2020  Lemberger Fellbacher Lämmler GG                                                           

Weingut Aldinger, Fellbach (Württemberg)

42 Euro

Weinbautradition bei den Aldingers in Fellbach kann bis 1492 nachgewiesen werden. Ich konnte nur drei Generationen Aldinger bei ihrer Arbeit beobachten. Wenn man sah, mit welch leuchtenden Augen der vor wenigen Jahren verstorbene Opa Aldinger mit weit über 80 Jahren die Lese begleitete, konnte man seine Begeisterung für sein Handwerk ermessen. Sohn Gert Aldinger machte das Weingut mit seinen Spitzenweinen und seiner Tätigkeit im VDP Württemberg bundesweit bekannt. Heute schaut Gert Aldinger zufrieden auf seine beiden Söhne Hans-Jörg und Matthias, die das Weingut professionell weiterentwickeln. Das Weingut Aldinger steht seit Jahren an der Spitze des Anbaugebiets Württemberg. Alles, was die Aldingers anpacken, scheint zu gelingen: Sekt, hochwertigen Rosé, selbst Trollinger.

 

Der Klassiker im Weingut bleibt aber das Lemberger-GG aus dem Fellbacher Lämmler. Der Fellbacher Lämmler stammt historisch aus Klosterbesitz und verfügt über nährstoffreiche Keuper-Böden. Der Lämmler ist seit Jahren einer der stärksten Lemberger Deutschlands.

 

Aktuell probieren wir den noch sehr Jungen Lämmler aus 2020. Das GG zeigt in der Nase rote Beeren. Am Gaumen differenziert sich der Fruchtkorb auf in schwarzer Johannisbeere, Brombeere, Kirsche und Granatapfel. Kräftige Struktur, Holznoten, dichte Tannine und kühle Säure sind wunderbar ausbalanciert. Im Ergebnis entsteht ein Spitzen-Lemberger mit Eleganz und Schliff.

 

Die Weine aus dem Hause Aldinger werden ihren Fans auch in Zukunft viel Freude bereiten.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024


2019  Blaufränkisch Mariental                                                           

Weingut Ernst Triebaumer, Rust (Burgenland)

52 Euro

ET ist mit FX das bekannteste „Kürzel“ in der österreichischen Weinszene. Dabei ist es fast ein Treppenwitz der Weingeschichte, dass ausgerechnet Ernst Triebaumer das Kürzel eines Außerirdischen trägt (ET). Denn es gibt wohl keinen bodenständigeren Winzer als den Ruster Ernst Triebaumer. Ernst Triebaumer ist seit 1986 eine lebende Legende, als er den österreichischen Weinbau nach dem Weinskandal mit dem fulminanten Blaufränkisch Mariental wieder aus der Versenkung holte. Seither findet dieses Juwel jedes Jahr internationale Beachtung.

 

Ernst Triebaumer hat das Tagesgeschäft längst seinen Söhnen Gerhard und Herbert überlassen, die das Weingut ganz in seinem Sinne weiterführen. Bei Triebaumer achtet man auf vitale Böden, gute Laubarbeit und Selektion bei der händischen Lese. Die Triebaumers sind zutiefst naturverbundene Weinmacher. Zum Weingut gehören auch eine Schafherde, Bienenvölker und ein Obstgarten. 

 

Der Blaufränkisch Ried Mariental vom Weingut Ernst Triebaumer genießt Legendenstatus. Die Riede Mariental ist der Schatz der Familie und zeichnet sich durch ihren kargen kalkhaltigen Boden und ein besonderes Mikroklima aus. Nach der selektiven Handlese und der traditionellen Maischegärung wird der Wein für bis zu 22 Monate in großen Holzfässern ausgebaut, bis er ohne Filtration oder Schönung auf die Flasche gezogen wird.

 

Der verkostete 2019er Mariental ist in der Nase dunkel und intensiv. Der Blaufränkisch zeigt Aromen nach Lebkuchen. Im Mund offenbart sich die ganze Klasse des Blaufränkisch: Unheimliche Dichte und Konzentration, ohne dabei die Frische zu verlieren. Komplexe Aromen wie Blaubeere, Weichselkirsche, Brombeere, Schlehe und etwas Lakritze. Im weiteren Verlauf entfaltet sich eine ungemeine Tiefe mit Kräutern, sanften Tanninen und frischer Säure.

 

Der Blaufränkisch befindet sich derzeit noch am Anfang einer vorhersehbar grandiosen Entwicklung. Auch der 2019er Mariental ist wieder einer der besten Blaufränkisch weltweit.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024 


2019  Blaufränkisch Gemärk                                                             

Weingut Ernst Triebaumer, Rust (Burgenland/Österreich)

11 Euro

Mein erster Kontakt mit dem Weingut Ernst Triebaumer aus dem Burgenland war 2015 bei einer VDP-Präsentation (Regionalverband Württemberg) in Stuttgart. Dort waren die Renommierten Weingüter Burgenland als Gastregion vertreten. Vor dem Stand des Weinguts Triebaumer herrschte der größte Andrang. Das lag zum einen daran, dass der Mariental von Triebaumer der beste Blaufränkisch der Veranstaltung war, zum anderen an der Seelenruhe und Sorgfalt, mit der Senior-Chef Ernst und seine Frau Margarethe die Weine ausschenkten. So erfuhren die Turbo-Schwaben, was Entschleunigung bedeutet.

 

Neben dem legendären Mariental hat ET, wie die Winzer-Legende Ernst Triebaumer in der Weinwelt abgekürzt wird, auch kostengünstige Einstiegs-Blaufränkisch im Angebot, die ein phantastischen Preis-/Genussverhältnis aufweisen. Der 2019er Blaufränkisch Gemärk wächst in der Nähe des Neusiedler Sees. Auf kalkigem Tonboden entstehen hochwertige Blaufränkisch. Durch Handlese, schonende Verarbeitung, Spontangärung, Ausbau in gebrauchten Holzfässern und ohne Filtration entwickeln sich harmonische Weine, die Ruhe und Tiefgang ausstrahlen. Der dunkelrote Gemärk hat eine intensive Nase nach roten Beeren und Kirschen. Am Gaumen überzeugt eine präzise Komposition aus sanften Gerbstoffen, animierender Säure und vielschichtigen Aromen. Weichselfrucht, Kirsche, Kräuternoten, Brombeere und dunkle Schokolade wechseln sich ab.

 

Ein wunderbarer Einstieg in die Weinwelt von Ernst Triebaumer. Man scheint die konsequent naturnahe Bewirtschaftungsweise der Familie Triebaumer in den Weinen zu schmecken. Ich freue mich auf die hochwertigen Rieden-Weine von Triebaumer, die noch in meinem Keller schlummern. Bei einer solch grandiosen Basis kann nur noch Sensationelles kommen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2023 


2018  Lemberger Excellance  „Reserve“                                                          

Weingut Plag, Kürnbach (Baden)

29,50 Euro

Der Folgejahrgang des Siegerweins beim Deutschen Rotweinpreis (Rebsorte Lemberger) ist wieder eine Besonderheit. Philipp Plag hat sich mit seinem Sieg endgültig in der Champions League der deutschen Lemberger-Erzeuger etabliert. Und wer den bescheidenen Philipp näher kennt, weiß genau, dass der Winzer durch seinen Erfolg nicht abhebt, sondern mit Disziplin und Akribie an der weiteren Entwicklung seiner Lemberger-Weine arbeiten wird. Obwohl sein Heimatort Kürnbach als „Schwarzriesling-Dorf“ bekannt ist, ist für Philipp Plag der Lemberger seine Lieblingsrebsorte. 

 

Der 2018er Lemberger Excellance „Reserve“ ist wieder ein ungemein wuchtiger Wein. Das tiefe Dunkelrot mit violetten Rändern lässt bereits eine „Wuchtbrumme“ erwarten. Die Nase zeigt eine unheimliche Dichte und Vielfalt: Weihnachtsgebäck, ein Touch Amaretto und Waldbeere. Die Virtuosität setzt sich am Gaumen fort. Markenzeichen des dunklen Power-Weins mit 14,5 Prozent Alkoholgehalt ist seine Komplexität: Schwarze Kirsche, Brombeere, Johannisbeere, Veilchen, Eiskonfekt, Lebkuchen, Grafit und Teer. Engmaschig gewoben folgen Schokolade, Pfeffer, Würze, Eukalyptus und Holunder.

