2018 Riesling Schieferterrassen Bohème
Weingut Heymann-Löwenstein, Winningen (Mosel)
19,50 Euro
Reinhard Löwenstein aus dem Mosel-Weinort Winningen ist einer der exponiertesten Terroir-Verfechter im deutschen Weinbau. Wenn man die abenteuerlichen Schieferterrassen des VDP-Weinguts Heymann-Löwenstein sieht, versteht man diese Begeisterung. Das Weingut beitzt Flächen mit 13 km Weinbergsmauern. Statt mechanisierte 250 - 600 Stunden in Flachlagen benötigt Löwenstein in Handarbeit über 2.000 Stunden, um einen Hektar seiner Steinterrassen nachhaltig zu bewirtschaften.
Als "Schieferterrassen" bezeichnet Heymann-Löwenstein Weine aus den Parzellen der 1. Lagen, die auf den Schiefern der devonischen Rittersturzschichten wachsen. Diese Schichten sind ein sehr quartiztischer Schiefer, dessen Farbe von grau bis gelb-braun changiert. Insgesamt bewirtschaftet das Weingut hier 12 Parzellen mit einer Gesamtfläche von 5,2 Hektar und einer Hangneigung von 100 bis 150%. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei etwa 50 Jahren.
Die Weine werden ausschließlich mit wilden Hefen und ohne jegliche Enzyme oder Schönungsmittel vornehmlich im großen Holzfass ausgebaut. Einzelne Partien werden durch ein langes Hefelager zur fruchtig-saftigen Variante »Bohème« veredelt. Der Begriff Bohème bezeichnet gemeinhin eine Subkultur intellektueller Randgruppen mit künstlerischer Aktivität, die sich gegenüber bürgerlichen Einstellungen und Verhaltensweisen abgrenzt. Ein wunderbares Bild, das sich beim Verkosten des 2018er Bohème zunehmend klar vor dem geistigen Auge abzeichnet:
Der 2018er Bohème fließt in sattem Goldgelb ins Glas. Der erste Emotionsausbruch kommt in der Nase: Welch überwältigende Intensität versprüht dieser Riesling. Ein fulminantes Aromen-Spektrum von Heu, Tee, Blutorange und Grapefruit. Nicht zu vergessen die offensive Schiefernote. Die Begeisterung setzt sich am Gaumen fort: Ungemein druckvoll und vielschichtig entdeckt man in dem Riesling immer neue Aromen wie sanfte Zitrone, Limette, Quitte, Aprikose oder Mandarine. Eine unglaubliche Finesse, weiche Phenolik und expressiver Extrakt. Eine traumhaft feine Aromatik. Ein Riesling zum Reinspringen mit opulenter Power und Trinkfluss wie beim Niagara-Fall.
Bereits nach wenigen Schlucken lungert man im Geiste mit anderen Künstlern in bequemen Polstern und schlürft in ausgelassener Stimmung einen Bohème nach dem anderen. Künstler sollte man sein.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2021
2018 Riesling Forster Ungeheuer Ziegler Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan, Deidesheim (Pfalz)
22 Euro
2018, Bassermann, Jordan, Ungeheuer. Mehr Superlativ geht nicht:
2018? „Wieso ist das ein Superlativ?“, werden jetzt viele fragen. Im Jahr 2018 feierte das Pfälzer Weingut Bassermann-Jordan seinen 300. Geburtstag. Der aus Savoyen eingewanderte Pierre Jordan gründete das Weingut 1718. Seine Nachfahren mit dem Namen Jordan waren Bürgermeister von Deidesheim, Abgeordnete und angesehene Weinpioniere. Als 1883 der Mannesstamm in der Familie Jordan ausstarb, genehmigte König Ludwig II., dass der Name Jordan mit dem Namen des Schwiegersohns (Bassermann) verbunden wurde: es entstand Bassermann-Jordan.
Nächster Superlativ in der langen Kette - nun mit dem Namen Bassermann - war der Geheime Rat Friedrich. Besagter Dr. Friedrich Bassermann verfasste den Klassiker „Die Geschichte des Weinbaus“, war an der Formulierung des deutschen Weingesetzes und an der Gründung des Vorläufers des VDP maßgeblich beteiligt. Als letzter Superlativ folgt das Ungeheuer, die legendäre Forster Spitzenlage, die schon Weinnasen wie Goethe und Bismarck entzückte.
