2022  Wino Werde                                                             

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

7,50 Euro

Sommer 2023. David Klenert ruht auf dem Liegestuhl in der „Sky Lounge“, der Dachterrasse seines Neubaus, und blinzelt in die Abendsonne. Es ist geschafft: Der in letzter Zeit etwas gealterte Jungwinzer hat sich in nur acht Jahren seit Betriebsgründung seinen Traum erfüllt. Ein neues Gutsgebäude für sein Weingut am Ortsrand von Münzesheim.

 

Neben David glitzert ein gut gekühltes Glas 2022er Wino Werde im Abendrot. Die animierende Sommer-Cuvée strahlt in hellem Gelb mit grünen Reflexen. In der Nase frische Limetten-Aromen. Im Mund ein leichter, beschwingter Gesamteindruck. Die Aromen-Struktur erweist sich als überraschend komplex: Ananas, saftige Mirabelle, reife Stachelbeere und ein Hauch herbe schwarze Johannisbeere verbinden sich zu einer stimmigen Komposition. Die fruchtbetonten Neuzüchtungen Cabernet Blanc und Johanniter gehen im Wino Werde eine gelungene Liaison mit dem „Altmeister“ Riesling ein. Ein fröhlicher Party-Wein, bei dem es sicher nicht bei einem Glas bleibt. Die namengebende Nähe zum portugiesischen Alvarinho (Vinho Verde) ist Programm: Kühle Atlantik-Brise, sehr straight, präzise und fokussiert. Der leichte Sommerwein wird garantiert zum Renner auf jeder After-Work-Party.

 

Der schönste Anlass, den aktuellen Wino Werde zu genießen, ist die Einweihung des Klenert- Neubaus am 7. – 9.7.2023 in Münzesheim. Dann wird der markante Neubau mit der Holzfassade am Ortseingang von Münzesheim offiziell seine Tore öffnen (Näheres unter: www.klenert-wein.de ). Die Besucher können an drei Tagen nach Herzenslust auch die anderen Weine des Bio-Betriebs probieren und das neue Wahrzeichen des Kraichgau-Weinbaus besichtigen. Der Kraichgau wird mit dem Neubau des Weinguts Klenert zunehmend zur Bio-Ecke des badischen Weinbaus.

 

Zeit zum Träumen dürfte David Klenert an diesem Juli-Wochenende eher nicht haben. Aber er ist ja noch jung.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2023


2021  Auxerrois                                                             

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

8 Euro

„Der beste Jahrgang ist immer der, der noch nicht verkauft ist!“, lautet ein bekannter Winzerspruch. Dieser Spruch kam mir in den Sinn, als David Klenert bei seiner letzten Online-Weinprobe den 2021er als besten Auxerrois in der Geschichte seines Weinguts anpries. Zwar geht der lockige Kraichtäler immer noch als Jungwinzer durch, aber immerhin gibt es im Weingut Klenert seit 2016 Auxerrois und 2021 hat unter den Jahrgängen seit 2016 nicht unbedingt die besten klimatischen Verhältnisse aufzuweisen.

 

Nachdem David Klenert selten um einen guten Spruch verlegen ist, stelle ich sogleich seine Wertung auf den Prüfstand:

 

Der sehr früh, noch im Erntejahr abgefüllte und in den Verkauf gelangte 2021er hat – wie seine Vorgänger – eine eher helle goldgelbe Farbe mit leicht grünlichen Reflexen. In der Nase folgt das erste Ausrufezeichen: Expressive Fruchtaromen nach gelbem Steinobst und Quitte überraschen mit ihrer prallen Intensität. Am Gaumen ein komplexes Aromen-Spiel nach Mirabelle und Birne. Dazu kommt der typische Auxerrois-Sound von gemähter Frühlingswiese mit Flieder- und Hyazinthen-Akzenten. Nach einigen Minuten tauchen noch Fruchtaromen wie Aprikose, Pfirsich und Maracuja auf. Die vorhandene Fruchtsüße wird gekonnt durch die herben Grapefruit-Noten aufgefangen. Ein Rest an Kohlensäure sorgt für Frische. So entsteht ein enorm kippfreudiger Wein, der auch am Neujahrstag Frühlingstemperaturen hervorlockt. Es würde mich angesichts dieses Auxerrois nicht wundern, wenn an Dreikönig der erste Spargel sprießen würde.

 

Nachdem die Euphorie nach dem letzten Schluck langsam abklingt, resümiere ich nüchtern: Der 2021er ist wegen seiner komplexen Fruchtausprägung tatsächlich der beste Klenert-Auxerrois aller Zeiten. Bis zum ersten Spargel werde ich noch einige Flaschen nachordern müssen. Und der 2021er Auxerrois wird im Weingut Klenert bald ausverkauft sein.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2022  


2020  Weiß-& Grauburgunder                                                           

Weingut Martin Schwarz, Meißen (Sachsen)

25 Euro

Innerhalb weniger Jahre hat es der Meißener Winzer Martin Schwarz an die Gebietsspitze in Sachsen geschafft. Der letzte Ritterschlag war die Aufnahme des erst 2013 gegründeten Betriebs in den Eliteverband VDP im Oktober 2022. Hauptrebsorten im Weingut sind Riesling und die weißen Burgundersorten.

 

Die 2020er Cuvée Weiß- & Grauburgunder - im Verhältnis 60:40 - wurde 10 Monate im Barrique ausgebaut, davon 30 Prozent im neuen Holz. Der Burgunder erscheint in mattem Goldgelb im Glas. In der Nase Akazienhonig und Karamellkonfekt. Im Bukett folgt ein harmonisches Zusammenspiel aus Würze und Cremigkeit. Zu den Honignoten kommen in der weiteren Entwicklung Orangen- und weiße Blüten-Noten. Der Holzeinsatz bringt sanfte Vanille-Aromen und ein molliges Mundgefühl, ohne ein Gramm Fett zu viel zu haben. Der dichte Körper wird gekonnt mit Mineralität hinterlegt. So erhält der ausbalancierte Wein einen beachtlichen Trinkfluss.

 

Die Weine von Martin Schwarz sind sicher eine Bereicherung für den VDP, nicht nur in Sachsen. Er ist ein Musterbeispiel wie man mit akribischer Arbeit auch in den östlichen Ländern bundesweite Aufmerksamkeit erregen kann.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2022


2020  Auxerrois Heidelberger
Herrenberg AS                                                           

Weingut Seeger, Leimen (Baden)

14,50 Euro

Ein Nischenprodukt im breiten Sortiment des badischen VDP-Weinguts Seeger ist der Auxerrois. Wenn über den Starwinzer von der kleinen badischen Bergstraße berichtet wird, stehen regelmäßig die Rotweine im Vordergrund. Und bei den großartigen Weißweinen dominieren die GGs vom Grau- oder Weißburgunder, die stets in der bundesweiten Spitzengruppe mitspielen. Zum badischen Spargel gehört aber unbedingt ein Auxerrois.

 

Der kräftig goldgelbe Auxerrois AS aus dem Heidelberger Herrenberg ragt schon in der Nase über seine Artgenossen heraus: Rauchige Aromen nach Marzipan und Flieder sprechen eine deutliche Sprache. Am Gaumen erlebt der Genießer einen stoffigen, mit reichen Extrakten ausgestatteten Burgunder, der vom französischen Holzfass zart geküsst wird. Der bis zur Füllung auf der Vollhefe belassene Auxerrois verbreitet Hefenoten und gelbe Fruchtaromen wie Birne oder weißer Pfirsich. Ein eleganter Auxerrois mit erstaunlichem Grip und burgundischer Harmonie. Unheimliche Dichte und üppige, florale Noten im weiteren Verlauf. Sanfter und langanhaltender Abgang.

 

Ein weiteres Prachtstück des Zeremonienmeisters Thomas Seeger. Die Preise für die 1.-Lage-Weißweine sind beim Weingut Seeger immer noch moderat. Mehr Wein für weniger Geld dürfte schwer zu finden sein.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2021 


2020 Auxerrois Reserve

(Signatur-Linie)                                                                

Weingut Bosch, Kronau (Baden)      

12,80 Euro

Ich war zugegeben ziemlich überrascht, als in den Weinführern 2023 eine neue Reserve-Linie des Kronauer Weinguts Bosch bejubelt wurde. Ich hatte bislang von dieser Linie bei einem meiner Lieblings-Winzer nichts mitbekommen. Beim nächsten Besuch im Kraichgauer Weingut klärte sich das Rätsel auf: Die Weine (ein Auxerrois, ein Grauburgunder und ein Rosé) sind zwar schon abgefüllt, wegen fehlender Etiketten aber noch nicht im Verkauf. Es sind schon seltsame Zeiten: fehlende Flaschen, fehlende Korken/Verschlüsse, fehlende Paletten oder Kartonagen und nun fehlende Etiketten. Vielleicht müssen die Weintrinker demnächst wieder ganze Fässer mit Wein kaufen (falls nicht das Holz knapp wird). 