 

Der „Reserve“ hat einen ewigen Abgang, der lange nachhallt. Der 2018er steht noch am Anfang seiner Trinkreife. Den Höhepunkt seiner Entwicklung dürfte der Lemberger in frühestens drei Jahren erreichen.

 

Philipp Plag hat mit seinen Lembergern, dem Syrah, den roten Cuvées und den zuletzt stark verbesserten Spätburgundern eine ganze Phalanx ausgezeichneter Rotweine im Sortiment. Das Preis-/ Genuss-Verhältnis ist traditionell sehr kundenfreundlich. Aber 70 Prozent Privatkunden sind ein gewaltiges Pfund, das wirtschaftliche Stabilität auch in schwierigen Zeiten sichert.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2024


2018  Lemberger Hans & Gloria                                                           

Weingut Vincon-Zerrer, Oberderdingen-Großvillars (Württemberg)

18,50 Euro

Top oder Flop? Ein schwäbischer Landwein aus einer weißen Glasflasche. Muss das nicht ein Flop sein? Dagegen spricht, dass der Lemberger Hans & Gloria der teuerste Wein auf der Preisliste des aufstrebenden Weinguts Vincon-Zerrer aus Oberderdingen-Großvillars ist. Weitere Entwarnung gibt das Prospekt des an der Grenze von Stromberg und Kraichgau gelegenen Weinguts:

 

In der Hans & Gloria Collection wird bewusst auf eine Regulation im Keller verzichtet. Die Gärung verläuft spontan. Schalen und Kerne verbleiben bis zur Füllung im Wein. Schwefel wird nicht zugesetzt. Der Wein reift 9 Monate im alten Barrique-Fass und wird unfiltriert abgefüllt. Solche Weine haben häufig Probleme mit der amtlichen Weinprüfung. Bereits die Pfälzer Rotwein-Ikone Friedrich Becker füllte vor Jahren seine Spitzenrotweine als deutschen Tafelwein ab. So umging er Diskussionen, ob seine Barrique-Rotweine nicht einen „holzigen Fehlton“ hätten. Es bedarf wohl keiner weiteren Erläuterung, dass es sich dabei um hochpreisige Spitzenweine gehandelt hat.

 

Der 2018er Lemberger Hans & Gloria von Vincon-Zerrer ist auf Schilfsandstein- und Gipskeuper-Böden in den Lagen Bergwald und Soosberg gewachsen. Schon in der geschlossenen Flasche erkennbar, ist seine tiefdunkle, intransparente Farbe. Im Glas entfaltet sich ein leuchtendes Rot mit violetten Reflexen. Die Nase zeigt sich ungezügelt, animalisch und komplex. Aromen nach dunklen Waldbeeren, etwas Grafit und Holunder steigen auf. Danach kommt etwas Schokolade und Pfeffernuss. Am Gaumen ist der Lemberger ungemein vital und dicht. Hoher Extrakt und Komplexität. Dunkle Fruchtnoten nach Brombeeren und Zwetschgen. In der Folge Veilchen, Gewürznelken und Röstaromen. Der vegane Lemberger hat eine straffe Tannin-Struktur, wirkt aber trotz seiner Jugend schon zugänglich und animierend. Die feine Säure sorgt für eine belebende Frische. Gewaltige Mundfülle und Länge. Vor dem geistigen Auge galoppiert ein jugendlicher, muskulös modellierter, schwarzer Rassehengst im herbstlichen Morgennebel durch die Hügel des Strombergs. Er wird dabei viele Klepper und Kaltblüter hinter sich lassen.

 

Damit ist die Ausgangsfrage eindeutig beantwortet. Der Hans & Gloria ist nicht vergleichbar mit schwäbischen Landweinen aus den unteren Regalen drittklassiger württembergischer Winzergenossenschaften. Vielmehr ist er ein individueller Lemberger, der keinen Konventionen folgt, sondern selbstbewusst und unbeirrt seinen Weg geht. Ein Top-Lemberger, der die Spitze in Baden-Württemberg anpeilt. Man wird sich den Namen Vincon-Zerrer merken müssen. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2020


2018  Lemberger Endschleife                                                           

Weingut roterfaden, Vaihingen-Roßwag (Württemberg)

Ca. 31 Euro

Nachdem ich im letzten Herbst zum ersten Mal einen Wein des württembergischen Weinguts roterfaden probiert hatte, habe ich mir nun die Luxus-Variante des Basis-Lembergers besorgt: den 2018er Lemberger Endschleife. Schon der Basis-Lemberger war geprägt von niedrigem Alkohol, vitaler Frische und nuancenreicher Frucht. Bei dem nur zwei Hektar großen Mini-Weingut ist alles „handmade“. Olympia Samara und Hannes Hoffmann, die 2013 in Vaihingen-Roßwag das Weingut roterfaden gegründet haben, sind immer noch ein Geheimtipp. Die Geisenheim-Absolventen produzieren neben Lemberger Spätburgunder und Riesling nach Demeter-Richtlinien.

 

Der Lemberger Endschleife wird handgelesen und spontan vergoren. Danach bleibt er bis zur Abfüllung auf der Vollhefe. Der Wein wird mit wenig Schwefel unfiltriert abgefüllt. Der auf Muschelkalk gewachsene Lemberger hat fast keinen Restzucker und nur 11 Prozent Alkohol.

 

Der violette Lemberger aus den Steillagen an der Enz zeigt sich transparent. In der Nase irritiert im ersten Moment die Duftnote „Kuhstall“. Am nächsten Tag ist diese Note verflogen und man registriert Aromen nach Veilchen und Pflaume.

 

Am Gaumen erreicht den Genießer eine straffe Säure, etwas Minze deutlich Sauerkirsche. Intensive Säure, Kirschen und vibrierende Kühle sind die dominanten Attribute. Saftigkeit und sanfte Tannine wirken vitalisierend und anregend. Es folgen Noten nach Brombeeren, roten Johannisbeeren, etwas Pfeffer, Wacholder und Holunder. Die Endschleife ist ein Individualist für Freunde frischer Rotweine; Freunde vollmundiger Lemberger würden eher enttäuscht sein.

 

Die Endschleife lässt mich etwas ratlos zurück. Der 2018er dürfte zwar noch nicht seinen Höhepunkt erreicht haben. Gravierende Unterschiede zum Basis-Lemberger sind bei der Endschleife für mich nicht erkennbar. Die Endschleife kostet aber das Doppelte des Basis-Lembergers. Jeder Weinfreund muss selbst entscheiden, welchen Lemberger er präferiert. Fruchtig, frisch und säurebetont sind beide Varianten. Eben ausgesprochene Individualisten.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2022


2018  Lemberger Basic                                                           

Weingut roterfaden, Vaihingen-Roßwag (Württemberg)

Ca. 15,50 Euro

 

Als selbst ernannter Weinkenner schaue ich etwas verdutzt auf den neuen Reisebegleiter „Wein & Genuss“ des Tourismusverbands Kraichgau-Stromberg. Die Titelseite ziert ein mir völlig unbekanntes Winzerpaar. Im Innenteil der interessanten Broschüre finde ich dann ein Portrait über Olympia Samara und Hannes Hoffmann, die 2013 in Vaihingen-Roßwag das Weingut roterfaden gegründet haben. Dort produzieren die Geisenheim-Absolventen auf zwei Hektar Rebfläche Lemberger, Spätburgunder und Riesling nach Demeter-Richtlinien. Um meine Blamage schnell zu vergessen, habe ich mir sofort eine Flasche des 2018er Lembergers Basic von roterfaden besorgt:

Der Lemberger wird handgelesen und spontan vergoren. Danach bleibt er bis zur Abfüllung auf der Vollhefe und wird mit wenig Schwefel unfiltriert abgefüllt. Der auf Muschelkalk gewachsene Wein hat fast keinen Restzucker und nur 11 Prozent Alkohol.

