Peter hätte einen straighten Laserstrahl von der Nahe in die Pfalz umgelenkt.

 

Mit Karsten Peter hat die Nordpfalz einen neuen Riesling-Star. Und der ehrwürdige Saumagen einen neuen Interpreten.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024


2021  Riesling Stirn Große Lage
(Fass 15)                                                           

Weingut Lauer, Ayl (Mosel/Saar)

 

24,90 Euro

Florian Lauer ist der Individualist unter den renommierten Saar-Winzern. Kein anderer Winzer baut die Parzellen wie er so ausdifferenziert in einzelnen, immer gleichen Fässern aus. Im feinherben Bereich ist der Riesling-Spezialist jedes Jahr an der bundesweiten Spitze vertreten. Im Jahrgang 2021 ist der Stirn (Fass 15) mein Favorit. Die Große Lage nach der VDP-Klassifikation ist eine reine Südlage an der Kuppe der Top-Lage Ayler Kupp.

 

Die Stirn zeigt eine blass-gelbe Farbe mit grünlichen Reflexen. Der feinherbe Riesling mit nur 9,5 Prozent Alkohol besitzt eine hohe Viskosität. In der Nase zeigen sich Apfelnoten und Aromen nach weißen Blüten. Am Gaumen folgt eine sensationelle Aromen-Vielfalt gepaart mit vitalisierendem Druck. Grüner Apfel, Limetten und Citrus wechseln sich im Aromen-Spektrum ab. Dazu kommt die Cremigkeit und eine vom Säurenerv herrührende Spannung. Dieses harmonische Süß-/Säure-Spiel schwebt quasi über einer breiten Schiefer-Mineralität. Der Riesling steht nach dem Genuss noch Minuten lang im Glas. Der 2021er Stirn von Florian Lauer ist wieder ein Unikat mit großer Klasse.

 

Florian Lauer bringt seine in Ausbildung und Studium gewonnenen internationalen Erfahrungen unnachahmlich in seinen Mikrokosmos Ayl ein. Und niemand kennt die Lagen in Ayl besser als die Familie Lauer. Saar-Riesling in Perfektion.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2022 


2021  Riesling Forster Pechstein Große Lage                                                           

Weingut Lucashof, Forst (Pfalz)

30 Euro

Das Forster Weingut Lucashof bewirtschaftet an der berühmten Pfälzer Mittelhardt 25 Hektar Rebflächen. Darunter ist auch der vulkanische Pechstein mit seinen einzigartigen Basaltgestein.

 

Der 2021er Pechstein (Große Lage) fließt goldgelb ins Glas. In der Nase dominieren Aromen nach gelbem Steinobst. Der Pechstein hat eine tänzelnde und lebendige Grundstruktur. Komplexe und wechselnde Fruchtaromen wie Aprikose, Pfirsich und Litschi vibrieren im Mund. Wuchtige, expressive Fruchtaromen, die vom Basalt sanft gebändigt werden. Ein hochwertiger Riesling, der den GGs aus der Lage nicht viel nachsteht.

 

Der Lucashof hat auch ein kleines, aber feines Hotel. Ein idealer Standort, um die zahlreichen Weingüter um Forst und Deidesheim zu erkunden.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024 


2021  Riesling Basalt                                                           

Weingut Mosbacher, Forst (Pfalz)

17,50 Euro

Wieso sind die Forster Lagen so einzigartig unter den Pfälzer Rieslingen? Rein optisch sehen die flach geneigten Rebhänge oberhalb von Forst wenig spektakulär aus. Ein Grund ist sicher der Basalt. An der Abbruchkante zwischen Pfälzer Wald und Rheinebene haben sich in Forst einzigartige Gesteinsformationen entwickelt, die in den Rieslingen schmeckbar sind.

 

Das VDP-Weingut Mosbacher vertreibt den Forster Ortswein „Basalt“, der qualitativ die Erste Lagen des Betriebs übertrifft. Dies ist kein Wunder, weil die Trauben im „Basalt“ aus den GG-Lagen Ungeheuer und Pechstein kommen. Die basalthaltigen Terroirs sind vulkanischen Ursprungs und in dieser Form einmalig in der Pfalz.

 

Der goldgelbe 2021er „Basalt“ wurde selektiv von Hand gelesen und im Stückfass ausgebaut. Der Riesling lagerte bis zur Abfüllung auf der Feinhefe. In der Nase empfängt den Genießer ein komplexer Riesling. Orangenschalen, zarte Rauchigkeit und feingliedrige Aromen verlangen nach dem ersten Schluck. Am Gaumen entwickelt sich langsam, aber zunehmend eine feine Frucht, die sich mit den rauchigen Basaltaromen und den zarten Holznoten verbindet. Die Fruchtnoten fächern sich immer weiter auf und lassen Apfel, Pfirsich, Aprikose, Orangenzeste und Grapefruit erkennen. Der „Basalt“ ist ein Paradebeispiel für einen feinen, aber Extrakt haltigen Pfälzer Spitzenriesling.

