2020  Chardonnay S                                                           

Weingut Seeger, Leimen (Baden)

23 Euro

Thomas Seeger ist ein Meister des Holzeinsatzes. Der Chef des VDP-Weinguts von der Badischen Bergstraße zeigt nicht nur bei seinen Rotweinen, sondern seit einigen Jahren auch beim Chardonnay sein großes Können im Umgang mit den kleinen Barrique-Fässern.

 

Der goldgelbe 2020er Chardonnay S hat eine leicht florale Nase. Dies setzt sich am Gaumen mit Aromen nach Flieder und Hyazinthen fort. Dazu gesellen sich Fruchtnoten wie Mandarine, Orangenzeste und Grapefruit. Der feinfühlige Holzeinsatz verleiht dem Chardonnay eine cremige Eleganz. Ein harmonischer Chardonnay, der trotzdem viel Zug hat.

 

Das Weingut Seeger bildet bei Weiß- und Rotweinen weiterhin die Speerspitze unter den Bergstraßen-Winzern.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2022 


2020  Chardonnay SL Wachenheimer Altenburg                                                           

Weingut Georg Mosbacher, Forst (Pfalz)

17 Euro

Seit über 100 Jahren steht der Name Georg Mosbacher für Spitzenweine aus der Pfälzer Mittelhaardt. Aktuell bewirtschaftet das 22 Hektar große VDP-Weingut Spitzenlagen in Forst, Deidesheim und Wachenheim. Die weltbekannten Großen Lagen werden natürlich primär für die Rieslinge verwendet. Aber auch bei den Burgundersorten kann man bei Mosbacher positive Entdeckungen machen. Vielleicht liegt es daran, dass der Ehemann der aktuellen Chefin des Hauses, Sabine Düringer-Mosbacher, Jürgen Düringer aus Südbaden stammt.

 

Der 2020er Chardonnay aus der eher unbekannten Lage Wachenheimer Altenburg fließt goldgelb ins Glas. In der Nase etwas rauchige Noten, dazu Vanille, zarte Minze und florale Akzente. Der je hälftig im Edelstahl und in neuen Barriques ausgebaute Chardonnay lag einige Monate auf der Feinhefe und erfuhr eine mehrmalige Battonage. Dies verleiht dem Chardonnay eine wertige Cremigkeit und Eleganz. Am Gaumen durchaus druckvoll und würzig. Noten von Kokos und Mandeln sorgen für ein vollmundiges Geschmacksbild. Dabei behält der Chardonnay stets die Fassung und einen ausgeprägten Trinkfluss. Ein idealer Speisebegleiter zu Kalbfleisch oder gegrilltem Fisch. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2023 


2019  Chardonnay Teufelslochgasse                                                           

Weingut Wöhrle, Lahr (Baden)

39 Euro

Es war bei einer Weinprobe im Oktober 2021 als Markus Wöhrle eine Premiere ankündigte: den neuen Chardonnay Teufelslochgasse. Die Teufelslochgasse ist ein 5 Ar kleines Gewann, in dem das Weingut Wöhrle 2015 in Dichtpflanzung Chardonnay gesetzt hat. Von dem Wein, der künftig als Großes Gewächs verkauft werden soll, gab es nur ein Fass. Der Wein ist im Weingut ausverkauft.

 

Drei Jahre nach der Ernte zeigt sich die 2019er Teufelslochgasse in leuchtendem Goldgelb. In der Nase dominieren gelbe Früchte. Am Gaumen verströmt der Chardonnay herbe Kühle, gut eingebundenes Holz und zarte Citrus-Noten. Die Mineralität sorgt für viel Druck und eine vitalisierende Frische. Der Chardonnay hat eine wunderbare Harmonie und Komplexität. Kein Wunder, dass die Teufelslochgasse in unserer Masterclass-Probe gegen starke Konkurrenz einstimmig den 1. Platz erobern konnte.

 

Das Lahrer Weingut Wöhrle ist seit vielen Jahren eine sichere Bank bei weißen Burgundern. Mit der Teufelslochgasse stößt Markus Wöhrle in eine neue Dimension vor. Der Chardonnay kann in Deutschland ganz oben mitspielen.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2022


2019  Chardonnay Lahrer Kronenbühl
Gottsacker GG                                                           

Weingut Wöhrle, Lahr (Baden)

26 Euro

Obwohl das Chardonnay Große Gewächs vom badischen VDP-Weingut Wöhrle aus dem Jahrgang 2019 nach 1,5 Jahren noch sehr jung ist, beweist es schon in diesem frühen Entwicklungsstadium seine Klasse. Der Chardonnay entwickelt sich auch bei Markus Wöhrle zunehmend zum Top-Wein im überragenden Burgunder-Sortiment. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass die erst in den 1990er Jahren in Deutschland offiziell zugelassene Rebsorte zunehmend ins „beste Rebenalter“ kommt. Weiter gehen die deutschen Spitzenwinzer gerade beim Chardonnay weg von den buttrigen Alkoholbomben hin zum reduktiven Terroir-geprägten Ausbaustil. Burgund lässt grüßen.

 

Für diesen Stil bildet die auf einem Plateau gelegene, aus tiefgründigen kalkhaltigen Böden bestehende Lage Gottsacker des Weinguts Wöhrle beste Voraussetzungen. Der Chardonnay wird nach Maischestandzeit und langer Pressdauer im Holzfass vinifiziert.

 

Der Chardonnay zeigt eine gold-gelbe Farbe mit grünlichen Akzenten. Das Holz ist derzeit in der Nase noch deutlich spürbar, wird sich aber mit weiterer Flaschenreife vollständig integrieren. Daneben riecht man kräutrige, florale Noten. Am Gaumen findet sich eine straffe und trotzdem cremige Struktur. Nur leicht wahrnehmbare gelbe Früchte, Apfel, Honig und Karamell vereinen sich mit griffiger Mineralität und stabiler Säurestruktur zu einem wunderbar stoffigen und gehaltvollen Burgunder. Weiter sind Noten nach Bananen, Nüssen und Mandeln zu entdecken. Nachhaltiger Biss und harmonisches Gesamtbild. Der Chardonnay verfügt über einen stabilen muskulösen Körper, ohne fett zu sein.

 

Markus Wöhrle muss sich mit seinem Großen Gewächs vor den Top-Weinen der badischen Chardonnay-Spezialisten Julian Huber und Friedrich Keller nicht verstecken. Es ist zu erwarten, dass diese Weingüter mit ihren Chardonnay-GGs in den nächsten Jahren eine ernsthafte Konkurrenz zu den Rieslingen im VDP werden. Und hier haben die Badener - im Gegensatz zum Riesling - die Nase deutlich vorne.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2021 


2019  Chardonnay Reserve                                                           

Weingut Heitlinger, Östringen-Tiefenbach (Baden)

18 Euro

Außergewöhnliche Bedeutung für die Weinregion Kraichgau haben die „Heitlinger Genusswelten“, die der Unternehmer Heinz Heiler in den letzten Jahren im Östringer Ortsteil Tiefenbach aufgebaut hat. Neben Golfplatz, Hotels und Gastronomie besitzt Heinz Heiler die beiden VDP-Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg. Mit insgesamt 120 Hektar bewirtschaftet das Team um Betriebsleiter Claus Burmeister damit das größte private Öko-Weingut in Deutschland. Die Trauben werden vollständig von Hand mit 80 Lesehelfern geerntet. Dieses Leuchtturm-Projekt strahlt auf die gesamte Region aus, die in Aufbruchstimmung ist.

 

Bei der Jahrespräsentation 2022 konnte man bei Heitlinger wieder einen guten Überblick über die aktuellen Kollektionen und einige bestens gereifte Spitzengewächse der beiden Weingüter gewinnen. Wir verkosten heute einen 2019er Chardonnay aus der Reserve-Linie des Weinguts Heitlinger. Für die Reserve-Linie werden regelmäßig jüngere Anlagen aus Großen und Ersten Lagen nach der VDP-Klassifikation verwendet.