 

Aber jetzt kann ich die 2020er Kraichgau-Spezialität Auxerrois Reserve zumindest mal probieren. Der matt-gelbe Auxerrois verströmt in der Nase außergewöhnlich dichte Noten nach Blumenwiese und reifer gelber Frucht. Der Wein ist also sofort als Auxerrois erkennbar, hat aber für die Rebsorte eine atypische Intensität. Am Gaumen folgt eine kräftige Würze und Cremigkeit, ohne auf die belebende Frische zu verzichten. Schöne Aromen-Vielfalt nach Flieder, Hyazinthen, aber auch Mirabellen und Quitten. Ein besonderer Auxerrois, der zwar die spielerische Zartheit der Rebsorte aufnimmt, diese aber durch füllige Konzentration und würzige Mineralität ergänzt.

 

Nadine und Andreas Braunecker haben mit der Reserve-Linie ihren Ruf als experimentierfreudige Kraichgau-Winzer einmal mehr untermauert. Der Auxerrois Reserve des Weinguts Bosch schickt sich an, das Potenzial der Rebsorte vom üblichen Spargel-Begleiter zum hochwertigen und eigenständigen Burgunder zu erweitern.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2022 


2020  Scheurebe trocken Esprit                                                     

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

8,50 Euro

Endlich hat das Kraichgauer Weingut Bosch wieder eine trockene Scheurebe im Sortiment. Die im letzten Jahrhundert in der Pfalz gezüchtete Bukett-Rebsorte führt in Baden immer noch ein Schattendasein. Von der Scheurebe des Weinguts Bosch war ich - wie von der 2015er im Barrique ausgebaute trockene Version und der feinherben Variante aus 2019 - immer begeistert. Dies gilt auch für die aktuelle, trockene 2020er Scheurebe von Betriebsleiter Andreas Braunecker.  

 

Die hellgelbe 2020er Scheurebe fließt in hellem goldgelb ins Glas. Die hoch aromatische Nase überwältigt mit deutlichen, schwarzen Johannisbeeren-Noten. Am Gaumen überrascht die „Scheu“ mit druckvoller, herber Frische. Das Besondere in diesem Wein ist die Balance von schwarzen Johannisbeeren (expressiver Frucht) und herben Aromen wie Stachelbeere, Grapefruit, Tee, Kräuter und Minze. So entsteht ein mehrdimensionaler Wein, der anders als viele Bukett-Weine den Trinkfluss nicht hemmt, sondern belebt.

 

Aus meiner Sicht hat die Scheurebe im Kraichgau eine gute Zukunft. Bukett-Weine haben wegen ihrer Aromatik ihren Markt. Die Kunden werden darüber entscheiden, ob die Scheurebe im Kraichgau und beim Weingut Bosch weiterlebt.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2022 


2020  Auxerrois Oberöwisheimer Kirchberg                                                Weingut Niwenburg, Kraichtal-Neuenbürg (Baden)

4,99 Euro (ab Hof)

Der Kraichgau-Winzer Dominik Zorn hat sein Weingut Niwenburg in Kraichtal-Neuenbürg Schritt für Schritt weiterentwickelt. Insbesondere bei den Weißweinen sind qualitative Quantensprünge festzustellen. So ist es kein Wunder, dass das Weingut Niwenburg jüngst in die wichtigsten deutschen Weinführer Eichelmann und Vinum aufgenommen wurde.

 

Paradesorte beim Weingut Niwenburg, wie sollte es im Kraichgau anders sein, ist der Auxerrois. Die weiße Burgundersorte bringt fruchtige Weine mit milder Säure hervor. Der 2020er aus dem Oberöwisheimer Kirchberg wurde zu 10 – 15 % im Holzfass ausgebaut. Der Burgunder fließt in hellem Gelb-Grün ins Glas. In der Nase spürt man leicht kräutrige, florale Noten. Am Gaumen folgen Aromen nach Blumenwiese und gelben Früchten wie Mirabelle und Quitte. Ein angenehm frischer Weißwein mit herber Kühle. Der Auxerrois ist der absolute Favorit für Spargelgerichte. Er lässt sich aber auch an lauen Sommerabenden sehr schön solo trinken.

 

Also auf nach Neuenbürg zu Dominik Zorn. Die schöne Vinothek und die kundenfreundlichen Preise sprechen für einen zeitnahen Besuch.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2021


2019  Sauvignon Blanc Fumé                                                            

Weingut Mosbacher, Forst (Pfalz)

18 Euro

Wein-Einsteiger trinken gerne junge Tutti-Frutti-Sauvignons mit tropischen Primäraromen aus Neuseeland. Erst im Laufe der Jahre entwickeln sie einen Zugang zu gereiften harmonischen Sauvignon Blancs, wie sie vor allem in Frankreich zu finden sind. Diesen Kennern sei ein gereifter Sauvignon Blanc des Forster VDP-Weinguts Mosbacher empfohlen. Hier kommen zum klassischen Ausbau noch die besonderen Forster-Basaltböden hinzu.

 

Das Weingut Mosbacher hat Sauvignon Blanc bereits 1998 als eines der ersten Weingüter in der Pfalz gepflanzt. Der 2019er Sauvignon Blanc wurde in 500 Liter großen Tonneaux-Fässern vergoren und auf der Feinhefe bis zur Abfüllung gelagert. In der Nase hat der Sauvignon wunderbar rauchige Noten. Die Holzreife führt zu dezenten Vanille- und Karamellaromen und verleiht dem Sauvignon Blanc einen zarten Schmelz. Der „Fumé“ besticht mit Aromen nach Stachelbeere, Cassis und Maracuja. Am Gaumen beweist der Wein seine Vielschichtigkeit und offenbart im weiteren Verlauf weiße Blüten und tropische Früchte. Der harmonische Sauvignon hat eine unheimliche Länge.

 

Natürlich ist Mosbacher in erster Linie ein Riesling-Weingut. Aber dieser Sauvignon Blanc sollte bei jedem Besuch probiert werden.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2023


2019 Auxerrois Lahrer Ortswein                                                                

Weingut Wöhrle, Lahr (Baden)      

9,80 Euro

Ist Auxerrois tatsächlich eine Kraichgau-Spezialität? Die weiße Burgunder-Rebsorte soll ursprünglich aus Elsass-Lothringen stammen. Von den weltweit nur 2.800 Hektar Auxerrois-Rebflächen stehen etwa 2.300 in Frankreich. Deutschland brachte es 2019 immerhin auf 284 Hektar. Und unter den deutschen Anbaugebieten liegt Baden mit 86 Hektar knapp vor der Pfalz mit 81 Hektar. Im Kraichgau stehen etwa 30 Hektar Auxerrois-Reben mit steigender Tendenz, so dass man innerhalb Deutschlands den Kraichgau tatsächlich als Auxerrois-Hochburg bezeichnen kann. Gleichwohl bleibt die Spezialität selbst im Kraichgau ein Nischenprodukt.

 

Ein Auxerrois, der seit Jahren mit den besten Kraichgau-Tropfen mithalten kann, kommt vom Lahrer Weingut Wöhrle. Der im Breisgau gelegene Betrieb legt seinen Schwerpunkt auf Burgunder-Rebsorten. Das VDP-Weingut hat nur einen Auxerrois als Lahrer Ortswein auf der Karte. Der 2019er zeigt sich in leuchtendem Goldgelb. Die Nase ist typisch für die Rebsorte von floralen und gelbfruchtigen Noten geprägt. Im Mund ein weicher, leicht cremiger Burgunder. Milde Säure, aber durchaus lebendig und schluckig. Dezente Aromen nach Blumenwiese, Mirabelle und grünem Apfel. Ein schön strukturierter Wein, der seine Einsatzzeit vornehmlich im Frühjahr und Sommer haben dürfte.

 

Fazit: Es gibt auch außerhalb des Kraichgaus sehr guten Auxerrois zu probieren. Für den Bruchsaler Spargel bleiben wir aber beim regional-typischen Kraichgau-Auxerrois. Ansonsten kann man durchaus zum Auxerrois vom Weingut Wöhrle greifen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2020 


2019  Weißburgunder-Chardonnay Esprit                                                     

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

8,50 Euro

Gerade hatte ich den Betriebsleiter des Kraichgauer Weinguts Bosch noch animiert, seine gelungenen Experimente mit weißen Cuvées fortzusetzen, schon habe ich eine Flasche Weißburgunder – Chardonnay aus 2019 auf dem Tisch. Diese beiden Rebsorten lassen einen guten Tropfen erwarten.

Im Jahrgang 2019 waren ausgereifte, aber dennoch frische und säurebetonte Weißweine möglich. Auch die blass-gelbe Cuvée vom Weingut Bosch zeigt in der Nase frische Aromen von gelben Früchten, Bananen und Melonen. Am Gaumen überzeugt die Eleganz des Weißburgunders und die vom Kalkstein geprägte Aromatik des Chardonnays. Die Cuvée vereint cremige Fülle mit lebendiger Harmonie. Der runde Burgunder zeigt neben gelben Früchten, auch exotische Nuancen, verfügt aber auch über die typische nussige Grundnote und etwas kräutrig Reduktives.