 

Die Stilistik im Weingut Mosbacher ist meisterhaft. Es gibt nur wenige Betriebe in der Pfalz, die die Typizität der einzelnen Lagen so gut herausarbeiten.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2023 


2021  Riesling Oberemmeler feinherb                                                           

Weinmanufaktur Petershof, Konz-Oberemmel (Mosel)

13 Euro

Die Strahlkraft einer Weinregion lässt sich nicht nur an Preisen für die Spitzenbetriebe ablesen. Ein wichtiger Indikator sind auch Betriebsgründungen neuer Weingüter. Typisches Beispiel ist die Region Mosel/Saar und die Entwicklung des Tälchens, eines kleinen Seitentals mit hoch interessanten Betrieben. Ein Start-Up im Tälchen ist die Weinmanufaktur Petershof in Oberemmel. Nelly und Peter Thelen haben das Weingut erst 2019/2020 gegründet. Ein alter Hof wurde Stück für Stück renoviert. Die Betriebsgröße konnte inzwischen auf 5 Hektar erweitert werden.

 

Die produzierten Weine überzeugten schon beim ersten Jahrgang. So wurde der Petershof im VINUM-Weinführer sofort Entdeckung des Jahres und innerhalb von drei Jahren mehrfach auf 2,5 Sterne aufgewertet. Auch bei Veranstaltungen wie dem Saar-Riesling-Sommer fielen die Rieslinge vom Petershof positiv auf.

 

Der Petershof produziert trockene, feinherbe und süße Rieslinge. Der feinherbe Riesling Oberemmel aus 2021 stammt aus dem Oberemmeler Karlsberg mit grauem Schiefer. Die dortigen Reben sind über 60 Jahre alt und wurden von Hand gelesen. Es folgte eine Spontanvergärung im Edelstahltank und ein Lager auf der Vollhefe.

 

Der Riesling zeigt sich in hellem Goldgelb und verströmt Aromen nach grünem Apfel und Maracuja. Am Gaumen überzeugt die unverwechselbare Saar-Säure, die Vitalität und Trinkfluss erzeugt. In das belebende Süß-/Säure-Spiel dringt ein fulminanter Fruchtkorb nach Limette, Mandarinenschale, Mango und Orange. Die Rieslinge des Tälchens ermöglichen lebendige Rieslinge mit großartigem Trinkspaß und moderatem Alkohol.

 

Die Weinmanufaktur Petershof hat sich bei Kennern in kürzester Zeit einen Namen gemacht. Ich wünsche Nelly und Peter für die mutige Neugründung des Weinguts weiter alles Gute. Der sensationelle Start lässt hoffen, dass sich der Petershof dauerhaft als Erfolgsmodell an der Saar etabliert.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024 


2021  Riesling Sonnenfels                                                           

Weingut Dr. Crusius, Traisen (Nahe)

9,90 Euro

Es ist immer wieder erfreulich, wenn ein Generationenwechsel in einem Weingut glückt. Diesen Eindruck hat man im VDP-Weingut Dr. Crusius an der Nahe. In Traisen hat Tochter Rebecca langsam aber sicher die Betriebsleitung von ihrem Vater Dr. Peter Crusius übernommen. Die Geisenheim-Absolventin hat Schritt für Schritt die einzelnen Arbeitsbereiche kennen gelernt.

 

Und die Crusius-Weine haben ihre eigene Stilistik behalten. Sie sind vielleicht noch einen Tick präziser geworden. Im schwierigen Jahrgang 2021 überzeugt bereits der Riesling-Gutswein „Sonnenfels“. Der glockenklare Riesling stammt aus den Traisener Ortslagen mit steinigem Lehm- und rotem Porphyr-Vulkangestein. Der Gutswein entwickelt viel Druck. Er verbindet saftige Apfel- und Pfirsichnoten wunderbar mit der steinigen Fels-Mineralität. So entsteht ein gewaltiger Trinkfluss. Für unter 10 Euro ein hochwertiger Genuss zu günstigem Preis.

 

Wir sind gespannt, wie die Entwicklung im Hause Crusius weiter geht. Zumal sich die Betriebsgröße nochmals deutlich ausgedehnt hat. Die bisherigen Ergebnisse lassen jedenfalls hoffen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2023 


2020  Riesling Forster Pechstein GG                                                           

Weingut Dr. Bassermann-Jordan, Deidesheim (Pfalz)

47 Euro

Bereits das wunderbare Jugendstil-Etikett lässt Großes erwarten. Und der Name Bassermann-Jordan ist ein Monument deutscher Weingeschichte. Das Pfälzer Traditions-Weingut bewirtschaftet seit über 300 Jahren Rebflächen in den Deidesheimer und Forster Spitzenlagen.

