Rainer und sein Sohn Daniel Sauer stellten bei ihrer Jahresverkostung im Mai 2024 wieder eine ganze Phalanx hochwertiger Silvaner vor. Gleich unterhalb des GG produzieren die positiv „Silvaner-Verrückten“ Sauers den Silvaner L. Dabei steht L für Leidenschaft. Die Trauben für den L kommen aus dem Filetstück ihrer Parade-Lage Escherndorfer Lump.
Der 2023er Silvaner L zeigt sich in hellem Gelb mit leicht grünen Reflexen. In der Nase überwältigt den Genießer eine komplexe Exotik. Im Mund verliert der L bei allem Volumen nicht seine unheimliche Frische. Der gerade abgefüllte Silvaner zeigt sich herrlich druckvoll und ausbalanciert. Die Muschelkalk-Mineralik und die milde Säure sorgen für satten Trinkfluss. Feine Fruchtaromen nach Mirabelle, Ananas und Aprikose sorgen für einen variablen Sinneseindruck. Der hochwertige Silvaner verabschiedet sich gemächlich mit einer schönen Länge.
Der Silvaner L kann mit den GGs anderer Weingüter locker mithalten. Der deutlich niedrigere Preis vereinfacht die Kaufentscheidung.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2024
Das Weingut Knewitz liegt auf der rheinhessischen Seite des Rheinufers mit einem wunderschönen Blick auf den Rhein und den sich am anderen Ufer liegenden Rheingau. Geführt wird das Weingut von den beiden Brüdern Tobias und Björn. Seit 2022 ist das Weingut Mitglied im Verein Deutscher Prädikatsweingüter. Eigentlich für Riesling bekannt, macht das Weingut in den letzten Jahren auch immer mehr mit seinen Chardonnays auf sich aufmerksam.
In der Nase zeigt der Silvaner eher vegetabile Noten und einem leichten Hauch von weißer Schokolade. Mit etwas Luft gesellt sich Orangenzeste zur Aromatik. Bereits beim Riechen bemerkt man den immensen Druck, den der Wein erzeugt. Der Geruch animiert direkt zum ersten Schluck.
Im Antrunk zeigt sich der Wein mit einem mittleren Körper. Gelbe und orange Früchte dominieren auf der Zunge. Begleitet werden sie von leicht grasigen Aromen, die dem Wein aber gut tehen. Der in der Nase angekündigte Druck zieht sich am Gaumen fort. Bei Silvaner eigentlich nichts Unbekanntes, jedoch für einen Wein des Prädikats Gutswein schon bemerkenswert. Dagegen steht eine, für Silvaner kantige Säure. Der Abgang ist mittellang, sehr griffig und schon etwas rau, was höchstwahrscheinlich der kantigen Säure zuzuschreiben ist.
Ich gebe dem Wein 85 Punkte, einen extra Punkt gibt es für die animierende Nase. Somit haben wir einen überdurchschnittlich guten Basiswein, der zu sehr vielen Gerichten serviert werden kann und auch kräftige Saucen aushält. Zum solo trinken nur, wenn man es etwas kräftiger mag.
Weinempfehlung von Steffen Herzel, Januar 2024
2019 Silvaner Dettelbacher
Berg-Rondell
Weingut Glaser-Himmelstoss, Nordheim (Franken)
16 Euro
Vor einigen Wochen hatte ich ein einzigartiges Silvaner-Erlebnis. Auf Empfehlung des Leiters des Restaurants Himmelstoss in Dettelbach wählte ich zum großartigen Menu einen 2006er Silvaner Dettelbacher Berg-Rondell des Weinguts Glaser-Himmelstoss. Seither bin ich restlos überzeugt, dass auch Silvaner hervorragend altern kann. Am Dettelbacher Standort des Weinguts findet man heute eine Vinothek, das überzeugende Restaurant und ein kleines Hotel mit fünf Zimmern. Für Weinliebhaber ideal für einen Kurzurlaub.
Aktuell im Verkauf ist der 2019er des Spitzen-Silvaners von Glaser-Himmelstoss. Der Berg-Rondell ist ein nach Süden ausgerichteter Hang mit Verwitterungsgestein des Muschelkalks. Die Lage ist vom VDP nicht als Große Lage zugelassen, deshalb vertreibt das Weingut Glaser Himmelstoss seinen Spitzen-Silvaner als Erste-Lage-Wein. Für den Kunden ist dies erfreulich, erhält er doch GG-Niveau zu günstigem Preis.
