2018 Schwarzriesling Premium S Albert
Weingut Plag, Kürnbach (Baden)
12,50 Euro

 

Im November letzten Jahres holte ich an einem trüben November-Sonntag in der Vinothek des Weinguts Plag meinen reservierten Lemberger-Siegerwein ab. Wenige Tage zuvor hatte Philipp Plag sensationell den Sieg beim Deutschen Rotweinpreis mit seinem Spitzen-Lemberger errungen. Weil die angeschlossene Besenwirtschaft gerade geöffnet hatte, war die Vinothek gut gefüllt und alle Besucher wollten nur den Siegerwein probieren. Da der Verkauf der Rarität streng auf zwei Flaschen rationiert war, wollte ich den Karton mit dem 2016er Schwarzriesling Albert auffüllen. Schließlich hatte der Schwarzriesling beim Rotweinpreis einen 3. Platz belegt. Für einen Wein in dieser Preisklasse fast ebenso sensationell. „Leider ausverkauft“, zuckte der Senior-Chef bedauernd mit den Schultern. „Aber wir haben gerade den 2018er Albert abgefüllt“, ergänzte der Senior. Probiert und gekauft.

 

Jetzt, ein halbes Jahr später entkorke ich die erste Flasche des neuen Albert. Der noch junge Schwarzriesling strahlt in leuchtendem Granatrot. In die Nase steigt ein Schwall rote Johannisbeere. Am Gaumen bereits sehr ausgewogen und rund. Die volle Frucht nach reifen Brombeeren und Johannisbeeren wird unterstützt von zarten Schokoladenoten. Trotz des heißen Jahrgangs zeigt der Schwarzriesling Struktur und milde Säure. Dieser Schwarzriesling spielt die Stärken dieser Rebsorte voll aus: Noble Eleganz, seidige Harmonie und gute Fließgeschwindigkeit. Ein wunderbarer Speisebegleiter.

 

Bei den Rotweinen aus 2018 scheint Philipp Plag nach 2015 ein weiterer Top-Jahrgang gelungen zu sein. So verdient etwa der Lemberger Premium S eine absolute Kaufempfehlung. Dies kann man jetzt schon sagen, obwohl die Spitzenweine noch in den Fässern reifen. Und auch der 2018er Albert wird bald wieder ausverkauft sein. Spätestens wenn er beim nächsten Deutschen Rotweinpreis im November erneut auf dem Treppchen stehen sollte. Das Format dazu hat er. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2020


2017 Regent Cabernet Cortis

Weingut Marbachs Wolfshügel, Neiße-Malxetal, OT Jerischke (Brandenburg)

11 Euro

 

 

Kürzlich hatte ich unter meinen Weinfreunden – wohl etwas vorschnell – kundgetan, dass wir mit den Weinen aus Deutschland so langsam „durch“ seien. Ein Arbeitskollege belehrte mich eines Besseren und schenkte mir einen Brandenburger Landwein.

 

Wenige Weininteressierte dürften wissen, dass der Weinbau in Brandenburg eine über 800jährige Tradition hat. Seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert wurden in Brandenburg vielerorts Reben gekeltert. Die Weinrebe kam durch Siedler aus dem Westen im Rahmen der Ostkolonisation nach Brandenburg. Gefördert

wurde der Weinbau auch durch die ab dem 12. Jahrhundert gegründeten Klöster. Die Zisterzienser teilten die Flächen erstmals in Qualitätslagen ein. Der Höhepunkt des Weinbaus in der Mark war im 17./18. Jahrhundert erreicht.

 

Von dem ehemals ausgedehnten Weinanbau waren bei Neugründung des Landes Brandenburg 1990 nur noch letzte Spuren vorhanden. Mit der Wiedervereinigung musste in Brandenburg das europäische und deutsche Weinrecht eingeführt werden. Dadurch ist die Rebfläche für Brandenburg aktuell auf 30 Hektar begrenzt. Im deutschen Weinrecht werden Anbaugebiete für Qualitätswein und Landwein unterschieden. Die meisten Rebflächen in Brandenburg gehören zum 2007 zugelassenen Landweingebiet Brandenburg. Die am Geilweilerhof in der Pfalz gezüchtete rote PiWi-Sorte Regent ist die mit 5,7 Hektar am meisten angebaute

Rebsorte in Brandenburg.

 

Unser brandenburgischer „Exot“ ist eine rote Cuvée aus Regent und Cabernet Cortis. Cabernet Cortis ist eine 1982 in Freiburg am Staatsweingut gezüchtete PiWi-Rebsorte. Der Landwein des Weinguts Marbachs

Wolfshügel stammt aus Jerischke, einem Ortsteil der Gemeinde Neiße-Malxetal. Vom Informationszentrum des Geoparks Muskauer Faltenbogen führt ein Rundweg zum Weinberg Wolfshügel. Der Weinberg wurde im Jahr 2008 von Hubert Marbach gepflanzt. Eine 700-jährige Weinbautradition, die früher eine bedeutende Rolle

im Wirtschaftsleben der Niederlausitz spielte, lebt wieder auf.

 

Der tiefdunkle Wein hat eine kräftige Nase nach Brombeeren und Waldbeeren. In seiner Jugend dominieren am Gaumen noch Gerbstoffe, grüne Paprikanoten und würzige Cassis-Aromen. Dahinter verbergen sich aber bereits Fruchtaromen nach Blaubeeren und Holunder. Diese werden sich mit weiterer Flaschenreife stärker herausbilden. Für einen Landwein hat der Wolfshügel eine respektable Qualität.

 

Zwar werden jetzt nicht plötzlich sämtliche Weinliebhaber nach Brandenburg pilgern. Wenn man aber einen Urlaub in der Lausitz plant, wäre das schön ausgebaute Landhaus Marbach eine gute Adresse. Dort können sie

übrigens nicht nur stilvoll übernachten, sondern auch auf die Jagd gehen und im gutseigenen Weinberg mitarbeiten.

 

Es zeigt sich wieder einmal: In Deutschland gibt es noch Vieles zu entdecken.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2019


2016  Frühburgunder Bürgstadter Berg
(1. Lage)                                                     

Weingut Rudolf Fürst, Bürgstadt (Franken)

27 Euro

Wer an fränkische Weine denkt, dem fallen zuerst Silvaner und Bocksbeutel ein. Weinkenner wissen aber, dass aus Churfranken einige der besten roten Burgunder Deutschlands kommen. Entscheidenden Anteil an diesem Standing hat das Bürgstadter Weingut Rudolf Fürst. Senior Paul und sein Sohn Sebastian Fürst haben sich diesen Ruf durch langjährige akribische Arbeit verdient. So hat VINUM erstmalig in der Geschichte des Weinguides nach dem Vater Jahrzehnte später auch dem Sohn die Auszeichnung „Winzer des Jahres“ verliehen.