 

Vom Jahrgang 2020 probieren wir das Riesling-GG aus dem Forster Pechstein. Der Pechstein hat einen hohen Anteil dunklen Basalt, der die vulkanische Historie der Lage zum Ausdruck bringt. Der Riesling wurde spontan vergoren und auf der Hefe gelagert. Die Nase überzeugt mit fein ziselierter Frische. Leicht rauchige Citrus-Noten. Am Gaumen braucht der Riesling etwas Zeit für die Entwicklung. Ein vibrierender Tropfen, der Pfirsich- und Zitronen-Aromen, verschiedene Kräuter und feiner Würze aufweist. Später treten ausgeprägte Grapefruit-Aromen hinzu. Ein vielschichtiger, dicht gewobener Top-Riesling. Wäre es nicht fast Majestätsbeleidigung, könnte man aus dem kindlichen Aromen-Gedächtnis Assoziationen zu Ahoi-Brause hervorlocken. Das jugendliche Gedächtnis offenbart noch etwas Karamell. Ganz aktuell hat der Pechstein eine schöne Länge und sicher noch eine große Zukunft.

 

Bassermann-Jordan ist über Jahrhunderte eine sichere Bank für Pfälzer Spitzen-Riesling.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024 


2020 RieslingSchodener Herrenberg

Stoveler Weinhof Herrenberg,                                                  

Schoden (Mosel/Saar)

17,90 Euro

Üppiges Barock. Breitschultriges Monument. Cremiges Volumen. Diese Attribute verbindet man nicht unbedingt mit einem Saar-Riesling, der meist für feingliedrige Frucht und zartes Frucht-/Säure-Spiel steht. Saar-Kenner haben bei dieser Beschreibung schon eine Vermutung: Der Weinhof Herrenberg in Schoden mit seinen Loch-Rieslingen. Volltreffer.

 

Heute verkosten wir nicht den brillanten Guts-Wein, sondern einen Lagen-Riesling aus dem steilen Schodener Herrenberg. Der Stoveler kommt aus der höchstgelegenen Parzelle des Herrenbergs auf 270 Metern. Für den Lagen-Riesling werden die konzentriertesten Trauben des Gutes geerntet. Der 2020er Stoveler hat bereits eine vollmundige Nase nach süßen Früchten. Am Gaumen dann ein vollreifer Nektar mit extremer Viskosität. Ein Frucht-Tsunami mit saftigen Orangen-Noten, aber auch Maracuja und Mango. Der Wonneproppen ist unheimlich konzentriert, aber durchaus kippfreudig. Dies liegt an dem feinen Säurenerv, der den Wein elektrisierend durchzieht. Deshalb verlangt jeder Schluck sofort nach dem nächsten Schluck. Der Riesling hat eine unglaubliche Länge.

 

Die Zahl der Liebhaber für Loch-Rieslinge steigt kontinuierlich. Die Weine haben wie nur wenige Betriebe einen hohen Wiedererkennungswert. Beim nächsten Saar-Riesling-Sommer werden wir wieder nach Schoden fahren.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2022 


2020  Riesling Winninger Röttgen Terrassen GG                                                          

Weingut Richard Richter, Winningen (Mosel)

21 Euro

 

In Winningen gibt es sicher Winzer, die die Qualität ihrer Weine lautstärker preisen als die Inhaber des Weinguts Richard Richter. Die bodenständigen Mosel-Winzer lassen ihre spektakulären Schiefer-Terrassen für sich sprechen. Hat man dann ein GG aus den Terrassen des Winninger Röttgen im Glas, freut sich der Genießer auf ein besonderes Geschmacks-Erlebnis.

 

Der trockene 2020er Riesling besitzt ein leuchtendes Gelb. Die Viskosität des Weins verspricht Dichte und Komplexität. In der Nase entwickelt sich zunächst die geballte Schiefer-Mineralität. Am Gaumen folgt eine virtuose Folge fein ziselierter Fruchtaromen nach Aprikose, weißer Pfirsich und Mango. Sie bilden mit der komplexen Mineralik ein außergewöhnlich harmonisches Gesamtkunstwerk. Der hohe Extrakt und die Cremigkeit führen wegen der vorhandenen Säure aber nicht dazu, dass der Riesling seine Frische verliert. So entsteht ein Spitzen-Riesling, der sein Terroir gekonnt präsentiert.

 

Das Weingut Richard Richter ist ein Traditionsbetrieb, der neben den bärenstarken Rieslingen mit weißen Burgunderweinen und sogar roten Pinots aufwarten kann. Ein Besuch in Winningen ist dringend zu empfehlen.   