Der Berg-Rondell wird von Hand gelesen, spontan vergoren und im Holzfass ausgebaut. Die Nase des goldgelben Silvaners zeigt gelbe Früchte. Im Mund erkennt man dann die große Qualität dieses
Silvaners. Der Dettelbacher Muschelkalk verleiht den Weinen eine ausgeprägte Würze und wunderbare Vitalität. Der Silvaner versteckt damit erfolgreich den beachtlichen Alkoholgehalt. Die
Silvaner-Würze wird untermalt von Fruchtnoten nach Limetten, Mirabellen, Melonen und roten Äpfeln. Der Silvaner hat eine unheimliche Länge.
Der Spitzen-Silvaner ist ein idealer Speisenbegleiter für Fischgerichte oder auch zu Kalbfleisch. Übrigens hat mein 2006er Silvaner das gesamte Menu wunderbar begleitet.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2020
2019 Silvaner Escherndorfer
Muschelkalk
Weingut Rainer Sauer, Escherndorf (Franken)
10 Euro
Muschelkalk: Wenn ich diese Bodenbeschreibung höre, schlägt mein Herz sofort höher. Vor allem bei den weißen und roten Burgunder-Sorten kommen meine Lieblingsweine häufig von diesen Böden. Diese Vorliebe gilt auch für Silvaner. Die fränkischen Silvaner von Rainer Sauer stammen regelmäßig aus dem Muschelkalk in Escherndorf. Der 15 Hektar große VDP-Betrieb ist ein absoluter Vorzeige-Betrieb für individuelle Silvaner. Aus ihrer Top-Lage Escherndorfer Lump zaubert Rainer Sauer mit seinem Sohn Daniel eine ganze Phalanx großartiger Silvaner.
Besonders beeindruckend ist bei Rainer Sauer die hohe Qualität im Einstiegsbereich. Der Ortswein Escherndorfer Muschelkalk aus 2019 ist ein Musterbeispiel für einen wertigen und frischen Wein für die warme Jahreszeit. Mineralische, fast metallische Silvaner-Typizität wird perfekt kombiniert mit saftiger Fruchtfülle. Gelbe Frucht wie Mirabelle wird begleitet von kräutrigen Silvaner-Aromen und kalkiger Mineralität.
Silvaner ist mit seiner herben Frische und ausgeprägten Mineralität gerade im Sommer eine gute Alternative zum Riesling. Kommen sie nach Franken und besuchen sie das auch architektonisch interessante Weingut Rainer Sauer. Ein beeindruckendes Sortiment vom Einstiegs- bis zum Spitzensilvaner erwartet sie. Folgen sie dem Muschelkalk.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2020
2019 Silvaner Dettelbacher
Weingut Glaser-Himmelstoss, Nordheim (Franken)
9,50 Euro
Das 14 Hektar große, fränkische Weingut VDP-Weingut Glaser-Himmelstoss entstand durch Heirat von Monika Himmelstoss (Dettelbach) und Wolfgang Glaser (Nordheim). Der Hauptsitz des Betriebs befindet sich in Nordheim. Das Anwesen in Dettelbach wurde zum Restaurant, kleinen Hotel und einer Vinothek umgebaut. Auch die quirlige Junior-Chefin und Geisenheim-Absolventin Julia Glaser wohnt in dem Ensemble. Im lauschigen, weinberankten Innenhof kann man das Sortiment des Spitzenbetriebs verkosten. Aus dem sehr guten Gesamtangebot stechen die Silvaner aus Dettelbach heraus.
Der 2019er Dettelbacher Ortswein zeigt ein helles gelb. Der Silvaner wächst auf Muschelkalk. Dadurch verfügt der gelungene Ortswein über eine lebendige Struktur und salzige Mineralität. Die Dettelbacher Silvaner verfügen über eine markantere Würze als ihre Kollegen aus Nordheim. Am Gaumen entwickeln sich gelbfruchtige Aromen nach Mirabelle, Aprikose und leicht Limette. Der Silvaner hallt lange nach.
Neben den Weinen überzeugen bei Glaser-Himmelstoss auch das angegliederte Hotel und das Restaurant. Dettelbach ist auf jeden Fall nicht nur einen Besuch, sondern einen Kurzurlaub wert.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2021
2018 Silvaner Sommeracher Katzenkopf
Alte
Reben
Weingut Max Müller I, Volkach (Franken)
23 Euro
Das fränkische Weingut Max Müller I liegt in der schmucken Volkacher Innenstadt. Ein Glanzstück in der Fußgängerzone ist die moderne Vinothek von Max Müller. Dort kann man das umfangreiche Sortiment in Ruhe probieren. Einer der Top-Silvaner ist aktuell der 2018er Sommeracher Katzenkopf aus alten Reben.