Um wieder „down to earth“ zu kommen, nennen wir noch „Ziegler“. Ziegler ist eher ein unbekannter Name unter den Forster Weltklasselagen. Der Forster Ziegler war bis 1971 eine eigenständige Weinberglage. Dann wurde der Ziegler dem Ungeheuer zugeschlagen. Bassermann-Jordan baut den Ziegler seit 2012 wieder gesondert aus. Der Basaltverwitterungsboden mit sandigem Ton und Kalksteingeröll lässt eigenständige Ausnahme-Rieslinge entstehen.
Der goldgelbe Jubiläumswein aus 2018 empfängt uns in der Nase mit draller Pfälzer Lebenslust. Dominierend sind Noten nach gelber Steinfrucht und Cassis. Am Gaumen dämpft rassige Eleganz die Pfälzer Power. Harmonische Aromen nach Citrus- und Orangenabrieb wechseln sich mit den vom Basalt stammenden Grafit-Noten ab. Kalkige Mineralität und feine Frucht vereinen sich zu einem vitalen und hochwertigen Riesling, der unheimlichen Trinkfluss entwickelt. Der Ziegler braucht sich vor seinen prominenten Nachbarn nicht zu verstecken. Es ist kein Wunder, dass die einzigartigen Forster Lagen seit Jahrhunderten Weinkenner aus aller Welt faszinieren.
Zum Jubiläum läuft das Weingut Bassermann-Jordan wieder zur Höchstform auf. Die Superlative dürften auf absehbare Zeit nicht ausgehen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2020
2018 Riesling Kabinettstück
Weingut Schloss Lieser, Lieser (Mosel)
11,90 Euro
Fährt der Weingenießer an die Mosel, kauft er häufig süße oder zumindest feinherbe Rieslinge. Schließlich ist das einzigartige Frucht-/Säurespiel das weltweite Alleinstellungsmerkmal der Mosel-Weine. Zu Hause fehlt es dann oft an den passenden Gelegenheiten, die süßen Weine auch zu trinken. Inzwischen produzieren viele Winzer an Mosel und Saar vermehrt trockene Rieslinge. Dazu gehört auch Thomas Haag, Inhaber des VDP-Weinguts Schloss Lieser. Das in allen Weinführern mit fünf Sternen oder Trauben dekorierte Gut besitzt herausragende Steillagen an der Mittelmosel, wie z. B. Lieser Niederberg Helden oder Brauneberger Juffer Sonnenuhr.
Ein gelungenes Beispiel für trockenen Mosel-Riesling ist der 2018er Kabinettstück des Weinguts Schloss Lieser. Der Gutswein muss sich im Glas erst einige Minuten entwickeln. Aber dann gibt die Schiefer-Nase eine imposante Frucht-Vielfalt des Rieslings frei. Am Gaumen weiter dichte Schiefer-Noten, die fein ziseliert von exotischen Früchten und einem feinen Säurestrang flankiert werden. Komplexität und Extrakt-Reichtum enden in einem langen Abgang.
Es ist kaum zu glauben, dass Thomas Haag so einen kompletten Riesling als Gutswein verkauft. Aber der Winzer des Jahres im Gault Millau konnte im Jahrgang 2018 wieder aus dem Vollen schöpfen. Die Kunden können sich freuen. Sie werden auch in den kommenden Jahren bei Schloss Lieser einkaufen. Egal, ob trocken oder süß.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2020
2018 Riesling Varidor
Weingut Carl Loewen, Leiwen (Mosel)
8,90 Euro
Um es vorweg zu nehmen: Der 2018er Riesling „Varidor“ vom Weingut Carl Loewen ist ein Gedicht!
Der Grundstein für diesen unendlich schmelzigen Wein wurde bereits im Weinberg gelegt. „Selection Massale“ heißt das Zauberwort. Hier werden die Weinberge mit altem, hochwertigen Rebenbestand dahingehend erneuert, dass lediglich ausgesuchte Rebstöcke mit den besten Eigenschaften reproduziert werden. Dies geschieht, indem die Reisige geschnitten und wieder auf passende Unterlagen gepfropft werden. So wird nach und nach der gesamte Weinberg mit den besten Rebstöcken erneuert. Im Gegensatz zur Klonen-Züchtung bleibt hier die genetische Vielfalt erhalten. Das Ergebnis findet sich im „Varidor“ Riesling wieder.