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2023


2020  Riesling Hattenheimer                                                     

Weingut Dr. Corvers-Kauter, Oestrich-Winkel (Rheingau)

9,90 Euro

Ein lauer Sommer-Abend im Rheingau: Wir sitzen unter schattigen Bäumen im Gutsausschank des Weinguts Dr. Corvers-Kauter in Oestrich-Winkel. Zu einer „Gezupften Wutz“ trinke ich einen 2020er Hattenheimer Riesling. Das Leben kann schön sein.

 

Der Hattenheimer und der Rüdesheimer sind die beiden Ortsrieslinge des Weinguts. Während beim Rüdesheimer die säurebetonte Mineralik der Rüdesheimer Lagen dominiert, steht beim Hattenheimer die Frucht im Vordergrund. Ein süffiger, blass gelber Riesling mit einer Nase nach Pfirsich. Am Gaumen dann druckvolle Finesse mit Noten nach Weinbergpfirsich, Mirabellen und Melonen. Die Struktur ist eher erdig und „dunkel“. Ein richtiger „Saufwein“ mit erfrischendem Grip, von dem man nicht genug bekommt.

 

Corvers-Kauter ist ein expandierender Betrieb und eines der aufstrebenden Weingüter im Rheingau. Man kann das Sortiment aus den besten Lagen des Rheingau saußer im Weingarten auch in der modernen Vinothek verkosten. Das Weingut Corvers-Kauter verfügt über eine fein abgestimmte Riesling-Phalanx. Nach den überaus schluckigen Ortsweinen mit beachtlichem Niveau folgen Lagenweine, bei denen die Lagentypizität schmeckbar herausgearbeitet wird. An der Spitze stehen dann die Großen-Lage-Rieslinge, die aus den Top-Lagen des Rheingaus kommen und in der Gebietsspitze mithalten können. Bei aller Riesling-Euphorie sollte man nicht vergessen, dass Corvers-Kauter auch hervorragende Spätburgunder im Angebot hat, die qualitativ zumindest gleichwertig sind.

 

Ein Besuch im Weingut und im Gutsausschank ist uneingeschränkt zu empfehlen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2021 


2020  Riesling Kabinett trocken, Granit Weyherer Pfarrgarten

Weingut Möwes, Weyher (Pfalz)

9,00 Euro

Die Winzermeister Michel und Rudi Möwes erzeugen in Weyher, gelegen zwischen Landau und Edenkoben, hervorragende Weine zu wirklich sehr erschwinglichen Preisen. Der Betrieb bildet jährlich ein bis zwei Lehrlinge aus, und trägt somit dazu bei, dass der Nachwuchs im Weinbau nicht ausgeht.

 

Der Riesling zeigt sich in der Nase eher kühl, schlank und zurückhaltend. Zitrusfrüchte und ein Anklang von Eisbonbon gesellen sich dazu. Mit etwas Zeit wir das Aromen-Spektrum noch mit hefigen Noten ergänzt.

 

Am Gaumen finden sich in erster Linie Noten von Zitrusfrüchten wieder. Die sehr gut eingebundene, wohl dosierte Säure sorgt für einen grandiosen Trinkfluss. Der Körper zeigt sich etwas kräftiger, was dem Wein aber nichts abtut, im Gegenteil. Auch die schmeckbare Hefe fügt sich nahtlos ein und trägt zum runden Geschmackserlebnis bei. Mittellanger Abgang der von der grandiosen Säure getragen wird.

 

Ein unkomplizierter Wein für jeden Tag mit einem absolut genialen Trinkfluss. Für den Preis von 9 Euro geradezu geschenkt. Da bleibt es meistens nicht bei einer Flasche.

 

Weinempfehlung von Steffen Herzel, Januar 2024

 

 


2020  Riesling Gelblack                                                           

Weingut Schloss Johannisberg, Johannisberg (Rheingau)

15,50 Euro

 

 

 

Schloss Johannisberg, welch ein schillernder Name!

 

Der Inbegriff deutscher Weinkunst und das erste Riesling-Weingut seit 1720 auf der Welt. Exakt auf dem 50.Breitengrad gelegen, verkörpert dieser Wein den typischen Rheingauer Riesling. Frucht, Eleganz und Würze sowie eine schier unendliche Lagerfähigkeit zeichnen diese Weine aus.   

 

Hier liegt wohl auch die Geburtsstunde der Spätlese, die eher durch Zufall 1776 erzeugt wurde. Ein Kurier, der eine Leseerlaubnis einholen wollte, hatte sich um 8 Tage verspätet. Die Trauben die zwischenzeitlich von Edelfäule befallen waren, wurden trotzdem gekeltert. Man stellte fest, dass der Wein großartig schmeckte! Ein Denkmal des „Spätlesereiters“ kann man als Beweis im Schlosshof des Johannisberges besichtigen.