 

Die Cuvée eignet sich hervorragend als Speisenbegleiter zu hellem Fleisch, Fisch oder auch zu Pasta-Gerichten. Der Burgunder aus der Esprit-Linie hat ein kundenfreundliches Preis-/Genussverhältnis. Andreas Braunecker sollte weiterhin weiße Cuvées produzieren.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2021  


2019  Scheurebe feinherb Esprit                                                           

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

8,50 Euro

Vor einigen Jahren hatte mich das badische Weingut Bosch mit einer im Holzfass ausgebauten, trockenen Scheurebe aus 2015 begeistert. Im aktuellen Jahrgang 2019 stellt Betriebsleiter Andreas Braunecker eine feinherbe Variante dieser eher seltenen Rebsorte vor. Um es vorweg zu nehmen: Auch die etwas leichtere Scheurebe ist wirklich gelungen.

 

Die gelb-grünliche „Scheu“ zückt bereits in der Nase ihre unverkennbare Visitenkarte: Cassis in feinster Form. Am Gaumen präsentiert sich die Scheurebe als spritziger, leichter Wein mit angenehmer Restsüße. Denn die Restsüße spielt gut mit herben kräutrigen Noten nach Melisse und etwas Stachelbeere. Neben den schwarzen Johannisbeeren zeigen sich im Hintergrund exotische Früchte wie Ananas, Maracuja und Aprikose. So genießt man einen zarten, ausbalancierten Sommerwein mit nur 11,5 % Alkohol, der einen lauen Abend ideal begleiten kann.

 

Es muss also nicht immer die Trendsorte Sauvignon Blanc sein. Wenn eine Scheurebe so gekonnt vinifiziert wird wie beim Weingut Bosch, ist sie zumindest eine gleichwertige Alternative.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2021 


 

Auxerrois ist Highlight bei Online-Weinprobe im Weingut Klenert.

 

Corona-Pandemie, Hamsterkäufe. Und was hamstern die Deutschen: Toilettenpapier. Da lohnt sich ein Blick nach Spanien. Dort kaufen die gleichfalls in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkten Südeuropäer etwas Anderes: Wein. In Spanien ist der Umsatz beim Wein in den letzten Tagen um 60 Prozent gestiegen. Der Spanier richtet sich in der Krise ein und genießt zu Hause. In Deutschland müssen die gebeutelten Winzer dagegen schon besondere Ideen entwickeln, um ihren Betrieb am Laufen zu halten. Bestes Beispiel für modernes Marketing ist hier das Kraichgauer Weingut Klenert mit seinen Online-Weinproben. Näheres zu den Weinproben findet ihr auf der Homepage des Weinguts unter:  https://klenert-wein.de/aktuelles/ .  

 

Ein Highlight der ersten Online-Weinprobe war der Auxerrois aus 2019. Rechtzeitig zum ersten Spargel habe ich mir einen Karton des Spargel-Nationalgetränks gesichert. Keine andere Rebsorte passt so gut zum königlichen Gemüse wie die Kraichgau-Rebsorte Auxerrois. Gleich zum ersten Spargel der Saison öffnete ich den noch jungen Auxerrois des Kraichtaler Jungwinzers. Bei David Klenert ist der neue Jahrgang besonders gut gelungen. Mehr noch als der hochgelobte 2018er besitzt der aktuelle Auxerrois unheimlichen Grip und Frische. Dies liegt an der etwas höheren Säure der eher milden Burgunder-Sorte. Der gelb-grüne Auxerrois betört in der Nase mit floralen Noten und gelben Früchten. Am Gaumen frisch, druckvoll und harmonisch. Es dominieren zartduftige Wiesenblumen, Mirabelle und etwas Quitte. Ein Jungwein, der Spaß macht und für satte Fließgeschwindigkeit sorgt. Auxerrois und Spargel bilden auch in diesem Frühjahr wieder ein unschlagbares Team.

 

Also Weinfreunde: Die Erntehelfer sind da. Der Spargel kommt auf den Tisch. Macht es wie die Spanier. Kauft fleißig heimischen Wein und unterstützt unsere Winzer in schwieriger Zeit. Nutzt den kostenlosen Lieferservice des Weinguts Klenert. Denn bei David Klenerts Auxerrois zum Spargel-Dinner ist die Krise schnell vergessen. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2020


2019 Scheurebe S

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

8 Euro

 

 

Das Weingut Klenert trotzt dem Corona-Virus mit Online-Weinproben.

 

Die Corona-Krise ist nicht nur eine bittere Zeit für Weingüter, sondern auch für Wein-Freaks. Die von Natur aus gesellige Spezies der Weinfreunde muss verkraften, dass Weinmessen abgesagt werden, Weinproben nicht mehr stattfinden, Jahrgangspräsentationen ausfallen und Weinreisen in den Sternen stehen. So ist es mehr als ein Licht in der Finsternis, wenn David Klenert seine Kundschaft mit der großartigen Idee von Online-Weinproben vor größeren Depressionen bewahrt. Bei den Online-Proben könnt ihr Weinpakete beim Weingut bestellen. Zu festgelegten Terminen stellt David Klenert die Weine live auf Youtube vor und alle Zuschauer können zu Hause virengeschützt mitprobieren. Die Premiere am 27.03.2019 war mit zahlreichen Teilnehmern und lebhaftem Live-Chat ein voller Erfolg (zum Nachverfolgen folgender Link: https://youtu.be/hMEc3a-7prY).  Weitere Termine sind der 03.04.2020 (1. Paket) und der 11.04.2020 (2. Paket).
Näheres findet Ihr unter:  https://klenert-wein.de/aktuelles/ .

 

Der neue Geheimtipp im weißen Sortiment von David Klenert, der 2019er Klenert S, war im 1. Online-Paket nicht enthalten. Ich vermute mal, dass die aromatische Spezialität im 2. Online-Paket angeboten wird. Der Klenert S ist eine echte Rarität: eine trockene Scheurebe. Von dieser Rebsorte werden in ganz Baden nur 56 Hektar angebaut (zum Vergleich: badischer Spätburgunder 5.389 Hektar). Die Bukett-Rebsorte wurde 1916 von Georg Scheu in der damaligen Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey gezüchtet. Scheurebe ist eine Kreuzung aus Riesling und der Bukettrebe. Sie wird häufig mit hervorragenden Ergebnissen süß ausgebaut.   

 

Das Weingut Klenert hat seit dem Jahrgang 2019 eine trockene Variante im Angebot. Der goldgelbe Weißwein gibt bereits in der Nase die Rebsorte preis. Weinfreaks erkennen die Scheurebe relativ zuverlässig an Aromen nach schwarzen Johannisbeeren. Am Gaumen vermittelt die Scheurebe zunächst ein frisch-herbes Geschmacksbild mit kräutrig-salzigen Akzenten. Der Jahrgang 2019 hat generell Weißweine mit belebender Säure und ausreichendem Grip zu bieten. Die Scheurebe weist eine bemerkenswerte Aromen-Fülle auf. Neben der dominierenden schwarzen Johannisbeere sind auch Pampelmuse und Grapefruit zu erschmecken. Mit ihren intensiven Aromen ist die Scheurebe eine schöne Alternative zum derzeit gehypten Sauvignon Blanc oder zum Muskateller. Wer mal einen Wein abseits des Mainstreams im Keller haben will, sollte bei dieser Scheurebe schnell zugreifen.

 

Das Weingut Klenert hat wegen der aktuellen Lage einen kostenfreien Lieferservice ab 12 Flaschen eingerichtet. Nehmt also mit dem Weingut Klenert Kontakt auf. Bestellt die Online-Pakete oder am besten gleich noch einen Karton Klenert S. Denn wie sagte David Klenert bei der 1. Online-Probe: „Wir leben nicht von Weinproben, sondern vom Weinverkauf“. Ich habe mir jedenfalls schon einen Karton Scheurebe gesichert. Wer weiß schon, wie lange die Krise noch dauert.   

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2020


2018/19  Grau & Weiß Cuvée Signatur                                                           

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

9,55 Euro

Ein weiteres Experiment von Andreas Braunecker. Der Betriebsleiter des Kraichgauer Weinguts Bosch hat in der aktuellen Kollektion eine doppelte Überraschung im Angebot:

 

Zum einen kombiniert der aufstrebende Winzer Weiß- mit Grauburgunder. Zum anderen verwendet er für die Cuvée zwei Jahrgänge 2018 (Grauburgunder) und 2019 (Weißburgunder). Das gelungene Experiment bringt die Vorzüge beider Rebsorten und beider Jahrgänge zum Strahlen.

 

Die Cuvée fließt in mattem Gold mit leichten Kupferreflexen ins Glas. Die kupferne Farbe kommt vom Grauburgunder, der deutlich dunkelfarbigere Trauben hervorbringt als sein weißer Bruder. In der Nase Noten nach Melone, etwas Rauch und eine warme Holznote.  Am Gaumen vollreife üppige Aromen nach Mirabelle und Äpfeln, die Kraft des 2018er Grauburgunders. Das eingesetzte Holz ist schön integriert. Daneben die frische Eleganz des Jahrgangs 2019 vom Weißburgunders. Sehr kippfreudig mit einer schönen Länge. In der Kombination ein wunderbarer, wertiger Burgunder, der sich ausgezeichnet für die gehobene Küche eignet. Der Herbst kann kommen.