 

Bereits im 16. Jahrhunderts kam es in Bürgstadt zu einer Blütezeit des Weinanbaus. In der Miltenberger Mainschleife profitiert die Lage Bürgstadter Berg schon immer vom warmen Mikroklima im Schutze des Odenwalds und des Spessarts. Der Berg schließt die beiden Grand-Cru-Lagen Centgrafenberg und Hundsrück mit ein. Die hier erzeugten Weine zeichnen sich durch Finesse und Mineralität aus. Diese Spitzenlagen bilden den Grundstein für den Erfolg des Weinguts Fürst.

 

Das Weingut Fürst hat in der Lage Berg die alte Rebsorte Frühburgunder erfolgreich wiederbelebt. Der 2016er Frühburgunder ist in der Nase dunkler als der Spätburgunder und zeigt etwas Johannisbeere. Es dominieren rauchige Noten. Am Gaumen überwältigt die feine Eleganz, wieder Rauch und Bleistiftabrieb. Dezente Fruchtnoten nach roter Johannisbeere und Kirschen werden umrahmt von zarter Schokolade. Der Burgunder ist enorm vielschichtig mit unheimlicher Tiefe und Finesse. Beim Genuss des Burgunders tritt eine fast andächtige Stille ein.

 

In den letzten Jahren haben im Weingut Fürst auch die Weißweine an Qualität zugelegt. So sollte man außer dem Spät- und Frühburgunder den Riesling, den Weißburgunder und den Chardonnay verkosten. Churfranken ist eine Reise wert.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2022 


2016  Grenache Veraton                                                     

Bodegas Alto Moncayo, Campo de Borja (Saragossa, Spanien)

Ca. 24 Euro

Hoch dekoriert als eines der besten Weingüter Spaniens ist die Bodegas Alto Moncayo. Einzelne Spitzenweine der Bodegas bewertete Robert Parker mit 100 Punkten. So ergreift mich bei Ansicht des 2016er Veraton der Bodegas Alto Moncayo die Vorfreude auf ein außergewöhnliches Weinerlebnis. Das moderne Etikett ist zudem ein erster Fingerzeig auf einen modernen spanischen Rotwein.

 

Die Bodegas wurde in ihrer heutigen Form erst 2002 gegründet. Das 95 Hektar große Gut westlich von Saragossa verfügt aber über 45 bis über 100 Jahre alte Reben aus der Rebsorte Grenache. Trockenes, kontinentales Klima und durchlässige, mineralstoffreiche Böden bieten beste Voraussetzungen für ausdrucksvolle Weine. Die Trauben reifen auf einer Meereshöhe von 400 – 900 Metern. Maßgeblichen Anteil an der Erfolgsgeschichte der Bodegas hat der australische Starönologe Chris Ringland. Das Ziel, die besten Grenache-Weine Spaniens zu produzieren, hat der Önologe wohl erreicht.

 

Der Veraton, ein reinsortiger Grenache, stammt von bis zu 50 Jahre alten Reben und reifte über 16 Monate in Barriques aus französischer und amerikanischer Eiche. In dunklem Rubinrot zeigt sich der 2016er im Glas. Das ausgeprägte Bukett duftet nach schwarzen Kirschen, Cassis, Holunder und viel Brombeere. Am Gaumen balsamische Noten und sanfte Tannine. Der Grenache kleidet den Mundraum vollständig aus. Neben ausgeprägten Kirsch- und Waldbeerennoten verfügt der Top-Wein über würzige Noten, dunkle Schokolade, etwas Grafit und Röstaromen mit leicht Vanille. Ein saftiger, muskulöser und wohlig trinkiger Rotwein. Ideal zu einem Rinderfilet oder zu Lamm.

 

Alto Moncayo symbolisiert das moderne Spanien. Aus der Tradition übernimmt man die Kraft und die Wucht der spanischen Weine. Modern interpretiert wird der Tropfen aber durch die Mineralik und die Frische der in den Höhenlagen gewachsenen alten Reben. Wer international geprägte, vollmundige Rotweine im Stil eines Robert Parker sucht, ist bei den Grenaches von Alto Moncayo an der richtigen Stelle.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2021 


2016 Portugieser Signatur

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

14,50 Euro

 


 

Deutschlands bester Portugieser kommt 2016 vom Kronauer Weingut Bosch!

 

Im gerade erschienenen Weinführer Eichelmann erhielten nur der 2016er Portugieser Signatur des Kraichgauer Weinguts Bosch und ein 2015er Portugieser aus der Pfalz die höchsten Bewertungen mit 89 Punkten. Der Pfälzer Spitzenwein kostet allerdings das Doppelte wie der Portugieser aus dem Hause Bosch.

 

Bosch-Betriebsleiter Andreas Braunecker und seine Frau Nadine haben aktuell gleich mehrere Gründe zum Jubeln. So wurde das Weingut Bosch nicht nur im Eichelmann, sondern auch im renommierten Gault Millau auf 3 Sterne hochgestuft. „Wir freuen uns natürlich riesig über die hervorragenden Bewertungen“, strahlt Vollblutwinzer Andreas Braunecker. „Dies bestärkt uns, die eingeschlagene Linie mit individuellen und eigenständigen Weinen konsequent fortzusetzen“, ergänzt Önologin Nadine Braunecker. Das Weingut Bosch ist dafür bekannt, auch aus selteneren Rebsorten hochwertige Weine in die Flasche zu bringen.

 

Die Anbaufläche des Portugiesers ist in Deutschland seit den 1990er Jahren deutlich auf nur noch 2.800 Hektar zurückgegangen. In Baden waren 2018 lediglich 24 von knapp 16.000 Hektar mit Portugieser bestockt. Beim Portugieser standen früher ertragreiche Massenweine im Vordergrund. Heute beweisen Winzer wie Andreas Braunecker, dass aus Portugieser bei starker Ertragsreduzierung anspruchsvolle Weine entstehen können. Der Portugieser stammt übrigens nicht – wie der Name vermuten lassen könnte – aus Portugal, sondern aus dem heutigen Slowenien.

 

Das Weingut Bosch hat derzeit eine Fläche von 0,2 Hektar mit Portugieser im Ertrag. Die Weinberge liegen in Bad Langenbrücken und bestehen aus schweren Ton- und Lehmböden. Der Ausbau des Portugiesers erfolgt in gebrauchten Barriques. Der Top-Wein steht noch ganz am Anfang seiner Entwicklung.

 

Der 2016er Portugieser Signatur fließt in dichtem Granatrot ins Glas. In der Nase wirkt der Signatur konzentriert mit Noten nach Schokolade, Grafit, dezent Veilchen und Waldbeeren. Am Gaumen entwickelt sich eine füllige Konzentration mit ätherischen Würznoten, schwerem Mokka und dunklen Früchten. Zurückhaltende Aromen nach roten Johannisbeeren, reifen Brombeeren, schwarzen Kirschen, Schlehe, Teer und etwas rotem Paprika. Leicht rauchige und kräuterige Aromen führen mit der prägnanten Säure zu einer straffen, fokussierten Stilistik. Im Abgang wirkt der Portugieser dicht mit schöner Länge. Als Speisebegleitung passt der Portugieser besonders gut zu Wildgerichten.
 