 

Bereits im Jahre 772 soll Karl der Große der Legende nach beobachtet haben, dass der Schnee auf dem Johannisberg als erstes schmolz und dabei die Idee gehabt haben hier Wein anzubauen. Seit dem 1700 Jahrhundert gibt es lückenlose Aufzeichnungen über Lesebeginn, Erntemengen sowie Erntequalität.

Die verschiedenfarbigen Kapseln geben Auskunft über die Prädikatsstufen, welche von „Gelblack“ bis  „Blaulack“ reichen. Um das Jahr 1900 lagen die Preise für eine Flasche Schloss Johannisberger „Rosalack“ (Auslese) über denen der größten Bordeaux-Weine. Heute umfasst das VDP-Weingut 50 Hektar, die zu den besten des Rheingaues zählen. Da Schloss Johannisberg ein eigener Ortsteil von Geisenheim ist, darf es nach dem Weingesetz von 1971 den Lagennamen „Schloss Johannisberg“ ohne Ortsbezeichnung führen.

 

Jeder ambitionierte Weintrinker sowie Romantiker*in sollte einmal in seinem Leben auf der Schlossterrasse mit atemberaubendem Blick über den Rhein ein Glas Riesling trinken. Aber aufgepasst… ein Glas Wein gibt es hier nicht für den kleinen Geldbeutel! Heinrich Heine schrieb einmal: „Wenn ich Berge versetzen könnte – der Johannisberg wäre just derjenige Berg, den ich mir überall nachkommen ließe!“

 

Aber nun zum Wein, dem 2020er Schloss Johannisberger „Gelblack“ trocken. In der Farbe jugendlich vital mit hellen Reflexen. Doch was für eine Nase: der Wahnsinn! Der pure Duft nach Frühlingswiese, nach einem frisch gepflückten Obstkorb, ein Füllhorn an Exotik und schierer Frucht. Eine unglaublich frische Brise nach Leben, Lust und Unbeschwertheit.

 

Bereits beim ersten Schluck von dem Wein spürt man die Wildheit und das Ungezügelte. Stürmisch und druckvoll füllt der „Gelblack“ den Mund aus, zarte Anklänge von Ananas und Mandarine sowie allgegenwärtig und vordergründig grüne Limetten. Die Säure ist altersbedingt noch deutlich spürbar, aber nicht unangenehm. Grüne Noten stören dabei in keiner Weise den Trinkfluss. Der Riesling präsentiert sich bereits unkompliziert, präsent sowie mit hoher Komplexität.

 

Diesem jungen 2020er „Gelblack“ Riesling gehört die Zukunft und sollte in keinem Weinkeller fehlen. In fünf bis zehn Jahren wird er seinen Zenit erreicht haben und verspricht dabei sehr viel Trinkgenuss.

 

Weinempfehlung von Heinz Fuchs, März 2021    


2019  Riesling

Meissner Kapitelberg                                                           

Weingut Martin Schwarz, Meißen (Sachsen)

25 Euro

Den schönsten Eindruck von Sachsens derzeit bestem Weingut erhalten sie bei einer Weinbergwanderung mit dem Weingut Martin Schwarz. Sie können inmitten der imposanten Reblandschaft an der Elbe eine Auswahl überzeugender Sekte und Weine des neuen VDP-Mitglieds verkosten. Im Weißweinbereich haben die Rieslinge von Martin Schwarz leicht die Nase vorn. Wir verkosten den schön gereiften 2019er Riesling aus dem Meissner Kapitelberg.

 

Der Kapitelberg ist eine der besten Weinlagen in Sachsen und besteht aus Granitverwitterungsböden. Die 40 Jahre alte Anlage von Martin Schwarz bringt Weine mit eigenständiger Mineralität hervor. Der goldgelbe 2019er zeigt in der Nase exotische Noten wie Mango und Ananas sowie feine Kräuteraromen. Am Gaumen sorgt der Ausbau im gebrauchten Holz für eine weiche Cremigkeit, ohne die Frische des Rieslings zu verlieren. Zarte Citrus-Noten gepaart mit einer dichten Struktur machen den Kapitelberg zum idealen Speisebegleiter, etwa zu Fisch und Meerestieren. Ein individueller Riesling mit weiterem Reifepotenzial.