Er duftet nach frisch gepressten grünen Limetten und reifen Mandarinenschnitzen. Die hellen Reflexe im Glas verraten dabei nichts über seinen Charakter. Jedoch bereits beim ersten Schluck streichelt der Wein ganz zart und weich die Zunge. Beim zweiten Schluck breitet sich diese Komplexität im gesamten Mundraum aus - alles ist rund und stimmig.
Ist der 18er Varidor erst einmal für etwa zehn Minuten geöffnet, strahlt er eine perfekte Harmonie aus, eine Sinfonie der Sinne. Er hat dabei eine schöne Länge ohne aufdringlich zu sein.
Der Riesling Varidor wird ohne Eile ganz langsam im großen Holzfass spontan vergoren. Für diesen äußerst verbraucherfreundlichen Preis, ist der Wein ein Juwel, der seinesgleichen sucht!
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, August 2019
2018 Riesling Laumersheimer Kapellenberg
Weingut Knipser, Laumersheim (Pfalz)
9,40 Euro
Der schlanke Riesling wirkt zart und zerbrechlich, geradezu sensibel erscheint er mir. Sein betörender Duft weckt Erinnerungen an eine Frühlingswiese nach einem warmen Regen, an frisch gepflückte Blumen. Aber Vorsicht: Diesen Wein muss man „handeln“ können!
Nur wenigen auserwählten Genießern bleibt es vorbehalten, diese außergewöhnliche Essenz zu verstehen. Die Königin der Reben für Fortgeschrittene und Weinflüsterer. Es fällt mir dabei schwer, in diesem Geschmackslabyrinth einen kühlen Kopf zu bewahren.
Geheimnisvoll und facettenreich schillert der Riesling im Glas. Ein Wein mit vielen Gesichtern. Bereits nach dem ersten Schluck ist man verloren. Zunächst erscheint dieser schüchterne Wein unscheinbar und verschlossen, doch stille Weine gründen bekanntlich tief!
Lässt man sich erst auf diesen trockenen Riesling ein und hat von diesem verbotenen Rebensaft gekostet, kann man nicht mehr genug davon bekommen. Man wird „Knipser“-süchtig und verliert sich in der Unendlichkeit dieses sublimen Stoffes.
Beobachtungen und Eindrücke eines „Riesling Fans“.
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Dezember 2019
2018 Riesling Rheinschiefer
Weingut Matthias Müller, Spay (Mittelrhein)
6,20 Euro
Mein Favorit für den Gutswein des Jahres aus 2018 ist der Riesling Rheinschiefer vom Weingut Matthias Müller in Spay. Das VDP-Weingut ist der absolute Spitzenbetrieb am Mittelrhein. Bei der Jahrespräsentation kann sich der Weingenießer von einer Phalanx betörender Rieslinge bezaubern lassen. Ob trocken, feinherb oder süß, vom Gutswein bis zum Großen Gewächs stellt der Betrieb eine stimmige und außergewöhnliche Kollektion vor. Und die Preise sind bei Matthias Müller trotz der aufwändigen Steillagenbearbeitung weiterhin sehr kundenfreundlich kalkuliert.
Der goldgelbe 2018er Rheinschiefer ist der Einstiegswein im trockenen Segment. Schon die Nase verspricht spannungsgeladenen Riesling-Genuss. Im Mund dann eine spritzige Frischexplosion. Unheimlich druckvoll und mit viel Grip tänzeln exotische Fruchtaromen, Schiefer-Aromatik und belebende Säure um die Wette. Der süffige Riesling ist äußerst kippfreudig und versprüht pure Lebensfreude. Ein Hochgenuss zum kleinen Preis.
Wenn schon der Basiswein so gut ist, wie entwickeln sich dann erst die Lagenweine. Verkostung folgt garantiert.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2019
2018 Riesling Gutswein
Weingut Beurer, Kernen-Stetten (Württemberg)
8 Euro
Warum kaufen wir eigentlich unseren Wein nicht einfach im Supermarkt? Dort sind die Flaschen billiger und die Weine schmecken ähnlich.
Und hier haben wir schon die Antwort: Weil wir individuelle Weine wie die Rieslinge von Jochen Beurer wollen. Das Demeter-zertifizierte VDP-Weingut aus dem Remstal erzeugt sehr eigenständige Rieslinge. Die Weine werden alle mit eigenen Hefen spontan vergoren. Dies führt dazu, dass jeder Jahrgang eine Neuentdeckung mit Überraschungen ist.
