2020 Grauburgunder

Gris de Gris Reserve                                                                

Weingut Bosch, Kronau (Baden)      

12,80 Euro

Der Athlet unter den neuen Reserve-Weinen des Kraichgauer Weinguts Bosch ist der Grauburgunder Gris de Gris. Der mollige Burgunder wird im Holzfass ausgebaut. In Kombination mit dem warmen Jahrgang und der körperreichen Rebsorte entsteht ein wuchtiger Wein.

 

Schon die goldene Farbe mit deutlichen Kupferreflexen deutet auf einen Grauburgunder hin. Die Nase bringt florale Noten und Honigmelone. Am Gaumen greift ein Muskelpaket mit noch spürbaren Alkoholnoten zu. Aromen nach Pfirsich, etwas Karamell und Mandeln erzeugen ein Gefühl von Tiefe und Substanz. Ein kräftiger Burgunder mit Volumen und dichter Struktur. Ein guter Speisebegleiter, zum Beispiel zu eingemachtem Kalbfleisch und badischen Nudeln.

 

Die Reserve-Linie mit kräftigen Weinen ist eine schöne Ergänzung des Sortiments im Weingut Bosch. Sie liegen mit ihrer Dichte und dem Körperreichtum zwar nicht im aktuellen Trend leichter Weine. Gleichwohl finden sich zum richtigen Essen zahlreiche Einsatzmöglichkeiten.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2022 


2019 Grauburgunder Naumburger Sonneck (1. Lage)                                          Weingut Hey, Naumburg (Saale-Unstrut)

19 Euro            

 

Ist das ein Orange-Wein? Wenn man sich nur an der Farbe des Grauburgunders vom Weingut Hey orientieren würde, wäre diese Frage wohl zu bejahen.  Das VDP-Weingut Hey aus Naumburg hat einen Grauburgunder mit einer ungewöhnlich kräftigen Lachs-Farbe in die Flasche gebracht. Die Trauben der Rebsorte Grauburgunder sind dunkler als die Trauben andere weißer Rebsorten. Dadurch entsteht bei einer Maische-Gärung manchmal in der Farbe ein leichter Kupfer-Ton. Beim Sonneck ist die Farbe aber extrem in Richtung Lachs ausgebüxt.

 

Das Weingut Hey ist das jüngste Mitglied im VDP-Regionalverband Sachsen/Saale-Unstrut, der nunmehr über fünf Mitglieder verfügt. Das Gut wird vom jungen Matthias Hey geleitet, der ursprünglich Philosophie studieren wollte, aber dann doch ein Önologie-Studium in Geisenheim vorzog. Auf seinem 6 ha großen Betrieb an der Saale produziert der Jungwinzer überwiegend Weißweine aus den Rebsorten Riesling, Weißburgunder und Grauburgunder. Das Weingut Hey hat sich innerhalb weniger Jahre neben den Weingütern Paris und Gussek an die Spitze der Region Saale-Unstrut gesetzt. Gerade die Weißweine des Jungwinzers können mit Spitzenweinen anderer deutscher Anbaugebiete mithalten.

 

Der 2019er Grauburgunder aus der ersten Lage Sonneck hat neben seiner außergewöhnlichen Farbe in der Nase schöne Fruchtaromen nach Quitte und Erdbeeren. Am Gaumen folgt ein vielschichtiger Burgunder mit spürbarer Säure. Der außergewöhnliche Naumburger Tropfen hat eine cremige Struktur und ist ungemein schluckig. Im weiteren Verlauf entdeckt man Noten nach reifen Äpfeln, Orangenschalen und Mandeln. Als Speiseempfehlung begnügen wir uns mit einer einfachen Quiche Lorraine.

 

Bleibt die Frage, ist der Naumburger Sonneck jetzt ein Orange-Wein? Für mich ist er dies geschmacklich nicht. Der Sonneck ist aber auf jeden Fall ein ausgezeichneter Grauburgunder, der enorme Trinkfreude versprüht.

  

Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2020                                


2019  Grauburgunder Black Label                                                           

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

15 Euro

Ab dem Jahrgang 2019 gibt es im Kraichgauer Weingut Klenert zwei Black-Label-Weißweine: einen Chardonnay und einen Grauburgunder. Diese Pinots werden mit eigenen Hefen im Holzfass ausgebaut und stellen die Spitzenprodukte des Betriebs im weißen Sortiment dar.

 

Der 2019er Grauburgunder Black Label weist ein kräftiges Goldgelb mit leichten Kupferreflexen auf. Die Nase vermittelt Kraft und Anklänge gelber Früchte. Am Gaumen wirkt ein für die Rebsorte typischer muskulöser Körper mit cremigem Schmelz. Der Burgunder verfügt über eine würzige Mineralität und spürbare Säure. Im Zusammenspiel ergibt sich ein komplexer, vollmundiger Wein, der nicht zu fett ist und einen schönen Trinkfluss entwickelt. Neben Fruchtaromen nach Mirabellen, Dörrobst, Melonen, Pfirsich und reifen Äpfeln entwickeln sich nussige und kräutrige Noten.

 

Der Black Label ist ein guter Speisenbegleiter für kräftige Fleischgerichte mit sahniger Soße, etwa Schweinelende oder eingemachtes Kalbfleisch mit badischen Nudeln.  

 

Die Black-Label-Linie, zu der auch die Rotwein-Cuvée Pango gehört, hat das Sortiment im Weingut Klenert in der Spitze wesentlich erweitert. In den nächsten Jahren dürfte hier noch eine positive Entwicklung zu erwarten sein. Der Verein für Weinkultur hat das Weingut Klenert wegen der Black-Label-Linie in seinem bundesweiten Ranking auf 2 Sterne hochgestuft.  