 

Auch im Weingut Heitlinger sieht man Chardonnay als zukunftsträchtige Rebsorte im Weißweinbereich. Der 2019er Reserve zeigt im Glas eine leuchtend gelbe Farbe. In der Nase dominiert eine reduktive Note nach Feuerstein und Streichholz. Der Gaumen hält die Fruchtaromen noch dezent zurück. Stattdessen nimmt man Nuss- und Mandelaromen wahr. Der Holzeinsatz ist nur unterstützend wahrnehmbar. Dichte Harmonie mit mineralischen Muschelkalk-Aromen. Der Reserve zeigt den neuen Stil des Hauses, Alkoholgehalt und Fruchtaromen zurückzunehmen und stattdessen die Lagentypizität der Bodenvielfalt im Kraichgau herauszuarbeiten. Der Chardonnay eignet sich hervorragend als Speisebegleiter. Mein Tipp: Gefüllter Putenbraten Schweizer Art. Insgesamt ist der Reserve ein überzeugender Chardonnay im modern schlanken Stil.

 

Die beste Entwicklung bei den Heitlinger Genusswelten ist sicher, dass sich mit Patrick Jacklin die Enkelgeneration von Heinz Heiler beruflich in Richtung Weinbau orientiert. Mit den erheblichen Investitionen in Gebäude und Rebanlagen hat der Nachwuchs beste Startvoraussetzungen. Vielleicht erfährt der Kraichgau als Weinregion in den kommenden Jahrzehnten endlich die Aufmerksamkeit, die er verdient.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2022 


2019  Chardonnay Black Label                                                          

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

16 Euro

Der Münzesheimer Winzer David Klenert produziert seit dem Jahrgang 2018 eine eigene Linie mit hochwertigen Weinen unter der Bezeichnung „Black Label“. Diese Spitzenweine sind seit dem Jahrgang 2019 bio-zertifiziert, werden mit eigenen Hefen vergoren und reifen im Holzfass. Ab dem Jahrgang 2019 ist zum Grauburgunder ein Chardonnay hinzugekommen. Mit dieser Auswahl hat David Klenert die richtige Entscheidung im weißen Segment getroffen, denn diese beiden Pinot-Sorten sind für den Holzfassausbau prädestiniert.

 

Chardonnay ist eine weltweit stark verbreitete Rebsorte, die erst seit den 1990er Jahren in Deutschland offiziell zugelassen ist. Chardonnay reagiert besonders auf den gewählten Standort und den individuellen Ausbau. In der Spitze gehören Chardonnays zu den besten Weißweinen der Welt. Auch die Top-Betriebe in Deutschland präferieren unter den Pinot-Sorten zunehmend den Chardonnay.

 

Der 2019er Black Label des Kraichgauer Weinguts Klenert präsentiert sich in einem kräftigen Goldgelb. In der Nase folgen Aromen nach Birne, weißen Blüten und leicht florale Akzente. Am Gaumen weiche und cremige Grundstruktur. Dahinter ist jedoch ein mineralisches Grundgerüst mit lebendiger Säure spürbar. Spannende Würze wird begleitet von zarten Birnenaromen, roten Äpfeln, einem Hauch Citrus und Blumenwiese. Es folgen etwas Honig und Vanille. Das Holz gibt dem Chardonnay einen stabilen Körper, ohne Dominanz auszustrahlen. Der Alkohol sorgt mit 14% für Kraft und sollte in den Folgejahrgängen eher reduziert werden.

 

In der Gesamtbewertung ist der Chardonnay Black Label das neue Flaggschiff unter den Klenert-Weißweinen, der die Kollektion auf ein neues Level hebt. David Klenert setzt auch bei Neupflanzungen auf Chardonnay, so dass wir in den nächsten Jahren weitere Steigerungen erwarten dürfen.

 

Falls Sie zu Ostern einen hochwertigen Wein für das Festtagsmenu suchen, sind sie beim Black-Label-Chardonnay richtig. Auch der Osterhase verteilt die Black-Label-Weine besonders gerne.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2021 


2018  Chardonnay (Morillon)

Ried Zieregg                                                           

Weingut Tement, Ehrenhausen (Südsteiermark)

54 Euro

Das Weingut Tement ist heute das führende Weingut in der Südsteiermark. Legendäre Top-Lage des Betriebs ist die Ried Zieregg mit Muschelkalk und Kalkmergel. Aus dem Zieregg kommen nicht nur die bekannten Sauvignon Blanc, sondern auch ein Morillon, wie Chardonnay in der Steiermark genannt wird.

 

Der 2018er Morillon zeigt sich in mattem Goldgelb. In der Nase Citrus- und sanfte Nuss-Aromen. Im Mund differenzierte Fruchtnoten nach Citrus, Grapefruit und Orangenschale. Feinste Holzaromen und eine straffe Mineralität lassen den Wein schlank erscheinen, obwohl er eine unheimliche Komplexität aufweist. Der Morillon weist einen druckvollen Zug auf und löst einen gewaltigen Trinkfluss aus. Der Wein hallt lange nach.

 

Manfred Tement hat mit seinen Söhnen ein großartiges Weingut aufgebaut, das neben Flächen in der Südsteiermark auch Weinberge im benachbarten Slowenien bewirtschaftet. Die bergige Landschaft, das Speisen- und Weinangebot sprechen für einen Besuch bei Familie Tement. Stilvoll Übernachten können sie bei Tements übrigens auch.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2022


2018  Chardonnay Malterdinger Alte Reben                                                           

Weingut Bernhard Huber, Malterdingen (Baden)

30 Euro

Das Weinanbaugebiet Baden spielt im Riesling-lastigen VDP eher eine untergeordnete Rolle. Nachdem der Regionalverband Baden als bislang Einziger die Rebsorte Chardonnay als Großes Gewächs anerkannt hat, kommt bei der Premieren-Verkostung des VDP in den letzten Jahren regelmäßig das Weingut Bernhard Huber groß heraus. Die von Julian Huber vorgestellten Großen Gewächse stehen bei Chardonnay regelmäßig an der Spitze wie früher die Spätburgunder seines Vaters Bernhard. Auch in den einschlägigen Weinführern belegen die Chardonnays von Julian Huber stets bundesweite Spitzenplätze.

 

In den Weinbeschreibungen wird stets darauf hingewiesen, dass Julian Huber in seiner Stilistik dem Burgund folgt. Die Zeiten alkoholreicher, buttriger Vanille-Monster aus Baden sind beim Chardonnay vorbei. Die Richtung geht zu reduktiv ausgebauten, mineralischen Chardonnays mit hohem Extrakt und wenig Alkohol.

 

Bei Vorstellung junger Jahrgänge wird die Qualität der Huber´schen Chardonnays durchaus kontrovers diskutiert. Die Bandbreite geht von verschlossenen, unzugänglichen Weinen bis zu konkurrenzloser Weltklasse. Machen wir mit dem 2018er Chardonnay Alte Reben die Probe aufs Exempel:

 

Der kräftig gelbe Chardonnay zeigt über vier Jahre nach der Lese eine dichte Viskosität. In der Nase kurz nach Flaschenöffnung wieder die typische Reduktionsnase, die alle anderen Aromen überdeckt. Auch am Gaumen stehen eindeutig Noten nach Streichhölzern und Feuerstein im Vordergrund. Erst eine Nachverkostung am Folgetag bringt die komplexen Nuancen der Alten Reben zum Strahlen. Es ist wie ein Spaziergang am Neujahrsmorgen, wenn die Silvester-Böller-Luft langsam verschwindet. Die Nase nimmt dann noch etwas Honig- und Ananas-Noten wahr. Am Gaumen weiterhin Feuerstein, aber gepaart mit Kalkstein-Mineralik, weißen Blüten und Apfel-Aromen. Als Gesamteindruck bleibt aber ein ungemein druckvoller, vibrierender Chardonnay mit hohem Extrakt und beeindruckender Vitalität.