Eine positive Überraschung ist wieder der einfache Gutswein aus 2018. „Verspielt. Frisch. Lebendig“, steht auf der Flasche. Und diese Adjektive beschreiben den Riesling ganz gut. Der im Stahltank ausgebaute goldgelbe Riesling stellt sich mit floralen Noten in der Nase vor. Am Gaumen entsteht ein perfektes Zusammenspiel der erdigen Grundstruktur des Keuper-Bodens und der belebenden Säure. Nach und nach entdeckt man frische Aromen nach Citrus und Ananas. Ein gelungener Individualist, der fein gewoben und quirlig für guten Trinkfluss sorgt.
Jochen Beurer steht mit seinen Rieslingen in der Spitzengruppe in Württemberg. Das Mitglied der Winzergruppe „Junges Schwaben“ sorgt mit seinen Unikaten in jedem Jahrgang für Aufmerksamkeit. Diese Individualisten sollten wir hegen und pflegen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2019
2018 Riesling Muschelkalk
Weingut Borell-Diehl, Hainfeld (Pfalz)
6,00 Euro
Sichtlich zufrieden sitzt der etwa 90jährige Seniorchef des Hauses auf einer Bank im Innenhof des Weinguts Borell-Diehl im pfälzischen Hainfeld. Fuhren Weinfreunde vor 20 Jahren noch durch eine enge Hofeinfahrt, blickt der Senior heute - nach der baulichen Erweiterung - auf einen weitläufigen Innenhof mit moderner Vinothek. Auf dem Parkplatz stehen Limousinen der zahlungskräftigen Kundschaft und laden fleißig Weinkartons aus dem Hause Borell-Diehl in die Kofferräume. Borell-Diehl hat die Rebfläche kontinuierlich auf 30 Hektar erweitert. Die Weinführer testieren dem Weingut stetig steigende Qualität und inzwischen gewinnt Enkel Georg Winzerpreise in Nachwuchswettbewerben. „Trotz der Erfolge bleiben wir aber auf dem Boden“, versichert Tochter Annette. Und wie zum Beweis stellt sie zu Beginn einer umfangreichen Verkostung einen der Basis-Rieslinge, den „Muschelkalk“, auf den Tisch.
Der hellgelbe 2018er Muschelkalk besitzt eine herrliche Citrus-Note. Im Mund folgt eine Frische-Explosion. Unheimlich vibrierend überfällt der Pfälzer Riesling mit Aromen nach Limone und Grapefruit. Leichte Kohlensäure und eine kalkige Mineralität bilden die Grundlage für einen bodenständigen und extrem kippfreudigen Sommer-Riesling. Der Muschelkalk ist ein preiswerter, wertiger Einstiegs-Riesling.
Der in Spitzenbetrieben ausgebildete Weinbautechniker Georg hat die Qualität des Weinsortiments bei Borell-Diehl nochmals gesteigert. Neben frischen Rieslingen wachsen in Hainfeld und Umgebung hervorragende weiße und rote Burgunder. Die Weichen für die Zukunft sind gestellt. Kein Wunder hat der Senior gute Laune.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2020
2017 Riesling Loibner Smaragd
Weingut Knoll, Unterloiben (Wachau/Österreich)
23 Euro
Beim Etikett des Wachauer Weinguts Knoll scheiden sich die Geister: Die Einen halten es für völlig antiquiert und aus der Zeit gefallen, die Anderen verehren es als einen Klassiker der Wachauer Weinkultur. Das barocke Motiv des heiligen St. Urban wurde im Weingut Knoll erstmals 1962 als Etikett auf die Weinflaschen geklebt. Das Etikett stammt aus einem Gemälde des Kremser Malers Siegfried Stoitzner. Unbestritten weist der heilige Urban seither weltweit in jedem Flughafen-Shop zielsicher zu den Weinen des Weinguts Knoll.
Für das internationale Renommee des Weinguts hat in den letzten Jahrzehnten Senior Emmerich Knoll gesorgt, der mit einigen Mitstreitern die Triebfeder der Vinea Wachau, einer Vereinigung der dortigen Spitzenwinzer, war. Die Vinea Wachau hat eine an Alkoholgraden orientierte Qualitätspyramide entwickelt, an deren Spitze die Smaragde stehen. Die Smaragd-Rieslinge kann man qualitativ mit den Großen Gewächsen in Deutschland vergleichen.