 

Weinliebhaber sollten sich schnell mit dem hoch bewerteten 2016er Portugieser aus dem Hause Bosch eindecken. Andreas Braunecker hat nur 600 Flaschen des Edeltropfens abgefüllt. Und Spitzenrotweine sind in dieser kundenfreundlichen Preisklasse so selten wie ein grün-lila gestreiftes Zebra. Vielleicht öffnen Sie eine Flasche Portugieser und schmökern dabei im neuen Weinführer von Eichelmann. Dessen Bewertung können wir beim Signatur punktgenau bestätigen.
 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2019


2016 Merlot Reserve                                                            

Weingut Aldinger, Fellbach (Württemberg)

29,90 Euro

Eines der besten Weingüter im Anbaugebiet Württemberg ist das Fellbacher Weingut Aldinger. Der Betrieb aus dem Remstal kann auf eine lange Geschichte bis ins Jahr 1492 zurückblicken. Seniorchef Gert Aldinger war lange Jahre Präsident des VDP-Regionalverbands Württemberg. In seinem Weingut experimentierte Gert Aldinger bereits früh mit internationalen Rebsorten. So pflanzte der Spitzenwinzer etwa Merlot und Cabernet Sauvignon. In den letzten Jahren wenden sich seine Söhne wieder vermehrt den traditionellen roten Rebsorten Württembergs zu.

 

Wir probieren heute einen 2016er Merlot Reserve des schwäbischen Spitzenbetriebs. In der Nase empfängt uns eine intensive Note nach roten Johannisbeeren und reifen Kirschen. Der tiefdunkle Merlot zeigt sich am Gaumen dicht gewoben. Er verfügt über eine komplexe Struktur. Neben Noten nach Kirsche, Holunder, etwas Cassis und Johannisbeeren kommen etwas Dachziegel und Zigarrenkiste zum Vorschein. Im Gesamteindruck überzeugt der Rotwein durch seine wohlige Samtigkeit.

 

Man kann in Zeiten des Klimawandels sicherlich darüber streiten, ob internationale Sorten nicht doch eine gute Zukunft im Anbaugebiet Württemberg hätten. Beim Weingut Aldinger gibt es mit den herausragenden Lembergern und Spätburgundern natürlich überzeugende Alternativen. In jedem Fall gehört auch der Merlot der Aldingers zu den besten seiner Art in Württemberg.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2020                              


2016  Schwarzriesling Reserve                                                           

Weingut Heitlinger, Östringen-Tiefenbach (Baden)

18 Euro

Im Anbaugebiet Baden gibt es mit 219 Hektar viel weniger mit Schwarzriesling bestockte Rebflächen als im benachbarten Württemberg (1.335 Hektar). Lange Zeit war der Schwarzriesling wegen des auf Masse ausgerichteten Anbaus der Sorte in Württemberg als minderwertiger Rotwein verschrien. Seit einigen Jahren haben aber gerade badische Weingüter für eine Wiederentdeckung des Schwarzriesling gesorgt. Vor allem Konrad Schlör, Thomas Seeger und Philipp Plag haben vorzügliche Schwarzrieslinge im Angebot, die durch ihre Eleganz überdurchschnittliche Spätburgunder in den Schatten stellen können.

 

Auch das Kraichgauer VDP-Weingut Heitlinger pflegt in seiner Reserve-Linie die Schwarzriesling-Tradition. Das inzwischen auf über 80 Hektar gewachsene Gut hat auf ökologischen Anbau umgestellt und erntet seine Weine ausschließlich in Handlese. Bei Heitlinger ist der Schwarzriesling ein Nischenprodukt, das klar im Schatten der Großen Gewächse aus den anderen Burgunder-Sorten steht. Nicht nur wegen des deutlich geringeren Preises sollte man den Schwarzriesling bei Heitlinger nicht übersehen.

 

Der 2016er Schwarzriesling Reserve zeigt ein funkelndes Rubinrot. Der Wein wird mit ganzen Trauben vergoren und reift in gebrauchten Barriques. In der Nase überwiegt dunkle Beerenfrucht. Im Mund überzeugt der Schwarzriesling durch seinen eleganten Gesamteindruck. Aromen nach schwarzer Kirsche, roter Johannisbeere und etwas Holunder. Der Holzeinfluss wird nur unterstützend spürbar. Eine feine Säure und herbe Mineralität sorgen für eine gute Fließgeschwindigkeit. Ein harmonischer Speisenbegleiter, der nicht nur im Winter genossen werden sollte.

 

Es bleibt zu hoffen, dass der Schwarzriesling seinen Aufschwung in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Dazu müssten aber auch mehr Neupflanzungen erfolgen. In ganz Baden waren dies in den letzten 13 Jahren lediglich 11 Hektar. 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2020 


2015 Vintage Port

Quinta do Crasto, Sabrosa (Portugal)

Ca. 53 Euro

Der von einem Stararchitekten mit unvergleichlichem Blick über den Douro entworfene Swimmingpool der Quinta do Crasto dient als Werbekulisse für die spektakulärste Weinregion der Welt: das Douro-Tal im Norden Portugals. Die 70 Hektar große Quinta der Familie Roquette verfügt über qualitativ hochwertige Terrassenhänge am mittleren Douro. Die Quinta gehörte zu den ersten Produzenten von DOC-Rotweinen in der Region. Aber auch die Portweine haben hohe Qualität.

 

Schon im Glas verheißt der Vintage Port aus dem überdurchschnittlichen Jahrgang 2015 Außergewöhnliches. Tiefdunkle Farbe mit

violetten Pupur-Rändern. Große Komplexität mit dichten Aromen nach Cassis, schwarzen Kirschen und schwarzen Johannisbeeren. Ausgewogene Power, gut strukturiert und unheimliche Tiefe. Nicht enden wollender Abgang. Ein Portwein mit Riesenpotenzial. Aber auch der Verzehr im Babyalter ist bereits ein Hochamt der Portweinkultur. Die unweit von Pinhao hoch über dem Fluss gelegene Quinta gehört in jeder Hinsicht zu den verlockendsten Ausflugszielen am Douro. Bis dahin kann man ja auch zu Hause bei einem Vintage Port von einem Besuch träumen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2018 


2015 Schwarzriesling R Reichholzheimer First

Weingut Schlör, Reichholzheim (Baden)

22 Euro

Groß war die Enttäuschung der Ausflügler des Weinvereins im Herbst 2015, als bei ihrem Besuch im Weingut Schlör sämtliche Schwarzrieslinge bereits ausverkauft waren. Der Schmerz steigerte sich noch, nachdem Monika und Konrad Schlör einen 2006er und einen 2013er Schwarzriesling R „nur zum Probieren, aber nicht mehr zum Kaufen“ auf den Tisch stellten. Das sympathische