 

Weiße Cuvées werden in Deutschland sträflich vernachlässigt. Gute Cuvées sind äußerst selten. Die gleiche, ebenfalls gelungene Rebsorten-Kombination findet man beim VDP-Weingut Schnaitmann im württembergischen Fellbach. Im Kraichgau hat die weiße Cuvée beim Weingut Heitlinger seit dem Wirken des Wein-Magiers Erhard Heitlinger eine beeindruckende Tradition. Daran sollte das Weingut Bosch anknüpfen. Geeignete Rebsorten und das Fingerspitzengefühl des Winzers sind vorhanden. Wir hoffen auf weitere Experimente.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2020 


2018  Marriage ***

Weingut Knab, Endingen (Kaiserstuhl/Baden)

28,00 Euro

Das Weingut Knab wird seit 1994 von Regina und Thomas Rinker geführt. Seit 2016 werden sie von ihrem Sohn Johannes unterstützt, der seither den Keller verantwortet. Es zählt zu den Top Burgunder-Weingütern am Kaiserstuhl. Gekeltert werden die Weine aus der bekannten Lage Engelsberg, die wiederrum in viele kleine Gewanne, z.B. Whilbach, Steinhalde und Schöneberg unterteilt ist. 35% Prozent der Rebfläche besteht bei Knab aus Weißburgunder, aber auch alle anderen Rebsorten, insbesondere die vorzüglichen und sehr langlebigen Spätburgunder müssen sich nicht verstecken.

 

Der Marriage ist eine Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay und wurde anlässlich der Hochzeit des Sohnes zusammengestellt. In der Nase ziemlich dicht und fest. Der Ausbau im Barrique-Fass und die damit einhergehenden Holznoten sind deutlich zu erkennen und haben den Wein noch gut im Griff. Nussige Aromen begleiten die gelben Fruchtnoten. Auf der Fruchtseite dominiert deutlich der Chardonnay mit Zitrus- und Ananas-Noten. Mit etwas Luft gesellt sich noch Honigmelone ins Potpourri.

 

Der Antrunk zeigt, trotz griffigen, vom Holzausbau herrührenden Gerbstoffen, einen unerwartet schlanken Körper. Gut eingebundene, moderate Säure. Typische Chardonnay Noten von Limette, Ananas und Zitronenabrieb geben dem Wein Frische und runden das wunderbare Mundgefühl ab. Gerade mit etwas Temperatur und Luft entwickelt sich ein guter Trinkfluss. Im fordernden und zupackenden Abgang dominieren die Gerbstoffe, sind jedoch nie aufdringlich.

 

Trotz der inzwischen 5 Jahre auf der Flasche hat der Wein keinerlei Alterungsnoten. Außer Frage Reifepotenzial für die nächsten 10 Jahre. Dann wird der Wein die 90-Punkte-Marke knacken. Glücklich, wer noch 2 oder 3 Flaschen im Keller hat.

 

Ein Wein, gemacht als Essensbegleiter. Kräftiger Parmaschinken mit Melone, Nudeln mit Gorgonzolasoße, Kalbsnierenbraten mit Pilzrahmsoße und Spätzle sind nur ein paar Beispiele.

 

Trinkempfehlung: jetzt mit etwas Luft oder liegen lassen und 2028 die nächste Flasche öffnen.

 

Weinempfehlung von Steffen Herzel, Februar 2024 


2018  Müller-Thurgau Eigenart                                                           

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

12,48 Euro (aktuell reduzierte MwSt)

Außergewöhnlicher Müller-Thurgau vom Weingut Bosch

 

Andreas Braunecker, der Betriebsleiter des aufstrebenden Kraichgauer Weinguts Bosch, ist ein Vollblutwinzer mit Experimentierfreude. Regelmäßig stellt der gemütlich wirkende Badener neben seinem Standard-Programm auch eher ungewöhnliche Weine vor. Diese besonderen Weine vermarktet das Weingut unter der Linie „Bosch Stilart“ mit einem hochwertigen, orangefarbenem Label.

 

Während andere Winzer den Massenträger Müller-Thurgau wegen seines miserablen Images roden, baut Andreas Braunecker seit 2016 einen Müller-Thurgau im Barrique aus. Der aktuelle Müller-Thurgau Eigenart aus dem Jahrgang 2018 treibt einheimischen Weinveteranen Freudentränen in die Augen. Der Eigenart erinnert sie an die Kraichgau-Legende Erhard Heitlinger, der Ende des letzten Jahrtausends einen ähnlichen Barrique-Rivaner im Sortiment hatte. Zu dieser Zeit nuckelte Andreas Braunecker wahrscheinlich noch an einer Sinalco.

 

Der goldgelbe Müller Eigenart mit leicht grünlichen Reflexen zeigt schon in der Nase Power mit Holznoten und Bananenaromen. Ein Hauch Muskat rundet diesen ersten Eindruck ab. Am Gaumen dann ein saftiger, ausgewogener und expressiver Wein, der blind sicher nicht von jedem als Müller-Thurgau identifiziert wird. Satte Vanille, gut eingebundenes Holz, komplexe Fruchtnoten nach gelbem Steinobst und Banane sowie ganz dezente Muskatnoten vereinen sich zu einem vollen Geschmacksbild. Der spontan vergorene Eigenart lässt den überdurchschnittlichen Alkoholgehalt dank einer spürbaren Mineralität mit vegetabilen Akzenten in den Hintergrund treten. Nach etwas Standzeit kommen noch zarter Flieder, weiches Karamell und eine softe Cremigkeit hinzu.  Freunde gehaltvoller Burgunder wie Chardonnay sollten diesen Müller unbedingt probieren.

 

Der Eigenart passt zu vielen Gerichten, ideal aber zu Schweinelende mit schmalen Nudeln. Gönnen sie dem Wonneproppen aus dem Kraichgau noch ein paar Monate Flaschenreife. In der kälteren Jahreszeit wird er sein großes Potenzial voll ausspielen. Kaufen sollten sie den hochwertigen Spitzenwein aber bereits jetzt. Denn das Weingut Bosch gibt die reduzierte Mehrwertsteuer an seine Kunden weiter.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2020


2018  Cuvée Signatur Sweety                                                          

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

9,55 Euro 

  

„Wo ist denn im neuen Jahrgang die Scheurebe?“, fragte ich Betriebsleiter Andreas Braunecker bei der Vorstellung des Jahrgangs 2016. Denn im Vorjahr hatte mich eine trockene Scheurebe des Weinguts Bosch vollauf begeistert. „Die trockene Scheurebe gibt es dieses Jahr nicht“, erwiderte der Kraichgauer Vollblutwinzer. „Wir brauchen auch die Trauben für die weiße Cuvée“. Im Jahrgang 2018 gibt es nun eine süß ausgebaute Cuvée aus Scheurebe und Riesling. Auch mit dieser Variante des experimentierfreudigen Kraichgau-Urgesteins kann ich mich sehr gut anfreunden.

Die goldgelbe Cuvée verströmt volle Aromen nach schwarzen Johannisbeeren und Quitten. Im Mund dann ein süßer Strom vom reifen Apfel, von saftigen Birnen, Melonen und Pfirsichen. Der Riesling verleiht dem in 0,5 Literflaschen abgefüllten Sweety Spannung und Druck. Im Gesamteindruck ein cremiger Lustbolzen mit heiterem Gemüt und langem Nachhall. Ein Wein für Liebhaber von Süßweinen, der solo, aber auch zu asiatischen Speisen oder Desserts eingesetzt werden kann.

Der Sweety ist ein weiteres Beispiel für die Vielseitigkeit der Rebsorte Scheurebe. Sie kann - trocken wie restsüß - vielschichtige und abwechslungsreiche Weine hervorbringen. Und Andreas Braunecker hat wieder sein gutes Händchen für neue Kreationen unter Beweis gestellt. Mal sehen, wo die Scheurebe in den Folgejahren landet.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2020 


2018 Terre Vineate
Palazzone, Orvieto (Umbrien/Italien)

9,50 Euro (zuzügl.Versand) 

 

Ist es wirklich erst sechs Monate her, dass ich zur „blauen Stunde“ am Pool der Villa Palazzone in der Nähe von Orvieto lag und mich mit leicht knurrendem Magen auf das Dinner in der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Pilgerstätte freute. Und natürlich auf die großartigen Weine, die Giovanni Lubini, einer der besten Winzer Umbriens vom angeschlossenen Weingut, zum Menu kredenzte. Ein halbes Jahr später ist ganz Italien wegen des Corona-Virus unter Quarantäne und der Tourismus des Landes liegt am Boden. Doch bleiben wir beim Wein.