Einen solchen 2017er Smaragd verkosten wir heute: den Riesling Loibner. Der in kräftigem Gold ins Glas fließende Wein zeigt in der Nase bereits die typische Wachauer Marille, exotische Früchte und reifebedingt einen leichten Karamell-Ton. Am Gaumen ein kräftiger und komplexer Riesling. Maracuja und Marille, aber auch Noten nach schwarzem Tee, Melisse und Karamell wechseln sich in schneller Folge ab. Hinzu kommen Aromen nach Limette und Pfirsich. Und am Ende spüren wir bei dem würzigen Wein noch eine Spur des weißen Pfefferl, das sonst eher den Grünen Veltlinern der Wachau zugeschrieben wird. In der Gesamtschau ein ausdruckstarker und vielschichtiger Riesling, der durch die Flaschenreife deutlich an Format gewonnen hat.
Emmerich Knoll hat den Betrieb bereits an die nächste Generation weitergegeben. Hoffen wir, dass der heilige St. Urban auch in den kommenden Jahrzehnten die Knollschen Etiketten ziert. Als Markenzeichen für höchst Qualität aus der Wachau.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2021
2017 Riesling
Rüdesheimer Schlossberg
Katerloch
Bischöfliches Weingut Rüdesheim, Rüdesheim (Rheingau)
19,50 Euro
„Probieren Sie unbedingt einen unserer gereiften Lagen-Rieslinge“, empfahl mir Geschäftsführerin Silke Trick bei meinem Besuch des Bischöflichen Weinguts Rüdesheim. Und tatsächlich zahlen sich einige Jahre Flaschenreife bei den Spitzengewächsen aus den Rüdesheimer Steillagen aus. Bestes Beispiel ist der 2017er Katerloch-Riesling von der Top-Lage Rüdesheimer Schlossberg.
Den Namen verdankt diese Lage der ehemaligen Zollburg Ehrenfels. Sie gehört zu den weltbekannten Rüdesheimer Berglagen. Seine südliche Ausrichtung und die Hangneigung von bis zu 70 Prozent führen zu einer intensiven Sonneneinstrahlung. Der Boden besteht aus Taunusquarzit und Rotschiefer. Aus dem Schlossberg kommen nachhaltige, würzige und rassige Rieslinge. Die feine Säure spiegelt diese außergewöhnliche Lagentypizität.
Weder die goldgelbe Farbe noch die feinfruchtige Nase lassen beim 2017er Katerloch auf einen gereiften Wein schließen. Am Gaumen folgen fein strukturierte Fruchtaromen nach Pfirsich, Limette und Citrus. Diese Fruchtnoten sind traumhaft eingebunden in eine zarte Schiefer-Mineralik. Der große Vorteil des älteren Jahrgangs ist die weiche Säure, die die Ecken und Kanten der Jugend abgeschliffen hat. So entsteht ein harmonischer, aber durchaus druckvoller und lebendiger Riesling. Am hinteren Ende sind ganz leicht Karamell-Aromen erkennbar, die auf erste Alterungsnoten hinweisen. Der Katerloch kann mit den Lagenweinen der Rheingauer Spitzenerzeuger spielend mithalten. Preislich zeigen die Weine des Bischofs im Gegensatz zur weltlichen Konkurrenz christliche Nächstenliebe.
Das Bischöfliche Weingut steht zu Unrecht etwas im Schatten der berühmten Rheingau-Betriebe. Betriebsleiter Peter Perabo beweist seit Jahren, dass er sowohl bei den Rieslingen, vor allem aber bei den legendären Spätburgundern (Assmannshausen) zu den besten Winzern im Rheingau gehört.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2021
2017 Riesling Forster Ortswein
Weingut Dr. Bürklin-Wolf, Wachenheim (Pfalz)
23 Euro
Es gibt nur wenige Weingüter in Deutschland, die auf eine so lange Geschichte zurückblicken können wie Dr. Bürklin-Wolf im pfälzischen Wachenheim. Mit einer bis 1597 zurückreichenden Tradition und einer Rebfläche von 85 Hektar in der Pfälzer Mittelhaardt ist das VDP-Weingut ein wahres Wein-Monument. Aus den Spitzenlagen der Pfalz kreiert Bürklin-Wolf seit 2005 im biodynamischen Anbau unverwechselbare Unikate trockener Rieslingkultur.