 

Julian Huber ist mit seiner reduktiven, alkoholarmen Stilistik zwar auf dem richtigen Weg. In der Jugend sind die Weine aber tatsächlich sehr stark von Reduktions-Noten dominiert. Selbst nach ein paar Jahren brauchen die Chardonnays noch viel Luft, um die Klasse des Weins voll zur Geltung zu bringen. Etwas mehr Frucht dürfte es nach vier Jahren schon sein. Es wird die Aufgabe der nächsten Jahre sein, die harmonische Balance großer Burgunder zu erreichen. Und wenn das in Deutschland ein Winzer in Perfektion erreicht, dann sicher Julian Huber.

 

Die Alten Reben sind übrigens kein normaler Ortswein. Dies zeigt schon sein Preis mit 30 Euro, der bei den aktuellen Jahrgängen auf 40 Euro gestiegen ist. Bei den Großen Gewächsen werden beim Chardonnay vom Weingut Bernhard Huber inzwischen bis zu 93 Euro aufgerufen. Das Besondere hat inzwischen nicht nur im Burgund, sondern auch in Baden seinen Preis.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2023 


2018 Chardonnay (Morillon) Muschelkalk

Weingut Tement, Berghausen (Südsteiermark, Österreich)      

 

15,50 Euro

                                                     

 

Haben Sie schon einmal einen Morillon getrunken? Die Frage ist gar nicht so banal. Nur in der Südsteiermark wird die Rebsorte Chardonnay unter der Bezeichnung Morillon angebaut. Chardonnay dürfte fast jeder Weintrinker schon probiert haben, einen Morillon aus der Südsteiermark vielleicht eher wenige Weinfreunde.

Weißweine aus der Südsteiermark liegen in den letzten Jahren stark im Trend. Neben Sauvignon Blanc steht dabei vor allem der Morillon im Blickpunkt. Maßgeblichen Anteil an diesem Höhenflug hat Manfred Tement, der nach dem frühen Tod seines Vaters aus kleinen Anfängen in den letzten Jahrzehnten ein Weingut von über 100 Hektar geschaffen hat. Ein Teil der Flächen liegt dabei jenseits der nahen Grenze in Slowenien. Inzwischen hat der Senior den Betrieb an seine beiden Söhne übergeben.

 

Der Morillon Muschelkalk stammt aus den Lagen Zieregg, Sulz, Wielitsch und Ottenberg. Der 2018er wurde im großen Eichenfass ausgebaut und lag 12 Monate auf der Feinhefe. In der Nase feine Aromen nach gelber Frucht und Kräutern. Am Gaumen ein frischer und straffer Chardonnay mit einer sehr schönen Struktur. Der Kalkstein führt zu einer kühlen Eleganz. Schöne Mineralität mit zurückhaltenden Fruchtnoten nach Orange und Pfirsich und einer angedeuteten Reduktion. Ein Chardonnay, der eher die harmonische Leichtigkeit des Burgunds als die schwere Buttrigkeit Kaliforniens ausstrahlt. Die Berglagen der Südsteiermark verleihen dem Morillon aber eine ganz eigene Stilistik.

 

Falls Sie noch keinen Morillon aus der Südsteiermark getrunken haben, sollten Sie dies schnell nachholen. Am besten einen Morillon vom Weingut Tement.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2021


2018 Chardonnay Höhenflug                                                                

Weingut Hensel, Bad Dürkheim (Pfalz)      

16,90 Euro

Das Pfälzer Weingut Hensel liegt in der Nähe des Bad Dürkheimer Flugplatzes. Dies inspirierte den Inhaber Thomas Hensel die Linien seiner Weine Aufwind oder Höhenflug zu nennen. Thomas Hensel ist wie sein Freund Markus Schneider ein Marketing-Genie. So haben beide gemeinsam eine erfolgreiche Wein-Linie Hensel und Gretel herausgebracht. Aber allein Marketing nützt nichts, wenn die Weinqualität nicht stimmt. Und die Qualität stimmt im Weingut Hensel, wie wir am 2018er Chardonnay Höhenflug sehen können.

 

Die Nase des Höhenflug verheißt schon klassischen Chardonnay-Genuss. Aus dem 2018er strömen Aromen wie Vanille, Banane und cremige Buttrigkeit in die Nase. Am Gaumen gesellen sich zu diesen Noten noch Kräuter und Chicorée hinzu. Ein klassischer, molliger Chardonnay, der Trinkfreude ausströmt.

 

Thomas Hensel befindet sich weiter im Steigflug. Bruchlandungen sind bei dem sympathischen Winzer nicht zu erwarten.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2021


2017 Chardonnay Oberrotweiler Kirchberg GG                                                                

Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen (Baden)      

40 Euro

 

Die Jungstars der südbadischen Weinszene Julian Huber und Friedrich Keller sind sich einig: Dem Chardonnay gehört unter den weißen Burgunder-Sorten die Zukunft. Die Chardonnays stechen auch im Weingut Franz Keller ihre Geschwister Weiß- oder Grauburgunder deutlich aus. So ist auch 2017 der Chardonnay vom Oberrotweiler Kirchberg der Top-Wein in der breiten Palette weißer GGs im Oberbergener VDP-Betrieb.

 

Der exponierte Kirchberg hat Böden mit hohem Gesteinsanteil. Der nach Süd/Südwest ausgerichtete Weinberg ist immer etwas kühler als die Lagen Schlossberg und Eichberg. Auf dem kalkhaltigen Vulkanschotter wurde der Chardonnay bereits in den frühen 1990er Jahren mit einer Genetik aus besten Lagen des Burgunds angelegt.

 

Der Kirchberg ist das Aushängeschild der neuen Burgunder-Stilistik am Kaiserstuhl. Auch wegen des Klimawandels werden die Chardonnays in den letzten Jahren reduktiver und mit weniger Alkohol ausgebaut. Die Weine verfügen dadurch über weniger Primäraromen, besitzen aber einen hohen Extrakt und eine ausdrucksstarke Mineralität. In der Nase verblüfft der Kirchberg mit ausgeprägten Noten nach Feuerstein. Erst mit der Zeit zeigt sich etwas Vanille. Auch am Gaumen dominiert zunächst der Feuerstein. Mit zunehmender Dauer setzen sich vegetabile Aromen, aber auch Kernobst und Citrus durch. Fein ziselierte Säure und rauchige Noten runden das Meisterwerk ab.

 

Es bleibt spannend, die weitere Entwicklung der Chardonnays in den badischen Top-Betrieben zu beobachten. Im Grundsatz ist der Weg - weg von opulenten Alkoholbomben, hin zu burgundischen, feinen Chardonnays - richtig. Das Haus Franz Keller kann unter Friedrich Keller wieder an die großen Zeiten seines Großvaters anknüpfen, als dieses Haus die Linie am Kaiserstuhl prägte.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2021 


2017 Chardonnay Hainfelder Letten Grande Reserve                                                                

Weingut Bernhard Koch, Hainfeld (Pfalz)      

25 Euro

Das Hainfelder Familienweingut Koch betreibt seit 1610 Weinbau. Doch erst in den letzten 25 Jahren hat sich der Pfälzer Betrieb quantitativ und vor allem qualitativ zum Senkrechtstarter entwickelt. So wuchs die bewirtschaftete Rebfläche von 5 auf 50 Hektar. Wurden früher gute Weine für wenig Geld verkauft, werden für die heutigen Spitzenprodukte stattliche Preise aufgerufen. Im Topsegment sind diese Weine aber jeden Cent wert. Gerade bei Spätburgunder und Chardonnay sind die Weine von Bernhard Koch regelmäßig unter den Top-10 in Deutschland zu finden.