Winzerehepaar wies aber zum Trost darauf hin, dass im Keller ein neuer Top-Jahrgang schlummert. Ich schwor mir, die Homepage des Weinguts ab sofort nicht mehr aus den Augen zu lassen. So konnte ich mit einer frühzeitigen Bestellung vom Spitzen-Jahrgang 2015 ausreichend Schwarzriesling ergattern. Das Ehepaar Schlör brachte mir die Weine sogar persönlich vorbei, weil sie gerade in der Nähe unterwegs waren. Es existiert also doch: das Service-Paradies Deutschland. Und meine Vorfreude auf den neuen Schwarzriesling R aus 2015 wurde nicht enttäuscht:

 

Im Glas funkelt in kräftigem Rubinrot ein wahres Wunderwerk. Bereits die vielschichtige Nase mit rauchigen Noten, komplexen Fruchtaromen und Schokoladen-Anklängen verheißt Spitzenstoff. Im Mund ein Meisterstück an Eleganz und Harmonie. Dominierend die intensive rote Johannisbeere. Sie wird umgarnt von reifer Kirsche, mildem Rauch, zarter Vollmilchschokolade und einem belebenden Hauch Paprikachips. Tänzerische Dichte und unendliche Länge. Ein Wein zum endlosen Dahinschweben. Der Musik-Tip zum Top-Schwarzriesling: Lionel Ritchie mit „Do it to me“.

 

Sie brauchen jetzt übrigens nicht hastig auf die Homepage des Weinguts Schlör gehen. Der 2015er Schwarzriesling R ist natürlich längst ausverkauft. Aber es kommen ja irgendwann wieder Folgejahrgänge. Ob Konrad Schlör diese persönlich vorbeibringt, kann ich leider nicht versprechen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2018 


2015 Pinotage HADES

Staatsweingut Weinsberg (Württemberg)

27 Euro

 

 

 

 

Das 1868 gegründete schwäbische Staatsweingut Weinsberg ist nicht nur die älteste Weinbauschule Deutschlands. Auch auf dem Gebiet der Rebsorten-Züchtung feierte das Gut in den letzten Jahrzehnten große Erfolge. So wurden in Weinsberg die Sorten Dornfelder, Kerner und verschiedene Cabernet-Variationen gezüchtet.

 

In den letzten Jahren beschäftigten sich die Staatswinzer wegen des weltweiten Klimawandels mit dem Anbau internationaler Rebsorten in Deutschland. Auf der Preisliste finden sich deshalb in der exklusiven HADES-Linie für Deutschland eher exotische Rebsorten wie Syrah, Tempranillo, Malbec und Pinotage. Bei diesen Versuchen schafften die Weinsberger Erstaunliches: Der 2012er Pinotage gewann den VINUM-Rotweinpreis. Die Rebsorte Pinotage wurde 1924 in Südafrika aus Pinot Noir und Cinsault gezüchtet. Pinotage wird fast ausschließlich in Südafrika auf einer Fläche von über 6.000 Hektar angebaut.

 

Der Weinsberger Pinotage aus 2015 schimmert in leuchtendem Granatrot. In der Nase zeigen sich Gewürze und pfeffrige Noten. Am Gaumen wechseln sich Aromen nach Pflaume, Johannisbeeren Kakao, Teer, feurigen Gewürzen und schwarzen Kirschen ab. Trotz seiner stolzen 14,5 Prozent Alkohol ergibt sich ein harmonisch molliger Gesamteindruck. Der Power-Trunk kleidet den Mund vollkommen aus und bleibt lange haften. Pinotage ist jedenfalls nicht nur in Südafrika einen Schluck wert.

 

Bei den internationalen Rebsorten ist aus dem Weinsberger Sortiment neben dem Pinotage an vorderster Front der Syrah zu empfehlen. Traditionalisten können natürlich weiter auf den würzigen Lemberger (Großes Gewächs) setzen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2017 


2015 Merlot Premium S

Weingut Plag, Kürnbach (Baden)

15,50 Euro

 

Der Eichelmann (3,5 Sterne) und der Verein für Weinkultur Kraichtal hatten es sofort registriert: Das Weingut Plag gehört zu den Top-Adressen im Kraichgau. Inzwischen erregt Philipp Plag auch in der bundesweiten Weinszene Aufsehen. Gerade hat er den Deutschen Rotweinpreis der Zeitschrift VINUM mit seinem Spitzen-Lemberger gewonnen. Und so freuen wir uns mit dem bodenständigen und sympathischen Langstreckenläufer über seinen verdienten Aufstieg. Dazu entkorken wir einen Merlot Premium S aus dem Traumjahrgang 2015. Denn der Jahrgang 2015 war im Rotweinbereich gerade im Kraichgau außergewöhnlich gut.

 

Der satte Trunk fließt in mittlerem Granatrot ins Glas. In der Nase zeigt der Merlot mollige Aromen nach Johannisbeere, Schlehe und etwas Rauch. Am Gaumen sorgt die Wuchtbrumme mit 14,5 Prozent Alkohol für wohligen Genuss. Inzwischen hat der Merlot eine gute Trinkreife erreicht. Holz und Alkohol sind schön integriert. Satte Aromen nach reifer Kirsche, roter Johannisbeere und dunkler Schokolade fordern den nächsten Schluck. Rundes und samtiges Geschmacksbild. Gut eingebundene Tannine und ein harmonisches Geschmacksbild runden den Genuss ab.

 

Wie alle Weine im Weingut Plag hat der Merlot ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Aktuell hat auch der „Edel-Besen“ des Weinguts Plag in Kürnbach geöffnet. Nutzen Sie die kurze Zeit, um dort hervorragend zu essen und sich mit Weingeschenken zu Weihnachten einzudecken. Der Ansturm im Weingut Plag dürfte weiter im Steigflug sein.
 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2019


2014  Frühburgunder Signatur                                                           

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

14,50 Euro

Es ist nie zu früh für Frühburgunder und nie zu spät für Spätburgunder. Getreu dem alten Burgunder-Spruch habe ich den 2014er Frühburgunder aus der Signatur-Linie des Kraichgauer Weinguts Bosch sehr früh geöffnet. In der Signatur-Linie vermarktet Betriebsleiter Andreas Braunecker seine herausgehobenen Weine für den anspruchsvollen Genießer.

 

Frühburgunder entstand als natürliche Mutation aus Spätburgunder und reift etwa zwei Wochen früher als Spätburgunder. Der Frühburgunder ist in Deutschland eine eher seltene Rebsorte, die überwiegend an der Ahr, in Rheinhessen und der Pfalz vorkommt. In Baden ist sie mit einer Anbaufläche von gerade einmal 5 Hektar eine absolute Rarität.