Dabei erreicht schon der Forster Ortswein aus 2017 ein Niveau, das bei anderen Weingütern beim Großen Gewächs zu finden ist. Schon in der Nase zeigt der goldgelbe Riesling füllige Fruchtnoten und die für Forst typischen rauchigen Aromen. Am Gaumen wird offenbar, dass der Riesling erst am Anfang seiner Entwicklung steht. Er dürfte in den nächsten drei Jahren noch deutlich zugänglicher werden. Rauchige Noten vom Vulkangestein und vom Basalt. Lebendiger, anregende Stein wird umspielt von kräutrigen und herben Fruchtaromen wie Zitronengras, Limette und Orangenzesten. Belebende Säure und wahnsinniger Nachhall. Viel Spannung bei gleichzeitiger Harmonie.
Der Süden und der Norden der Pfalz haben in den letzten Jahren deutlich aufgeholt. Gradmesser beim Riesling sind aber noch immer die Spitzenlagen der Mittelhaardt. Forst ist in dieser Region ganz vorne anzusiedeln. Und damit Bürklin-Wolf.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2020
2017 Riesling Steinwerk
Weingut Georg Meier, Weyher (Pfalz)
18,90 Euro
Gerade ist das Weingut Georg Meier aus dem südpfälzischen Weyher im neuen VINUM-Weinführer 2021 auf 3,5 Sterne aufgestiegen. Ich habe Georg Meier bereits seit einigen Jahren dank seiner Erfolge bei den Nachwuchswinzern der Jungen Pfalz bzw. Südpfalz auf dem Schirm. Seither steht Georg Meier für charakterstarke, individuelle und ungemein rassige Rieslinge. Der Jungwinzer versteht, bodengeprägte Weine in die Flasche zu bringen.
Ein besonderes Exemplar aus dem Keller von Georg Meier ist der trockene Riesling Steinwerk aus 2017. Der Riesling wurde teilweise in einem großen Granitbehälter vergoren. Hinzu kamen Teilmengen aus dem großen Holzfass, die auf der Maische vergoren wurden. Die Trauben stammen allesamt vom Granit-Verwitterungsböden. Der Wein ist nach der Gärung auf der Hefe drei Monate im Granitfass verblieben.
Der besondere Riesling fließt goldgelb ins Glas. Die Nase bietet roten Apfel und etwas Kokos. Am Gaumen dann eine außergewöhnliche Kombination aus Cremigkeit und Karamell von der Maischegärung mit vibrierender Frische und steiniger Granit-Mineralität. Dichte und komplexe Textur, herbe Pikanz, Orangenschale und gelbe Steinfrucht. Im weiteren Verlauf zeigen sich zarte Nuancen floraler Aromen. Schöne Länge. Ein Individueller Riesling mit Wiedererkennungswert.
Die Rieslinge von Georg Meier sind in der Jugend häufig noch etwas spitz. Sie haben ein herausragendes Reifepotenzial und profitieren stark von der Flaschenreifung. Es ist verblüffend, die Entwicklung der Weine nach der Flaschenöffnung über einige Zeit zu verfolgen. Sie nehmen eine verblüffende Wandlung. Georg Meier ist eines der größten Winzertalente der Südpfalz. Der Aufstieg des Weinguts dürfte noch nicht zu Ende sein.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2020
2017 Riesling Saar
Weingut Van Volxem, Wiltingen (Mosel/Saar)
12,90 Euro
„Der Gutswein ist die Visitenkarte eines Hauses“, erläutert Roman Niewodniczanski seine Philosophie bei Vorstellung des Saar-Rieslings. Beim 2017er Saar-Riesling setzt der Inhaber des Weinguts Van Volxem seine Vorlieben um: spontan vergorene, trockene und gereifte Saar-Rieslinge.
Der 2017er Saar-Riesling ist nach 5 Jahren ungemein vital und druckvoll. Die Reife zeigt sich allenfalls in der wunderbaren Harmonie des Rieslings. Die Farbe zeigt sich eher strohgelb. Die Nase des Weines dominiert die Schiefer-Mineralität und weiße Frucht. Am Gaumen eine Symbiose aus Schieferaromatik, knackiger Säure und wenigen Gramm Restzucker. Früchte wie Pfirsich, Litschi und Aprikose sowie Flieder und weiße Blüten fächern sich auf. Kippfreudig wie der Niagara-Fall und schöne Länge. Der Riesling ist vielseitig einsetzbar, z. B. solo im Sommer oder als Speisenbegleiter zu Krustentieren oder Geflügel.