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2021 


Grauburgunder Kähner GG                                                           

Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen (Baden)

26 Euro

 

Es muss einmal gesagt werden: Das aktuelle „Grauburgunder-Bashing“ in Wein-Podcasts und ähnlichen Medien geht mir gewaltig auf den Geist. Vor allem norddeutsche „Experten“, die allenfalls im Urlaub mal einen Rebstock gesehen haben, rümpfen bereits die Nase, wenn ein Grauburgunder angekündigt wird und sie den Wein noch gar nicht probiert haben. Sie räumen zwar ein, dass sich der Grauburgunder in der Gastronomie einer hohen Beliebtheit bei der Kundschaft erfreut, diese ihre Bestellungen aber nur aus Unkenntnis oder als „kleinsten gemeinsamen Nenner“ vornehmen.

 

Mich erinnert diese Modeerscheinung stark an das ABC (anything but Chardonnay) affektierter amerikanischer Weinbar-Besucher in den 1990er Jahren. Inzwischen gilt Chardonnay gerade in Deutschland – neben dem Riesling – als die angesagte weiße Rebsorte.

 

Für mich steht jedenfalls fest, dass es - neben zugegeben belanglosen - auch viele hochwertige Grauburgunder in Deutschland gibt. Dies umso mehr, als sich die Spitzenwinzer in den letzten Jahren erfolgreich bemühen, Extrakt-reiche, im Alkohol moderate Burgunder in die Flasche zu bringen. Ein Beispiel für einen gelungenen Grauburgunder ist das 2018er GG Kähner vom Weingut Franz Keller in Oberbergen.

 

Der Kähner ist ein nie flurbereinigtes Filetstück der berühmten Lage Oberbergener Bassgeige. Sie besteht aus Kleinterrassen mit steinig-kargem Boden aus Tephrit und kalkhaltiger Lössauflage. Der Grauburgunder wurde 12 Monate im großen Eichenholzfass und 6 Monate im Edelstahltank auf der Vollhefe ausgebaut. Trotz des warmen Jahrgangs 2018 hat der Grauburgunder vom Kaiserstuhl nur einen Alkoholgehalt von 12,5 Prozent.

 

Der Kähner zeigt nach vier Jahren ein blasses Goldgelb. In der Nase leicht reduktive Aromen nach Kräutern, weißem Pfirsich und Kokos. Am Gaumen Krokant, florale Noten, Joghurt und Karamell. Zarter Schmelz und schön eingebundene Eichennoten. Ein weicher, ausgewogener Burgunder mit Spannung im Abgang. Wie alle Keller-Weine ist der Kähner ein idealer Speisebegleiter.

 

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich trinke sehr gern Riesling und Chardonnay. Ich halte aber Grauburgunder durchaus für eine hochwertige Rebsorte, die gerade in Deutschland im internationalen Vergleich beachtliche Ergebnisse vorzuweisen hat. In diesem Sinne: Trinkt weiter/mehr* Grauburgunder.

 

*Nichtzutreffendes streichen 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2022


2018  Grauburgunder Lahrer Kirchgasse GG                                                           

Weingut Wöhrle, Lahr (Baden)

22,50 Euro

Markus Wöhrle ist der absolute Top-Winzer in Lahr. Das badische VDP-Weingut ist Burgunder-Spezialist mit großartigen weißen und roten Pinots. Bereits seit 30 Jahren werden die Reben bio-zertifiziert bewirtschaftet. Die weißen Burgunder-Weine sind seit Jahren in der badischen Spitze zu finden. Die Qualität im Weingut Wöhrle stimmt Jahrgang für Jahrgang wie bei einem Schweizer Uhrwerk.

 

Die Lahrer Kirchgasse ist eine nach Süden ausgerichtete Höhenlage mit Lößboden, Lehm und Kalkmergel. Ideale Voraussetzungen für große Burgunder. Der 2018er Grauburgunder profitiert natürlich von den klimatischen Bedingungen in diesem Traumjahrgang. Das Große Gewächs aus Grauburgunder zeigt sich in eher mattem Gold mit angedeutetem Kupferstich. In der Nase ein volles Brett Grauburgunder mit Melonennoten und etwas Rauch. Am Gaumen vollmundiger Körper, saftiger Schmelz mit weichem, elegantem Touch. Waldhonig, Akazie, reifer Apfel, Kernobst und Nussnoten. Cremige Struktur, gut eingebundenes Holz. Lang anhaltender Nachhall. Schon gut zu trinken, aber noch einige Jahre Potenzial.

 

Auch 2018 ist die Kirchgasse wieder ein großartiger Grauburgunder von Markus Wöhrle. Ich hoffe, dass unser geplanter Weinguts-Besuch im Herbst 2021 stattfinden kann. Dann erwartet uns das volle Programm.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2021 


2018  Grauburgunder Achkarrer Schlossberg GG                                                  Weingut Michel, Vogtsburg-Achkarren (Baden)

20 Euro

„Die schwachen Jahrgänge mag ich in den letzten Jahren lieber“, erklärt der badische Winzer Josef Michel den Klimawandel am Kaiserstuhl. „Wir haben keine Probleme, auch in kühlen Jahren unsere Trauben reif zu bekommen. In heißen Jahren ist es inzwischen eine Herausforderung, die Alkoholwerte im Zaum zu halten und die gewünschte Frische in den Weißweinen zu erreichen.“ Ein Top-Winzer wie Josef Michel erzeugt natürlich auch im heißen Jahr 2018 Spitzenweine.

 

Das Weingut Michel ist seit langer Zeit eines der besten Betriebe am Kaiserstuhl. Die inzwischen erfolgte Aufnahme in den Eliteverband VDP war längst überfällig. Josef Michel genießt diesen Erfolg in seiner gewohnt ruhigen Art; Luftsprünge sind von ihm nicht zu erwarten. Er lässt lieber seine Weine sprechen.

 

Mit seinen Flächen am Achkarrer Schlossberg verfügt das Weingut Michel über Filetstücke, die zu den Top-Burgunderlagen in Deutschland gehören. Die Mischung aus Löss, Kalk und Vulkanstein ist in dieser Form einzigartig. Und so sind die Grauburgunder vom Weingut Michel in jedem Jahrgang in der bundesweiten Spitzengruppe zu finden.