Gespannt gieße ich den dunkelrot-violetten Lemberger aus den Steillagen an der Enz ins Glas. In der Nase zeigt die Neuentdeckung frische und gemüsige Noten. Dazu würzige Sträucher, Nelke, etwas Schoko-Eiskonfekt und zarte Cabernet-Anklänge. Beim ersten Schluck packt den Verkoster die Säure, die pralle Sauerkirschen durch den Mundraum wirbeln lässt. Frische Kühle, vibrierende Saftigkeit und sanfte Tannine wirken vitalisierend und anregend. Die Lebendigkeit und der trotzdem dichte Extrakt führen zu einer Kippfreudigkeit, der man kaum widerstehen kann. In der weiteren Entwicklung folgen Noten nach Erbsen, Bohnen, Brombeeren, rote Johannisbeere, etwas Pfeffer, Wacholder und Holunder. Ein Individualist, der mit kühler, leicht reduktiver Eleganz und vibrierender Säure eine neue Dimension des Lembergers offenbart. Diese animierende Variante wird nicht jeden Weinliebhaber anziehen, aber den der etwas Besonderes sucht.

Mit dem Basis-Lemberger habe ich den roten Faden zu Olympia und Hannes aufgenommen. Wenn die Lese abgeschlossen ist, werde ich mich nach Roßwag aufmachen, um die weitere Kollektion der beiden Newcomer kennenzulernen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2021 


2018  Lemberger Schilfsandstein                                                            

Weingut Vincon-Zerrer, Oberderdingen-Großvillars (Württemberg)

14,50 Euro

Angefixt durch die Basisvariante des 2018er Lembergers bin ich gespannt auf den Terroir-Lemberger meiner Neuentdeckung, das Weingut Vincon-Zerrer. Benjamin Zerrer hat das 11 Hektar große Weingut in Oberderdingen-Großvillars 2017 von seinen Eltern übernommen. Die veganen Weine sind biozertifiziert und werden von Hand gelesen.

 

Die Reben stammen aus dem Gewann Bergwald südöstlich von Großvillars. Dort öffnet sich die Landschaft wie ein Amphitheater zum Derdinger Horn. Dieser Höhenrücken bildet den Übergang zum Stromberg. Das Gestein am Derdinger Horn verändert sich in den verschiedenen Höhenschichten. Die oberste Schicht bildet der Schilfsandstein mit einer hohen Mineraliendichte. Die mächtigen Schilfsandsteinschichten entstanden vor 225 Millionen Jahren. Durch maritimen Einfluss wurden große Mengen Sand abgelagert. Die Sedimente wandelten sich zu mächtigen Sandsteinsträngen und schnitten tief in die darunterliegenden Gipskeuper ein.

 

Der 2018er Lemberger Schilfstein durchlief nach der Handlese sechs Wochen Maischegärung und wurde mit eigenen Wildhefen spontan vergoren. Die Reife dauerte 18 Monate im alten und neuen Barriquefass. Der Lemberger wurde ohne Filtration abgefüllt.

 

Der Lemberger fließt in dichter, rot-violetter Farbe ins Glas. In der Nase saftige Zwetschge und etwas Schokolade. Am Gaumen zeigt der Terroir-Wein robuste Tannine und eine spannungsreiche Säurestruktur. Vielschichtige Aromen nach vollen Blaubeeren, reifen Zwetschgen, schwarzen Kirschen, einem Hauch Holunder und diversen Gewürzen. Trotz hoher Dichte und komplexer Mehrdimensionalität entwickelt der Lemberger eine frische Trinkfreude und bereits einen Anklang von Fruchtsüße. Lange haftend und enormer Nachhall. Der Wein verfügt über ein hohes Alterungspotenzial und wird frühestens in drei Jahren seine optimale Trinkreife erreichen.

 

Die Lemberger von Vincon-Zerrer sind ambitionierte Rotweine mit großem Potenzial. Sie versprechen für die Zukunft eine positive Entwicklung. Man darf gespannt sein, zu welchen Höhenflügen das Weingut ansetzt.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2020 


2018  Lemberger                                                             

Weingut Vincon-Zerrer, Oberderdingen-Großvillars (Württemberg)

9 Euro

Eine Neuentdeckung aus dem badisch-württembergischen Grenzgebiet im Kraichgau. Benjamin und seine Schwester Carina Zerrer haben das 11 Hektar große Weingut in Oberderdingen-Großvillars 2017 von ihren Eltern übernommen. Großvillars ist ein von Waldensern, Glaubensflüchtlingen aus dem Piemont, 1699 gegründeter Ort. Und auch die beiden sympathischen Jungwinzer haben waldensische Wurzeln, wie schon das „Vincon“ im Weingutsnamen nahelegt. Urahn Johann Heinrich Vincon erwarb bereits 1863 seinen ersten Weinberg. Wahrscheinlich haben die beiden Newcomer das „Händchen“ fürs Weinmachen von den Urahnen aus dem Piemont geerbt. Spätestens die Ausbildung beim schwäbischen Lemberger-Guru Rainer Wachtstetter, der ebenfalls Waldenser-Wurzeln hat, dürfte Benjamin Zerrer den letzten Schliff zur Lemberger-Bereitung gegeben haben. Vincon-Zerrer ist seit 2013 bio-zertifiziert. Die Weine sind vegan und werden von Hand gelesen.

 

Zum Einstieg in die Weinwelt von Vincon-Zerrer eignet sich der 2018er Lemberger. Ein tief dunkler, purpurroter Wein mit violetten Reflexen. Der junge Wein braucht noch etwas Luft und entfaltet dann in der Nase kräftige Aromen nach Veilchen und Eiskonfekt. Am Gaumen zeigt der spontan vergorene Lemberger dann eine dichte, ausgesprochen füllige Struktur. Aufgrund der Jugend noch spürbares Tannin und dezente Holznoten. Wuchtige Noten nach vollreifen Zwetschgen, Amarena-Kirschen, Cassis, Schokolade und schwarzen Brombeeren. Schönes Finish mit langem Nachhall. Ein Power-Wein, der erst am Anfang seiner Entwicklung steht. In dieser Preisklasse ein äußerst interessanter Lemberger. Der Lemberger schreit förmlich nach einem schwäbischen Zwiebelrostbraten mit in der Soße schwimmenden Spätzle.

 

Der Lemberger macht Lust auf die Lagenweine von Vincon-Zerrer. Vielleicht sollte man das Sortiment mal vor Ort im Weingut verkosten. Das Navi wird Großvillars schon finden.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2020 


2017  Lemberger Leimener Herrenberg
Spermen GG                                                           

Weingut Seeger, Leimen (Baden)

 

27,50 Euro

Nach einem (völlig überraschenden) positiven Corona-Test tauchte sofort die Frage auf, ob ich Beeinträchtigungen meines Geschmackssinns erlitten habe. Ich schleppte mich in den Weinkeller und entschied mich für einen 2017er Blaufränkisch Spermen GG vom badischen Weingut Seeger. Thomas Seeger wollte ja in seiner Jugend ursprünglich mal Arzt werden. Vielleicht hatte ja auch sein Spitzen-Lemberger heilende Wirkung.

 

Das Große Gewächs aus 2017 hat ein tiefdunkles Granitrot mit violetten Reflexen. In der Nase konnte ich Schoko- und Nougat-Aromen und dunkle Beeren identifizieren. Am Gaumen folgte ein wunderbar gereifter, harmonischer Lemberger. Der perfekte Holzeinsatz des im Barrique ausgebauten Weins und der spürbare Säurenerv vereinigten sich zu einer dichten Komposition. Wieder Schokolade und Nougat, dazu rote Johannisbeere und Brombeere. Eiskonfekt, Grafit, Pfeffer, Paprika, Schlehe und Eukalyptus wechselten sich in einer vielschichtigen Aromen-Vielfalt ab. Ein langer Nachhall beschloss das Weinerlebnis.