 

Martin Schwarz wurde zurecht in den Eliteverband VDP aufgenommen. Der Newcomer kann das neue Aushängeschild des kleinen Anbaugebiets Sachsen werden.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2023


2019  Riesling Schwaigerner Ruthe GG                                                    

Weingut Graf Neipperg, Schwaigern (Württemberg)

23,50 Euro

Das Weingut Graf Neipperg in Schwaigern ist ein Klassiker im Anbaugebiet Württemberg. Die Spitzenlagen Ruthe und Schlossberg entstanden bereits im 13. Jahrhundert durch Rodungen in Hanglagen. Genannt wird das VDP-Weingut immer im Zusammenhang mit der Ansiedlung des Lembergers in Deutschland aus Österreichischen und Slowenien. In den letzten Jahren sind die Lemberger von Graf Neipperg wieder in die nationale Spitze vorgestoßen.

 

Bundesweit weniger Beachtung fanden bislang die Rieslinge aus Württemberg, obwohl diese Rebsorte auch im schwäbischen Raum weit verbreitet ist. Erst in den letzten Jahren ließen einige württembergischen Rieslinge überregional aufhorchen. Ein interessanter Vertreter des schwäbischen Rieslings ist die 2019er Ruthe von Graf Neipperg. Das Große Gewächs entwickelt durch seinen mineralischen Keuper-Boden eine eigenes Geschmacksbild.

 

Die 2019er Ruthe fließt in sattem Goldgelb ins Glas. Die Nase zeigt Noten nach weißen Blüten und gelben Früchten. Am Gaumen dominiert die Mineralität des Keueper-Gesteins. Diese führt zu einer stoffigen Dichte und einem animierenden Grip. Auf diesem Gerüst bilden sich dann Aromen nach Pfirsich und Orangenschalen aus. Die Ruthe ist ein körperreicher Wein, der als Speisebegleiter hervorragend eingesetzt werden kann. Der Riesling hat eine immense Länge.

 

Die württembergischen Rieslinge dürften in den kommenden Jahren eine wichtigere Rolle in Deutschland spielen. Und die Rieslinge von Graf Neipperg werden dabei im Vorderfeld mitspielen.  

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2022


2019 Riesling Forster Jesuitengarten                                                                

Weingut Margarethenhof, Forst (Pfalz)      

16 Euro

Die berühmtesten Weinlagen der Pfalz liegen in Forst an der Mittelhardt. Neben dem Ungeheuer, dem Kirchenstück und dem Pechstein gibt es noch den Jesuitengarten. Die Lage wurde nach den früheren Eigentümern, einem Jesuitenkloster, benannt. In dieser Spitzenlage verfügt auch die Neuentdeckung des VINUM, der 17 Hektar große Margarethenhof über Rebflächen. Der Jesuitengarten verfügt über Lehmböden mit Sandsteingeröll und Basaltanteilen.

 

Wir probieren heute den Spitzenriesling des Margarethenhofs: einen Jesuitengarten aus 2017. Der Wein zeigt sich In Goldgelb mit grünen Reflexen. In der Nase entdecken wir zunächst Aromen nach exotischen Früchten und mineralischen Steinnoten. Am Gaumen schmeckt man einen hochwertigen, komplexen Riesling, der durch Vielschichtigkeit und Cremigkeit überzeugt. Exotische Fruchtaromen nach Maracuja, Aprikose und Pfirsich füllen den Mundraum vollständig aus.  Hinzu kommen die mineralischen Basaltnoten, das Markenzeichen der Forster Lagen. Die dunkel gewobene Dichte gepaart mit einer vitalen Frische zeugen von einem absoluten Charakterwein.

 

Der Jesuitengarten des Margarethenhofs braucht sich vor den Spitzenrieslingen der Forster Top-Weingüter nicht zu verstecken. Und die Preise liegen im Vergleich deutlich niedriger. Wenn der Margarethenhof in den nächsten Jahren so weitermacht, wird eher mittelfristig zur Spitze an der Mittelhardt aufschließen können.    

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2020 


2019 Riesling Fass 6

Weingut Peter Lauer, Ayl (Mosel/Saar)

12,80

 

Alljährlich, wenn im launischen Monat April die ersten Sonnenstrahlen die noch blasse Haut wärmen,

beginnen in den 13 deutschen Anbaugebieten die Jahrgangspräsentationen.

Doch in Zeiten der Corona-Pandemie: Fehlanzeige. Was also tun?


Das kleine VDP-Weingut Peter Lauer aus Ayl hat eine Antwort in Form einer häuslichen Frühlingsverkostung des neuen Jahrgangs. Florian Lauer bietet sechs verschiedene 2019er Rieslinge an, im Geschmacksbild trocken bis

feinfruchtig. Ich starte mit meinem Lieblingswein Fass Nr.6 trocken bis feinherb:


Die 46 Jahre alten Reben sind auf Schiefer gewachsen, was man dem Rebensaft auch deutlich anmerkt. Wilde Hefen in der Nase, jugendlich frisch und stürmisch kommt der Wein daher.
Explosionsartig breitet sich der Riesling im Mund aus und ist dabei dennoch schön ausbalanciert.