 

Das Große Gewächs aus 2018 zeigt - wie in anderen Spitzenbetrieben am Kaiserstuhl - eine geänderte Stilistik. Es stehen nicht mehr Fülle, Kraft oder fruchtige Primäraromen im Vordergrund. Die Burgunder zeigen heute vom Terroir geprägte Mineralität und einen eher reduktiven Charakter. Der goldgelbe Grauburgunder brilliert in der Nase mit Noten nach Karamell, Kokos, leicht floralen und kräutrigen Nuancen. Am Gaumen leicht vegetabil, aber trotzdem gewaltiger Schmelz und tiefgründige Substanz. Aromen nach weißen Blüten, Melone, Karamell, Akazienhonig, Mandeln und frische Wiese fächern sich auf. Schöne Länge im Nachhall.

 

Der Achkarrer Schlossberg vom Weingut Michel ist in kälteren und wärmeren Jahren ein Aushängeschild für badische Grauburgunder vom Kaiserstuhl.   

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2021 


2018 Grauburgunder Black Label

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

15 Euro

 

Ist der Münzesheimer David Klenert noch ein „Jungwinzer“? Immerhin feierte der Shooting-Star der Kraichgauer Weinszene am Wochenende seinen 30. Geburtstag.

 

Weinmedien und Weinbegeisterte überbieten sich derzeit mit immer neuen Entdeckungen von „Jungwinzern“. Man wird fast an Goldgräber erinnert, die fiebrig dem größten Nugget hinterherjagen. Dies fördert oftmals Kuriositäten an „Jungwinzern“ zu Tage, wie einen über 60 Jahre alten Quereinsteiger mit frisch erworbenem Weinberg. Oder den häufig anzutreffenden Typ des 17jährigen Schulabsolventen, der ein einzelnes Fass im Weingut des Vaters selbst ausbauen darf. Die restlichen 30 Hektar werden aber wie in den letzten Jahrzehnten weiter vom Vater des Traditionsweinguts bewirtschaftet.

 

So gesehen ist der Kraichgauer David Klenert der Prototyp des echten „Jungwinzers“: Betriebsgründung vor drei Jahren, stufenweise Erweiterung der Betriebsfläche auf inzwischen 10 Hektar, Neubau einer schmucken Vinothek und (noch) laufende Umstellung auf biologischen Weinbau. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Aufnahme in den renommierten Weinführer Eichelmann, Auszeichnung als Landkreiswein, Sonderedition des Landes Baden-Württemberg in der Berliner Landesvertretung. Ganz nebenbei wurde der „Local Hero“ David Klenert noch als einer der Stimmenkönige in den Kraichtaler Gemeinderat gewählt und Vater einer bezaubernden Tochter.

 

Nach dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ präsentierte das Weingut Klenert bei seinem diesjährigen Sommerfest das Erstlingswerk der neuen „Black-Label-Linie“: Einen im Holzfass ausgebauten Grauburgunder aus dem Traumjahrgang 2018. Die mit schwarzem Etikett exklusiv ausgestattete Flasche gibt einen goldgelben Edeltropfen mit leichtem Kupfer-Touch frei. In der Nase finden sich Aromen nach Quitten und Mirabellen. Am Gaumen besticht der stoffige Burgunder durch straffe Mineralität und cremigen Schmelz. Es folgen weichwürzige Noten nach saftiger Honigmelone, Orangenabrieb und reifer Mirabelle. Die dezente Holz-Note ist bereits gut eingebunden.  Insgesamt entwickelt sich ein fülliges und ausdrucksstarkes Mundgefühl. Der komplexe Grauburgunder hat noch ein großes Entwicklungspotenzial, macht aber bereits Spaß.

 

Natürlich ist der Grauburgunder Black Label das neue Flaggschiff der Klenert-Kollektion. Das muss er bei einem Flaschenpreis von 15 Euro auch sein. Der gute Absatz beim Sommerfest zeigt bereits, dass hohe Qualität auch in diesem Preissegment seine Liebhaber findet. Weinfreaks sollten sich rasch mit dem 2018er Grauburgunder für die kühleren Herbst-Tage eindecken. Das Angebot am Black Label ist begrenzt. Der 2018er Grauburgunder dürfte nur der Einstieg in die Exklusiv-Linie des Weinguts Klenert werden. Wir empfehlen, das Black-Label-Segment um Chardonnay und Lemberger zu erweitern. 

 

Übrigens muss bei dem jungen Familienvater David Klenert anlässlich seines 30. Geburtstags keine vorzeitige Midlife-Crisis aufkommen. Die meisten Wettbewerbe für „Jungwinzer“ haben in ihren Teilnahmebedingungen ein Höchstalter von 35 Jahren festgelegt. So wird unser David noch einige Jahre als Jungwinzer durchgehen, auch wenn er mit seinem neuen Grauburgunder bereits ein Meisterstück abgeliefert hat. Und vielleicht gelingt ihm ja in einigen Jahren der nahtlose Übergang vom „Jungwinzer“ zum „Altmeister“. Auch dies ist ihm zuzutrauen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2019


2018 Grauburgunder
Weingut Knipser,Laumersheim (Pfalz)
12,80Euro

 

Gibt es eigentlich einen Wein, den die Knipsers aus dem pfälzischen Laumersheim nicht beherrschen?

 

Ob frischen Rosé wie den Clarette, gehaltvolle Rotweine wie Cuvée X, Spätburgunder oder der legendäre Syrah, Weißweine wie Riesling oder Sauvignon Blanc: Mit traumwandlerischer Sicherheit zaubern die Knipsers individuelle, Rebsorten-spezifische Spitzenqualitäten hervor. Kein Wunder, dass das VDP-Weingut in allen wichtigen Weinführern mit 5 Trauben oder Sternen Höchstbewertungen einfährt. Dabei muss der Weinfreund beim Weingut Knipser nicht unbedingt tief in die Tasche greifen. Bestes Beispiel für feinen Trinkgenuss zu fairem Preis ist der 2018er Grauburgunder Gutswein.