 

Der 2014er Frühburgunder des Geisenheim-Absolventen Andreas Braunecker zeigt im Glas ein dunkles Rubinrot mit bräunlichen Rändern. In der Nase hat man rauchige Noten und Aromen nach Mokka. Im Mund deutliche Fruchtnoten nach Waldbeeren und etwas Kakao. Ein elegantes, aber durchaus kräftiges Tanningerüst durch den Barrique-Ausbau prägen den überzeugenden Pinot. Mit einem stimmigen Gesamteindruck verabschiedet sich der Burgunder in einem wohligen Abgang.

 

Andreas Braunecker zeigt, dass Frühburgunder als Nischen-Produkt auch im Kraichgau seine Berechtigung hat. Der seltene Pinot komplettiert das abwechslungsreiche Sortiment des hoffnungsvollen Nachwuchswinzers. Das Weingut Bosch gehört zu den überzeugendsten Weingütern der neuen Winzervereinigung Weiße-Burgunder-Charta. Mit Andreas Braunecker kann die Charta ihrem Ziel näherkommen, das Renommee des in der Weinszene bislang sträflich unterbewerteten Kraichgaus überregional zu verbessern.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2017


2012 Frühburgunder Marienthaler Rosenberg

Weingut Kriechel, Ahrweiler (Ahr)

39 Euro

Die Erwartungshaltung beim Öffnen des 2012er Frühburgunders Marienthaler Rosenberg vom Weingut Kriechel könnte kaum größer sein. Schließlich war der Edeltropfen des aufstrebenden Ahr-Weinguts Sieger beim Deutschen Rotweinpreis und Ahrwein des Jahres.

 

Die Ahr gehört mit ihren Früh- und Spätburgundern zur absoluten Spitze in Deutschland. Und Familie Kriechel ist mit fast 30 ha

Rebflächen inzwischen einer der größten privaten Betriebe im Anbaugebiet. Die Kriechels liegen auch beim Frühburgunder mit 4 ha in der Spitzengruppe.

 

Peter Kriechel präferiert für seine Frühburgunder die nicht ganz so heißen Lagen. Schon in der Nase offenbart der Pinot aus dem Rosenberg ein wunderbares Bouquet, getragen von der Schiefer-Mineralik sowie roten und schwarzen Beeren. Die Selektion kleinbeeriger Trauben macht sich bezahlt. Ausgebaut wurde der Rotwein in französischen Barriquefässern. Die vollmundige Frucht und die harmonisch eingebundene Schiefer-Aromatik sorgen für ein voluminöses Geschmackserlebnis. Am Gaumen komplexe Aromen-Vielfalt wie vollreife schwarze Kirsche, rote Johannisbeere, Holunder, Schokoladen- und Kaffeenoten, etwas Teer und Eiskonfekt. Ein überbordend saftiges Geschmackserlebnis mit ungeheurer Länge.

 

Die hohen Erwartungen an den Frühburgunder wurden nicht enttäuscht. Grund genug für den Weinverein, im kommenden Frühjahr eine ausgiebige Weinprobe beim Weingut Kriechel in Ahrweiler anzusteuern. Vielleicht bringt der aktuelle Jahrgang 2015 ja noch eine Steigerung.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2018 


2012 Sankt Laurent Reserve

Weingut Philipp Kuhn Laumersheim (Pfalz)

19,50 Euro

Die besten St. Laurent in Deutschland kommen regelmäßig aus Laumersheim in der Pfalz. Meist ist nur die Frage, ob die Jahrgangsspitze von Knipser oder Philipp Kuhn kommt. Der 2012er Reserve von Philipp Kuhn ist wiederum ein gelungenes Exemplar dieses in Deutschland eher seltenen Nischenprodukts. Der aus der GG-Lage Laumersheimer Kirschgarten stammende St. Laurent hat eine schöne rauchige Kirsch-Nase.  Am Gaumen entwickelt sich ein straffer, komplexer und trotzdem weicher Wein mit ausgeprägter Sortentypizität. Mit der Zeit gesellen sich zur dominanten Kirsch-Note Schokolade, Lebkuchen, Weihnachtsgewürze und Pflaumen. Der Wein aus den Muschelkalkböden wirkt bereits sehr rund. Das Holz des im Barrique ausgebauten Weins ist gut eingebunden. Der St. Laurent bereitet schon in jungen Jahren Trinkfreude, besitzt aber sicher eine große Lagerfähigkeit. Die 14 Prozent Alkoholgehalt nimmt man nicht wahr. Erneut viel Spaß im Glas!

Philipp Kuhn hat sich in den letzten Jahren zielstrebig in der Spitzengruppe der Pfälzer Winzer etabliert. Kuhn hat ein breites Sortiment, in dem Rot- und Weißweine gleichmäßig verteilt sind. Spitzenweine im hochdekorierten Rotwein-Segment sind Spätburgunder, Frühburgunder, Blaufränkisch, Merlot und sehr gute Cuvees.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2015


2012  Syrah Premium S                                                           

Weingut Plag, Kürnbach (Baden)

14,50 Euro

 

 

 

Dass im Kraichgau auch internationale Rotweine gelingen, beweist das Weingut Plag mit seinem 2012er Syrah. Die von der Rhone stammende Rebsorte hat vor allem in Übersee für Furore gesorgt. In Deutschland entstehen zunehmend überzeugende Vertreter (z. B. Knipser, Fritz Wassmer).

Der tiefrote Wein mit violetten Rändern verströmt in der Nase Eukalyptus- und Beeren-Noten. Am Gaumen folgen dichte Aromen nach Schokolade, Nougat, Leder und Lakritze. Nach einiger Zeit gesellen sich weitere Aromen wie Veilchen, Kirschen und Johannisbeere hinzu. Der konzentrierte Wein zeigt Eleganz und Geschmeidigkeit und hallt lange nach.

Das Weingut Plag ist das hoffnungsvollste Nachwuchsweingut im Kraichgau. Bisher hatte Philipp Plag vor allem mit seinen Lembergern Erfolge. Inzwischen produziert Plag auch den Schwarzriesling „Albert“, der dem Schwarzriesling-Dorf Kürnbach endlich einen herausragenden Wein dieser Rebsorte schenkt. Bei den internationalen Sorten ist neben dem Syrah noch der seidige Merlot zu nennen. Im weißen Segment werden die Weißburgunder immer stärker. Im Weingut Plag wird derzeit auch baulich in die Zukunft investiert. Man darf gespannt sein, ob Plag in den nächsten Jahren zur Gebietsspitze aufschließen kann.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2015


2012  Schwarzriesling „Albert“                                                           

Weingut Plag, Kürnbach (Baden)

12,50 Euro

Endlich hat das selbst ernannte „Schwarzriesling-Dorf“ Kürnbach ein Aushängeschild für seine Leit-Rebsorte. Ich war sicher nicht der Einzige, der Philipp Plag gefragt hat, wieso er regelmäßig Spitzen-Lemberger, aber keinen hochwertigen Schwarzriesling produziert. Diese Lücke hat der aufstrebende Nachwuchswinzer mit dem Schwarzriesling „Albert“ nun mit Bravour geschlossen. Der Wein ist nach einem Vorfahren des heutigen Eigentümers benannt, der nach Aussagen von Einheimischen eine Institution für den Weinbau in Kürnbach war.