 

Der 2017er Chardonnay Grande Reserve aus dem Hainfelder Letten ist ein gelungenes Beispiel für das hohe Niveau der hier erzeugten Weine. Der Hainfelder Letten ist die Paradelage Hainfelds. Der Boden verfügt über einen hohen Lehm- und Tongehalt. Kalkmergel und Tonmergel wechseln sich ab.  Die Parzellen mit hohem Kalkgehalt bringen Mineralität und Langlebigkeit. Der 2017er startet in der Nase buttrig mit etwas Vanille. Am Gaumen zupackend mit kräftigem Körper und spürbarer Säure. Würze, leichte Bitternote und Fruchtaromen wie Apfel und Stachelbeere. Ein mächtiger Spitzen-Chardonnay mit schöner Länge, der in der deutschen Liga ganz oben mitspielen kann.

 

Das Weingut Bernhard Koch ist für die Zukunft gut gerüstet. In den letzten Jahren wurde kräftig investiert. Und die beiden Söhne von Bernhard Koch sind in den Betrieb eingestiegen. So hoffen wir, auch in den kommenden Jahrgängen wieder auf Spitzenweine aus der Pfalz.

 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2021


2017  Chardonnay Malterdinger

Alte Reben                                                           

Weingut Bernhard Huber, Malterdingen (Baden)

30 Euro

Sein Vater Bernhard Huber wurde nach Gründung des Weinguts im badischen Malterdingen innerhalb von nur 20 Jahren zum Maßstab für Spätburgunder in ganz Deutschland. Nun schickt sich sein Sohn Julian an, nicht nur das Erbe seines Vaters fortzusetzen, sondern auch bei den Weißweinen zum Vorreiter der folgenden Winzer-Generation zu werden. Während am Kaiserstuhl und im Breisgau bislang Grau- und Weißburgunder dominierten, setzt Julian Huber bei den weißen Burgundersorten ganz auf Chardonnay. Die in Deutschland erst 1994 vom Bundessortenamt zugelassene Rebsorte hat jetzt das beste Rebenalter erreicht. Die Anforderungen des Klimawandels meistert der aus dem Burgund stammende Chardonnay gut. Julian Huber setzt beim Chardonnay konsequent auf einen reduktiven Stil mit früher Lese und moderatem Alkohol. Er geht weg von den früheren „Fruchtbomben“, hin zu komplexen, extraktreichen und harmonischen Unikaten. Julian Huber setzt dabei den Benchmark für ganz Deutschland. Inzwischen hat der VDP Baden den Chardonnay als GG-Sorte zugelassen. Andere Regionalverbände des VDP werden sicher folgen. 

    

Es fällt schwer, den 2017er Alte Reben als Ortswein oder Einstiegswein für die Chardonnays bei Bernhard Huber zu bezeichnen. Denn schon die Alten Reben haben Weltklasseniveau. Es gibt aber im Weingut Huber daneben nur noch die zwei Große Gewächse vom Bienenberg und vom Schlossberg.

 

Der Chardonnay Alte Reben wurde zu einem Drittel in neuen und zwei Dritteln in gebrauchten Barriques ausgebaut und blieb ein Jahr in den Fässern. Nach weiteren zehn Monaten im Stahltank wurde er unfiltriert abgefüllt.

 

Im kühlen Jahrgang 2017 kommt der reduktive Stil von Julian Huber voll zur Geltung. Der blass goldene Chardonnay überrascht zunächst mit einer sehr dominanten Feuerstein-Nase. Erst allmählich treten zarte Aromen wie gelbe Früchte, weiße Blüten und Kräuterwürze hinzu. Am Gaumen zeigt sich kühle Noblesse mit zunächst grünen Apfelaromen. Schlanke Finesse und präziser, spannungsgeladener Druck. Durch die präsente Säure wird der Chardonnay ungemein trinkanimierend, fordernd und elegant. Fruchtnoten gesellen sich eher dezent hinzu: Grapefruit, weiße Blüten, fester Pfirsich. Reduktiver, präziser, etwas rauchiger Gesamteindruck. Ein Chardonnay, der das Holz vollkommen integriert hat.

 

Julian Huber gibt mit seinem puristischen und kühlen Stil die Richtung für die kommenden Jahre vor. Andere Weingüter wie Franz Keller oder Salwey befinden sich auf einem ähnlichen Weg. Südbaden nähert sich beim Chardonnay damit immer mehr dem Burgund. Und da wollen ja alle hin.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2021


2017 Chardonnay S                                                                

Weingut Dautel, Bönnigheim (Württemberg)      

25 Euro

Eines der größten Nachwuchstalente im württembergischen Weinbau ist Christian Dautel. Der Junior-Chef des Bönnigheimer VDP-Weinguts ist bereits in jungen Jahren ein Meister der Präzision und der Balance. Dies beweisen insbesondere die Spitzen-Weißweine des Hauses wie der Chardonnay S aus 2017.

 

In der Nase steht der Chardonnay eher auf der vegetabilen, kräutrigen Seite. Laute Fruchtaromen sucht man vergebens. Am Gaumen folgt ein mit viel Feingefühl ausbalancierter Burgunder. Harmonische Frische und Eleganz. Vielschichtige, leise Fruchtaromen wie Pfirsich und ganz leicht Himbeere. Dazu kommen pflanzliche Noten und etwas Karamell. Ein Wein, der zum Verweilen und Entdecken einlädt.

 

Das Weingut Dautel hat sich in der Spitzengruppe der württembergischen VDP-Betriebe fest etabliert. Und wie von der aufstrebenden Region Württemberg werden wir auch von Christian Dautel in den nächsten Jahren noch viel hören.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2021 


2017   Chardonnay Schweigen                                                        

Weingut Friedrich-Becker, Schweigen-Rechtenbach (Pfalz)

22 Euro

 

Es hat sich längst herumgesprochen, dass es im Pfälzer VDP-Weingut Friedrich Becker nicht nur einige der besten Spätburgunder Deutschlands, sondern auch Chardonnays der Spitzenklasse zu verkosten gibt. Hinter dem TOP-Chardonnay Mineral reiht sich der Schweigener Chardonnay ein. Mit Ortswein ist der 2017er aber deutlich unter Wert klassifiziert. Aber so sind eben die Verbandsstatuten.

 

Der 2017er Chardonnay stammt von deutschen und französischen Kalkverwitterungsböden um Schweigen. Die Reben sind etwa 20 – 25 Jahre alt. Die Trauben wurden von Hand gelesen und im 228 Liter fassenden Holzfass ausgebaut. Der Anteil der neuen Fässer betrug 40 %.

 

Der Schweigener zeigt kräftiges goldgelb. In der Nase entwickelt sich ein floraler Duft. Am Gaumen etwas buttrig, ohne Fett anzusetzen. Ein Extrakt reicher Chardonnay mit gelben Früchten, weißen Blüten und etwas Flieder. Kräuternoten und herbe Orangenaromen folgen. Dichte und Eleganz mit perfekt integrierten Holznoten. Der Trinkfluss ähnelt einem Wasserfall. Der Chardonnay verfügt über eine unheimliche Länge. Der Schweigener ist ein wunderbarer Speisebegleiter zu Fisch oder hellem Fleisch.  

 

Friedrich Becker ist weiterhin eines der Aushängeschilder der Pfälzer Weinkultur.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2021 


2017 Chardonnay

Franz Anton                                                                

Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen (Baden)      

21 Euro

Franz Anton Keller hätte seine Freude daran, wie seine Nachfahren Fritz und Friedrich Keller heute hochwertige und durchgegorene Burgunder-Weine aus dem Kaiserstuhl in die Flasche bringen. Für die nach dem Urahn benannte Weinlinie werden alte Reben aus verschiedenen Lagen des Kaiserstuhls mit Löss- und Vulkangesteinsböden verwendet. Die von Hand gelesenen Trauben für den Chardonnay Franz Anton reifen ein Jahr im kleinen Holzfass auf der Vollhefe und anschließend drei Monate im Edelstahltank auf der Feinhefe.