 

Der Grauburgunder zeigt kräftiges Goldgelb mit einem leichten Kupferstich. Die Reben kommen aus den Spitzenlagen Laumersheimer Steinbuckel und Dirmsteiner Mandelpfad mit Kalkgestein und Lössauflage. Der Ausbau des Pinots fand teils im Edelstahltank, teils in gebrauchten Barriquefässern statt. Daraus formen die Knipsers einen schmelzigen Burgunder, der gleichzeitig enorme Frische und Druck aufweist. In der Nase Banane und Melone, dazu am Gaumen etwas Mandel und nussige Noten. Ein Pinot mit Volumen, das primär dem warmen Jahrgang geschuldet ist. Für einen Burgunder in dieser Preisklasse verfügt der 2018er über eine enorme Komplexität und Länge.

 

Fazit: Nein, es gibt wohl keinen Wein, den die Knipsers nicht können. Sehr gut können sie auf jeden Fall Grauburgunder. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2020


2017  Grauburgunder
Achkarrer Schlossberg GG                                                          

Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen (Baden)

35 Euro

Es ist kein Wunder, dass Fritz Keller jahrelang versuchte, an Rebflächen in der Lage Achkarrer Schlossberg zu gelangen. Nur mit Hinweis auf seine aus Achkarren stammende Mutter konnte der Oberbergener Spitzenwinzer die Vorbesitzer überreden, ihm ihre Weinberge zu überlassen. Und seither gibt es einen Starwinzer mehr in dieser Top-Lage am Kaiserstuhl. Inzwischen ist sein Sohn Friedrich Keller für die Weine im VDP-Weingut Franz Keller verantwortlich. Und Friedrich Keller arbeitet ganz bewusst den historischen Markenkern von Franz Keller wieder heraus: durchgegorene, trockene Weine, die ihre Herkunft vom Kaiserstuhl widerspiegeln. Und der Grauburgunder ist die Parade-Rebsorte am Kaiserstuhl, an der sich diese Attribute ablesen lassen.

 

Im steilen Kernstück dieser historischen Steillage besteht ein einzigartiges Kleinklima, das die Weine besonders prägt. Aus dieser Parzelle im Achkarrer Schlossberg stammt das GG. Seit 2009 bewirtschaftet das Weingut den Weinberg mit schwarzer Vulkanerde. Das kalkhaltige Vulkangestein besteht insbesondere aus Tephrit. Bis zu 4 Meter hohe Trockenmauern mit einer Gesamtlänge von 150 Metern wurden aufwändig gesichert und für die kommenden Generationen bewahrt. Der Grauburgunder stammt aus alter Genetik, die per Sélection Massale vermehrt wurden. Der Grauburgunder reift ein Jahr im großen Holzfass und lagert dann 6 Monate im Stahltank auf der Vollhefe.

 

In blassem Goldgelb fließt das 2017er GG vom Achkarrer Schlossberg ins Glas. Der Grauburgunder zeigt sich in der Nase eher zurückhaltend mit vegetabilen Noten. Am Gaumen feurige Mineralik mit fein ziselierten Zitrusnoten, etwas Kokos, Karamell und pflanzlich-floralen Aspekten. In der weiteren Entwicklung folgen nussige Mandelnoten und Anklänge von Melisse. Feingliedrige Eleganz mit moderaten 12,5 % Alkohol. Ganz leicht Feuerstein im Abgang. Ein wertiger Speisenbegleiter in fast spröder Kaiserstuhl-Noblesse: Kühle und Grip.

 

Opa Franz Keller wäre sicher stolz auf seinen Enkel und die aktuellen Weine des Weinguts. Individuelle, trockene Grauburgunder der Spitzenklasse. Eben typisch Franz Keller.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2021


2017 Grauburgunder Oberbergener Bassgeige (1. Lage)

Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen (Baden)

13,50 Euro

 

Der Grauburgunder Oberbergener Bassgeige ist sicher nicht der beste Wein des Kaiserstühler VDP-Weinguts Franz Keller. Doch obwohl die Phalanx der Großen Gewächse natürlich noch höherwertigere Tropfen hervorbringt, ist der 1.-Lage-Wein aus der Bassgeige zweifellos das Aushängeschild des badischen Spitzenbetriebs.

 

Die Bedeutung der Bassgeige erahnt man schon bei der Durchfahrt durch den malerischen Weinort Oberbergen. Dort steht am Straßenrand eine mit Blumenschmuck nachgebildete Bassgeige als Referenz an die Parade-Lage. Wenn man später auf der herrlichen Terrasse des Restaurants Kellerwirtschaft speist, kann man sich an dem Blick auf die gegenüberliegende Bassgeige nicht satt sehen.

 

Die Rebsorte Grauburgunder hat nicht nur für Baden und den Kaiserstuhl, sondern vor allem für die Familie Keller eine besondere Bedeutung. So hat der verstorbene Namensgeber des Weinguts Franz Keller, der „Rebell des Kaiserstuhls“, ganz maßgeblich dazu beigetragen, dass heute statt des noch in den 1980er Jahren üblichen süßen Ruländers der trockene Grauburgunder als Vorzeigewein für das ganze Anbaugebiet steht.

 

Aktuell setzt sein Enkel Friedrich Keller, Winzer des Jahres im Gault Millau, mit der Oberbergener Bassgeige zu neuen Höhenflügen an. Der 2017er Grauburgunder wurde teilweise im großen Holzfass und im Stahltank ausgebaut. Die Lössauflage der Bassgeige bringt in der Nase des goldgelben Burgunders feine Nuancen nach gelben Früchten und Kräutern. Am Gaumen verzaubert die trocken-puristische Keller-Stilistik, natürlich mit weniger als einem Gramm Restzucker. Der Grauburgunder ist keine Fruchtbombe, sondern gibt sukzessive salzige Mineralität, vielschichtige Aromen nach Birne, reifen Melonen und Mirabellen frei. Eingebettet werden die Fruchtnuancen in Nuss- und Hefeteig-Noten. Eine harmonische Textur mit floralen Aromen rundet das Bild ab. Der Burgunder verfügt über eine enorme Kippfreudigkeit.