 

Die Frage nach dem intakten Geruchssinn dürfte sich fürs Erste beantwortet sein. Dem verhinderten Arzt und großartigen Winzer Thomas Seeger sei Dank. Der Lemberger wäre zwar ein würdiger Abschluss meiner Weingenießer-Karriere gewesen. Aber im Keller warten noch weitere Seeger-Schätze mit vielen Aromen. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2022


2017  Blaufränkisch Eisenberg Reserve                                                           

Weingut Krutzler, Deutsch-Schützen (Burgenland)

19,50 Euro

Jedes Mal, wenn ich einen Blaufränkisch des Weinguts Krutzler probieren kann, bin ich überwältigt von dieser kraftvollen und dabei harmonischen Stilistik. Dies gilt nicht nur für den Paradewein Perwolff, der jedes Jahr auf den Spitzenplätzen bei allen Bewertungen landet. Bereits die einfacheren Weine haben bei Krutzler große Klasse.

 

Seit mehreren Generationen steht das Weingut Krutzler aus Deutsch-Schützen für erstklassige Blaufränkisch. Heute führt Reinhold Krutzler den Betrieb. Der aktuell verkostete 2017er Blaufränkisch Eisenberg Reserve bietet schon in der Nase eine intensive, mächtige Frucht. Am Gaumen folgen dunkle Beeren, Zwetschgen, Veilchen und Eukalyptus. Später entwickeln sich Lebkuchen, Röstnoten, Kaffee und eine dunkle Würze. Die Tannine sind fein eingebunden. Der Blaufränkisch weist trotz seiner Tiefe Finesse und Vielschichtigkeit auf.

 

Für diesen Preis unter 20 Euro besteht für den Eisenberg Reserve von Reinhold Krutzler quasi Kaufpflicht.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024


2017  Lemberger Dicker Franz GG                                                            

Weingut Burg Ravensburg, Sulzfeld (Baden)

30 Euro

Ein Glücksfall für den Weinbau im Kraichgau ist das finanzielle Engagement von Heinz Heiler für die Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg. Inzwischen werden in einem der größten privaten Bio-Weingüter Deutschlands über 100 Hektar ausschließlich in Handlese bewirtschaftet. Beide Weingüter sind Mitglied im Eliteverband VDP. Mit seinen Genusswelten in Östringen-Tiefenbach kombiniert Heinz Heiler Weinbau, Gastronomie, Hotellerie und Golfsport zu einer hochwertigen Genusslandschaft. Rund um diesen Leuchtturm Heitlinger/Burg Ravensburg entstand die Weißburgunder Charta, in der über ein Dutzend guter Betriebe aus dem Kraichgau und der Badischen Bergstraße zusammengeschlossen sind. Es bleibt zu hoffen, dass die lange Zeit im Schatten stehende Weinlandschaft Kraichgau nun durchstartet. Bei Heitlinger und Burg Ravensburg hat Heinz Heiler für die in den Startlöchern stehende Enkelgeneration jedenfalls beste Startvoraussetzungen geschaffen.

 

Im Traditionsweingut Burg Ravensburg kann man sich inzwischen den Luxus leisten, die Großen Gewächse erst mit Trinkreife in den Verkauf zu bringen. Beim Lemberger bedeutet dies, dass beim absoluten Kraichgauer Traditionswein, dem legendären Dicken Franz, derzeit der Jahrgang 2017 im Verkauf ist. Und das Warten hat sich gelohnt:

 

Der tiefdunkle Lemberger lässt noch violette Reflexe blitzen. Die Nase dominiert eine unheimlich intensive rote Johannisbeer-Frucht begleitet von animalischen Fleischnoten. Am Gaumen werden die Johannisbeer- und Kirsch-Noten von etwas Schlehe und Gewürzaromen, aber auch heller Schokolade und Asphalt umrahmt. Die Tannine sind inzwischen weich, der Lemberger zeigt jedoch einen frischen Säure-Grip. Der Lemberger hallt lange nach.  

 

Der Dicke Franz zeigt wieder die Größe und das Volumen früherer Jahre. Überhaupt müssen sich die schwäbischen Betriebe warm anziehen. Die badische Konkurrenz kann mit Burg Ravensburg, Seeger, Plag und Klumpp beim Lemberger durchaus mithalten.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2022 


2016  Lemberger Michaelsberg GG                                                           

Weingut Dautel, Bönnigheim (Württemberg)

29,50 Euro

Der junge Christian Dautel wird in den einschlägigen Weinführern gerade mit Preisen überhäuft. Kein Wunder, dass auch sein Vater, Ernst Dautel bei der letzten Jahrgangsverkostung bestens gelaunt war. Der Junior setzt die Pionierarbeit des Seniors mit roten Barrique-Weinen fort, hat aber einen frankophilen Touch in den Weinen hinzugefügt. Es entstehen Weine mit unheimlicher Präzision und Harmonie.

 

Das Lemberger-GG von Christian Dautel stammt aus dem Cleebronner Michaelsberg. Der weithin sichtbare Kegelberg mit der Kapelle prägt nicht nur die Landschaft. Die Böden aus buntem Mergel und kalkhaltigen Lehm und Ton bringen auch absolute Top-Weine hervor.

 

Die Spitzenweine von Dautel brauchen Zeit für die Entwicklung. Der aktuell verkostete 2016er Lemberger vom Michaelsberg wirkt nach sieben Jahren noch wie ein junger Wein, der langsam trinkreif wird. Die Nase des Lembergers lässt Würze, Veilchen und Eiskonfekt erkennen. Der Gaumen des Michaelsberg ist rauchig und vielschichtig. Bei den Fruchtaromen dominiert die Johannisbeere. Eine schöne Säure und eine wunderbar ausbalancierte Harmonie vollenden das Meisterstück.

 

Christian Dautel ist sicher einer der besten Jungwinzer in Württemberg. Rot- und Weißweine können an der bundesweiten Spitze mitspielen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024 


2016  Lemberger Pfaffenhofener Spitzenberg GG                                                           

Weingut Wachtstetter, Pfaffenhofen (Württemberg)

28 Euro

Der Lemberger-Spezialist Rainer Wachtstetter aus Pfaffenhofen ist seit 2009 im VDP. 30 Prozent seiner insgesamt 21 Hektar Rebflächen sind mit Lemberger bestockt. Und er versteht es von Jahr zu Jahr besser, in jeder Qualitätsstufe vom Gutswein bis zum Großen Gewächs das Optimale aus dem Jahrgang herauszukitzeln. Dass die Lemberger aus dem Zabergäu sehr gut reifen können, beweist das 2016er Große Gewächs aus dem Pfaffenhofener Spitzenberg.

 

Das Gewann Spitzenberg gehört zur Einzellage Pfaffenhofener Hohenberg und grenzt an ihrem Fuß an den Ort Weiler an der Zaber. Die steilen Weinberge sind kalk- und mineralreich. Die Böden bestehen aus grau-violettem Gipskeuper und Schilfsandstein.

 

Der Lemberger fließt in dichtem Dunkelrot ins Glas. In der Nase überwältigt den Genießer ein Schwall dunkler Beerenfrüchte und Kirschen. Am Gaumen folgt ein wunderbar gereifter, harmonischer Lemberger. Fruchtsüße Aromen nach Brombeeren, schwarzen Kirschen und Cassis bilden mit wunderbar weichen Tanninen einen satten, vollmundigen Lemberger. Hinzu kommen Gewürzaromen, etwas Schlehe und Pfeffer. Getragen von einem mineralischen Gerüst und einem gekonnten Holzeinsatz sorgt ein feiner Säurenerv für belebende Frische. Ein wirklich Großes Gewächs, das alle wichtigen Komponenten zu einer harmonischen Gesamtkomposition vereint. Der Traum-Lemberger hat einen langen Nachhall. Das Große Gewächs nähert sich nach sechs Jahren gerade seinem optimalen Trinkzeitpunkt.