 

Palazzone produziert auf 25 Hektar Rebfläche zu 90 Prozent Weißweine. Ein Aushängeschild ist der als Orvieto Classico Superiore klassifizierte DOC-Weißwein Terre Vineate. Im Jahrgang 2018 zeigt die aus den Rebsorten Procanico, Grechetto, Verdello, Drupeggio und Malvasia komponierte Cuvèe typische Attribute der Weißweine Umbriens. Strohgelb fließt der Terre Vineate ins Glas. In der Nase entwickeln sich zurückhaltende gelbe Früchte. Der dichte Wein verfügt über Volumen und Körper. Am Gaumen entfaltet der Wein Aromen nach weißen Blüten, Mirabellen und etwas Marzipan. Ein Extrakt reicher Wein und herrlicher Speisebegleiter zu hellem Fleisch und Fisch.

 

Mit jedem Schluck werden die schönen Erinnerungen an das ruhig gelegene Kleinod Palazzone, die freundlichen Menschen und die tollen Weine Umbriens präsenter. Und die Sehnsucht nach Italien wächst. Mögen die düsteren Tage für Italien schnell vorübergehen. Schließlich will ich in sechs Monaten in die Toskana. Andra tutto bene (Alles wird gut)! 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2020


2018  Auxerrois Oberöwisheimer Kirchberg Holzfass                                                   

Weingut Niwenburg, Kraichtal-Neuenbürg (Baden)

11 Euro

Das Comeback des Auxerrois in Neuenbürg!

 

Eher halbherzig vermarktet die badische Weinregion Kraichgau ihr größtes Pfund: den Auxerrois, eine seltene weiße Burgunder-Rebsorte. Dabei ist in der benachbarten Spargel-Metropole Bruchsal der Auxerrois als idealer Begleiter des königlichen Gemüses nicht wegzudenken.

 

Das malerische Kraichgau-Dörfchen Neuenbürg mit nur 500 Einwohnern, ein Teilort der vor 50 Jahren gegründeten Stadt Kraichtal, verlor mit der Schließung des innovativen Weinguts (Benny) Zorn und der Besenwirtschaft Guggugsnescht einen Urquell immer neuer Auxerrois-Variationen. Doch inzwischen hat Dominik Zorn, der Inhaber des benachbarten Weinguts Niwenburg, die Auxerrois-Tradition auf überregionalem Niveau wieder aufleben lassen. Die Voraussetzungen dafür sind hervorragend: Dominik Zorn besitzt alte Rebanlagen im Oberöwisheimer Kirchberg, die bereits 1963 mit Auxerrois bepflanzt wurden.

 

Das Weingut Niwenburg wurde in die aktuellen Ausgaben der Weinführer Eichelmann und Vinum aufgenommen. An der Spitze des weißen Sortiments steht der Auxerrois 2019 aus dem Holzfass. Ich hatte das Glück, noch einige der letzten Flaschen des Vorgängerjahrgangs 2018 zu ergattern:

 

Der Auxerrois zeigt eine goldgelbe Farbe mit leicht grünlichen Reflexen. Der Ausbau in kleinen Holzfässern wird in der Nase durch zarte Vanille- und Honig-Noten schmeckbar. Hinzu flirren kräutrige und florale Noten durch die Luft.

 

Am Gaumen zeigt der Auxerrois eine phantastische Ausgewogenheit und zarten Schmelz. Der warme Jahrgang 2018 sorgt für Dichte und Volumen. Ganz dezent treten Noten nach Flieder, Mirabelle, Melone, Akazien-Honig und Mandeln hinzu. Dominierend sind aber eine wohlige Harmonie, die milde Säure und eine sanfte Geschmeidigkeit. Die Holzfass-Reife lässt die Sortentypizität etwas in den Hintergrund treten. Der Auxerrois erinnert fast an einen Arneis, die edle Weißweinsorte aus dem Piemont.

 

Der Auxerrois aus dem Holzfass kann es bei den Spargel-Gerichten durchaus mit einer herzhaften Fleischbegleitung mit Sauce Bernaise aufnehmen. Wer nicht auf die nächste Spargel-Saison warten will, sollte den Top-Wein von Dominik Zorn zu einem Polenta-Auflauf mit Blattspinat, Baby-Tomaten und überbackenem Käse probieren.

 

Falls sie den 2018er Auxerrois beim Weingut Niwenburg nicht mehr bekommen sollten, können sie problemlos den Folgejahrgang 2019 ordern. Die noch geringere Reife wird durch Frische und ein breites Aromen-Spektrum zumindest aufgewogen. Fazit für Weinfreunde: Neuenbürg is back!    

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2021


2018 Auxerrois Esprit Obergrombacher Michaelsberg
Weingut Bosch, Kronau (Baden)
7,90 Euro

 

Die Kraichgauer Winzer und Spargelbetriebe brauchen Unterstützung.

 

Die Spannung hielt den Kraichgau bis kurz vor Ostern in Atem: Kommen die osteuropäischen Erntehelfer trotz Corona-Virus zur Spargelernte? Jetzt sind die Unentbehrlichen eingetroffen und dem perfekten Spargel-Genuss steht nichts mehr im Wege. Vorausgesetzt sie haben sich bereits mit dem 2018er Auxerrois des Weinguts Bosch eingedeckt. Denn Spargel ohne Auxerrois ist wie Ostern ohne Eier.

 

Der Auxerrois vom Obergrombacher Michaelsberg plätschert zartgelb mit grünen Reflexen ins Glas. In die Nase strömen gelbe Früchte und etwas Wiesenkräuter.  Am Gaumen baut der Auxerrois viel Spannung auf. Dadurch entwickelt sich ein frischer und eleganter Burgunder. Aromen nach Pfirsich, Mirabelle und dezent Flieder wechseln sich ab. Das lebendige Süße-/Säurespiel sorgt für enorme Kippfreudigkeit. Jetzt muss der Spargel auf den Tisch. Denn kein anderer Wein passt so gut zu Spargel wie die Kraichgau-Spezialität Auxerrois.

 

So, alle Kraichgauer Weinfreunde: Hamstert kein Toilettenpapier mehr, sondern Auxerrois. Ordert frischen Spargel dazu und schon geht das Fest zu Hause los. Wer denkt da noch an Corona. Übrigens: Wer schnell auf den Online-Shop des Weinguts Bosch geht, bekommt den Spargelwein sogar zum Sonderpreis und vielleicht sogar kostenfrei geliefert (Näheres unter www.weingut-bosch-kronau.de). Wer in den nächsten Jahren noch hochwertigen Kraichgauer Wein trinken will, muss jetzt die regionalen Winzer unterstützen. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2020


2018  Grüner Veltliner                                                       

Weingut Bender, Eschbach (Pfalz)

5,80 Euro

 


 

Die Planung von Weinreisen ist mühsam. Vor allem, wenn diese ins Ausland gehen, wie der nächste Ausflug des Weinvereins in die Wachau. Ein guter Tropfen kann da die Planung schon etwas erleichtern: in diesem Fall natürlich ein Grüner Veltliner. Aber kein Veltliner von Hirtzberger, Knoll oder F. X. Pichler, sondern von Bender.

 

Suchen sie jetzt nicht in ihrem Wachau-Weinführer nach dem Weingut. Das Weingut Bender liegt nämlich nicht in der Wachau, sondern im südpfälzischen Eschbach. Die in Österreich auf einer Fläche von über 14.000 Hektar angebaute „Nationalrebsorte“ findet sich in Deutschland nur selten. Lediglich 24 Hektar sind in Deutschland mit Grünem Veltliner bestockt, darunter einige Rebzeilen im südpfälzischen Eselsdorf Eschbach unterhalb der Madenburg.

 

Der Grüne Veltliner aus dem Traumjahrgang 2018 präsentiert sich in hellem Goldgelb. In die Nase strömt frische Blüten-Aromatik. Am Gaumen folgen eine unheimliche Frische und Spritzigkeit. Weiße Blüten, lebendige Noten nach Pfirsich und Aprikosen. Neben der Frucht prägt den Veltliner eine schöne Würze und das beim Veltliner obligatorische weiße „Pfefferl“. Ein spritziger und dennoch gehaltvoller Wein für die wärmere Jahreszeit.

 

Das 20 Hektar große Weingut Bender besitzt Lagen in Eschbach, Leinsweiler und Göcklingen. Die süffigen Weine haben ein äußerst kundenfreundliches Preis-/Genussverhältnis. Trotz der positiven Erfahrung mit dem Pfälzer Veltliner freue ich mich auf die Wachau. Dort werden wir zwar sicher noch bessere, in jedem Fall teurere Grüne Veltliner verkosten. Zur Einstimmung macht aber unser Pfälzer Exot vom Weingut Bender eine sehr gute Figur. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2019


2016  Sauvignon Blanc R Leimener Herrenberg                                           Weingut Seeger, Leimen (Baden)            

29,90 Euro

 

 

 

 

 

 

„Den Sauvignon Blanc habe ich nur für meine Frau gepflanzt. Er ist ihr Lieblingswein“, erzählte Thomas Seeger bei einer seiner legendären Kellerproben im Leimener Traditionsweingut. Zum Glück scheint Sanni Seeger dem Wein nur moderat zuzusprechen, so dass noch einige Flaschen für die gierige Kundschaft übrigbleiben. Und das nicht nur vom „normalen“ Sauvignon Blanc S, sondern auch von der hedonistischen Luxusvariante Sauvignon Blanc R.