Der Katzenkopf ist die Spitzenlage auf der sog. Weininsel, die durch den Main und einen Seitenkanal um Sommerach gebildet wird. Die alten Reben von Max Müller stehen auf dem Teilstück Wilm in Süd-Südwest-Ausrichtung auf Muschelkalkboden mit feiner Sandauflage. Die Trauben werden selektiv von Hand gelesen, spontan vergoren und im großen Halbstückfass ausgebaut.
Der goldgelbe Edelstoff legt in der Nase den Holzausbau offen und zeigt nussige Aromen. Am Gaumen überzeugt den Weinliebhaber dichte Power und ein praller Körper. Typisch grüne Silvaner-Noten sind eingebunden in Mandel- und Kokos-Aromen. Im Hintergrund mineralischer Muschelkalk. Der stoffige Silvaner hat einen langen Abgang. Das Konzentrat mit hohem Extrakt verträgt eine Begleitung durch helles Fleisch und sahnige Soßen.
Max Müller I gehört zu der Spitzengruppe der fränkischen Silvaner-Produzenten.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2020
2017 Silvaner Escherndorfer Lump L
Weingut Rainer Sauer, Escherndorf (Franken)
17 Euro
Rainer und sein Sohn Daniel Sauer aus dem fränkischen Escherndorf sind Silvaner-Fanatiker. Sie scheinen mit ihrer Leitrebsorte Silvaner und ihrer Toplage Escherndorfer Lump eine unauflösliche Einheit zu bilden. Und so erzeugen die beiden Spitzenwinzer Jahr für Jahr eine ganze Phalanx an Super-Silvanern, die bereits im Einstiegsbereich hervorragende Qualitäten liefert.
In der Spitze war 2017 ein besonders gutes Silvaner-Jahr. Der Silvaner L zeigt jetzt nach drei Jahren Reife seine wahre Größe. Der L stammt aus einem Filetstück des Escherndorfer Lump mit einer Hangneigung von bis zu 70%. Die Trauben für dieses Spitzengewächs werden spät und selektiv von Hand gelesen. Diese späte Ernte bringt komplexe Weine hervor.
In der Nase zeigt der gold-grünliche Silvaner ein ungemein dichtes, „dunkles“ Aroma nach Kräutern. Am Gaumen empfängt den Genießer ein dicht gewobenes Geschmacksbild. Vielschichtige Komplexität mit ausgeprägter Mineralität und diversen Fruchtaromen wie Mirabelle, Aprikose und Birne. Cremige Stoffigkeit und frische Lebendigkeit vereinen sich zu einem großen Silvaner. Durch seine Intensität hat der Silvaner eine gewaltige Länge. Der Wein kann noch viele Jahre reifen.
Ein Silvaner-Unikat auf GG-Niveau. Bei diesem Preis muss man zugreifen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2020
2016 Silvaner Würzburger Stein-Harfe
(Großes Gewächs)
Weingut Bürgerspital, Würzburg (Franken)
26 Euro
2016 feierte Würzburg das Jubiläum des Bürgerspitals zum Heiligen Geist, das 700 Jahre zuvor gegründet wurde. Der Stiftungszweck, die Pflege und Betreuung älterer Menschen, ist im Jubiläumsjahr aktueller denn je. Und auch die Kombination, aus den Erträgen des Weinguts Bürgerspital diese karitativen Zwecke zu unterstützen, hat nach wie vor Modellcharakter.
Ein würdiger Wein, um diesem besonderen Ereignis zu gedenken, ist der Silvaner Würzburger Stein-Harfe (Großes Gewächs) aus dem Jubiläumsjahr. Die Monopollage des Bürgerspitals ist das Filetstück des weltbekannten Würzburger Steins. Schon Johann Wolfgang von Goethe pries die herausragende Qualität dieser bekanntesten Weinlage Frankens.
Die 1784 erstmals urkundlich erwähnte, 8 Hektar große Lage Harfe ist mit ihrer Südausrichtung und den Verwitterungsböden aus Muschelkalk die Top-Lage im insgesamt 120 Hektar umfassenden Portfolio des Bürgerspitals. In der Harfe werden ausschließlich Riesling und Silvaner angebaut. Für Silvaner selektioniert Gutsdirektor Robert Haller extrem stark. Die Trauben werden nach längerer Maischestandzeit spontan vergoren und lagern danach einige Monate auf der Feinhefe im Holzfass.