 

Rainer Wachtstetter hat sich in der deutschen Spitze der Lemberger-Produzenten fest etabliert. Inzwischen schickt sich bereits die nächste Generation an, die Lemberger-Tradition im Zabergäu fortzusetzen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2022 


2016  Lemberger S                                                           

Weingut Seeger, Leimen (Baden)

19,50 Euro

Seit etwa 20 Jahren kaufe ich inzwischen regelmäßig Wein bei Thomas Seeger in Leimen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich meinen etwa 3-jährigen Sohn nur so in den Hof des Weinguts - vorbei am damals etwa gleich großen Hund - locken konnte, weil ein Bobbycar des Seeger-Sprösslings zum Fahren bereitstand. Heute überragt mich mein Junior um Haupteslänge.

 

Zu dieser Zeit gab es im Weingut wenig zu Verkosten, weil bei Thomas Seeger zu viele Nur-Verkoster (= Nicht-Käufer) vorbeikamen. Schon damals stand ein Lemberger S auf der Preisliste, heute Blaufränkisch S. Thomas Seeger erzählt bei seinen Kellerproben gern die Story der weniger weinaffinen Kundschaft, die früher den (schwäbischen) Lemberger links liegen ließ, aber jetzt den vom Ski-Urlaub bekannten (österreichischen) Blaufränkisch palettenweise in den Kofferraum packt. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit.

 

Wenn man den tiefroten 2016er Blaufränkisch S im Glas hat, erlebt man weitere Gründe für den Verkaufserfolg. Die Lemberger von Thomas Seeger sind einfach immer besser geworden und die Preise im Vergleich zu seinen Spitzen-Spätburgundern moderat geblieben. Der Lemberger S kann im Vergleich zur schwäbischen Konkurrenz fast schon als Schnäppchen durchgehen. Die vielschichtige Nase nach Holunder, etwas Ziegel, Zündelholz, Schokolade und roten Beeren bildet einen fulminanten Einstieg. Am Gaumen gute Balance aus süßer Frucht und spürbarer Säure, wie immer bei Seeger perfekt eingebundenes Holz, Harmonie und konzentrierte Substanz. Brombeeren, Veilchen, grüner Paprika und ledrige Akzente. Ein ausgewogener und hochwertiger Lemberger.

 

Man muss bei den Seeger-Rotweinen eben möglichst fünf Jahre warten können. Und das kann ich im gut gefüllten Keller mit entsprechender Jahrgangstiefe. Vielleicht komme ich ja bald mit den Enkeln nach Leimen. Der (neue) Hund erscheint friedlich. Das Bobbycar habe ich in der inzwischen gebauten Vinothek allerdings nicht mehr gesehen.     

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2021 


2015  Lemberger Neipperger Ruthe GG                                                           

Weingut Graf Neipperg, Schwaigern (Württemberg)

30 Euro

Irgendwie schmeckt die Schwaigerner Ruthe aus 2015 wie der Ur-Lemberger: Kraft und Urwüchsigkeit. Wahrscheinlich stimmt die Geschichte über das Erzeugerweingut Graf Neipperg doch, dass der Lemberger von der Adelsfamilie von Österreich nach Württemberg gebracht wurde.

 

Die GG-Lagen des VDP-Weinguts Graf Neipperg Neipperger Schlossberg und Schwaigerner Ruthe wurden im 14. Jahrhundert für den Weinbau gerodet. Die Ruthe ist ein teilweise terrassierter Südhang mit einer Neigung zwischen 20 und 40 Prozent. Die Böden bestehen aus Gipskeuper und buntem Mergel.

 

Aktuell zeigt die 2015er Ruthe ein dichtes Rot. Die Nase ist kraftvoll und würzig mit Pfeffernuss und Weihnachtsgebäck. Im Mund pure Kraft und Harmonie. Eine runde Fülle mit weichen Tanninen und rauchigen Noten kleidet den gesamten Mundraum aus. Im Laufe der Zeit entwickeln sich sanfte Fruchtaromen nach Brombeeren, schwarzer Kirsche und Schlehe. Ein Power-Wein mit langem Nachhall.

 

Ein Kaminwein für die kalte Jahreszeit. Auf die lange Strecke scheint die dichte Ruthe dem Schlossberg doch überlegen. Erbgraf Philipp ist mit seinen Top-Lembergern an der deutschen Spitze angekommen. Und die besten Lemberger können den Spätburgundern in Deutschland inzwischen Paroli bieten.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2024 


2015  Lemberger Neipperger Schlossberg GG                                                           

Weingut Graf Neipperg, Schwaigern (Württemberg)

30 Euro

Lemberger (oder die österreichische Bezeichnung Blaufränkisch) stammt ursprünglich aus dem heutigen Slowenien. Es lässt sich zwar nicht nachweisen, dass das Gräfliche Haus Neipperg die Rebsorte nach Württemberg gebracht hat. Dafür sprechen nicht nur die bis heute anhaltenden familiären Verbindungen der Adelsfamilien Neipperg und Habsburg. Auch wenn man die Lemberger des Schwaigerner Weinguts Neipperg probiert, scheint man etwas Urwüchsiges oder einen Urtyp zu erschmecken. In den letzten Jahren haben die Lemberger des aktuell agierenden Erbgrafen Philipp an Qualität deutlich zugelegt und gehören zur Spitze in Württemberg.

 

Bei Graf Neipperg konkurrieren jedes Jahr die beiden Top-Lemberger Neipperger Schlossberg und Schwaigerner Ruthe um den 1. Platz in der Haushierarchie. Unterhalb der Stammburg der Familie liegt der Neipperger Schlossberg, der sich um die steilen Hänge des Burgberges herumzieht.

 

Der 2015er Schlossberg fließt in dunklem Rot ins Glas. Die Nase zeigt Noten nach Kirsche und etwas Tabak. Am Gaumen überzeugt das GG mit urwüchsiger Kraft, ohne die Finesse zu vernachlässigen. Aromen nach Kirschen, Brombeeren und Heidelbeeren. Vielschichtige Dichte mit fleischigen und seidigen Noten. Mit einem langen Abgang verabschiedet sich der Schlossberg vom Genießer.

 

Das altehrwürdige Weingut scheint für die Zukunft gut gerüstet.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024


2015 Lemberger Glaukos GG

Weingut Wachtstetter, Pfaffenhofen (Württemberg)

25 Euro

 


 

Welch ein Rotwein-Jahrgang des Lemberger-Magiers Rainer Wachtstetter aus dem Zabergäu. In 2015 zauberte das VDP-Mitglied vom Gutswein bis zum Großen Gewächs überragende Lemberger in die Flasche. In der jüngsten Vergangenheit konnte da allenfalls der Jahrgang 2012 mithalten.

 

Das Große Gewächs stammt aus den mineralreichen Schilfsandsteinböden des Pfaffenhofener Hohenbergs. Im Glas empfängt uns der Lemberger in dichtem Rot mit violetten Reflexen. Schon in der Nase dominieren

dunkle Beerenfrüchte und Kirscharomen. Am Gaumen glänzt der Lemberger mit molliger Wärme. Satte Kirscharomen, dunkle Waldbeeren, reife Brombeeren, Cassis und Veilchen sind nur einige Noten des vielschichtigen Spitzengewächses. Gewürznoten und etwas Weihnachtsgebäck kommen hinzu. Rainer Wachtstetter versteht es inzwischen, den Holzeinsatz dezent zu optimieren. Ein vollmundiger und satter Gesamteindruck füllt den Mundraum vollständig aus. Das Geschmackserlebnis endet in einem langen Nachhall.

 

Mit diesem Lemberger hat sich Rainer Wachtstetter in der Spitzengruppe der Lemberger-Erzeuger in Deutschland weit oben platziert. Der Wonnetropfen steht erst am Anfang seiner Entwicklung und wird noch einige Jahre Freude bereiten.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2018 


2015  Lemberger Excellance                                                             

Weingut Plag, Kürnbach (Baden)

 

19,50 Euro

Im letzten Jahr erhielt Philipp Plag mit seinem Sieg beim Deutschen Rotweinpreis den bundesweiten Ritterschlag. Siegerwein war der erstmals abgefüllte Lemberger Reserve aus 2017. Im selben Wettbewerb stand auch der Schwarzriesling mit einem 3. Platz auf dem Treppchen. Im Schatten dieser hervorragenden Platzierungen ging etwas unter, dass auch der 2015er Lemberger Excellance bei VINUM im Finale stand.