 

Der 2012er „Albert“ zeigt ein mittleres granitrot. In der Nase dominiert - wie am Gaumen -  die intensive Frucht nach roten Johannisbeeren, Brombeeren und Wacholder. Der von 50 Jahre alten Reben gekelterte Schwarzriesling verfügt über eine harmonische Struktur und verbreitet enorme Trinkfreude. Die vom Ausbau in neuen und gebrauchten Barriques herrührende Holznote bleibt dezent im Hintergrund. Mit einem langen Finale verabschiedet sich der stoffige Wein (zumindest bis zum nächsten Glas).

 

Es gibt in Deutschland nur wenige hochwertige Schwarzrieslinge, etwa von Schlör, Seeger und Schnaitmann. Durch die jüngsten Erfolge von Konrad Schlör ist die Rebsorte in der Weinkritik wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Schwarzriesling hat im Rotweinsortiment vor allen dann seine Berechtigung, wenn er nicht auf wuchtige Kraft, sondern auf fruchtige Eleganz setzt. In dieser Richtung sollte auch das Weingut Plag weiter arbeiten. Dann kann der „Albert“ zur bundesweiten Spitzengruppe aufschließen.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2015


2012  Tauberschwarz „Weikersheimer“                                                           

Weingut Hofmann, Röttingen (Franken)

12 Euro

Es gibt sie auch in Deutschland: autochthone Rebsorten, die nur in einer Weinregion vorkommen. Der Tauberschwarz war im Taubertal fast ausgestorben und erlebt derzeit  - wie die gesamte Weinregion - eine Renaissance. Vor Jahrhunderten war die Tauber-Region mit 10.000 Hektar Rebfläche eine der größten zusammenhängenden Anbaugebiete in Deutschland. Dann ordnete Napoleon die umliegenden Herrschaftsgebiete neu und die Rebflächen wurden in die drei Anbaugebiete Baden, Franken und Württemberg aufgeteilt. Die heute auf 1.000 Hektar geschrumpften Rebflächen um Wertheim und das benachbarte Kloster Bronnbach mutierten zu einer „Wein-Diaspora“. Doch die Region ist wieder im Aufwind. So wurde in den letzten Jahren die Rebsorte Tauberschwarz wieder entdeckt. Waren in den 1980er Jahren nur noch 400 Rebstöcke Tauberschwarz übrig geblieben, stehen jetzt immerhin wieder 14 Hektar im Anbau.

Besonders das Weingut Hofmann im fränkischen Röttingen hat sich um die Wiederbelebung des Tauberschwarz verdient gemacht. Hofmann besitzt außer in Franken auch Flächen in Württemberg.  Der 2012er Tauberschwarz „Weikersheimer“ fließt granatrot ins Glas. In der Nase dominiert herbe Kräuterwürze. Am Gaumen gesellen sich runde Zartbitter- und Kirscharomen hinzu. Parallel kommen rauchige Noten mit dezenter Schokolade zum Vorschein.   Der Tauberschwarz verströmt seidige Eleganz und ist angenehm trinkig.  Eine schöne Ergänzung des Rebsortenportfolios.

Der Tauberschwarz des Weinguts Hofmann ist auch bundesweit erfolgreich. So belegte der 2012er Spitzenwein „Probstberg R“ einen 2. Platz beim Deutschen Rotweinpreis. Vielleicht war das ja der Startschuss für eine noch stärkere Flächenausdehnung dieser wiederbelebten Rebsorte. Der Tauberschwarz hätte es verdient.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2015


2012  Frühburgunder S                                                           

Weingut Gerhard Klein, Hainfeld (Pfalz)

11,50 Euro

 

 

 

Es ist nie zu früh für Frühburgunder (und auch nie zu spät für Spätburgunder). Im Jahrgang 2012 sind bei den Rotweinen des Weinguts Klein eindeutig die beiden Frühburgunder die Favoriten: Die einfachere Variante, der rubinrote Frühburgunder „S“, zeigt in der Nase Zwetschgen-Noten und die für Frühburgunder typische rauchige Würze. Am Gaumen eine straffe Textur mit Waldbeeren- und Röstaromen sowie zarte Anklänge von Himbeeren, hellem Nougat und feinen Gewürzen. Das Holz ist nicht dominant, sondern schön eingebunden. Bei Frühburgunder spielt Peter Klein zusammen mit Philipp Kuhn in der Pfälzer Gebietsspitze mit. Die bei dieser Rebsorte in Deutschland dominierende Ahr erhält mit Peter Klein Konkurrenz. Und die belebt ja bekanntlich das Geschäft.

Seit der junge Önologe Peter Klein in das Weingut seiner Eltern eingestiegen ist, ist die Qualität der Rot- und Weißweine in diesem Hainfelder Familienbetrieb nochmals deutlich gestiegen. In dem klar in Guts-, Terroir- und Lagenweine gegliederten Sortiment gibt es auf jedem Level interessante Weine zu verkosten. Im Weißweinbereich findet sich neben Rieslingen auch ein für die Pfalz eher untypischer Grüner Veltliner, im Rotweinbereich ist neben den Burgundern vor allem der St. Laurent zu erwähnen. Man sollte das Weingut Klein im Auge behalten.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2015


2011 Port Late Bottled Vintage

Dow`s, Vila Nova de Gaia (Portugal)

Ca. 16 Euro

 

 

Die seit 1798 bestehende Firma Dow´s ist einer der renommiertesten Portweinhersteller. Die Traditionsmarke gehört inzwischen zur Symingotn-Gruppe, die über zahlreiche Quintas mit deutlich über 1.000 Hektar Rebflächen am Douro besitzt. Im Herzen des Douro-Tals, in Pinhao, hat die aus Schottland stammende Familie vor wenigen Jahren in der Quinta do Bomfim ein sehenswertes

Besucherzentrum eröffnet. Dort kann man den Herstellungsprozess des Portweins live von der Traubenanlieferung über das - inzwischen automatisierte - Traubentreten bis zur Fasslagerung miterleben. Weitere Informationen bietet ein Museum und der obligatorische Verkostungsraum mit Shop direkt am Flussufer. Das richtige Douro-Feeling kommt aber erst auf, wenn sie direkt von der Quinta aus durch die angelegten Wanderwege durch die endlosen Rebzeilen zum Echo-House marschieren. Ausgerüstet mit einem Picknick-Korb können sie dort Port- oder „normale“ Weiß- und Rotweine von Dow`s in einer beeindruckenden Rebenlandschaft und entspannender Stille genießen.