 

Das Ergebnis ist ein goldgelber Burgunder mit leicht grünen Reflexen, der in der Nase florale und kräutrige Noten verströmt. Am Gaumen erinnert der Chardonnay an Burgund. Ein Chardonnay für „erwachsene“ Weintrinker, die nicht unbedingt nach fruchtigen Primäraromen suchen. Noble Harmonie aus Vulkanstein-Mineralik, cremiger Textur, feiner Holznote, etwas Hyazinthe, Wiesenkräutern und mildem Honig. Im Hintergrund dezente Fruchtaromen nach Limetten und Grapefruit. Lebendige Säure, feine Balance und druckvoller Abgang.

 

Wie alle Weine von Franz Keller ist der Franz Anton ein ausgezeichneter Speisebegleiter. Zum Chardonnay empfiehlt sich Geflügel, helles Fleisch oder gebratener Fisch. Für Vegetarier darf es auch eine Quiche mit Frühkartoffeln und karamelliserten roten Zwiebeln sein. Die Franz-Anton-Linie bietet einen guten Übergang zu den – deutlich teureren – Großen Gewächsen des Hauses. Generell liegt man bei den weißen Keller-Weinen mit einem Chardonnay immer richtig.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2020 


2017 Chardonnay Langhe Educato

Weingut Elio Grasso, Monforte d’Alba (Piemont/Italien)

19,50 Euro

 

  

 

 

Piemont, die Genießer-Region Italiens liegt südlich von Turin. Neben dem legendären Trüffel sorgen hier vor allem vorzügliche Rotweine wie Barolo, Barbaresco und Barbera für positive Schlagzeilen. Nur Spezialisten wissen, dass aus dem Piemont auch gute Weißweine kommen. Dazu gehören wunderbare Chardonnays wie der Educato aus dem Weingut Elio Grasso.

 

Das Weingut Elio Grasso wurde 1978 gegründet und bewirtschaftet 18 Hektar Reben in Monforte d’Alba. Auch bei Grasso stehen Rotweine wie Barolo im Vordergrund. Aber bereits seit 1990 produziert Grasso auch Chardonnay. Die Reben wachsen in einer Südost-Lage des Langhe auf 380 – 400 Höhenmetern. Die von Hand gelesenen Trauben werden teilweise im Stahltank und im Holzfass ausgebaut.

 

Der Chardonnay präsentiert sich in mattem Goldgelb. Die zurückhaltende Nase offenbart mineralische und gelbfruchtige Akzente. Am Gaumen dominieren eine fast ölige Viskosität und enorme Dichte, die von 14 Prozent Alkohol getragen werden. Kalkige Kreide-Mineralität mit verschiedenen sanften Aromen im Hintergrund: weiße Blüten, etwas Pfirsich und eher grüne Frucht. Im weiteren Verlauf schmeckt man Quitte, frühreife Banane und Blütenhonig. Ein vollmundiger Wein mit guter Länge.  

 

Der Educato ist ein ausgewogener Chardonnay, der den Charakter des Piemont sehr schön unterstreicht. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2020 


2016 Chardonnay Achkarrer Schlossberg***                                                                

Weingut Michel, Vogtsburg-Achkarren (Baden)      

16,50 Euro (aktuell 23 Euro)

Nach jahrelangen Höchstleistungen hat es das Kaiserstühler Weingut Michel endlich in den VDP Baden geschafft. Damit wird die Lebensleistung des Winzers Josef Michel gekrönt. Es ist vorstellbar, dass der Chardonnay*** aus dem Achkarrer Schlossberg den letzten Anstoß für diesen Ritterschlag gab. Waren im letzten Jahrtausend noch Grau- Und Weißburgunder die Aushängeschilder des Betriebs, so ist inzwischen der Chardonnay zumindest gleichwertig.

 

Mit dem Achkarrer Schlossberg besitzt das Weingut Michel Flächen in der absoluten Top-Lage des Kaiserstuhls mit vulkanischem Ursprung. In der Nase empfängt der Ausnahmewein mit Noten nach Honig, Vanille und Butter. Am Gaumen bewahrt das Tephrit-Gestein den Chardonnay vor zu viel Fülle. Der Burgunder bleibt frisch und verfügt über ausreichend Grip. Neben den mineralischen Akzenten des Vulkangesteins blitzen Noten nach Akazie und Mandarine auf. Ein vielschichtiger und ausgewogener Chardonnay, der viel Trinkfreude bereitet.

 

Inzwischen ist bereits der Sohn von Josef Michel in den Betrieb eingestiegen. Und da auch Josef Michel noch vor Tatkraft strotzt, dürften auch in den kommenden Jahren Spitzen-Burgunder vom Kaiserstuhl in die Flasche kommen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2021 


2016 Chardonnay Unteröwisheimer Kirchberg

Weingut Klumpp, Bruchsal (Baden)

21 Euro

 

Der Platzhirsch unter den Weinbaubetrieben im badischen Bruchsal, das Weingut Klumpp, besitzt auch zahlreiche Rebflächen in den Umlandgemeinden des Kraichgaus. Darunter befinden sich auch Rebanlagen im

Unteröwisheimer Kirchberg. Betriebsgründer Uli Klumpp hat nach intensiven Bodenuntersuchungen die optimalen Rebsorten für die einzelnen Flächen ausgewählt. Bei den facettenreichen Bodenformationen im Kraichgau ist dies besonders wichtig. Die unterschiedlichen geologischen Verhältnisse erklären auch die Sortenvielfalt vieler Betriebe in der Region.

 

Die Südlage Unteröwisheimer Kirchberg besteht aus Kalksandstein mit einer mächtigen Lössauflage. Wegen der ausgeprägten Mineralität ist der Kirchberg für Chardonnay bestens geeignet. Der 2016er Kirchberg ragt aus der Weißweinkollektion im Weingut Klumpp heraus. Die Farbe mit blassem Goldgelb und grünlichen Reflexen verspricht zunächst nichts Außergewöhnliches. Aber bereits die Nase mit rauchigen, komplexen Noten nach

gelben Früchten mit floralen Anklängen lässt einen tiefgründigen Spitzenwein erahnen. Im Mund zeigt der im Barrique ausgebaute Chardonnay dann endgültig seine ganze Klasse. Vielschichtige Aromen nach Mandeln, Honig, Mirabellen, Vanille und Hyazinthen sind Ausprägungen einer buttrigen Eleganz. Molliges Volumen

versinkt in weicher Harmonie. Das noch spürbare Holz ist schon wunderbar in die mineralische Grundstruktur des Chardonnay integriert. Trotz seiner Komplexität und Fülle wirkt der Burgunder keineswegs fett, sondern animiert stets zum nächsten Schluck. Ein Wein für die festliche Tafel.