 

2015 war bis dahin der beste Rotweinjahrgang im Weingut Plag. Und der 2015er Lemberger Excellance erreicht jetzt so langsam seine optimale Trinkreife. Der Lemberger fließt in einem tief dunklen Rot ins Glas. Schon die Nase verspricht vollmundige Wucht. Fruchtaromen nach Brombeeren und Kirschen steigen empor. Am Gaumen dann ein Powerwein im Bodybuilder-Format. Voluminöse Fruchtnoten wieder nach Brombeere, aber auch Johannisbeere und Kirsche füllen schlagartig den gesamten Mundraum. Der komplexe Lemberger entfaltet aber auch Aromen nach Grafit, Schlehe, Holunder und Eukalyptus. Die Tannine sind jetzt gut eingebunden. Unheimliche Dichte und Länge faszinieren im weiteren Verlauf.

 

Wie immer haben die Weine im Weingut Plag ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis. In Baden ist das Weingut Plag zusammen mit Thomas Seeger der absolute Top-Produzent für Lemberger. Auch die Württemberger müssen sich inzwischen sehr warm anziehen, um vergleichbare Qualitäten zu erzeugen. Ich freue mich schon auf den 2017er Siegerwein, der noch in meinem Keller reift. Und mit 2018 bringt Philipp Plag bereits den nächsten Top-Jahrgang in den Verkauf.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2020 


2015  Lemberger                                                           

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

9 Euro

Kann David Klenert auch Rotwein? Diese Frage stellten sich die Kraichgauer Weinfreunde nach der gelungenen Vorstellung der ersten Weißweinkollektion des Jungwinzers im Frühjahr 2016. Spätestens nach der Verkostung des 2015er Lembergers ist diese Frage mit einem klaren „Ja“ zu beantworten.

Der Rotwein präsentiert sich in leuchtendem Rot. Bereits in der Nase sind deutliche Fruchtaromen nach roten Beeren erkennbar. Am Gaumen zeigt sich ein noch intensiveres Fruchtspektrum nach roten Johannisbeeren, reifen Brombeeren und dunklen Kirschen. Die komplexe Frucht und eine pfeffrige Würze stehen im Vordergrund. Der Ausbau im Holzfass ist kaum spürbar. Der Lemberger verfügt über straffe Struktur, weiche Tannine und belebende Säure.  Einer der seltenen Lemberger, der gute Substanz und belebende Frische in sich vereint. Trinkfreude pur.

Der Klenert Lemberger ist der ideale Speisenbegleiter für den schwäbischen Sonntagsbraten: Da hüpft der Zwiebelrostbraten aus der Pfanne und die handgeschabten Spätzle jubeln um die Wette. Der Lemberger ist eindeutig das Flaggschiff des Rotweinsortiments von David Klenert.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2016


2012  Lemberger  Pfaffenhofener Hohenberg

Junges Schwaben                                               

Weingut Wachtstetter, Pfaffenhofen (Württemberg)

25 Euro

 

Es ist eine imposante Erfolgsstory: Vor 15 Jahren gründeten fünf junge Nachwuchswinzer die Gruppe „Junges Schwaben“ und machten sich auf den Weg, ihre Weingüter und den württembergischen Wein insgesamt aus dem Schattendasein heraus zu führen. Inzwischen wurden drei der fünf inzwischen gereiften Winzer in den Elite-Verband VDP aufgenommen: die Weingüter Beurer, Kistenmacher-Hengerer und Wachtstetter. Vor allem Rainer Wachtstetter aus dem weithin unbekannten Zabergäu und dem noch unbekannteren Pfaffenhofen sorgte in den letzten Jahren für Furore. Vorläufiger Höhepunkt seiner steilen Karriere war die Auszeichnung zum „Weingut des Jahres 2015“ für die beste Rotweinkollektion Deutschlands durch den renommierten Weinführer Eichelmann.

 

Rainer Wachtstetter ist der Lemberger-Spezalist in der Winzergruppe. Das Quintett stellt jedes Jahr einen „Junges Schwaben Wein“ aus seiner Lieblings-Rebsorte vor. Wachtstetters 2012er Lemberger Junges Schwaben aus dem Pfaffenhofener Hohenberg beeindruckt bereits im Glas mit einem leuchtend purpur-violetten Rot. In der Nase dichte Aromen nach süßer Schwarzkirsche, grünem Paprika und weißem Pfeffer. Am Gaumen entwickelt sich ein konzentrierter und trotzdem sehr eleganter Lemberger. Noten nach Kirschen, Brombeeren und Pflaume wechseln sich mit Nuancen von Nelke, Graphit, Schokolade und Lebkuchen ab. Der unheimlich komplexe Wein verfügt über ein straffes Tannin-Gerüst und eine merkliche Säure. Eine schöne Länge rundet den harmonischen Weingenuss ab. Eine der besten Lemberger dieses Jahrgangs in Deutschland.

 

Seit Rainer Wachtstetter Mitglied des VDP Württemberg ist, präsentiert er pro Jahrgang zwei Spitzen-Lemberger. Neben dem „Junges Schwaben“ gibt es seither noch das „Große Gewächs“ Glaukos. Beide Weine stammen aus dem Pfaffenhofener Hohenberg, aber aus verschiedenen Parzellen. Es ist jedes Jahr wieder spannend, welcher Lemberger im jeweiligen Entwicklungsstadium die Nase vorne hat. Mir ist es egal, Hauptsache ich habe die Nase drin.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2017

 


2012

Lemberger Fellbacher Lämmler Bergmandel GG

Weingut Heid,

Fellbach (Württemberg)

23 Euro

 

Es ist immer wieder faszinierend, wie einzelne Spitzenwinzer das Niveau einer ganzen Region positiv beeinflussen können. Gerade im historisch von Winzergenossenschaften geprägten Land der Vierteles-Schlotzer haben einige Pioniere in den letzten Jahren für einen breiten Aufbruch gesorgt. In Fellbach folgte auf Veteran Gerhart Aldinger zunächst Rainer Schnaitmann und nun Markus Heid. Zwar betreibt die Familie Heid schon seit dem 17. Jahrhundert Weinbau. Aber erst mit der 10. Generation hat sich der Betrieb mit Markus Heid dem Spitzenniveau genähert und im Eliteverband VDP etabliert.

 

Die Königsklasse in Württemberg ist weiterhin der Lemberger.Und eine der besten Lagen in Württemberg ist der Fellbacher Lämmler. Dort stehen die Reben von Markus Heid am Kappelberg auf kargen Stubensandstein-Böden auf über 400 Metern Höhe. Das Große Gewächs Bergmandel aus dem sehr guten Jahrgang 2012 hat nun eine schöne Reife erreicht. In der Nase Aromen nach dunklen Beeren und Pflaumen. Am Gaumen Wacholder, Brombeeren, es folgt etwas Schokolade und Graphit. Ein komplexer und gut strukturierter Nobelwein mit spürbarem Säurenerv und straffen Tanninen. Das würzige und körperreiche GG hat eine überzeugende Länge und strebt jetzt langsam dem Höhepunkt seiner Entwicklung entgegen.

 

Markus Heid hat in den letzten Jahren eine gewaltige Entwicklung hinter sich gebracht. Er ist im Fellbacher Stadt-Wettbewerb um den besten Lemberger gut im Rennen. Übrigens streben auch nach Heid schon wieder neue schwäbische Talente nach vorne.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2017 


2012 Blaufränkisch "S"

Weingut Seeger, Leimen (Baden)

19,50 Euro

Am nördlichen Rande des Weinanbaugebietes Baden ist Thomas Seeger eine feste Größe und eine Bank für ausdruckstarke Weine. Seine Blaufränkisch "S" und "R" gehören regelmäßig zu den besten Lemberger Deutschlands. Der Blaufränkisch "S" ist deutlich günstiger als sein großer Bruder Blaufränkisch "R" und steht ihm qualitativ in kaum etwas nach. Hiervon sollte man unbedingt ein paar Flaschen im Keller haben.