Das Große Gewächs aus 2016 präsentiert sich in blassem, unscheinbarem Gold. Die Nase zeigt bereits typisch kräutrige Silvaner-Noten. Am Gaumen offenbart sich ein absoluter Klassiker, der seine dichte Substanz in vielschichtigen Nuancen offenbart. Komplexe Aromen nach gelben Früchten, animierende Würze, feingliedrige Struktur und Silvaner-typische Erdigkeit bestimmen das Geschmacksbild. Puristische Noblesse in aristokratischer, schlanker Eleganz. Ein würdiger Jubiläumswein!
Rechtzeitig zum Jubiläum läuft das Bürgerspital im Dreigestirn der großen Würzburger Weingüter zur Höchstform auf. Das Bürgerspital scheint für die nächsten Jahrzehnte bestens gerüstet. Das Juliusspital und der Staatliche Hofkeller müssen aufpassen, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2019
2016 Silvaner Spätlese Flomborner Feuerberg
Weingut Michel-Pfannebecker, Flomborn (Rheinhessen)
6,90 Euro
Welches Anbaugebiet in Deutschland verfügt über die meisten Rebflächen für Silvaner? Nein, es ist nicht Franken, sondern Rheinhessen. Zugegeben hat Rheinhessen gegenüber Franken die deutlich größere Gesamtrebfläche und prozentual liegt Franken beim Silvaner natürlich weit vor Rheinhessen.
Das kleine Statistik-Quiz soll nur klar machen, dass man beim Thema Silvaner nicht nur Franken, sondern auch Rheinhessen im Blick behalten sollte. Etwas in Vergessenheit geraten ist auch das Weingut Michel-Pfannebecker in Flomborn. 1999 noch Entdeckung des Jahres im Gault Millau, haben es die Wein-Journalisten seither links liegen lassen. Vielleicht sind die Brüder Pfannebecker ja zu bodenständig und zu wenig „Star-Winzer“. Anstelle einer „Wein-Story“ erhalten sie bei Michel-Pfannebecker dafür aber ein umfangreiches Sortiment süffiger und preiswerter Weine. Im Vordergrund steht bei Michel-Pfannebecker neben dem Riesling vor allem der Silvaner. Und Silvaner ist gerade in der wärmeren Jahreszeit ein leichter und bekömmlicher
Speisenbegleiter zu Spargel und anderem Gemüse.
Die Feuerberg Spätlese aus 2016 hat in der Nase gelbe Früchte. Am Gaumen die leicht kräutrigen, vegetabilen Silvaner-Noten. Der angenehm spürbare Restzucker lässt aber auch Mirabelle und Pfirsich aufblitzen. Bei moderatem Alkohol ein durchaus gehaltvoller Sommerwein mit flottem Trinkfluss.
Wer unkomplizierte Qualität zu vernünftigen Preisen sucht, sollte in Flomborn vorbeischauen. Es gibt ja Navis, die einem von der nahen Autobahn an die Quelle leiten.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2018
2015 Silvaner Saulheimer Probstey
Weingut Thörle, Saulheim (Rheinhessen)
21 Euro
Nicht nur wegen der Osterfeiertage und der Spargelzeit ist es nun der ideale Zeitpunkt, um einen hochwertigen Thörle-Silvaner zu öffnen. Denn im 25 Hektar großen rheinhessischen Weingut gibt es was zu feiern. Der großartige Neubau des Weinguts Thörle in den Saulheimer Rebbergen steht kurz vor der Eröffnung.
Wir probieren den 2015er Silvaner aus der Probstey. Der Name „Probstey“ erinnert daran, dass bereits im Mittelalter die Klöster St. Maria, Eberbach und St. Peter diese rheinhessische Spitzenlage bewirtschaftet haben. Heute erzeugen die Thörle-Brüder in der durch Kalkmergel geprägten Süd-Lage neben Riesling und Spätburgunder ungemein dichte Silvaner. Die kleinbeerigen, aromatischen Trauben werden nach der selektiven Handlese nur leicht angequetscht und später komplett in 500 Liter Eichen-Tonneaus spontan vergoren.
In der Nase des kräftig gelben Probstey finden sich kräutrige und vegetabile Aromen. Am Gaumen überzeugt eine engmaschig gewobene Struktur mit butterweicher Cremigkeit. Im Hintergrund tummeln sich zarte Aprikose, Mirabelle und Quitte. Getragen wird der Silvaner von einer salzigen Kalkstein-Mineralität.