Vordergründig Mandarine und Limone, dann ein Hauch Litschi und im Abgang Feuerstein pur!
Trotz seiner Jugend ein nahezu perfekter Wein mit immenser Präsenz.


Für einen Augenblick habe ich die Corona-Krise vergessen!


Weinempfehlung von Heinz Fuchs, April 2020


2019 Riesling Naumburger Steinmeister GG                                                        Weingut Hey, Naumburg (Saale-Unstrut)

28 Euro

Können die Weine aus den neuen Ländern - 30 Jahre nach der Wende - mit den Spitzengewächsen der alten Länder mithalten?

 

Zunächst spielen die östlichen Anbaugebiete Saale-Unstrut und Sachsen schon flächenmäßig eine eher untergeordnete Rolle in Deutschland. Im Eliteverband VDP haben die beiden Anbaugebiete einen gemeinsamen Regionalverband gebildet, in dem lediglich fünf Spitzenwinzer aus diesen Regionen Mitglied sind. Der neue Shooting-Star in diesem erlauchten Kreis ist der junge Naumburger Winzer Matthias Hey.

Spitzenwein des nur 6 Hektar großen Betriebs ist der Riesling Naumburger Steinmeister. Der 2019er Steinmeister zeigt bereits kräftiges Goldgelb. In der Nase präsentiert das Große Gewächs individuelle Aromen nach Banane und Feuerstein. Am Gaumen bringt der Verwitterungskalk des Steinmeisters eine würzige, leicht salzige Grundnote hervor. Darauf entwickeln sich Aromen nach Banane, weißen Blüten, Litschi und Holunder. Der Holzausbau verleiht dem Riesling eine elegante Cremigkeit.

 

Das Große Gewächs von Matthias Hey zeigt große Individualität auf hohem Niveau. Der Steinmeister kann damit die breite Phalanx deutscher Spitzen-Rieslinge sicher bereichern. Matthias Hey ist das Aushängeschild für den zarten Aufschwung des Weinbaus im Anbaugebiet Saale-Unstrut. Das Gebiet hat nicht nur im Weinbau, sondern auch in den Bereichen Kultur, Natur und Kulinarik Einiges zu bieten. Für westliche Weinzähne, die an Rhein und Mosel schon alles gesehen haben, bietet sich Naumburg und Saale-Unstrut für einen Kurzurlaub an. Und ein Besuch im Weingut Hey sollte bei dieser Tour in jedem Fall auf dem Programm stehen.

   

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2021                 

 


2019  Riesling „Der Sommer war sehr groß"                                                     

Weingut Franzen, Bremm (Mosel)

12 Euro

Pathetischer Name für einen Riesling?

 

Mitnichten! Das Lagen-Cuvée, aus verschiedenen Toplagen des Weingutes Franzen, vereint alle Vorteile der einzelnen Lagen in dem Wein. Und da jeder Sommer anders ist, fällt auch der 9. Jahrgang dieses Ausnahme-Weines anders aus als alle seine Vorgänger!

 

Fast ist es so, als ob man den Sommer, mit all den Sonnenstrahlen, dem Wind und dem Regen, mit all seinen Gefühlen, in die Flasche gefüllt hätte. Der Genießer schmeckt förmlich den Sommer und freut sich auf den nächsten…

 

Das Weingut Franzen mit der spektakulären Lage „Bremmer Calmont“, der steilsten Weinberglage Europas, betreibt seit Jahrhunderten Weinbau an der Terrassenmosel. Ulrich Franzen, der leider durch einen tragischen Unfall im Weinberg starb, legte Anfang der 80ziger Jahre, den Grundstein für das heutige Weingut. Sein Sohn Kilian und dessen Frau Angelina setzen die Erfolgsstory fort und führten das 10 ha Weingut an die Gebietsspitze.

 

500 Meter Schienen der Monorack-Bahn im Bremmer Calmont, eine 65 Grad Steigung im Weinberg sowie die Erneuerung und der Erhalt der Terrassenmauern zeugen von den ungeheuren Anstrengungen des Ehepaares, um guten Wein zu erzeugen. Jede einzelne Flasche der 90.000 Flaschen Wein, die das Weingut Franzen jährlich erzeugt, ist ein Unikat und der Natur in mühevoller Handarbeit abgerungen.

 

Der 2019er Riesling ist in der Nase verhalten und schüchtern. Doch bereits beim ersten Schluck breitet sich der trockene Wein schmeichlerisch auf der Zunge aus. Die verhaltene Säure ist dabei untypisch für die Mosel, jedoch durchaus gewollt. Primäraromen wie Limonen und Veilchen entzücken den Genießer, im Abgang dann Litschi und reife Melone sowie ein Hauch weißen Pfeffer im Abgang. Der 2019er „der Sommer war sehr groß“ präsentiert sich insgesamt sehr fruchtbetont, weich und rund.