Dunkle Früchte in der Nase umspielt er schon beim ersten Schluck samtig die Zunge. Waldbeerenaromen gepaart mit einem Hauch Sauerkirsche hat er  einen leicht rauchigen Abgang. Jetzt schon enorm trinkreif  mit einer schönen Dichte.

Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Juni 2015


2012  Lemberger Excellance                                                           

Weingut Plag, Kürnbach (Baden)

16 Euro

Philipp Plag sollte bei der aktuellen Erweiterung seiner Betriebsgebäude gleich ein Raubtierhaus anbauen. Denn der Kraichgauer Winzer gewann mit seinen 2011er und 2012er Lembergern Excellance bereits zum zweiten Mal in Folge einen Vaihinger Löwen. Bei dem reinen Lemberger-Wettbewerb um den Vaihinger Löwen siegten die Weine des Weinguts Plag gegen namhafte Konkurrenz jeweils in der Königsklasse: bei den im Barrique ausgebauten Lembergern.

 

Der leuchtend rote Lemberger Excellance von Philipp Plag aus 2012 verströmt reife Brombeernoten. Am Gaumen zeigt sich ein straffes Tanningerüst mit schon überraschend gut eingebundenen Holznoten. Die vielschichtigen Aromen nach Schlehe, roter Johannisbeere, Lorbeer, Nelke  und Fleisch stehen im Vordergrund. Nach einiger Zeit treten Aromen nach Kirsche, Zimt und Gewürzen hinzu. Der dichte Wein vermittelt samtige Eleganz und wohlige Tiefe. Der Lemberger ist noch einige Jahre lagerfähig.

 

Das Weingut Plag hat als aufstrebender Betrieb aus dem Kraichgau bereits überregional Aufsehen erregt. Die weißen und roten Weine bieten jahrgangsübergreifend zuverlässige Qualität zu günstigen Preisen. Verbinden sie ihren Weineinkauf in Kürnbach am besten mit einem hervorragenden Essen in der – allerdings nur zeitweise geöffneten – Weinstube des Gutes. Angst brauchen sie vor dem Besuch übrigens nicht haben. Die Vaihinger Löwen stehen als Goldpokale ganz sanft in einer Vitrine der Probierstube.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2016


2012  Lemberger Pfaffenhofener Hohenberg

Ernst Combé                                                          

Weingut Wachtstetter, Pfaffenhofen (Württemberg)

16 Euro

Anfang Oktober wird es Zeit, die Rotwein-Saison zu eröffnen. Was liegt da näher, als einen Pfaffenhofener Hohenberg von Lemberger-Spezialist Rainer Wachtstetter aus dem württembergischen Zabergäu zu entkorken.

Der 2012er aus der exklusiven Ernst-Combé-Linie fließt in tiefdunklem Kirschrot ins Glas. Am Rand schimmern purpurfarbene Reflexe. In der Nase rote Johannisbeeren und etwas Lakritze. Am Gaumen eine dichte Komposition aus Pflaume, reifen Waldbeeren, schwarzen Brombeeren, Anklänge von spitzem Bleistift und herbem Schokoladenpudding. Der Lemberger verfügt über stramme Tannine, einen belebenden Säurenerv und eine wohlige Fülle mit langem Nachhall.

Ernst Combé wäre sicher sehr stolz auf die Lemberger seines Enkels. Rainer Wachtstetter hat in den letzten Jahren aus dem bodenständigen Betrieb eines der Spitzenweingüter Württembergs geformt. Die Aufnahme in den Eliteverband VDP und die „Rotweinkollektion des Jahres“ im renommierten Weinführer Eichelmann sprechen für sich. Und es bestehen gute Aussichten, dass sich die Erfolgsstory des Weinguts Wachtstetter in der nächsten Generation fortsetzt.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2016


2012 Lemberger

Weingut Wachtstetter, Pfaffenhofen (Württemberg)

7 Euro

Der Basis-Lemberger von Rainer Wachtstetter zeigt ein dichtes Rot mit violetten Reflexen. Bereits in der Nase intensive Fruchtaromen nach Brombeere und Pflaumen. Im Mund kommen rote Johannisbeere, Veilchen und dezent Schokolade und Gewürze dazu. Dabei zeigt der Lemberger durchaus ein straffes Gerüst und eine zupackende Struktur. Bereits der Gutswein bietet viel Wein fürs Geld. In dieser Preisklasse der beste Lemberger seines Jahrgangs. Ein schöner Wein, den sie auch einmal in der angeschlossenen Gaststätte „Adler“ zu einem Kalbsnierenbraten mit Spätzle genießen sollten.

Der bodenständige und sympathische Rainer Wachtsetter ist ein ausgewiesener Lemberger-Spezialist. Seine Lemberger aus dem Zabergäu bieten vom Gutswein, über den „Felix“, die „Jungen Schwaben“ bis zum Großen Gewächs „Glaukos“ eine in sich stimmige Kollektion. Die beiden Top-Lemberger spielen in der Spitzengruppe dieser Rebsorte in Deutschland mit. Der Jahrgang 2012 bringt gegenüber den bereits guten, aber wetterbedingt schwierigeren Vorjahren nochmals eine deutliche Steigerung. Wachtstetter ist Mitglied der Winzergruppe Junges Schwaben, die in den letzten Jahren auch überregional große Beachtung fand. Das Weingut Wachtstetter ist inzwischen - nicht zuletzt wegen der überzeugenden Lemberger -  in den Elite-Verband VDP aufgenommen worden.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2015


 2011  Lemberger Stettener Mönchberg GG                                                          

Weingut Karl Haidle, Kernen-Stetten (Württemberg)

29,80Euro

 

 

Das Timing des Weinvereins passte wieder einmal perfekt: Kurz bevor die Zeitschrift VINUM Hans Haidle mit dem „Roten Riesen“ zum besten Rotwein-Winzer Deutschlands kürte, führte die Herbstexkursion zielsicher ins Remstal. In einer ausgedehnten Verkostung präsentierte Hans Haidle eine fulminante Phalanx seines roten „Riesenjahrgangs“ 2011. Aus der breiten Palette der hervorragenden Spitzenrotweine stach ein Wein nochmals heraus: Der im Barrique ausgebaute Lemberger aus dem Stettener Mönchberg. Es verwundert nicht, dass dieses Große Gewächs den Sieg beim Deutschen Rotweinpreis in der Kategorie Lemberger einheimsen konnte.

Hans Haidle, der schwäbische Prototyp des cleveren und schaffigen Tüftlers, servierte den Siegerwein mit zurückhaltendem Stolz und dem Selbstbewusstsein des Könners. Tiefdunkles Rot mit violetten Reflexen lassen beim Mönchberg schon optisch einen Extrakt reichen Tropfen erahnen.

Der Mönchberg ist einer dieser raren Weine, die man gar nicht trinken muss, sondern an denen man nur endlos schnuppern könnte. Der Lemberger aus dem Gipskeuper besitzt eine unheimlich komplexe Nase nach Pflaumen, Waldbeeren, gemüsigen Noten und Gewürzen. Immer neue Nuancen wie Nelke, Wacholder, Graphit, Spekulatius und Pfeffer kommen hinzu. Am Ende lohnt sich aber das Trinken natürlich immer. Denn der Lemberger bildet mit seinen weichen Tanninen, der präsenten Säure und seiner herben Opulenz ein harmonisches Grundgerüst für ein breites Aromenspektrum. Die dichte Textur tapeziert jeden Quadratzentimeter im Mund mit Noten nach schwarzen Johannisbeeren, nassem Asphalt, dunkler Schokolade, Sternanis und Eukalyptus. Die Vielschichtigkeit des Weines erzeugt beim Genießer meditative Ruhe und Gelassenheit. Mit einem endlos langen Abgang beschließt der kraftvolle Lemberger ein bemerkenswertes Weinerlebnis. Der Stettener Mönchberg ist einer der großen Lemberger Deutschlands.