 

Während man auf der Terrasse der Kellerwirtschaft beim Sonnenuntergang die Bassgeige weiter genießt, hört man im Geiste das Credo des Senior-Chefs Fritz Keller: „Ein herausragender Wein muss vor allem zu einem großen Essen eine gute Figur machen“. Und das gelingt dem Weingut Franz Keller in den letzten Jahren besser denn je.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2020


2015 Grauburgunder Burgheimer Feuerberg Haslen GG

Weingut Bercher, Burkheim (Baden)

26 Euro

 

 

 

Es hatte etwas von „Russisch Roulette“. Nachdem meine erste Flasche des Edeltropfens einen deutlichen Korkschmecker hatte, öffnete ich nun meine zweite - und letzte - Flasche des Grauburgunders Haslen vom Kaiserstühler VDP-Weingut Bercher. Der Korken des Großen Gewächses roch unauffällig. Die Nase des Burgunders zeigte sich einwandfrei. Im Mund: ein Traum. Kein Korkschmecker, sondern der bei Bercher zu erwartende Genuss.

 

Der Grauburgunder aus dem Burkheimer Feuerberg zeigt sich in mittlerem Goldgelb mit leichtem Kupfer-Stich. Der vulkanische Ursprung der Lage sorgt für eine optimale Wärmespeicherung und hohen Mineralgehalt. Der Grauburgunder profitiert von den Vulkanböden und bringt elegante, kraftvolle Weine hervor. Die Nase wirkt floral mit etwas Honig und ruft sofort nach Austern oder Meeresgetier vom Atlantik. Das Holz bleibt ganz dezent im Hintergrund. Am Gaumen springt dem Genießer eine spielerische Brillanz und enorme Dichte entgegen. Wie eine durchtrainierte Kunstturnerin auf dem Schwebebalken tänzelt der Feuerberg zwischen frischer Eleganz, harmonischer Dichte und sattem Extrakt. Aromen nach lila Hyazinthe, etwas Nuss, leicht Krokant und reifen Honigmelonen wirbeln in flotter Folge durch den Mund. Ein Großes Gewächs wie es sein soll: Unheimliche Komplexität, ohne die Frische und Trinkfreude zu verlieren.

 

Der Haslen ist sicher der Premium-Wein im weißen Sortiment des Weinguts Bercher. Der Grauburgunder vom Kaiserstuhl spielt in Deutschland ganz oben mit. Kork und russisches Roulette sind vergessen. Das Wein-Leben geht weiter! 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2020


2015 Grauburgunder *** Achkarrer Schlossberg

Weingut Michel, Vogtsburg-Achkarren (Baden)

16,50 Euro

 

Eine der besten Lagen am Kaiserstuhl ist der vulkanische Achkarrer Schlossberg. Wie ein Parabolspiegel schmiegt sich die Lage um den schmucken Weinort. Und ein Winzer bringt aus dieser Paradelage seit vielen

Jahren zuverlässig wie ein Uhrwerk absolute Top-Burgunder hervor: Josef Michel. Diese beständigen Spitzenleistungen wurden – längst überfällig – mit der Aufnahme in den Eliteverband VDP belohnt.

 

Highlights des weißen Sortiments sind im Weingut Michel regelmäßig die 3-Sterne-Weine. Zwischen Grauburgunder, Weißburgunder und Chardonnay findet jedes Jahr ein munterer Wettstreit um den besten Wein statt. Wir verkosten heute einen 2015er Grauburgunder. Mittleres Goldgelb und eine Nase nach Ananas

und Melone stimmen den Genießer auf den Hochgenuss ein. Der im großen Holzfass ausgebaute Schlossberg überzeugt am Gaumen mit einer stoffigen, aber glockenklaren Struktur. Die Mineralik des Vulkanverwitterungsbodens bildet die Grundlage für vielschichtige Aromen nach Honig, Melone, Aprikose und Birne. Saftige Konzentration und harmonischer Schmelz. Ein Kraftpaket, das seine Muskeln spielen lässt, aber kein bisschen fett oder überladen wirkt. Der Burgunder eignet sich hervorragend zu Gerichten mit hellem Fleisch oder Fisch.

 

Grauburgunder ist und bleibt das Aushängeschild bei den Weißweinen am Kaiserstuhl. Und den Prototyp aller Grauburgunder erzeugt Josef Michel.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2019 


2015 Grauburgunder Löchle GG

Weingut Burg Ravensburg, Tiefenbach (Baden)

28 Euro

 

 

 

Öffnet man den Grauburgunder des Kraichgauer Weinguts Burg Ravensburg ist man zunächst etwas verblüfft. Das Große Gewächs fließt in einer satten Kupfer-Farbe aus der Flasche. Natürlich haben Grauburgunder-Trauben oft eine rötlich-blaue Färbung, die über die Maische an den Wein weitergegeben werden kann.

Gleichwohl ist ein Grauburgunder in dieser Farbgebung eher außergewöhnlich.

 

Die Lage Löchle ist eine Große-Gewächs-Lage am Sulzfelder Burgberg, quasi der Fixpunkt des Weinbaus im Kraichgau. Wie ein Parabolspiegel wölbt sich die Lage am Südhang unterhalb der Burg Ravensburg. Die Böden

bestehen aus Schilfsandstein und Gipskeuper. Die Monopollage von Burg Ravensburg ist eine der Spitzenlagen für Kraichgauer Burgunder. In der Nase dominieren bei dem 2015er Grauburgunder edle Mandelaromen. Am Gaumen spürbarer Schmelz von der Lagerung im Barrique. Reife Noten nach Gemüse, Karamell und Nüssen. Ein dichter Grauburgunder von großer Komplexität und rauchiger Würze.

 

Burg Ravensburg ist eines der ältesten Weingüter Deutschlands und wurde 1251 erstmals urkundlich erwähnt. Das Löchle ist seit vielen Jahren ein Klassiker unter den Grauburgundern Nordbadens. Ein Wein für die gehobene Tafel.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2019 


2015 Grauburgunder Heidelberger Herrenberg AS

(1. Lage)

Weingut Seeger, Leimen (Baden)

12,50 Euro

 

 

Viele Weinfreunde setzen bei den VDP-Weingütern im Weißweinbereich auf die „Zweitweine“ aus den 1. Lagen. Hauptgrund ist, dass die „Großen Gewächse“ häufig etwas fett, überladen und sättigend wirken. Der Trinkfluss leidet. Die Weine aus den 1. Lagen sind dagegen häufig frisch und animierend, ohne an Substanz und Komplexität gegenüber den GG wesentlich abzufallen.