 

Der 2016er Sauvignon Blanc funkelt in mittlerem Goldgelb im Glas. In der Nase offenbart sich der Klassewein variantenreich mit etwas Brennnessel, Stachelbeere und einem Touch gelbe Frucht. Der Top-Wein wurde im Barrique ausgebaut. Dies gibt ihm eine cremige Struktur mit Karamell-Noten, ohne die für Sauvignon Blanc wichtige Frische zu verlieren. Am Gaumen Aprikose, Pfirsich, Mango und etwas Rauch. Stilistisch ist der Sauvignon Blanc aber keine Fruchtbombe, sondern eher cool climate und hat dichte Struktur. Die feine Mineralik sorgt für einen Niagarafall-ähnlichen Trinkfluss.

 

Der Sauvignon Blanc ist bei den Weißweinen eine echte Konkurrenz für die Großen Gewächse von Thomas Seeger, wie den Grauburgunder und den Weißburgunder. Der 2016er Sauvignon Blancs R gehört zweifellos zu den besten Vertretern dieser Rebsorte in Deutschland. Wenn man so einen Wein für die Ehefrau kreiert, muss es wohl die große Liebe sein.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2019  


2016 Scheurebe & Chenin Blanc

Weingut Bercher, Burkheim (Baden)

16 Euro

Exot vom Original: Wenn man das unverwechselbare Original Martin Bercher in seinem Burkheimer Traditionsweingut am Kaiserstuhl besucht, bekommt man fast immer einen weißen oder roten Burgunder angeboten. Aber der VDP-Winzer hat auch Exotisches im Sortiment: Eine weiße Cuvée aus Scheurebe und Chenin Blanc. Die 1916 von Georg Scheu gezüchtete Scheurebe bringt meist bukettreiche Weine mit Aromen nach schwarzer Johannisbeere und Grapefruit hervor. In Baden gibt es davon nur etwa 50 Hektar. Noch seltener ist in Deutschland der aus Frankreich stammende Chenin Blanc, der aber in Südafrika, Kalifornien, Chile oder Argentinien stark verbreitet ist. In Frankreich findet der Chenin Blanc wegen seiner Säure auch in Schaumweinen Verwendung.

 

Das Weingut Bercher kreiert aus den beiden Rebsorten eine wunderbare Cuvée für den anspruchsvollen Sommergenießer. In der Nase entdeckt der Genießer zunächst komplexe exotische Aromen. Dann öffnet sich die Cuvée am Gaumen mit einem vielschichtigen Spektrum aus Orangenabrieb, reifen Mandarinen, saftiger Grapefruit und Brennessel. Und aus der Ferne taucht auch die schwarze Johannisbeere auf. Dabei vibriert alles zu einem knackigen, druckvollen und unheimlich flott fließenden Edeltropfen. Trinkfreude pur.

 

Nach wenigen Minuten ist klar, wohin man die Kaiserstühler Edel-Cuvée am liebsten entführen will: Auf eine Yacht am Mittelmeer gut gekühlt serviert zu frischen Austern kurz vor Sonnenuntergang. Hoffentlich wird es bald wieder Sommer.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2018 


2016  Auxerrois                                                           

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

 7,50 Euro

Der Münzesheimer Jungwinzer David Klenert konnte mit dem Jahrgang 2016 Auxerrois-Reben des Neuenbürger Weinguts Zorn übernehmen. Beni Zorn hatte sich in den letzten Jahren zum Spezialisten für diese Rebsorte im Kraichgau entwickelt. So bedauerten viele Auxerrois-Fans, dass das Weingut Zorn seinen Betrieb im letzten Jahr eingestellt hat. Spannend war nun die Frage, ob der Newcomer David Klenert mit seinem ersten Auxerrois nahtlos in die Zorn´schen Fußstapfen treten kann. Denn der Kraichgau mit der Spargel-Hochburg Bruchsal braucht besonders im Frühjahr so dringend guten Auxerrois wie ein rostiger Chevrolet die Tankstelle.

 

Und David Klenert liefert aus dem Stand mustergültige Rebsorten-Typizität in bester Zorn´scher Tradition. Der blassgelbe Auxerrios zeigt bereits in der Nase diese leichte, tänzerische Frische mit Veilchen- und Aprikosen-Noten, die Anhänger dieser Rebsorte so lieben. Im Mund ein weiterer Spaß-Wein in typischer Klenert-Stilistik, der Optimismus und Lebensfreude versprüht. Florale Aromen nach blühenden Wiesenblumen und Frucht-Noten wie reife Mirabelle, saftige Aprikose und edle Mango bilden einen fröhlichen Spannungsbogen. Die milde Säure und die spürbare Restsüße verbinden sich zu einem harmonischen Schmeichler, der treue Anhänger finden wird. Münzesheim wird dank David Klenert die neue Pilgerstätte für Auxerrois-Fans. 

David Klenert hat es gleich mit seinem ersten Jahrgang 2015 in den renommierten Weinführer Eichelmann geschafft. Auch in der regionalen Gastronomie sind Klenert-Weine bereits gut vertreten. Deshalb ist es erfreulich, dass der badische Nachwuchswinzer mit dem Jahrgang 2016 seine Rebflächen deutlich vergrößern und sein Sortiment erweitern konnte. Mit dem neuen Auxerrois ist David Klenert auf dem richtigen Weg. Und der Kraichgau atmet auf: Der Spargel kann kommen. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2017 


2016  Müller-Thurgau Esprit                                                         

 Weingut Bosch, Kronau (Baden)

 7,40 Euro

 

Das Winzerdasein ist ein beinhartes Geschäft. Wirtschaftlicher Erfolg hängt nicht allein von der Weinqualität, sondern stark auch von externen Einflüssen ab. Nach dem Hagel im Jahrgang 2013 hat es das Weingut Bosch im Frühjahr 2017 mit erheblichen Frostschäden erwischt. Im Moment kann das Winzerehepaar Nadine und Andreas Braunecker vor allem das erst wenige Wochen alte Töchterchen aufmuntern. Die kleine Lina jedenfalls plagen noch keine Sorgen. Das Baby schläft bei der Frühjahrspräsentation des Weinguts Bosch seelenruhig und tiefenentspannt.

 

Der strahlende Sonnenschein und die hohen Temperaturen lassen die Besucher der Präsentation nach einem leichten Sommerwein Ausschau halten. Die Wein-Fans werden bei den 2016er Weißweinen des Weinguts Bosch schnell fündig: Der aktuelle Müller-Thurgau aus der Esprit-Linie ist der ideale Begleiter für einen warmen Sommerabend. 

 Der gelb-grünliche Müller-Thurgau präsentiert sich in der Nase mit einem interessanten Muskat-/Fruchtspiel. Am Gaumen werden die frischen Muskat-Aromen von feinen gelben Fruchtnoten eingerahmt. Aprikosen- und Mirabellen-Noten kommen zum Vorschein. Die angenehme Restsüße wirkt trinkanimierend und vermittelt spielerische Leichtigkeit. Ein Wein wie eine laue Sommerbrise.

 

Laden sie ein paar Freunde ein. Setzen sie sich auf ihre Terrasse und lassen den Tag mit einigen Fläschchen Müller-Thurgau des Weinguts Bosch ausklingen. So können sie ihren Freunden, aber auch Nadine und Andreas Braunecker eine Freude machen. Denn der Kraichgau braucht auch in Zukunft junge und innovative Betriebe wie das Weingut Bosch. Frost und Hagel brauchen wir in nächster Zeit dagegen nicht mehr.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2017


2015 Höhlgraben Alte Reben

Grüner Veltliner Kremstal Reserve

Weingut Malat, Kremstal, Österreich 

21 Euro

 

 

Das Gründungsmitglied der Österreichischen Traditionsweingüter, Weingut Malat, betreibt Weinbau seit 1722.

Auf 50 Hektar Anbaufläche, am südlichen Donauufer im Kremstal unterhalb des Stiftes Göttweig gelegen, werden eine Phalanx

erstklassig ausgebauter Rebsorten bepflanzt. Ob Edelstahl, großes Holzfass oder kleine Barriquefässer, im Familienweingut Malat gibt es keine Tabus.

Alle Lagenweine werden spontan vergoren. Handlese, schonendeTraubenpressung sowie penibelste Kellerarbeit sorgen für höchstmögliche Qualität im Glas.

Sicherlich ein Aushängeschild für das Weingut ist der 2015er Grüne Veltliner Reserve, Ried Höhlgraben Alte Reben.