Hans Haidle übergibt seinen Musterbetrieb nach einer großartigen Winzerlaufbahn sukzessive an seinen Sohn Moritz. Der junge Rapper Moritz tritt in die großen Fußstapfen des alten Tüftlers Hans. Die junge Generation in Württemberg ist zwar manchmal etwas anders als ihre Väter, schwächer muss sie deshalb aber nicht sein. Aldinger, Dautel und Ellwanger lassen grüßen.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2015


2011  Lemberger HADES                                   

Staatsweingut Weinsberg (Württemberg)                                       

25 Euro

HADES: Dieser Lemberger stammt nicht – wie man vermuten könnte - aus der Unterwelt der griechischen Mythologie, sondern vom Staatsweingut Weinsberg. Das Staatsweingut ist Mitglied der 1986 gegründeten Winzergruppe HADES, die sich mit anderen württembergischen Weingütern dem Weinausbau im kleinen Holzfass verschrieben hat. Und dies in einer Zeit, als in Deutschland Holzaromen im Rotwein von offiziellen Weinprüfern noch als Fehlton bewertet wurden. Die anderen Mitstreiter bei HADES sind die Weingüter Fürst Hohenlohe-Öhringen, Graf Adelmann, Drautz-Able, Jürgen Ellwanger und Sonnenhof. Auch bei HADES war die 1868 gegründete „Weinbauschule“ Weinsberg Speerspitze des innovativen Weinbaus in Württemberg. Und sie ist es bis heute geblieben, wie jüngste Erfolge beim renommierten Deutschen Rotweinpreis beweisen.

Der 2011er HADES-Lemberger zeigt sich in dunklem Purpurrot. In der Nase dominiert die prägende Kräuterwürze des vom Weinsberger Schemelsberg mit seinem Gipskeuperboden geernteten Spitzenweins. Diese markante Kräuter-Note macht für viele Lemberger-Freunde einen idealen Lemberger aus. Im Mund entfaltet der Spitzenwein eine vollendete Harmonie zwischen straffer Tanninstruktur, gelungenem Holzeinsatz und komplexen Aromen. Sehr vielschichtig kommen nach und nach Noten nach Kräuterlikör, Waldfrüchten, Holunder, Pflaume, Schokolade, Muskatnuss und mildem Pfeffer zum Vorschein. Gut verpackte Kraft in samtiger Perfektion. Der HADES hat eine erhebliche Länge im Abgang.

Das Staatsweingut Weinsberg verfügt über eine ganze Palette hervorragender Lemberger und roter Cuvées. Nicht zu vergessen ist im Weißweinsegment der in Weinsberg gezüchtete Kerner: Der „Justinus K“ ist die überzeugende deutsche Antwort auf den internationalen Sauvignon Blanc.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2016


2011  Lemberger Simomroth                                                           

Weingut Schnaitmann, Fellbach (Württemberg)

18,50 Euro

Simonroth. Bei diesem Wort blähen sich bei schwäbischen Weinfreaks die Nüstern und ihre Geschmacksknospen gehen in Alarmbereitschaft. Simonroth ist die Exklusivlinie des Fellbacher Starwinzers Rainer Schnaitmann, benannt nach einem Teilstück seiner Paradelage Fellbacher Lämmler. Rainer Schnaitmann hat 1997 seinen ersten Jahrgang erzeugt und innerhalb weniger Jahre Kultstatus unter den früher eher biederen württembergischen Wengertern erreicht. Und längst gehen die schwäbischen Vierteles-Schlotzer nicht mehr heimlich in den Keller, wenn sie sich eine Flasche Wein für über 10 Euro gönnen. Nein, inzwischen ist es in der Schwaben-Metropole Stuttgart schick, sich mit den Edeltropfen des Weinguts Schnaitmann öffentlich zu schmücken. Und Lemberger steht bei den Schwaben ganz vorne.

Der schön gereifte 2011er Lemberger Simonroth hat eine satte violette Farbe. In der Nase kühle Würze, komplexe Gewürznoten und dunkle Beerenfrucht. Im Mund fächert sich der Wein auf in rote Johannisbeere, schwarze Kirsche, kräftige Schokolade und weihnachtliche Pfeffernuss. Nach einigen Minuten kommen weitere Aromen wie Brombeere, Schlehe, Wacholder, Holzextrakt und etwas Pfeffer hinzu. Der Lemberger Simonroth ist ein gut gestyltes Kraftpaket, das seine Stärken wohl proportioniert und nie überladen ausspielt. Schöne Länge und ein wohliger Abgang beenden den nur ganz langsam endenden Genuss.

Wer über Rotwein in Württemberg spricht, kommt an Rainer Schnaitmann nicht vorbei. Waren in den Anfangsjahren vor allem Spät- und Frühburgunder die absoluten Top-Weine des Ausnahmekönners, so spielen in den letzten Jahrgängen auch die Lemberger in Deutschlands Spitzengruppe mit. Wenn ihnen der Simonroth Lemberger schmeckt, gönnen sie sich für besondere Anlässe noch das Große Gewächs aus dem Fellbacher Lämmler. Nicht billig, aber jeden Cent wert. Denn wenn sich selbst die sparsamen Schwaben diesen Wein leisten, muss er gut sein.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2017


2011  Lemberger Burg Ravensburg                                                          

Weingut Burg Ravensburg, Sulzfeld (Baden)

10 Euro

Lemberger ist traditionell eine der Paradesorten von Burg Ravensburg. Nach einem Glas dieses kraftvollen Lembergers hat man mit etwas Phantasie den dicken Kraichgau-Ritter Franz von Göler vor Augen, der mit diesem Lemberger in kalten Winternächten dem durch die Burganlage pfeifenden, eisigen Wind Paroli bietet.

Der 2011er präsentiert sich in dunklem Rot. In der Nase deutliche Noten nach  Brombeere und Schlehen. Im Mund zeigt der maskuline Lemberger vier Jahre nach der Lese gut eingebundene Tannine sowie Noten nach Waldbeeren und Gewürzen. Nach einiger Zeit entwickeln sich gemüsige Aromen, begleitet von roten Johannisbeeren, Paprika und Milchschokolade. Der Lemberger ist ein idealer Begleiter zu saftigen Rindersteaks.

Burg Ravensburg zeigt wie die Weingüter Seeger und Plag, dass nicht nur in Württemberg, sondern auch in Baden starke Lemberger produziert werden.    

Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2015


2009  Lemberger Dicker Franz                                                          

Weingut Burg Ravensburg, Sulzfeld (Baden)

22,50 Euro

Der Kraichgau-Klassiker schlechthin ist im Rotweinbereich der Lemberger „Dicker Franz“ vom VDP-Weingut „Burg Ravensburg“. Der Name „Dicker Franz“ stammt von dem im 18. Jahrhundert lebenden Urahn des ortsansässigen  Adelsgeschlechts, Franz von Göler. Der wegen seiner Leibesfülle als „Dicker Herr“ in die Geschichte eingegangene Franz hatte diesen Pracht-Lemberger zu seinem Lieblingswein auserkoren.

Der inzwischen unter dem Synonym „Blaufränkisch“ vermarktete Lemberger aus dem Gipskeuper-Verwitterungsgestein leuchtet tiefrot im Glas. In der Nase deutliche Aromen nach Schwarzkirsche und Schlehen. Am Gaumen zeigen sich eine straffe Säurestruktur und robuste Tannine. Hinzu kommen Noten nach roten Johannisbeeren, Gewürzen wie Thymian und Nelken sowie etwas Zigarrenkiste. Ein muskulöser Lemberger mit würzigem Abgang nicht nur für harte Männer.

Das Traditions-Weingut „Burg Ravensburg“ ist neben dem Bruchsaler Weingut Klumpp das am höchsten bewertete Weingut im Kraichgau. Die Einzellagen am Burgberg „Dicker Franz“ (Lemberger, Schwarzriesling), „Husarenkappe“ (Riesling) und „Löchle“ (Spät, Weiß- und Grauburgunder) gehören zu den Spitzenlagen in Baden. Neben dem Blaufränkisch „Dicker Franz“ produziert „Burg Ravensburg“ an der Spitze seiner Qualitätspyramide noch den exklusiven Blaufränkisch „Corvus“.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2015