 

Ein Paradebeispiel für einen hochwertigen Grauburgunder aus der 1. Lage ist der Heidelberger Herrenberg AS von Thomas Seeger. Der in hellem Goldgelb strahlende Pinot zeigt in der Nase florale Noten nach lila Flieder und weißen Blüten. Am Gaumen überzeugt ein druckvoller Burgunder mit Frische und kalkgeprägter Mineralität. Der im Halbstück ausgebaute Grauburgunder entwickelt im weiteren Verlauf vielschichtige Noten nach Nüssen, Karamell und reifen Birnen. Ein cremiger Grauburgunder, der trotzdem über Grip und Zug verfügt. Mit moderaten 12,5 % Alkohol bleibt die Trinkfreude erhalten.

 

Die Weißweine von Thomas Seeger sind übrigens verbraucherfreundlich kalkuliert. Mit jeder Flasche Grauburgunder sparen sie ein paar Euro, die sie dann für die deutlich höherpreisigen Spätburgunder einsetzen können. Denn bei den Rotweinen sollten auch die Großen Gewächse von Thomas Seeger in keinem gut sortierten Weinkeller fehlen.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2017


2015  Grauburgunder Signatur                                                           

Weingut Bosch, Kronau (Baden)

9,80 Euro

Es gibt sie noch: Weinentdeckungen in Deutschland. Vor allem in den eher unbekannten Anbauregionen wie dem badischen Kraichgau. Das Weingut Bosch aus Kronau ist im bundesweiten Maßstab sicher ein noch eher unbekannter Betrieb. Im aufstrebenden Kraichgau hat sich Betriebsleiter Andreas Braunecker in den letzten Jahren dagegen schon hohe Anerkennung unter Insidern erarbeitet. Der Geisenheim-Absolvent ist auch in den einschlägigen Weinführern mit guten Bewertungen zu finden.

 

Die Signatur-Linie bildet im Weingut Bosch die obere Mittelklasse, bietet aber bereits anspruchsvolle Weine für Freunde individueller und Rebsorten-typischer Tropfen. Der Grauburgunder Signatur fließt in sattem Goldgelb mit leichten Messing- und Kupfernoten ins Glas. In der Nase die typischen Mandel- und Nussaromen eines Grauburgunders. Am Gaumen schmeichelt der im Holz ausgebaute Pinot mit cremigem Schmelz. Der Sur-Lie-Ausbau führt zu einem vielschichtigen Aromen-Spektrum mit floralen Noten, süßem Honig, reifer Mirabelle und rotem Pfirsich. Wuchtige Kraft und eine dichte Struktur verleihen dem Grauburgunder den Charakter eines Festtagsweins. Ein wertiger Grauburgunder für besondere Anlässe zum fairen Preis.

 

Das Weingut Bosch ist Mitglied der Weiße-Burgunder-Charta, in der 15 Weingüter den Bekanntheitsgrad der Weinbauregionen Kraichgau und Badische Bergstraße überregional steigern wollen. Andreas Braunecker spielt in diesem Kreis der nordbadischen Top-Winzer eine sehr gute Rolle. Das Weingut Bosch hat nicht nur weiße Burgundersorten im Sortiment. Mit seiner breiten Palette, in der neben Riesling und Spätburgunder auch die eher seltene Scheurebe und der noch rarere Frühburgunder vertreten sind, gehört das Weingut Bosch zu den interessantesten Betrieben der jungen Winzervereinigung. Ein Besuch lohnt sich!

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2016


2015  Grauburgunder                                                           

Weingut Klenert, Kraichtal-Münzesheim (Baden)

7,50 Euro

Talent-Scouts aufgepasst! In der aufstrebenden Weinregion Kraichgau hat der Nachwuchswinzer David Klenert seinen ersten Jahrgang präsentiert. Der studierte Önologe setzt in Kraichtal-Münzesheim seinen Traum vom eigenen Weingut in die Realität um. Dabei ist der stets gut gelaunte Youngster kein Traumtänzer, sondern ein mit Realitätssinn ausgestatteter Macher. Seine Erstlingsweine sind bereits anspruchsvolle Tropfen, die für die Zukunft Einiges erwarten lassen.

 

Der 2015er Grauburgunder fließt in blassem Gelb mit grünen Reflexen ins Glas. In der Nase Aromen nach gelben Früchten. Im Mund seidige Kühle und spritzige Frische. Zarte Noten nach Mirabelle und Pfirsich sowie ein dezenter Mandel-Touch formen sich zu einem stimmigen Geschmacksbild. Keine Alkoholbombe, sondern ein quirliger Pinot mit spielerischer Textur. Der Burgunder versprüht wie David Klenert Lebendigkeit und Lebenslust.

 

Das Weingut Klenert scheint auf dem richtigen Weg zu sein. Weinfreunde sollten sich mit dem Jahrgang 2015 eindecken. Dann kann man beim ersten Jubiläum des Weinguts sagen: Ich war dabei! 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2016


2014 Pinot Gris Tiefenbacher Spiegelberg GG

Weingut Heitlinger, Tiefenbach (Baden)

28 Euro

 

 

Das VDP-Weingut Heitlinger aus dem Kraichgau erweitert kontinuierlich seine Palette an Großen Gewächsen. Wieso man den Grauburgunder aus dem Kraichgau allerdings als Pinot Gris bezeichnen muss, bleibt das

Geheimnis der Marketing-Strategen.

 

Der Grauburgunder aus 2014 hat eine kräftige Goldfarbe mit einem leichten Kupferstich. In der Nase leicht reduktive, pflanzliche Noten. Am Gaumen zeigt der Pinot aus dem Tiefenbacher Spiegelberg füllige Aromen nach rotem Pfirsich, Honig und Orangenschalen. Der Muschelkalk und der stimmige Holzeinsatz verleihen dem Burgunder aber eine straffe Struktur und dominierende Mineralik. Die vegetabilen Noten des kühlen Jahrgangs 2014 zähmen den buttrigen Pinot mit einem sanften Schmelz. Zu asiatisch zubereitetem Fisch und Reis ist

der Grauburgunder sicher eine gute Wahl.