 

Uli Klumpp hat seit einigen Jahren Unterstützung durch seine Söhne Markus und Andreas. Das Trio produziert im exklusiven Neubau am Bruchsaler Stadtrand ausgezeichnete Weiß- und Rotweine, die regelmäßig

Top-Bewertungen in den einschlägigen Weinführern erhalten.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2019 


2016 Chardonnay Bramito
Weingut Antinori, Castello della Sala (Umbrien, Italien)
15,90Euro

 

Bramito: Nach dem Brunftschrei des Hirschs hat das italienische Weingut Antinori seinen Chardonnay benannt. Das für seine toskanischen Rotweine wie Tiganello oder Solaia bekannte Weinimperium produziert auch sehr gute Weißweine. Das in der 27. Generation im Weinbau tätige Haus Antinori hat sich längst zum Global Player entwickelt. Während sich der normale Weinfreund einige Flaschen für ein ausreichendes Rebsorten-Sortiment in den Keller legt, erwirbt man bei Antinori gleich ganze Weingüter, um für jeden Anlass hauseigene Weine im Portfolio zu haben. So steht das bei Orvieto in Umbrien gelegene Weingut Castello della Sala für die Spitzenweißweine des Hauses. Bereits 1940 hat der Vater von Piero Antinori das idyllisch gelegene Anwesen für die Herstellung exzellenter Weißweine gekauft. Dort entsteht auf 170 Hektar Rebfläche neben dem legendären Cervaro della Sala quasi als Zweitwein der Bramito, ein reinsortiger Chardonnay.

 

Der 2016er Bramito zeigt leuchtendes Strohgelb mit smaragdgrünen Reflexen. In der Nase noble Zurückhaltung, nur etwas kalkige Mineralität, Zündelholz und zarte Fruchtaromen. Der Ausbau in gebrauchten Barriques aus französischem Eichenholz sorgt für eine cremige Struktur, die aber von einer herben Mineralität und rauchigen Röstaromen begleitet wird. Tief gehende Finesse, gepaart mit floralen Akzenten, gelben Früchten, Mandelnoten und dezenter Vanille ergeben einen schnörkellosen und geradlinigen Chardonnay. Ein wunderbarer Speisebegleiter zu Kalbfleisch oder Pasta-Gerichten mit Sahnesoße.

 

Man muss beim Genuss des Bramito nicht gleich Brunftschreie ausstoßen. Aber ein lautes Bravo hat der gelungene Chardonnay von Antinori allemal verdient.  

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2020


2016  Chardonnay                                                           

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

8,50 Euro

Sichtlich zufrieden präsentiert der Münzesheimer Jungwinzer David Klenert seinen zweiten Weißweinjahrgang. Höhepunkt im aktuellen Sortiment des Senkrechtstarters ist der 2016er Chardonnay, der sich erstmals in der Kollektion findet.

Der Burgunder zeigt sich in einer blass gelben Farbe mit grünlichen Reflexen. In der Nase ganz feine Birnenaromen und vollreife Banane. Im Mund ist wieder das Klenert-Credo erfahrbar, frische und lebendige Weine zu produzieren. Dabei ist der Pinot kein Leichtgewicht, sondern besticht durch sanfte Cremigkeit und feine Struktur. Auf der Basis tiefer Substanz und hintergründiger Mineralität versprüht der Chardonnay elegante Vitalität. Hier spielt der Kraichgau seine Stärken aus, schmeckbare Sorten-Typizität und pure Trinkfreude zu vereinen. Am Gaumen bietet der Chardonnay schöne Würze, wieder Birne und Banane sowie einen Hauch Aprikose. Der Chardonnay ist ein vielseitiger Speisenbegleiter für die gehobene Küche. Kein Gramm zu schwer bietet er unaufdringliche Eleganz.

Nachdem David Klenert gleich mit seinem ersten Jahrgang 2015 einen fulminanten Start hingelegt hatte, kann nun auch die 2016er Weißweinkollektion voll überzeugen. Die neu hinzugekommenen Rebsorten Auxerrois und Chardonnay sind mehr als nur Ergänzungen des bisherigen Portfolios. Beide Weine sollten in keinem Keller eines Kraichgau-Fans fehlen. Das Weingut Klenert ist mit der Aufnahme in den renommierten Weinführer Eichelmann, der zunehmenden Präsenz in der regionalen Gastronomie und viel beachteten Auftritten auf Weinmessen die Neuentdeckung der Kraichgauer Weinszene. Wobei bei dem stets gut gelaunten Weinmacher keine Gefahr besteht, dass er abhebt. Das harte Arbeitspensum des Betriebsgründers bringt ihn stets wieder „back to earth“.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2017


2015 Chardonnay Mineral

Weingut Friedrich-Becker, Schweigen-Rechtenbach (Pfalz)

42 Euro

 

 

 

Lange Jahre wurde der Name Friedrich Becker quasi mit Spätburgunder gleichgesetzt. Zwar produzierte das Pfälzer VDP-Weingut schon immer gute Weißweine. Aber gegen die roten Top-Pinots, die über Jahre die deutsche Spitze darstellten, fanden die weißen Burgunder-Weine kaum Beachtung. Seit einigen Jahrgängen profilieren sich bei Becker aber neben den Spätburgundern die Chardonnays als zweite Vorzeige-Rebsorte. Diese Entwicklung sehen wir auch in anderen deutschen Spitzengütern wie Bernhard Huber oder Franz Keller. Chardonnay lässt seine weißen Brüder aus der Burgunderfamilie hinter sich.

 

Die Trauben für den Top-Chardonnay Mineral von Friedrich Becker stammen aus zwei kalkhaltigen Lagen mit Lehmauflage, die um Schweigen auf Pfälzer und Elsässer Boden liegen. Die Rebanlagen sind schon über 25 Jahre alt. Die Beeren werden spontan vergoren und reifen in leicht getoasteten, französischen Barrique-Fässern. Der Mineral aus 2015 strahlt in leuchtendem Gelb aus dem Glas. In der Nase dominieren komplexe, überwiegend florale Noten. Später treten ein deutlicher Mandarinen-Ton und weiße Blüten hinzu. Am Gaumen dann ein überwältigendes Geschmackserlebnis. Der Chardonnay ist kein Weichspüler, sondern baut unheimlich Druck auf. Die kalkige Mineralität und die beachtliche Säure sind zu einer wunderbar harmonischen, drahtigen Gesamtkomposition verschmolzen. Das Holz ist vollständig integriert und kaum spürbar. Zupackende Struktur mit Noten nach Flieder und Hyazinthen, gefolgt von Kräutern und Tee. Fruchtaromen ummanteln dieses Grundgerüst mit zarten, bitter-herben Noten wie Orangenschale und etwas Pfirsich. Dazu wieder florale Noten und weiße Blüten. Edle Rasse und feine Cremigkeit verbinden sich zu dichter Eleganz. Das Kunstwerk endet mit einer ewigen Länge, als wollte der Chardonnay seinen begeisterten Genießern noch einige Zugaben geben. Der Applaus ist ihm gewiss!   

 

Friedrich Becker hat mit dem Mineral einen monumentalen Chardonnay geschaffen, der stark an die großen französischen Weine aus dieser Rebsorte erinnert. Kein Wunder ist doch Burgund schon immer die Messlatte für den „alten Fritz“ - wie das Pfälzer Urgestein respektvoll genannt wird - gewesen. Und die jüngsten Weine aus dem Hause Becker lassen vermuten, dass die Ausnahmestellung dieses Weinguts auch beim jungen Fritz gewahrt bleibt. Der Chardonnay Mineral hat in Deutschland jedenfalls wenig Konkurrenz. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2020


2015 Chardonnay Hainfelder Letten Reserve                           

Weingut Bernhard Koch, Hainfeld (Pfalz) 