" Eigentlich ein großes Gewächs" verriet mir ein Insider, doch für die bedeutendste und wichtigste Rebsorte des Weingutes, den "Grünen Veltliner", benötigt man auch hochwertige Weine, die früher in den Handel kommen können. Im Glas leicht gelbliche Reflexe, die an die Morgensonne des Kremstales erinnern. Die hierbei entstehenden sogenannten "Kirchenfenster" am dünnwandigen Glas verzücken den Betrachter. In der Nase der Duft einer Sommerwiese nach einem Gewitter, weiße Blumen und ein Hauch Bananenschale. Lässt man den komplexen Wein über die Zunge rinnen, kommt es sogleich zu einer Geschmacksexplosion. Reife Mirabellen, Marillen, Birnen, Quitten sowie reife Bananen verzaubern den Genießer. Beachtenswert ist hierbei die Vielschichtigkeit des Grünen Veltliners, facettenreich und tiefgründig. Der perfekte Holzeinsatz macht den Wein cremig und geschmeidig, nichts ist zu spüren von den sonst unangenehmen grünen Pfeffernoten. Hierbei wirkt der Wein nicht fett, sondern puristisch elegant, ja fast schwerelos.Im Gaumen schließlich der endlose Nachhall, der diesen Wein zu einem Kunstwerk österreichischen Weinbaus macht...

"Chapeau".

 

Weinempfehlung von Heinz Fuchs, September 2017 


2015  Scheurebe Signatur                                                           

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

14,50 Euro

 

Andreas Braunecker versteht sich als Allrounder. Der aufstrebende Betriebsleiter des Weinguts Bosch aus dem Kraichgau hat mehr zu bieten als die typisch badischen Burgundersorten. Der Vollblutwinzer hat auch ein Herz für Exoten. Erstmals im Jahrgang 2015 präsentiert der Geisenheim-Absolvent eine im kleinen Holzfass ausgebaute Scheurebe. Von dieser 1922 in Alzey gezüchteten Rebsorte werden in Baden lediglich 50 Hektar angebaut. Nur 300 Flaschen - also das Volumen eines  Barrique-Fasses - hat Andreas Braunecker von dieser Spezialität abgefüllt. In Deutschland kommt die Bukett-Rebsorte vor allem in Rheinhessen und der Pfalz in der edelsüßen Variante vor. Die Bosch-Scheurebe brilliert dagegen mit einem trockenen Geschmacksbild.

Schon in der Nase erkennt der Weinexperte die Scheurebe an ihrem intensiven Duft nach schwarzen Johannisbeeren. Spätestens im Mund wird klar, dass diese Scheurebe deutlich komplexer ist als die meisten Vertreter dieser Rebsorte. Die Johannisbeere ist eng vernetzt mit einem bunten Strauß exotischer Fruchtaromen. Ananas, Maracuja, Pfirsich und Aprikose tanzen um die Wette. Eine kühle und herbe Struktur vereint sich mit komplexem Aromen-Spiel.  Der strukturbildende Holzeinsatz sorgt für satten Trinkfluss. Von dieser Scheurebe kann man mehr als ein Glas trinken.

Gratulation an Andreas Braunecker für das gelungene Experiment. Die Komposition aus Kalkstein-Mineralität, Holz und Fruchtaromen ist perfekt ausbalanciert. Man spürt förmlich die Begeisterung am Weinmachen. Die Signatur-Linie des Weinguts Bosch entwickelt sich zusehends als Markenzeichen individuell ausgebauter Ausnahmeweine. Greifen Sie zu. 300 Flaschen sind schnell verkauft.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2016


2015 Sauvignon Blanc S Leimener Herrenberg

Weingut Seeger, (Leimen Baden)

12,50

Wenn sie schon einmal bei der exklusiven Kellerprobe im Weingut Seeger zur Verkostung des neuen Rotwein-Jahrgangs eingeladen waren, kennen sie das Ritual. Zur Begrüßung reicht der Leimener Starwinzer zur Einstimmung entweder einen Sekt oder einen Sauvignon Blanc. Den Sauvignon Blanc hat er nach eigenem Bekunden nur wegen seiner Frau Sanni gepflanzt. Der frische Weißwein ist ihre Lieblings-Rebsorte.

 

Sanni sei Dank. Sonst hätten wir die wunderbaren Sauvignon Blancs S und R aus dem Leimener Herrenberg nie verkosten können. Schon der „einfache“ Sauvignon Blanc S aus 2015 hat eine herrliche Aprikosen-Nase, hinter der etwas verschämt Mango und Ananas hervorschauen. Am Gaumen hält dann der Sauvignon die für diese Rebsorte so wichtige Balance. Nicht grasige Aromen oder – wie in Neuseeland – überbordendes Frucht-Potpourri sind stilprägend, sondern elegante und herbe Frische. Gezügelte Frucht-Exotik nach Aprikose, Maracuja, Mango und Ananas wird eingefasst durch leicht kräutrige Stachelbeer-Noten. Die Frucht wird auch durch die feine Mineralik und die spürbare Säure erfrischend im Zaum gehalten. In dieser Variante ist Sauvignon Blanc eine echte Bereicherung für das Rebsorten-Spektrum in Deutschland.

 

Beim Wein-Trinken kann man fürs Leben lernen: Hört auf eure Frauen. Wir nehmen einen letzten Schluck auf Sanni und Thomas Seeger. Wir trauen es uns bei aller Euphorie über den Sauvignon Blanc kaum zu sagen, aber die folgenden Rotweine der Barrique-Kollektion waren noch besser. Das hatten die Männer erwartet.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2018 


2015 Scheurebe Spätlese (süß)

Weingut Kruger-Rumpf, Münster-Sarmsheim (Nahe)

10 Euro

 


Riesling, Riesling, Riesling. Blickt man in die einschlägigen Weinführer, so findet man beim VDP-Weingut Kruger-Rumpf regelmäßig nur Rieslinge. Dabei hat der Betrieb von der Nahe auch sehr gute weiße und rote Burgunder im Sortiment. Und wenn man eine ausgedehnte Weinprobe auf der herrlichen Restaurant-Terrasse

bei Kruger-Rumpf genießt, bekommen die Teilnehmer auch eine weitere Spezialität des Hauses zu probieren: Eine süße Scheurebe.

 

Die 2015er Scheurebe Spätlese hat nach drei Jahren eine schöne Reife erreicht. Mittleres Goldgelb und in der Nase ein süßer Fruchtkorb empfangen den Verkoster: Maracuja, Aprikosen und Orange verlangen nach mehr. Am Gaumen entfaltet sich dann ein reiches Aromenspiel aus der für Scheurebe typischen

schwarzen Johannisbeere, leicht herbem Orangenschalenabrieb und saftiger Maracuja. Die enorme Fruchtsüße, die herben Noten und die durchaus präsente Säure verbinden sich zu einem frischen Dessertwein. Der Wein macht nicht satt, sodass er für einen Süßwein eine erstaunliche Kippfreudigkeit aufweist.

 

Diese Scheurebe muss das Weingut Kruger-Rumpf nicht verstecken. Und auch die Nahe insgesamt sollte ihre frühere Rebsorten-Vielfalt wieder stärker ausspielen. Es muss nicht immer Riesling sein.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2018 


2015 Charta-Cuvée                                          

Weingut Zorn, Kraichtal-Neuenbürg (Baden) 

7,50 Euro

Ein ruhiger Spätherbst-Abend 2015. Nach dem Abendessen schaue ich routinemäßig meine Post durch. Natürlich sind auch Briefe von Weingütern dabei, die vor Weihnachten aktuelle Preislisten versenden. Das Weingut Zorn berichtet von einem sehr guten Jahrgang 2015. Doch dann trifft mich fast der Schlag: „Dies ist der letzte Jahrgang des Weinguts Zorn.“ Aus heiterem Himmel geben Beni und Joe Zorn ihr Weingut in Kraichtal-Neuenbürg auf. Die Besenwirtschaft Guggugsnescht wird von ihrem Vater Fritz Zorn weiter geführt. 

Der Verein für Weinkultur Kraichtal hatte die positive Entwicklung „seines“ Heimat-Weinguts in den vergangenen Jahren mit großer Sympathie begleitet. Gerade mit den letzten Jahrgängen hatte sich Beni Zorn als Auxerrois-Spezialist im Kraichgau fest etabliert. Und er war stolz, in der neu gegründeten Weiße-Burgunder-Charta mit Top-Winzern der Region wie Thomas Seeger und Ulrich Klumpp den nordbadischen Wein überregional bekannter machen zu können. Doch trotz dieser Erfolge scheuten die beiden Junggesellen die hohen und langfristigen Investitionen, die für eine notwendige Betriebserweiterung und eine bauliche Neuausrichtung erforderlich gewesen wären. Die Entscheidung ist für die treuen Kunden zwar schade, aber zu respektieren. Sie verdeutlicht, dass sich Weinbau in Deutschland auf einem wirtschaftlich schwierigen Terrain bewegt. Weiter binden große Investitionen die Lebensplanung junger Menschen auf Jahrzehnte. Die jungen Zorn-Brüder haben viele Interessen auch außerhalb des Weinbaus. Sie zieht es für die nächste Zeit ins Ausland.