 

Das Weingut Heitlinger arbeitet seit einigen Jahren daran, die individuellen Vorzüge der weißen Burgunder-Sorten im Kraichgau herauszuarbeiten. Als Vorsitzender der Weiße Burgunder Charta ist „Winemaker“

Claus Burmeister dafür auch prädestiniert. Der selbst in Fachkreisen wenig bekannte Kraichgau kann von den internationalen Aktivitäten des Weinguts Heitlinger nur profitieren.

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2018 


2014  Grauburgunder                                                             

Weingut Johner, Bischoffingen (Baden)

12 Euro

Von welcher Seite der Erdkugel wollen sie Weine probieren? Beim Weingut Johner haben sie die Wahl: Kaiserstuhl oder Neuseeland. In Bischoffingen am Kaiserstuhl gründete Karl Heinz Johner 1985 das 15 Hektar große Weingut mit dem toskanisch anmutenden Gutsgebäude, 2001 folgte der neuseeländische Betrieb „Johner Estate“ nahe Masterton mit 12 Hektar. Egal für welche Seite der Erde sie sich entscheiden, immer haben sie bei den „Wein-Globetrottern“ Karl Heinz und Sohn Patrick Johner hochwertige Tropfen mit kompromissloser und eigenwilliger Stilistik im Glas. Aus Neuseeland kommen „tropische“ Sauvignon Blanc und elegante Pinot Noir, am Kaiserstuhl stehen weiße und rote Burgunder mit Terroir-Charakter im Vordergrund. Wir entscheiden uns heute für Baden:

 

Selbst im schwierigen Jahrgang 2014 gelang dem Weingut Johner mit seinem Basis-Grauburgunder ein anspruchsvoller Wein für Kenner. Der zu 10 % im Barrique ausgebaute Burgunder fließt blassgelb mit grünlichen Reflexen ins Glas. In der Nase folgen leichte Mandelnoten. Das Löß- und Vulkanverwitterungsgestein in Bischoffingen und Oberrotweil verleiht dem Grauburgunder mineralische Würze. Kraftvolle Individualität und ausbalancierte Säure dominieren über vordergründige Primärfruchtaromen; nur zarte Anklänge von Birnen-, Mirabellen- und Melonenfrucht runden das Geschmacksbild ab. Ein straffer Burgunder, der seine Herkunft widerspiegelt.

 

Die vielversprechende Basisqualität bei Johner fordert geradezu den Genuss der Spitzenweine. Diese spielen qualitativ, aber auch preislich in einer höheren Liga. Bei der weiteren Verkostung sollten sie keinesfalls die andere Seite der Erde links liegen lassen: Probieren sie als Kontrastprogramm zum badischen Grauburgunder den 2014er Sauvignon Blanc Gladstone aus Neuseeland mit seinem tropischen Früchtekorb.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2015


2014  Grauburgunder S                                                           

Weingut Plag, Kürnbach (Baden)

9,50 Euro

Gute Winzer meistern eben auch schwierige Jahrgänge. Diese Weisheit altgedienter Weinzähne bewahrheitet sich wieder beim 2014er Grauburgunder S des badischen Weinguts Plag.

 

Der goldgelbe Grauburgunder des Kürnbacher Winzers Philipp Plag zeigt in der Nase typische Mandelnoten, mit weiterer Dauer entsteigen dem Glas auch florale Anklänge. Am Gaumen erschmeckt man einen ausgewogenen Wein mit cremigem Schmelz und zarten Holztönen. Ein eleganter Burgunder mit Aromen nach grünem Apfel, reifer Birne und lila Flieder. Der Wein verfügt über viel Substanz und eine schöne Länge. Ein ausgezeichneter Speisenbegleiter zum Sonntagsbraten, aber auch zu Pasta-Gerichten mit Sahnesoße.

 

Philipp Plag beweist einmal mehr, dass er nicht nur hervorragende Rotweine im Sortiment hat. Seine weißen Burgunderweine gewinnen immer mehr an Format. Diesen Eindruck werden die folgenden, hoffentlich einfacheren Jahrgänge noch weiter verstärken. Die Böden im Kraichgau sind ja für Burgundersorten ohnehin prädestiniert.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2016


2013 Grauburgunder Bruchsaler Rothenberg                           

Weingut Klumpp, Bruchsal (Baden) 

17 Euro

Es ist Ulrich Klumpp zu verdanken, dass Bruchsal auf der deutschen Wein-Landkarte an prominenter Stelle vertreten ist. Der Vollblut-Winzer hat innerhalb einer Generation aus dem Nichts ein 25 Hektar großes Weingut aufgebaut. Sichtbares Zeichen für die Erfolgsgeschichte ist das neue Gutsgebäude am Bruchsaler Stadtrand. In diesem architektonischen Highlight können seine Söhne Markus und Andreas den Betrieb auf modernstem Level weiterführen. Das ökologisch arbeitende Weingut Klumpp baut im Kraichgau eine breite Rebsorten-Palette an Weiß- und Rotweinen aus. Die Lagen-Weißweine haben in den letzten Jahren weiter an Statur gewonnen.

 

Der 2013er Grauburgunder aus dem Bruchsaler Rothenberg schillert in kräftigem Goldgelb mit Reflexen ins Rotgold. In der Nase kühle Aromen nach Quitte und Mirabellen. Am Gaumen zeigt der Lagen-Burgunder komplexe Substanz. Stilbildend sind der Holzausbau und eine straffe Mineralität. Die jahrgangsbedingt präsente Säure sorgt für kräftigen Zug und Trinkfreude. Im Mund entfaltet sich eine harmonische Fülle und honigartiges Volumen. Der Rothenberg ist ein Grauburgunder von Format.