15 Euro

Deutschland ist zwar Riesling-Land. Dennoch sollten die weißen Burgunder-Sorten nicht außer Acht gelassen werden. Immer besser gelingen den deutschen Winzern ihre Weiß- und Grauburgunder. Das größte Potenzial im Burgunder-Bereich versprechen aber die Chardonnays. An der Spitze finden sich dabei die Anbaugebiete Baden und die Pfalz. Am Kaiserstuhl überzeugt eine ganze Riege sehr guter Produzenten wie Huber, Franz Keller, Dr. Heger und Bercher. Aber auch in der Pfalz kommen nach dem Weingut Knipser zunehmend herausragende Chardonnays aufstrebender Winzer in die Flasche. Eine geradezu explosionsartige Qualitätsentwicklung erleben wir in den letzten Jahren im Weingut Bernhard Koch in Hainfeld, das neben seinen Spätburgundern gerade seine Chardonnays in Deutschlands Spitzengruppe platzieren kann. Die Zusammenarbeit mit dem renommierten Weinbauberater HE Dausch ist dabei sicher ein wesentlicher Grund.Aus der Hainfelder Paradelage „Letten“ kommt der 2015er Chardonnay Reserve. Der Boden mit hohem Lehm- und Tongehalt zieht sich von Rhodt aus in Richtung Süden nach Hainfeld. Aus Parzellen mit besonders hohem Kalkgehalt stammen die Spitzenweine wie der Reserve. In mittlerem Goldgelb fließt der Pinot ins Glas. Schon die Nase eine Offenbarung: Schmelzige Honignoten, florale Anklänge, buttrige Karamellaromen, sahnige Cremigkeit und ein sanfter Holz-Touch. Am Gaumen eine perfekt ausbalancierte Komposition aus reifer Banane, roter Melone und dann rosa Flieder. Der weiche und runde Gesamteindruck fußt auf einer spürbaren Kalk-Mineralität. Ein Schmeichler, der nicht übersättigt und mit jedem Schluck überzeugt.Bernhard Koch hat eine beeindruckende Kollektion vom einfachen Gutswein bis zum absoluten Spitzenprodukt vorgestellt. Das Preis-/Leistungsverhältnis dürfte auf jeder Qualitätsstufe nur schwer zu schlagen sein. Auf nach Hainfeld! Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2017


2014 Chardonnay Sonoma County

Benziger Winery,

Sonoma (Kalifornien, USA)

19,50 Euro

 

 

 

Buttrig: Der erste Eindruck in der Nase entspricht der Erwartungshaltung für einen Chardonnay aus Kalifornien. Der in leuchtendem Goldgelb ins Glas fließende 2014er Chardonnay hat eine cremige Viskosität. Am Gaumen überwältigt den Genießer eine einnehmende Weichheit. Runde Noten nach Kokos und Marzipan. Wunderbar eingebunden ist das Holz und die feine Mineralität. Das Aromen-Spiel wandert von floral über etwas Orangenabrieb zu Mandarine. Der Burgunder zeigt sich als wohl proportionierter Athlet, kernig, saftig, aber keineswegs fett. Man spürt, hier waren Könner am Werk.

 

Seit 1980 bewirtschaften die Benzigers die Farm, die auf 800 Metern Höhe im Sonoma-Valley liegt. In dem 85 Hektar großen Betrieb sind heute mehr als zwei Dutzend Familienmitglieder beschäftigt. Bereits 1995 begann Benziger, als einer der ersten Weingüter in Kalifornien, mit der Umstellung auf biodynamisch Anbau. Diese Erfahrung und die Vorteile dieser Anbauweise spürt der Genießer in den Weinen des Gutes.

 

Der Benziger-Chardonnay ist ein eleganter und finessenreicher Chardonnay, der seine kalifornische Herkunft nicht versteckt. Er vermeidet aber die überladene Wucht vieler seiner amerikanischen Artgenossen. So ist der Chardonnay aus dem Sonoma Valley ein besonderer Vertreter für die weltweit verbreitete Rebsorte: Er verbindet Typizität mit regionalen Akzenten.  

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2020


2014  Chardonnay Rutz Rebell                                                   

Weingut Köhler-Ruprecht, Kallstadt (Pfalz)

20 Euro (nur erhältlich in der Rutz-Weinbar, Berlin)

 

 

 

 

Wenn ein Weinliebhaber eine besondere Location für seine Geburtstagsfeier sucht, könnte er nach einem Spitzenrestaurant Ausschau halten, das bereits mit der „Weinkarte des Jahres“ im Gault Millau ausgezeichnet wurde. Findet man diesen Sehnsuchtsort, der als Zugabe im Sommer 2016 noch ein Betriebsjubiläum feiert, landet der Genießer in der Berliner Rutz-Weinbar. Das Rutz ist seit 15 Jahren eine der angesagten Weinadressen im Land.

Im Rahmen des „Geburtstags-Menüs“ schenkt Chef-Sommelier Christoph Geyler auch seine „Rutz Rebell“-Weine aus. Diese Weine werden von Christoph Geyler in Zusammenarbeit mit ausgesuchten Winzern ausschließlich für das Rutz vinifiziert. Dabei entstehen individuelle Weine, die eine eigene Geschichte erzählen. „Eigentlich mag ich deutsche Chardonnays mit ihrer buttrigen Holzlastigkeit gar nicht“, beginnt Christoph Geyler seine Anmoderation zum zweiten Menü-Gang. „Deshalb haben wir nur einen einzigen Chardonnay auf unserer Weinkarte: den „Rutz Rebell“ vom Pfälzer Weingut Köhler-Ruprecht“. Für einen aus Südbaden stammenden Weinexperten ist die Aversion gegenüber Chardonnay eigentlich eine Überraschung.

Das Kallstädter Weingut Köhler-Ruprecht war unter seinem früheren Inhaber Bernd Philippi für seine  langlebigen und eigenwilligen Rieslinge aus der Paradelage Kallstadter Saumagen bekannt. Beim neuen Betriebsleiter Dominik Sona und seiner Partnerin Franzi Schmitt gewinnen jetzt auch die Chardonnays zunehmend an Format. Der im Rutz ausgeschenkte 2014er Chardonnay „Rebell“ ist im großen 600-Liter-Holzfass ausgebaut. Das Holz gibt dem Pinot lediglich ein stabiles Grundgerüst, bleibt aber dezent im Hintergrund. Ansonsten kommt der Chardonnay sehr geradlinig und fokussiert an den Gaumen. Der Burgunder ist durch sein schlankes Profil enorm kippfreudig und das Gegenteil von fett. Das kühle Aromen-Spektrum wird von floralen Noten wie Flieder und Hyazinthen dominiert. Tatsächlich entstand durch die Zusammenarbeit des Rutz mit dem Weingut Köhler-Ruprecht ein solitäres Produkt abseits des Mainstream.

Es dürfte nicht überraschen, dass der Chardonnay perfekt zum servierten Menü-Gang passte: Kabeljau & Pflaumen Kombucha, Blaumohn, Blumenkohl. Das gesamte Menü mit der professionellen Getränke-Begleitung durch Christoph Geyler war eine gelungene Abendunterhaltung. Auch nach dem bevor stehenden Wechsel des Chef-Sommeliers in die Selbstständigkeit wird das Konzept der Rutz-Weinbar, individuelle Spitzenweine mit hochwertigem Speisen in legerer Atmospähre zu präsentieren, eine Erfolgs-Story bleiben. Denn im Rutz hat Wein einen besonderen Stellenwert. 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2016


2013  Chardonnay Monsheimer Silberberg „Blauarsch“                                                           

Weingut Milch, Monsheim (Rheinhessen)

16,50 Euro

 

Sein Name: „Blauarsch“; die Flasche: bauchig; auf dem Etikett: 14 % Alkohol. Das alles verspricht „good vibrations“. Und nach dem Plopp (zu Deutsch: Entkorken) erfüllt sich die Verheißung:

Bereits in der Nase strömen dem Genießer wohlige Karamellnoten entgegen. Am Gaumen stranden frische Kokos- und cremige Honigaromen. Der im Barrique ausgebaute Chardonnay ist trotz seiner Power nicht fett, denn der 2013er verhüllt mit seinem feinen Säurenerv gekonnt das Holz und den Alkohol. Anregende Vitalität mit komplexen Nuancen von rotem Rhabarber, weicher Vanille, rosa Flieder und - beim ersten Glas - rutschfesten Bananenschalen. Ein lebhafter Gaumenschmeichler mit drallen Hüften und beweglichem Rückgrat.