 

Auch im 2011er LBV von Dow`s sind Reben der Quinta Bomfim verarbeitet. Der tiefrote Port glänzt mit einer kraftvollen Nase nach Wald- und Brombeeren. Am Gaumen vollreife Kirschen, druckvolle Eleganz und perfekte Balance zwischen Restsüße und Power. Der Traumjahrgang 2011 ermöglicht einen voluminösen Genuss.

 

Der Familie Symington ist es gelungen, den Spagat zwischen dem zunehmenden Tourismus am Douro und der Bewahrung der Authentizität erfolgreich zu bewältigen. Die Quinta Bomfim sind wie der Port LBV von Dow Erlebnisse mit Erinnerungswert.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2018 


2010  Brunello di Montalcino                                                           

Weingut Capanna, Montalcino (Toskana)

34 Euro

 

Im Frühjahr 2015 starteten die italienischen Winzervereinigungen Franciacorta aus der Provinz Brescia mit rassigen Sekten und das Consorzio del Vino mit Brunello di Montalcino zu einer Roadshow durch Deutschland. Die vom Italien-Experten der Zeitschrift VINUM, Christian Eder, unter dem Titel „Spitzentreffen der italienischen Weine“ professionell moderierten Verkostungen zeigten ein durchgängig hohes Niveau.

Brunello di Montalcino darf frühestens ab dem fünften auf die Weinernte folgenden Jahr verkauft werden und muss mindestens zwei Jahre in Eichenfässern gereift sein. Der DOCG-Toskaner besteht zu 100 % aus der Rebsorte Sangiovese. Der Jahrgang 2010 erweist sich in der Toskana nach schwächeren Vorjahren als sehr guter Jahrgang.

Unter sechs hochwertigen Weinen war der Brunello di Montalcino des Weinguts Capanna der Favorit. Das 20 Hektar große Weingut Capanna befindet sich seit 1957 Im Besitz der Familie Cencioni. Der in slawonischer Eiche ausgebaute 2010er Brunello di Montalcino funkelt in sattem Rubinrot im Glas. Der Rotwein zeigt in der Nase leichte Veilchen-Aromen. Der Sangiovese steht noch ganz am Anfang seiner Entwicklung und braucht noch viel Luft. Am Gaumen dann wuchtige Kraft mit dichten Aromen nach reifen Kirschen, frisch geriebenen Gewürzen, mediterrane Kräuter, Pilzen, Fleisch und heller Schokolade. Kräftige Tannine und präsente Säure bilden ein stabiles Grundgerüst für den exklusiven Ausnahmewein. Ein langer Abgang vollendet den Genuss dieses maskulinen Brunello.

Eigentlich sollte man die Koffer packen und in die Toskana aufbrechen. Bei 15 % Alkohol ist es aber ratsam, mit der Abfahrt noch etwas zu warten.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2016


2007  Syrah                                                             

Weingut Fritz Wassmer, Bad Krozingen-Schlatt (Baden)

25 Euro

Grandios. Ein perfekt gereifter Champion. Der Syrah von Fritz Wassmer fließt in tiefdunklem Granatrot ins Glas. Als hätte der Syrah seit Jahren auf die Befreiung vom Korken gewartet, überfällt er den Genießer mit einer gewaltigen, prallen und süßen Fruchtwolke. Intensive Aromen nach roten Johannisbeeren und reifen Herzkirschen lassen einem das Trinken fast – aber nur fast -  vergessen.

 

Am Gaumen wunderbare Harmonie und unheimliche Dichte. Satte Fruchtaromen nach Johannisbeeren, ein ganzer Gewürzschrank mit Nelke, Pfeffer und sanftem grünem Paprika. Im weiteren Verlauf komplexe Noten wie Krakauer Wurst, üppiger Wacholder, Lakritze und raffiniertes Weihnachtsgebäck. Werthaltige Zigarre, würzige Brotkruste und gezähmte Schlehen treten hinzu. Umrahmt wird der Klassewein von einer straffen Struktur und feinen Würze. In runder Eleganz verabschiedet sich der Syrah wie ein Klangteppich von Pink Floyd (Wish you were here).

 

Das erst 1998 gegründete Weingut Fritz Wassmer erreicht mit seinen Rotweinen ein absolutes Top-Niveau. Nicht umsonst hat Fritz Wassmer mit seinem Syrah mehrfach den Deutschen Rotweinpreis gewonnen. Der Syrah hat angesichts des Klimawandels eine große Zukunft in Deutschland. Und Fritz Wassmer gibt die Richtung vor. Sein bereits in der Jugend überragender 2007er ist jetzt nach neun Jahren auf dem Höhepunkt. Ein Wein zum Niederknien.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2016


2003  Samtrot Neipperger Schlossberg                                                           

Weingut Graf Neipperg, Schwaigern (Württemberg) 

15 Euro

Mal was ganz besonderes. Ein Samtrot. Aber nicht irgendein Samtrot. Sondern ein Samtrot vom Weingut Neipperg aus der Lage Schlossberg, und dann noch aus dem Superweinjahr 2003.

So wie der Name sagt, ist der Samtrot ein unheimlich weicher, zugänglicher Rotwein, der natürlich seine Ursprünge im sanften Württembergischen hat. Man findet den Samtrot nicht nur im Remstal, sondern wie in meiner Probe auch im Grenzgebiet von Unterland und Kraichgau.

Der Wein zeigt schon in der Nase, dass Graf Neipperg bereits seit vielen Jahren weiß, wie man Holz und Wein in perfekter Harmonie zusammenbringt. Der Neipperger Schlossberg ist eine der Toplagen des Grafen, und ich hatte das Glück an zwei Flaschen aus dem 2003er Jahrgang zu kommen, die sensationell zeigen, dass in unserer Gegend prächtige Rotweine neben der internationalen Konkurrenz wohl bestehen können. Leider hat der Wein 14,5% Alkohol, was sich aber verschmerzen lässt.

Samtige, fruchtige Noten, kaum Alterung, aber gerade die Holz-Frucht-Kombination aus 2003 zeigen, dass hier etwas gediehen ist und sich entwickelt hat, was seinesgleichen sucht. Fruchtnoten von schwarzen Beeren, aber auch die besondere Länge im Mund und Abgang zeigen davon, dass ein Ausflug nach Neipperg immer lohnt.

Leider hab ich jetzt nur noch eine Flasche von diesem Wein, aber diesen werde ich im Rahmen meiner Vereinskollegen genießen.

Weinempfehlung von Klaus Reinelt, August 2016


20 Years old Tawny Port

Graham, Vila Nova de Gaia (Portugal)

Ca. 40 Euro

Flaschengereifte Ruby Ports oder fassgereifte Tawny Ports? Es ist schon fast eine Glaubensfrage, welche Portwein-Gattung man präferiert. Natürlich ist ein flaschengereifte Vintage Port mit seiner tiefroten Farbe ein weltweit geschätzter Genuss. Aber die honig- oder bernsteinfarbenen Tawnys stehen ab einer Reifezeit von 20 Jahren den Vintage Ports nicht nach.