 

Ein „Schüttwein“, der nicht so schnell satt macht und durchaus auf eine zweite Flasche einlädt. Für gerade einmal 12,- Euro ist er zudem ein wahres Schnäppchen!

 

Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Februar 2021 


2019  Riesling Kabinett trocken                                                    

Weingut Carl Ehrhard, Rüdesheim (Rheingau)

9,50 Euro

Größer kann die Bandbreite im berühmten Rüdesheim nicht sein: Auf der einen Seite „urige“ Weinlokale mit Touristen-Massen in der Drosselgasse und fragwürdigen Mainstream-Weinen, auf der anderen Seite der absolute Winzer-Individualist mit naturnahen Weinen: Carl Ehrhard. Der Winzer führt mich zu Beginn meines Besuchs von seiner schön gestalteten Vinothek über eine Wendeltreppe direkt in die Gewölbekeller. Dort kann man die Philosophie des Hauses auch optisch erkennen: Individueller Ausbau in Holzfässern. Carl Ehrhard hat sich zur Aufgabe gemacht, die alten Gewann-Lagen aus der Zeit vor dem Weingesetz 1971 wieder getrennt auszubauen und für den Weinfreund schmeckbar zu machen. Dabei sind selektive Handlese, schonende Verarbeitung mit Korbpresse, Spontanvergärung und Holzfassausbau selbstverständlich. Inzwischen haben auch die Weinführer Vinum und Eichelmann die Brillanz der Ehrhard-Weine erkannt und den Winzer als Aufsteiger des Jahres ausgezeichnet.

 

Wunderbarer Einstieg in die Ehrhard-Weinwelt ist der trockene Riesling Kabinett aus 2019. Der Riesling entstammt von jungen Reben aus den Lagen Bischofsberg, Roseneck und Kirchenpfad. Die Lagen werden getrennt in Edelstahl- und Holzfässern ausgebaut. Die leichte Sponti-Nase wird im Laufe der Zeit von floralen Noten und Aromen nach weißem Pfirsich verdrängt. Dabei wird die Stilistik der Ehrhard-Weine schon klar erkennbar: Es stehen nicht grelle Primäraromen im Vordergrund, sondern eine „Traubigkeit“ mit dichter Struktur. Es entwickeln sich Noten nach Feuerstein, gelbe Noten wie Mirabelle, Pfirsich und Pampelmuse. Kein Lautsprecher, sondern ein Riesling mit grundsolider Fülle. Auch diesem Einstiegswein stehen noch einige Jahre mit positiver Entwicklung bevor. Für Freunde bodenständiger Traditionsweine ist der wertige Kabinett ein Muss.

 

Nach dem Kabinett führt mir Carl Ehrhard an Hand seiner umfangreichen Riesling-Kollektion das vielfältige und vielschichtige Lagen-Portfolio in Rüdesheim vor. Immerhin gab es vor 1971 über 100 Lagen in Rüdesheim. Am Ende der Probe glaube ich jede Scholle in und um Rüdesheim zu kennen. Darüber werde ich aber in folgenden Weinempfehlungen berichten.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2021


2019  Riesling Alt Scheidt                                                           

Weingut Lauer, Ayl (Mosel/Saar)

11 Euro

Es war eines der wenigen positiven Wein-Erlebnisse im Corona-Jahr 2020. Der Saar-Riesling-Sommer fiel zwar aus, die einzelnen Weingüter boten ihren treuen Kunden aber Spezial-Verkostungen unter Beachtung der Hygiene-Standards. So auch Florian Lauer in Ayl, der seinen aktuellen Jahrgang angemeldeten Besuchern bei gutem Wetter überwiegend im Freien anbieten konnte.

 

Zum Einstieg verkosteten wir den feinherben Riesling Alt-Scheidt aus dem Jahrgang 2019. Früher stammte dieser Riesling aus dem Ayler Scheidterberg. Dieser Weinbergs-Name ist leider verschwunden. Trotzdem hat Florian Lauer den Namen für seinen leichtesten Riesling beibehalten.

 

Der goldgelbe Riesling ist ein wahrer Schüttwein. Bei einer Restsüße von 20 Gramm Restzucker ist er nicht zu süß und gut trinkbar. Neben der typischen Schiefer-Mineralik präsentiert der Riesling satte Frucht nach grünem Apfel und Limette. Die Maischestandzeit bringt eine gewisse Cremigkeit. Der Säurenerv sorgt für eine belebende Frische. Ein beschwingter Alltagswein, der bereits zum Frühstück, aber auch zum nachmittäglichen Rhabarberkuchen passt.

Ein wunderbarer Einstieg in die vielfältige Welt der Lauer-Weine. Der nächste Sommer kann kommen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2020