Der Wein erfüllt brillant seinen Zweck: Wer ihn probiert, bekommt Lust auf weitere Weine von Van Volxem.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2022
2017 Riesling Kabinett Rotschiefer
Weingut Van Volxem, Wiltingen (Mosel/Saar)
12,60 Euro
Es ist geschafft. Roman Niewodniczanski hat vor wenigen Tagen mit einem grandiosen Opening den opulenten Neubau für sein Weingut Van Volxem nach mehrjähriger Bauzeit eröffnet. Der weithin sichtbare Turm steht sinnbildlich für den Wiederaufstieg des Saar-Rieslings. Und hieran hat Niewo, wie er vereinfachend genannt wird, maßgeblichen Anteil. Seit der Jahrtausendwende ackert der rastlose 2-Meter-Mann unermüdlich für die Rückkehr des Saar-Rieslings an die Weltspitze.
Wir öffnen aus diesem Anlass keines der großartigen Großen Gewächse aus dem Hause Van Volxem. Niewo und sein Kellermeister Dominik Völk brillieren auch mit ihren einfacheren Qualitäten. Selbst im feinherben Bereich gelingen dem Duo inzwischen einzigartige Rieslinge, wie der 2017er Rotschiefer beweist. Der Kabinett stammt von den eisenhaltigen Rotschieferböden der Große-Gewächs-Lagen Gottesfuß, Kupp und Klosterberg in Wiltingen. Die Devonschiefer-Verwitterungsböden erbrachten im kühlen Jahrgang 2017 komplexe Fruchtaromen nach Citrus, Pfirsich und Passionsfrucht. Getragen wird der fast zarte Riesling aber von der einzigartigen Mineralität des Schieferbodens. Der Rotschiefer-Kabinett zeigt im weiteren Verlauf immer wieder neue Facetten aus einem fast unerschöpflichen Spektrum. Diese Kombination aus Frucht, und Schiefer-Mineralität verleiht den Saar-Rieslingen ihre Unverwechselbarkeit. Ein extraktreicher Genuss bei moderatem Alkohol.
Bei der Einweihung des Neubaus herrschte bei Van Volxem großer Andrang. Beim bevorstehenden Saar-Riesling-Sommer ist Van Volxem als weitere Station hinzu gekommen. Auch hier dürfte der neue „Leuchtturm“ des Saar-Rieslings wieder im Mittelpunkt des Interesses stehen. Die Saar ist inzwischen wieder in aller Munde. Und an vorderster Front natürlich Niewo und Van Volxem.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2019
2017 Riesling Birkweiler
Am Dachsberg
Weingut Siener, Birkweiler (Pfalz)
13,50 Euro
Es ist nicht einfach, wenn man als kleiner Bruder immer im Schatten eines berühmten „großen Bruders“ steht. Dieses Schicksal trifft die Lage Am Dachsberg in Birkweiler. Während die örtlichen Spitzenwinzer immer ihre Weine aus dem direkt angrenzenden Kastanienbusch ins Schaufenster stellen, finden die gleichfalls exzellenten Weine aus der Lage Am Dachsberg meist keine Erwähnung.
Zu Unrecht, wie der 2017er Riesling von Peter Siener beweist. Peter Siener, Mitglied der „Südpfalz Connexion“ versteht es die Lagenunterschiede der Birkweiler Lagen nuanciert herauszuarbeiten. So hat er aus dem Dachsberg in 2017 wieder einen individuellen und vielschichtigen Riesling in die Flasche gebracht. Am Dachsberg finden sich Böden aus Muschelkalk und Buntsandstein, beste Voraussetzungen für dichte und stoffige Rieslinge.
Mittleres Goldgelb schimmert beim 2017er im Glas. In der Nase entwickelt der spontan vergorene Dachsberg deutlich kalkige Noten und gelbe Frucht. Am Gaumen beeindruckt der Riesling durch Substanz, reichlich Grip und ein abwechslungsreiches Frucht-/Säurespiel. Die Fruchtaromen spannen einen Bogen von Citrus über Limette bis hin zu Aprikosen. Der wertige Riesling hat eine schöne Länge und beachtliche Fließgeschwindigkeit.
Der Birkweiler Am Dachsberg beweist wieder einmal: Auch die kleinen Brüder verdienen Beachtung.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2019
2017 Riesling Steinlöchel
Weingut Bangerth, Mühlhofen (Pfalz)
9,20 Euro
Dialog aus Pfälzer Mundart ins Hochdeutsche frei übersetzt:
Enkel: „Oma, willst Du auch einen Schluck Wein?“
Oma: „Eigentlich nicht. Höchstens vom Steinlöchel kannst Du mit etwas einschenken.“
Riesling Steinlöchel: „Blubb, blubb, blubb“, (Flasche leer).