Etwas melancholisch öffne ich die letzte weiße Charta-Cuvée des Weinguts Zorn. Die Stimmung bessert sich aber sofort als ich an dem goldgelben 2015er schnuppere. Da ist er wieder: Der Kraichgau-Frühling. Die aus Auxerrois, Grauburgunder und Blanc de Noir zusammengesetzte Cuvée verbreitet duftige Frische. Aromen nach gelbem Steinobst, Mandarine, Melone, Blumenwiese und Quitte verbreiten fröhlichen Trink-Spaß. Die spürbare Rest-Süße sorgt für einen unkomplizierten Genuss. Zum Abschied liefert Beni Zorn nochmal eine Meisterleistung. Zorn-Freunde sollten sich die letzten Flaschen dieses großen Jahrgangs 2015 sichern. Die Weine werden schon in wenigen Monaten eine seltene Rarität sein.   

Der Verein für Weinkultur wird Beni und Joe Zorn als äußerst sympathische und sensible Menschen vermissen. Ihre praktischen Erfahrungen aus Winzer-Sicht eröffneten den Vereinsmitgliedern - meist nur Sessel-gestählte „Bürohengste“ - ganz andere Perspektiven. Wir wünschen den beiden Jungs für ihre neue Lebensphase alles Gute.

Die Weinberge der Zorns werden übrigens von David Klenert und Dominik Zorn weiter bewirtschaftet. David Klenert hat gerade seinen ersten Auxerrois aus dem Jahrgang 2016 abgefüllt. Und so lebt die Auxerrois-Tradition im Kraichgau in neuer Form weiter.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2017


2015  Cuvée Weiß                                                           

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

6,50 Euro

Weiße Cuvées sind der Megatrend in der Kraichgauer Weinszene. Nachdem sich bereits die 2015 gegründete Winzervereinigung „Weiße-Burgunder-Charta“ weiße Cuvées auf ihre Fahnen geschrieben hat, präsentiert nun auch Newcomer David Klenert seine Interpretation dieser Weißweinkomposition.

Die hellgelbe 2015er Cuvée des Weinguts Klenert zeigt in der Nase animierende Muskatnoten, die vom Rivaner herrühren. Im Mund zeigt sich ein intensives Aromenspiel der weiter enthaltenen weißen Burgundersorten und des Rieslings. Florale Noten, Flieder, gelbes Steinobst und wieder Muskat ergeben einen lebendig wirkenden Tropfen. Die merkliche Restsüße gibt dem Wein den Charakter eines modernen Sommerweins. „Easy Drinking“ für überschäumende Partylaune.      

Weiße Cuvées werden in Deutschland eher selten produziert und sind sicher eine interessante Nische. Vorbild können die exzellenten weißen Cuvées aus Südtirol sein. David Klenert beherrscht  das Spiel mit den verschiedenen Rebsorten bereits erstaunlich gut. Er sollte das Experimentieren fortsetzen.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2016


2014  Müller-Thurgau  Escherndorf                                                        

Weingut Horst Sauer, Escherndorf (Franken)

7 Euro

Es adelt den Weltklasse-Winzer Horst Sauer, dass er auch bei seinen Basisweinen mit unheimlicher Akribie und Sensibilität das vorhandene Potenzial der Trauben vollständig ausschöpft. Musterbeispiel für einen außergewöhnlichen Basiswein ist der Müller-Thurgau aus dem sicher nicht einfachen Jahrgang 2014. Natürlich stehen Horst und seiner Tochter Sandra Sauer im fränkischen Escherndorf hervorragende Lagen zur Verfügung. 

In der Nase zeigt der gelbgrüne Müller-Thurgau deutliche Limettennoten. Im Mund folgen feinstrukturierte Aromen nach Apfelschale, Grapefruit, Birne und Aprikose. Umrahmt wird das stimmige Geschmacksbild von einer sortentypischen, aber zurückhaltenden Muskatnote. Insgesamt ein frischer, feinfruchtiger Sommerwein, der in seiner Individualität unheimliche Trinkreflexe hervorruft. 

Der Müller-Thurgau ist natürlich nur ein kleiner – wenn auch gelungener – Vorgeschmack auf die außergewöhnlichen Silvaner und Rieslinge von Horst Sauer. Die grandiose Kollektion gipfelt in seinen legendären edelsüßen Spitzenweinen. Dann spürt man endgültig, mit welchem Elan Horst Sauer bei jedem Wein auf der Suche nach Perfektion ist. 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2016


2014  Scheurebe Iphöfer Kabinett trocken                   

Weingut Wirsching, Iphofen (Franken)

9,50 Euro

                                 

 

Die 1916 von Georg Scheu gezüchtete Rebsorte Scheurebe ist in Deutschland im Anbau eher rückläufig. Das fränkische Renommier-Weingut Wirsching pflegt jedoch auch diese Nischenprodukte.

Die trockene Iphöfer Scheurebe aus 2014 bestätigt in der Nase, dass die Scheurebe zu Recht als deutscher Sauvignon Blanc bezeichnet wird.  Dies liegt an den grasigen, kräuterigen Noten. Im Unterschied zum Sauvignon Blanc hat man bei dieser Scheurebe noch die für die Rebsorte typischen Aromen nach schwarzer Johannisbeere im Bouquet. Im Mund entfaltet sich dann ein breites Spektrum wieder mit schwarzer Johannisbeere, Grapefruit, Mango, Litschi, Birne und Limette. Ein interessanter Wein, der sich mit seiner Aromenfülle und der feinherben Säure vorzüglich als Speisenbegleiter zu Fisch und Krustentieren eignet.

Es bleibt zu hoffen, dass das VDP-Weingut Wirsching  seinen Nischenprodukten wie der Scheurebe und dem edelsüßen Rieslaner auch in Zukunft ihren verdienten Platz im Weinsortiment erhält.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2015


2014  Müller-Thurgau                                                          

Weingut Schlör, Reicholzheim (Baden)

6 Euro

 

 

 

Der als Massenträger verpönte Müller-Thurgau wurde in den letzten Jahren sogar unter dem geänderten Namen Rivaner verkauft, um die Rebsorte wieder marktfähiger zu machen. Mit Erträgen von deutlich über 100 Hektolitern je Hektar fristete die Rebsorte lange Zeit ein trostloses Schicksal als Schorle-Wein. Nur wenige Winzer erkannten, dass der Wein nicht durch Namensänderung, sondern durch rigorose Ertragsbeschränkung an Format gewinnen kann. Zu diesen Winzern gehört Konrad Schlör aus dem badischen Tauberfranken. Er keltert aus Müller-Thurgau einen gehobenen „Trinkwein“, der perfekt zu einer zünftigen Vesper passt. 

In der Nase zeigt der im Muschelkalk des Reicholzheimer First gewachsene Müller-Thurgau eine leichte Muskatnote. Im Mund Fruchtaromen nach Stachelbeere, Apfel und Pfirsich. Leicht nussige und pfeffrige Noten treten hinzu. Ein saftiger und sehr gelungener Basiswein für den täglichen Genuss. Man spürt die Akribie, mit der Konrad Schlör aus jedem Wein dessen individuelle Stärken herausarbeitet. 

Der Müller-Thurgau ist der Einstiegswein des VDP-Weinguts Schlör, das auch sehr hochwertige Weiß- und Rotweine im Sortiment hat. Überregional bekannt wurde das Spitzenweingut aus Reicholzheim durch seinen Schwarzriesling. Eine weitere Rebsorte, die Konrad Schlör mit viel Feingefühl wieder ins Rampenlicht gerückt hat.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2016


2013 Auxerrois Goldrand

Weingut Zorn (Baden) 

12,50 Euro

Diesen Wein finden sie in den üblichen Weinführern (noch) nicht. Der im Barrique ausgebaute Auxerrois des jungen Neuenbürger Weinguts Zorn funkelt goldgelb im Glas. In der Nase typische Mandelnoten mit floralen Anklängen. Die floralen Noten verstärken sich am Gaumen. Der feinfruchtige und gut strukturierte Auxerrois ist mit moderaten 12 % Alkohol und jahrgangsbedingt etwas höherer Säure enorm kippfreudig. Der Wein wirkt trotz Holzeinsatz sehr schlank und macht Lust auf ein zweites Glas. Der Goldrand löst  wie viele Auxerrois Assoziationen nach Frühling aus. Der 2013er Goldrand ist ein würdiger Nachfolger des bislang besten Barrique-Auxerrois des Weinguts aus dem Jahrgang 2009.

Das Weingut Zorn entwickelt sich zunehmend zum Auxerrois-Spezialisten im Kraichgau. Neben dem als „Hochzeitswein“ apostrophierten Goldrand bietet Benedikt Zorn auch die preisgünstigeren Auxerrois-Weine Gutswein und Kreativ an. Die Auxerrois-Weine des Weinguts Zorn sind  ideale Speisenbegleiter für alle Spargel-Gerichte. Das kann im Einzugsgebiet der Spargel-Hochburg Bruchsal kein Nachteil sein.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2015