 

Graham, die Premium-Marke der schottischen Symington-Gruppe, versteht jede Spielart des Portweins meisterhaft zu interpretieren. Der 20 Years old Tawny hat eine mittlere Bernstein-Farbe. In der Nase intensive Nuss-Aromen. Im Mund ein Reigen von Noten wie Rosinen, Feigen, Nüssen und Abrieb von Orangenschalen. Weich, süß und perfekte Balance: man schwelgt in den höchsten Portwein-Sphären.

 

Eine Portweinverkostung in Vila Nova de Gaia gehört zu einem Porto-Besuch wie der Biergarten zu München. Auch wenn sie nur einen Tag in Porto verbringen, besuchen sie die Portweinkeller von Graham in Vila Nova de Gaia. Speisen sie im exzellenten Restaurant Vinum, machen sie die Kellerführung und gönnen sie sich zum krönenden Abschluss das Port Tasting im Vintage Room. In der privaten Club-Atmosphäre können sie in die Tiefen der Portwein-Welt abtauchen. Dann entscheiden sie selbst: Ruby oder Tawny.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2018 


Special Ruby Port CLA

Quinta Nova, Covas do Douro (Portugal)

Ca. 19,50 Euro

Die Quinta Nova de Nossa Senhora do Carmo, wie sie mit vollem Namen heißt, ist eines der schönsten Weingüter nicht nur im portugiesischen Douro-Tal, sondern weltweit. Das Ensemble mit Weingut, Hotel, Restaurant, Museum und eigener Kapelle ist ein behutsam restauriertes Gesamtkunstwerk in absoluter Traumlage hoch über dem Douro. Die Abgeschiedenheit fernab des

Straßenverkehrs prädestinieren die Quinta für einen unbeschwerten Wohlfühlurlaub mit Entspannungsgarantie. Die zahlungskräftige Amorim-Gruppe hat in die Quinta Nova Millionen investiert und ein Denkmal für die portugiesische

Weinkultur für die Zukunft erhalten. Wenn sie nach einem ausgedehnten Lunch das Weinbau-Museum und das Weingut besichtigt haben, schweben sie in aufgeräumter Stimmung in den Verkostungsraum mit atemberaubendem Panoramablick über den Douro. Hier wartet auf sie ein ausgezeichnetes Wein-Sortiment. Die Quinta Nova ist für seine exzellenten Weißweine berühmt. Aber auch die Rotweine und die Portweine erreichen weit eine überdurchschnittliche Qualität.

 

Geheimtipp unter den Ports ist der CLA, der in jährlich wechselnder Verpackung und bauchiger Flasche schon optisch ein Hingucker ist. Der Special Ruby präsentiert sich in kräftigem Rot. In der Nase dunkle Beeren und intensive Cassis-Noten. Am Gaumen reife Waldbeeren, ein Hauch Vanille und balsamische Noten. Weiche Aromen und kräftige Süße enden in einem langen Abgang. Der Aufbruch nach einer Verkostung des Sortiments in der Quinta Nova fällt schwer. Und man schwört sich: „Hier musst du nochmal vorbeischauen!“

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2018


Ruby Port Reserva Especial

Quinta do Infantado, Gontelho (Portugal)

Ca. 12,50 Euro

 

Die Quinta do Infantado gehörte tatsächlich einmal demportugiesischen Königssohn. Die Royals sind längst verschwunden. Die über 200jährige Gutstradition wird inzwischen von der gastfreundlichen Familie Roseira fortgeführt. Und das kleine Gut produziert weiterhin königliche Portweine. Bei einem Besuch der etwas abseits im Hinterland des Douro gelegenen Quinta konnte ich mich von der Qualität der Portweine, aber auch der DOC-Rotweine überzeugen. Die 46 Hektar große Quinta arbeitet biodynamisch und war Pionier beim selbstständigen Export ins Ausland.

 

Der Ruby Reserva Especial zeigt ein dunkles Rot. In der Nase treten Noten von süßen Beeren und etwas Pfeffer in den Vordergrund. Am Gaumen ein würziger Port, der druckvoll und lebendig daherkommt. Ein breites Geschmacksbild nach Brombeeren, Pflaumen und etwas Schokolade. Ein ausgewogener Abgang beendet den stimmigen Genuss.

 

In der traumhaften Landschaft im Hinterland des Douro, wo sich Terrasse an Terrasse fügt, fühlt man sich nach einigen Ports selbst wie ein König. Ich wäre auf der Quinta geblieben.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2018 


Fine Tawny Port                                                          

Quinta do Tedo, Folgosa (Portugal )

14 Euro

Eine der spektakulärsten Weinlandschaften in Europa ist die Douro-Region im Norden Portugals. Der Douro fließt von der spanischen Grenze bis nach Porto und ist die Heimat des Portweins. Im 18. Jahrhundert begann die große Zeit des Portweins, als die Briten den Süßwein aus Portugal in großen Mengen in ihre Heimat exportierten. Bei der Herstellung von Portwein wird der gärende Wein durch hochprozentiges Weindestillat „aufgespritet“. Der Port hat dadurch einen Alkoholgehalt von satten 19 – 22 % und ist sehr lange lagerfähig. Portwein gibt es in verschiedenen Entwicklungsstufen, eine davon ist der Tawny Port. Tawny-Port lagert mindestens 2 – 3 Jahre im Tank und wird dann in Holzfässer umgefüllt, wo er nochmals mindestens 2 Jahre reift. Er kommt vor allem als Digestif zum Einsatz.

Die Quinta do Tedo liegt am Zusammenfluss von Tedo und Douro. Das bereits seit dem 18. Jahrhundert bestehende Gut wurde 1992 von Vincent Bouchard, dem Spross einer Weinhändler-Dynastie aus Burgund,  übernommen. Ganz in der Nähe der Quinta do Tedo liegen übrigens die Güter des quirligen Holländers Dirk von Niepoort und von Werner Näkel, dem deutschen Rotwein-Magier von der Ahr.

Der aus den autochthonen roten Rebsorten  Tinta Barroca, Touriga Franca, Tinta da Barca und Rufete assemblierte Fine Tawny Port reifte über sechs Jahre in 500 Liter großen französischen Holzfässern. Der aus drei Ernten gewonnene Port fließt ziegelrot mit Farbreflexen nach Bernstein und Orangen ins Glas. In der Nase wohlige Süße und getrocknete Früchte. Am Gaumen süße Aromen nach Haselnüssen, getrockneten Früchten und Orangenmarmelade. Ein guter Einstieg in die große Portwein-Welt.

Noch besser dürfte der Fine Tawny Port auf der Terrasse der Quinta do Tedo schmecken, die einige Zimmer für Touristen eingerichtet hat. Wenn der Blick über die atemberaubenden Weiten des Douro-Tals schweift, fühlt man sich wahrscheinlich unbeschwert wie das Vögelein, das die Portflaschen der Quinta ziert.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2016