Elysium-Trilogie bei HP Pott (August 2023)                                                           

 

Wo schmeckt ein Wein am besten? Natürlich direkt in seinem spezifischen Terroir, in diesem Fall im Obergrombacher Michaelsberg. In dieser, unterhalb der weithin sichtbaren Kapelle gelegenen Kraichgauer Lage befindet sich das Elysium, das Weinrefugium des Mikrowinzers HP Pott. Dort entsteht seit 2010 aus 323 Stöcken ein Spätburgunder, der in jedem Jahr zu den Spitzen-Gewächsen im Kraichgau gehört. So folgte ich gerne der Einladung von HP, an einem Sommerabend den frisch abgefüllten Elysium 2020 und die Fassproben aus 2021 und 2022 direkt in den Reben zu verkosten. Man kann sich sicher darüber streiten, ob eine Punkte-Bewertung bei Fassproben schon Sinn macht. Als erste, später zu überprüfende Einschätzung dürfte sie aber ganz hilfreich sein.

 

HP verwendet für den Elysium französische Rousseau-Fässer aus Eichenholz. Bei den Jahrgängen 2020 bis 2022 setzte er - im Gegensatz zu früheren Jahrgängen - gebrauchte Fässer ein.

 

-        Elysium 2020 (90 Punkte)

 

Der frisch abgefüllte 2020er Elysium reifte 2,5 Jahre im gebrauchten Holzfass. Der Spätburgunder fließt in einem satten Karminrot ins Glas. In der Nase dominieren Vanille-Noten. Aus dem Hintergrund tauchen etwas Weihnachtsgewürze und Eiskonfekt auf. Am Gaumen überrascht der noch jugendliche Pinot mit einem „weichen Sound“. Bereits sehr zugänglich und trinkreif kuschelt sich der anschmiegsame Burgunder an die Geschmacksknospen. Weiche Säure und gezähmte Tannine führen zu harmonischer Eleganz. Zu den Vanille-Noten gesellen sich Aromen nach roten Johannisbeeren und Lebkuchen. Runder und anhaltender Abgang. Der 2020er dürfte mit dem 2015er und dem 2018er in der Spitzengruppe der Elysium-Jahrgänge mitspielen.

 

-        Elysium 2021 - Fassprobe -  (89 Punkte)

 

2021 war nicht nur in Baden ein schwieriger Jahrgang. Die feuchte Witterung führte oft zu Weinen mit höheren Säurewerten und vegetabilen Ausprägungen. Die verkostete Elysium-Fassprobe aus 2021 reifte bislang fast zwei Jahre im gebrauchten französischem Eichenfass. Der erste Eindruck: Das ist der kleine Bruder des Vorgänger-Jahrgangs.

 

Die Farbe kann derzeit mit einem dunklen Karminrot beschrieben werden. Die Nase erreichen leichte Vanille-Noten. Am Gaumen finden sich spürbare Tannine. Die Säure ist noch etwas spitzer, dürfte sich im weiteren Verlauf aber gut einbinden. Am Gaumen sind außer der Vanille reife Brombeer- und dunkle Kirsch-Noten erkennbar. Insgesamt ein qualitativ hochwertiger Kraichgau-Pinot.

Die Ansätze der 2021er Fassprobe sind sehr positiv. Es dürfte ein anspruchsvoller und lebendiger Elysium in die Flasche kommen.

 

-        Elysium 2022  - Fassprobe -  (89 Punkte)

 

Die Fassprobe des 2022er Elysium unterscheidet sich deutlich von den beiden Vorgängern. Dies beginnt schon mit der Farbe, die ein leuchtendes Rot mit violetten Reflexen aufweist. In der Nase ist der 2022er schwer als Spätburgunder zu erkennen. Waldbeeren, leicht gemüsige Akzente und milder grüner Paprika. Am Gaumen folgen dunkle Noten nach Beeren. Ein kraftvoller und dichter Pinot. Die weitere Entwicklung ist in diesem jungen Stadium schwer zu prognostizieren. Es dürfte sich ein kompakter, atypischer Elysium entwickeln.

 

Die verkostete Elysium-Trilogie lässt die Vorfreude auf die von HP für das Jahresende angekündigte Elysium-Vertikale steigen. Dann wird sich zeigen, ob sich die ersten Jahrgänge ab 2010 als Langstreckenläufer erweisen und welcher Jahrgang tatsächlich der beste Elysium ist.

 

Degustationsbeschreibung von Manfred Beismann, August 2023