Der Silvaner zeigt, wieso Rheinhessen traditionell ein großes-Silvaner-Land ist. Das Weingut Thörle tut gut daran, diese Tradition zu bewahren. Den Thörle-Brüdern bleibt zu wünschen, dass sie für ihre hohen Investitionen in den kommenden Jahren mit großartigen Weinen belohnt werden.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2019
Der Prototyp des neuen Franken. Mit seinem 2014er Silvaner „Eigenart“ ist Christian Müller, dem ältesten Sohn von Senior-Chef Rainer Müller, wieder ein großer Wein gelungen. Auch Weinfreunde, die sich nicht unbedingt als Silvaner-Fans bezeichnen, sollten diesen Wein des Weinguts Max Müller I probieren.
Bereits in der Nase entwickelt der Silvaner Aromen nach Melone und Banane. Der teilweise Ausbau im Holzfass lässt sich erahnen. Im Mund ein druckvoller und lebendiger Wein. Die Holznoten sind sehr dezent und verleihen dem Power-Wein cremigen Schmelz. Der spontan vergorene Wein hat Muskeln, ohne seine Frische und Vitalität zu verlieren. Der Silvaner aus der Paradelage Escherndorfer Lump hält florale Noten, gelbe Früchte und Kräuter parat. Trotz seiner Jugend ist der im Muschelkalk gewachsene Wein bereits zugänglich, hat aber noch eine lange Zukunft vor sich. Im Abgang hallt er lange nach. Ein moderner, eigenständiger Wein, der die Rebsorte Silvaner ganz neu interpretiert. Kein Mainstream, sondern individuelle Klasse. Die moderne Aufmachung setzt ein weiteres Ausrufezeichen.
Der Eigenart ist einer der großen Silvaner Deutschlands.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2015
2014 Silvaner Sehnsucht
Weingut Horst Sauer, Escherndorf (Franken)
19 Euro
Horst Sauer treibt seit Jahren die Sehnsucht nach dem perfekten Wein. In jedem Jahrgang versucht der fränkische Starwinzer zusammen mit seiner Tochter Sandra, diesen Traumwein aus der fränkischen Leitsorte Silvaner in die Flasche zu bringen. Horst Sauer hat zwar selbst Zweifel, ob es den perfekten Wein jemals geben wird. Mit dem 2014er „Sehnsucht“ unternimmt Horst Sauer einen ernezten Versuch.
Sehnsucht nach großen Weinen, nach großen Gefühlen und nach großen Träumen steht auf dem Etikett des Edeltropfens. Und in der Tat findet sich ein Meditationswein im Glas. Zunächst elektrisiert die intensiv leuchtend gelbe Farbe des Silvaners. In der Nase am Anfang typisch kräutrige Silvaner-Noten. Doch der Silvaner braucht Zeit. Innerhalb weniger Minuten offenbart der Sehnsucht komplexe Aromen nach blauen Hyazinthen und herber Stachelbeere. Am Gaumen wogen Aromen nach Melisse, Heu und Aprikose. Es folgen immer neue Akzente wie Mango, Ananas und Honigmelone. Dieses breite Aromen-Spektrum wird eingefasst von einer auf den Holzausbau zurückzuführenden Cremigkeit. Feingliedrige Komplexität und sanfter Schmelz ziehen sich fast endlos hin. Die Sehnsucht wird spürbar.
Wahrscheinlich ist auch der 2014er wieder nicht der perfekte Wein. Aber Horst und Sandra Sauer sind verdammt nahe dran. Sie sollten sich ihre Sehnsucht noch lange bewahren. Wir träumen gerne mit.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2017
2014 Silvaner Escherndorfer Lump S (Erste Lage)
Weingut Horst Sauer, Escherndorf (Franken)
12,50 Euro
Wie die steilen Ränge einer Fußball-Arena schmiegt sich der Escherndorfer Lump um das fränkische Weindorf Escherndorf. In der Bocksbeutelstraße findet man den Weltklassewinzer Horst Sauer, der mit seiner Tochter Sandra grandiose Rieslinge und Silvaner von trocken bis edelsüß in die Flasche zaubert. Ein kongeniales Duo, das aus jeden Wein mit viel Sensibilität das Maximale herauskitzelt.