Übrigens kommt der Name „Blauarsch“ nicht von einer lustigen Weinfreundin mit tief ausgeschnittenem Abendkleid, die nach zwei Flaschen Chardonnay in einer kalten Winternacht ihren verlängerten Rücken verkühlt hat, sondern ganz banal von einer alten Lagenbezeichnung in Monsheim.

Das Weingut Milch ist der Chardonnay-Spezialist in Rheinhessen. Diese Sorte nimmt 40 % der Rebfläche des Betriebs ein. Neben dem „Blauarsch“ ist auch der preisgünstige Chardonnay „Valentin“ des Weinguts Milch zu empfehlen.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2015

 


2012 Chardonnay Kalkstein 330

Weingut Scholler, Birkweiler (Pfalz)

6 Euro

Der 2012er Kalkstein Chardonnay des Birkweiler Traditionsweinguts Scholler schimmert blassgelb mit grünen Reflexen im Glas. Er verfügt über eine schöne Nase mit für die Rebsorte typischen Mandel- und Nussnoten. Am Gaumen dann eine explosive Überraschung: Der Wein zeigt sich vibrierend und extrem animierend. Der Muschelkalk der Birkweiler Spitzenlage Mandelberg geht eine harmonische Symbiose mit den Fruchtaromen wie Ananas und Mango ein. Nach jedem Schluck lechzt man nach dem nächsten Glas. Der Wein hat ein hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis. Eine der positiven Überraschungen des Jahrgangs 2012. Ein spritziger Wein für jedes Sommerfest.

Dieser Chardonnay steht in einer Reihe mit schönen Weißburgundern und Rieslingen des Weinguts Scholler aus dem Jahrgang 2012. Es bleibt zu hoffen, dass das Weingut Scholler dieses Niveau in den Folgejahrgängen halten kann. In der Vergangenheit waren durchaus Jahrgangsunterschiede zu verzeichnen.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2015


2011  Chardonnay Passion                                                           

Weingut Karl Haidle, Kernen-Stetten (Württemberg)

22,90 Euro

 

Weißwein vom „Roten Riesen“? Gleich doppelt verkehrte Welt?

Denn erstens ist das Weingut Karl Haidle primär für seine Rotweine bekannt. Und zweitens hat Senior-Chef Hans Haidle mit einer Körperlänge von 168 Zentimetern nicht wirklich die Statur eines Riesen. Aber der Titelträger der Zeitschrift VINUM hat neben exzellenten Rotweinen auch einen „großen“ Chardonnay im Angebot. Davon konnte sich der Weinverein bei einer ausgedehnten Probe überzeugen, die mit Rekordeinkäufen endete.

Auf dem Flaschenetikett des VDP-Weinguts prangt die Y-Burg, das Stettener Wahrzeichen im württembergischen Remstal. In den Spitzenlagen „Pulvermächter“ und „Mönchberg“ wachsen die besten Weine von Hans Haidle wie Lemberger und Zweigelt, aber auch Riesling und eben Chardonnay.

Der im Barrique ausgebaute Chardonnay „Passion“ fließt goldgelb ins Glas. An der Glaswand bilden sich sogleich gotische Kirchenfenster. Ein cremiger Schmelz gibt Aromen nach kräftigem Karamell, später noch heller Milchschokolade,  jungen Veilchen und hauchzarter Minze frei. Am Gaumen zeigen sich rotfleischiger Pfirsich, Waldhonig und reife Melonen. Der Pinot verfügt bei aller Power über eine strukturgebende Mineralik und straffe Eleganz. Im langen Finale offenbart der Charmeur Opulenz und Substanz.

„Ich glaube, mein Chardonnay muss sich vor den Top-Produkten aus Südbaden nicht verstecken“, freute sich der ansonsten eher bescheidene Schwabe über die begeisterten Reaktionen der badischen Weinfreunde. Da kann man dem spontan zum weiß-roten Riesen ernannten Hans Haidle nur beipflichten.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2015


2011  Chardonnay Spätlese                                                           

Weingut Bercher, Burkheim (Baden)

18 Euro

 

 

Baden ist Burgunderland. Für Burgunder-Liebhaber ist vor allem der Kaiserstuhl mit seiner für diese Rebsorten in Deutschland unerreichten Dichte an Spitzenbetrieben ein wahres Paradies. Eine Top-Adresse am Kaiserstuhl für weiße und rote Burgunder ist dabei das VDP-Weingut Bercher in Burkheim, das in dem 1756 erbauten schmucken Gutshaus Jahr für Jahr eine breite Palette an Spitzenweinen vorstellen kann. Besonders unterhaltsam ist eine Verkostung mit Martin Bercher, einem echten südbadischen Original. Martin Bercher führt heute das Weingut mit seinem Cousin Arne in 10. Generation. Neben den Weiß-, Grau- und Spätburgundern gehört der Chardonnay des Weinguts Bercher in jedem Jahrgang zur deutschen Spitze.

Der Chardonnay fließt goldgelb ins Glas. In der Nase erste Aromen nach reifen Äpfeln und Honigmelone. Im Mund zeigt sich ein Charakter-Wein, der seine Herkunft von den Vulkanböden des Kaiserstuhls geradezu klassisch mit der vom Barrique-Ausbau herrührenden Cremigkeit vereint. Der Wein wirkt bei aller Kraft und dichter Textur erstaunlich schlank. Jeder Schluck verlangt nach dem nächsten Glas. Dichte Aromenfülle nach Birnen, Steinobst und Holunder. Mit unheimlicher Länge verabschiedet sich der Wein mit dem Versprechen: Nächstes Jahr gibt es wieder ähnliche Qualitäten.

Der Bercher-Chardonnay ist ein idealer Speisenbegleiter für Nudelgerichte mit hellem Fleisch. Martin Bercher würde in seiner unnachahmlichen Art hinzufügen: „Ein Wein für Fortgeschrittene“.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2015


2011 Chardonnay Selection Endinger Engelsberg

Weingut Knab, Endingen (Baden)

13 Euro

ABC: „Anything but Chardonnay“ oder frei übersetzt „Alles, nur keinen Chardonnay“. Dieser vor einigen Jahren in den USA geprägte Spruch wäre wahrscheinlich nicht ersonnen worden, wenn dessen Erfinder diesen Chardonnay vom Kaiserstuhler Weingut Knab im Glas gehabt hätten. Der im Barrique gereifte Chardonnay verströmt wohlige Karamell- und Honig-Noten. Am Gaumen treten gereifte grüne Äpfel, gebrannte Mandeln und Melonen hinzu. Das Gemisch aus Vulkangestein, Löss und Kalkstein des Endinger Engelsberg verleiht dem Wein eine kräftige Struktur. Das gut eingebundene Holz des langlebigen Chardonnay fördert den Trinkfluss. Knab-Weine sind ideale Speisebegleiter. Wenn das Weingut Knab den Export intensiviert, rufen die Amerikaner ja vielleicht bald: „OKC“ oder „Only Knab-Chardonnay!“

Das Weingut Knab erzeugt hervorragende weiße und rote Burgunder, die problemlos mit den VDP-Winzern der Region mithalten können. Neben dem Chardonnay sind die „normalen“ und die 3-Stern-Spätlesen vom Weiß- und Grauburgunder absolute Top-Weine der badischen Burgunder-Hochburg. Die Inhaber Regina und Thomas Rinker sind äußerst sympathische Charaktere, die die legendäre badische Gastfreundschaft perfekt verkörpern. Bei meinem letzten Besuch kredenzte uns Thomas Rinker - frisch vom Weinberg zurück  - in aller Seelenruhe seine große Kollektion und zeigte uns danach noch seinen tollen Barrique-Keller. Erst beim Abschied stellte sich heraus, dass er an diesem Tag Geburtstag hatte und in der nächsten Stunde die Gäste eintrudeln werden.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2015