Das Weingut Klumpp ist eines der Zugpferde der neu gegründeten Weiße-Burgunder-Charta. Die Vereinigung von Winzern aus dem Kraichgau und der Badischen Bergstraße hat sich zum Ziel gesetzt, die bisher eher unbekannten Weinregionen auf nationaler Ebene bekannter zu machen. Mit solchen Weinen wie dem Grauburgunder Rothenberg von Klumpp kann der Kraichgau auch überregional punkten.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2016


2012  Grauburgunder „Oberklamm“ GG                                                           

Weingut Seeger, Leimen (Baden)

19,50 Euro

Aus den badischen Leit-Rebsorten Grauburgunder und Spätburgunder produziert auch Thomas Seeger seine Spitzenweine im weißen und roten Segment. Seine Topqualitäten von der Badischen Bergstraße können dabei der quantitativen Übermacht vom Kaiserstuhl locker Paroli bieten.

 

Aushängeschild im Weißweinbereich ist beim Weingut Seeger der Grauburgunder „Oberklamm“, einem Gewann mit Muschelkalkböden und Lößauflage. Das 2012er Große Gewächs fließt in hellem Goldgelb ins Glas. In der Nase ein angenehmer Strom von Mandel- und Nussnoten mit ganz dezent Feuerstein. Am Gaumen zeigt der stoffige Burgunder zusätzlich Karamellaromen und florale Elemente wie rosa Hyazinthen und violetten Flieder. Der gekonnte Barrique-Einsatz bringt gut eingebundene Tannine zur Geltung und vermittelt eine weiche Fülle. Trotz seiner Kraft wirkt das imposante Gesamtkunstwerk vielschichtig elegant und nicht Alkohol lastig. Der Pinot verfügt über eine ausgeprägte Länge.

Der Grauburgunder „Oberklamm“ von Thomas Seeger ist einer der großen weißen Pinots in Deutschland aus dem sehr guten Jahrgang 2012. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2015


2012 Grauburgunder Spätlese Achkarrer Schlossberg

Weingut Michel, Achkarren (Baden)

10,50 Euro

Wenn man einen idealtypischen badischen Grauburgunder sucht, sollte man einen Achkarrer Schlossberg vom Weingut Michel probieren. Der Achkarrer Schlossberg ist eine besonders privilegierte Lage am Kaiserstuhl mit Vulkanverwitterungsböden und Lössauflage. Diese, einem Amphitheater vergleichbare Lage verleiht dem Michel Grauburgunder ein straffes mineralisches Gerüst. Daraus entwickelt sich ein vollmundiger Wein mit ausgeprägten Aromen nach Mandeln, Aprikosen und reifem Pfirsich. Ein ausbalancierter Burgunder in perfekter Harmonie, vitaler Frische und bestechender Eleganz.

 

Josef Michel ist Burgunder-Spezialist mit herausragenden Grau-, Weiß- und Spätburgundern. Auch der Chardonnay spielt regelmäßig in der ersten Liga. Die Grauburgunder sind in allen Qualitätsstufen Kabinett, Spätlese und Spätlese*** eine sichere Bank. Michel-Burgunder müssen keinen Vergleich mit den Kaiserstühler VDP-Winzern scheuen. Nur im Preis sind sie deutlich günstiger.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2015


2012  Grauburgunder Spätlese ***

Endinger Engelsberg                                                           

Weingut Knab, Endingen (Baden)

15 Euro

Langlebige und ausdrucksstarke Burgunder sind das Markenzeichen des Endinger Weinguts Knab. An der Spitze der Qualitätspyramide stehen bei Winzer Thomas Rinker die ***-Spätlesen vom Weiß- und vom Grauburgunder. Im Jahrgang 2012 hatte dabei der Grauburgunder die Nase vorn.

 

In der Nase erkennt man bei dem goldgelben Pinot ausgeprägte Karamell- und Nussnoten. Im Mund kommen Aromen nach Apfel und Melone hinzu. Der teilweise Ausbau im Barrique gibt dem Grauburgunder eine elegante Cremigkeit. Die 14% Alkohol lassen einen Power-Wein mit satter Kraft und vollmundigem Körper entstehen. Der Endinger Engelsberg mit seinen Löß-, Kalk, und Vulkanböden verleiht dem dichten Burgunder zarten Schmelz. Der harmonische Grauburgunder hallt lange nach.

Das Weingut Knab zählt zu den Spitzengütern am Kaiserstuhl. Die Burgunder haben ein ausgezeichnetes Preis-/Genussverhältnis. Eine Verkostung im modernen Gutsgebäude bei den gastfreundlichen Inhabern Thomas und Regina Rinker ist ein besonderes Weinerlebnis.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2015


2012 Grauburgunder Spätlese Oberbergener Bassgeige "Vum Steinriesen"

Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen (Baden)

14,50 Euro

 

Schon in der Nase erahnt man den brodelnden Vulkan des Kaiserstuhls. Weiter entsteigen florale und kräuterige Noten. Die Vulkanverwitterungsböden der Oberbergener Bassgeige verleihen dem eleganten Grauburgunder eine ausgeprägte Mineralität. Neben Feuerstein und Flieder entwickeln sich am Gaumen feine Aprikosen- und Mirabellennoten. Der voll ausgereifte 2012er „Steinriese“ ist ein Musterbeispiel für die traditionell trocken ausgebauten Grauburgunder des VDP-Weinguts. Der rauchige und würzige Wein ist ein hervorragender Speisenbegleiter (Tipp: Schweinelende mit breiten Nudeln).

 

Am besten genießt man den eleganten „Steinriesen“ direkt beim Weingut in Oberbergen auf der Terrasse der Kellerwirtschaft. Beim Blick auf die Parade-Lage Bassgeige sind schnell alle Alltags-Sorgen vergessen. Das Top-Restaurant „KellerWirtschaft“ ist in die neue Kellerei des Weinguts integriert. Der voluminöse Neubau ist ein architektonisches Highlight und schmiegt sich harmonisch in die Kaiserstuhl-Landschaft ein. Am besten gönnt man sich das Menu mit begleitenden Weinen. Mit etwas Glück bekommt man dann neben dem „Steinriesen“ noch ein Gläschen des Selection-Spätburgunders zum Hauptgang serviert.

Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2015