Der nasse Jahrgang 2014 war sicher kein leichtes Jahr in Franken. Doch Horst Sauer gelang es mit viel Aufwand außergewöhnliche Weine aus der fränkischen Paraderebsorte Silvaner zu erzeugen. Der Escherndorfer Lump S, nach der VDP-Klassifikation eine Erste Lage, zeigt sich in hellem Gelb-Gold mit grünen Reflexen. Schon in der Nase erwarten den Genießer Aromen nach exotischen Früchten und – typisch für Silvaner - Heu und Wiese. Am Gaumen entwickelt sich ein feingliedriger, zugleich aber druckvoller und zupackender Silvaner mit prägnanter Würze. Vielschichtige Noten nach Aprikose, Melone, weißem Pfirsich, frischen Äpfeln und Maracuja umspielen die kräutrige Grundmelodie in immer neuen Facetten. Mit vibrierender Frische verabschiedet sich der hochwertige Wein mit einem langen Nachhall.
Die Silvaner von Horst Sauer tragen dazu bei, dass das früher etwas angestaubte Image dieser Rebsorte neuen Schwung entfaltet. Im Jahrgang 2014 gilt dem Escherndorfer Lump S mit seinem ausgezeichneten Preis-/Genuss-Verhältnis eine klare Kaufempfehlung.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2016
Das Weingut Max Müller I im fränkischen Volkach verbindet gekonnt Tradition und Moderne. In das ehrwürdige Gutshaus in der Volkacher Innenstadt wurde eine moderne Vinothek eingepasst, die optisch auf den Weingenuss einstimmt. Natürlich spielt im Portfolio von Max Müller I die fränkische Leitsorte Silvaner eine Hauptrolle.
Der Bocksbeutel entlässt den 2014er Volkacher Ratsherr blassgelb ins Glas. In der Nase reduktive, kräutrige Aromen. Der Muschelkalk des Ratsherrn bringt feine Aromen nach gelbem Steinobst vor allem Mirabelle hervor. Charakteristisch für den Ratsherrn ist seine hohe Viskosität und Cremigkeit. Der Silvaner wirkt dadurch enorm stoffig und dicht. Dies ist sicherlich auf die lange Maischestandzeit und das Vollhefelager mit Battonage zurückzuführen. Der Ratsherr ist ein guter Speisenbegleiter für helles Fleisch.
Die Silvaner des Weinguts Max Müller I tragen mit dazu bei, dass die Rebsorte Silvaner nach einer langen Durststrecke zurzeit wieder eine Renaissance erlebt.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2016
2013 Silvaner Iphöfer Kronsberg Alte Reben
(1. Lage)
Weingut Wirsching, Iphofen (Franken)
14,50 Euro
Dr. Heinrich Wirsching wurde aktuell von der Zeitschrift Falstaff mit dem „Wein-Oscar“ für sein Lebenswerk als Winzer ausgezeichnet. Der Grandseigneur der fränkischen Weinszene hat das seit 1630 bestehende Traditionsweingut in den letzten Jahrzehnten zielstrebig auf die Zukunft vorbereitet. Eine große Flächenerweiterung, die bauliche Modernisierung des Guts und die gelungene Verbindung von Tradition und Moderne sind eine eindrucksvolle Bilanz des sympathischen Franken. Vor allem befinden sich die Wirsching-Weine in den letzten Jahrgängen deutlich im Aufwind.
Die Erste-Lage-Weine nach der VDP-Klassifikation stehen meist im Schatten der Großen Gewächse. Dabei werden gerade diese hochwertigen Lagenweine von Weinliebhabern geschätzt, weil sie - im Gegensatz zu vielen „überladenen“ Großen Gewächsen - mit ihrer Frische und Lebendigkeit wichtige Attribute für einen guten Weißwein aufweisen. Auch der 2013er Erste-Lage-Silvaner aus dem Iphofer Kronsberg zeigt bereits in der Nase ein lebendiges Spektrum nach feinen Kräutern und komplexer Frucht. Im Mund erlebt man dann eine grandiose Aromenvielfalt nach zarten Blüten, Mandeln, Rhabarber, Mango, Pfirsich, Maracuja und Aprikosen. Der Kronsberg-Silvaner aus dem Keuperboden mit hohem Kalkanteil bereitet animierende Trinkfreude auf hohem Niveau. Er ist ein idealer Speisenbegleiter etwa zu Spargelgerichten.
Wenn es einen Oscar für die beste Nebenrolle in der Kategorie Silvaner gäbe, der Kronsberg- Bocksbeutel „Alte Reben“ vom Weingut Wirsching wäre ein heißer Anwärter.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2015