Johannes Bangerth, der Junior des gleichnamigen Pfälzer Weinguts, schildert plastisch die tägliche Expertenverkostung beim abendlichen Vesper im Mühlhofener Weingut Bangerth. Andere Weine würde die Oma mehr oder weniger ignorieren. Und in der Tat zeigt sich der goldgelbe Steinlöchel aus 2017 als sehr gelungener Riesling. Der Lagenwein zeigt bereits in der Nase frische Mineralität. Am Gaumen überrascht eine animierende Vibration und Spannung. Die belebende Säure wird mit schönen Noten nach Citrus und Limetten
unterlegt. Dabei ist der Steinlöchel ein recht stoffiger, wertiger Tropfen, der ohne Zweifel mit teureren Weinen bekannterer Weingüter in der Pfalz mithalten kann. Wir hoffen, dass uns die Oma noch lange mit ihrem
Expertenrat erhalten bleibt. Bei einem täglichen Glas Steinlöchel müsste dies kein Problem sein.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2019
2017 Riesling Kalkmergel
Weingut Siener, Birkweiler (Pfalz)
8,80 Euro
Heerscharen von Wanderern, Motorradfahrern und Weinfreunden strömen in der warmen Jahreszeit zum Gutsausschank des Weinguts Siener im pfälzischen Birkweiler. Neben der Lage an der Weinstraße und dem typischen Pfälzer Essen ist es vor allem der Wein, der die vielen Wiederholungstäter fast magisch anzieht. Peter Siener bewirtschaftet in der Südpfalz über 15 Hektar Reben in den herausragenden Lagen um Birkweiler.
Ein wunderbarer Einstieg in die Weinwelt von Peter Siener ist der Gutsriesling Kalkmergel. Der goldgelbe Riesling aus 2017 empfängt uns mit deutlichen Citrus-Noten in der Nase. Am Gaumen erfrischt ein blitzsauberes, belebendes Frucht-/Säurespiel. Aromen wie Limette, Grapefruit und Orangenabrieb sorgen für einen unbeschwerten Genuss. Im Hintergrund steht eine feine Mineralität. Der Kalkmergel ist ein idealer Riesling für die heißen Sommermonate.
Der harmonische Basiswein dürfte der Bestseller am Gutsausschank im Weingut Siener werden. Und wer beim Kalkmergel auf den Geschmack gekommen ist, sollte die Lagenweine vom Dachsberg und vom Kastanienbusch probieren. Da geht die Riesling-Party so richtig los.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2019
2016 Riesling Schlossböckelheimer Kupfergrube GG Gut Hermannsberg, Niederhausen (Nahe)
48 Euro
Die Macher beim Gut Hermannsberg haben entschieden, das Grosse Gewächs Kupfergrube künftig erst fünf Jahre nach der Lese in den Verkauf zu bringen. Das dürfte ziemlich einmalig bei den Riesling Grossen Gewächsen in Deutschland sein. Die Rieslinge von der Nahe haben in der Jugend oft eine spitze Säure, die die Komplexität und Vielschichtigkeit der Nahe-Rieslinge überdeckt. So kann ich die Entscheidung von Gut Hermannsberg nur begrüßen. Doch machen wir die Probe aufs Exempel mit dem 2016er, den wir jetzt im Frühjahr 2021 verkosten:
Die Kupfergrube ist die Spitzenlage von Gut Hermannsberg, das ausschließlich über Große Lagen verfügt. Die Südlage liegt an einem ehemaligen Kupferbergwerk, das von der früheren Preußischen Staatsdomäne unter Einsatz von Strafgefangenen mit umfangreichen Erdarbeiten neugestaltet wurde. Es entstand ein Terrassen-Weinberg mit Vorbildcharakter. In der Kupfergrube verbindet sich vulkanischer Melaphyr und eingebrachter Karbonschiefer. Handlese, Spontanvergärung und Holzfass-Ausbau sind die Basis für diesen Spitzenwein.
Die Farbe beim 2016er tendiert zu mittlerem goldgelb. In der Nase Noten von Honig, etwas Karamell und Kräuter. Am Gaumen ein frischer und lebendiger Gesamteindruck; keinerlei Alterungsnoten. Der Riesling verfügt über eine vibrierende Komplexität. Über der mineralischen Grundlage entwickeln sich exotische Fruchtaromen wie Mandarine, Ananas und Maracuja. Dazu weiße Blüten und Orangenschalen. Der Riesling hat einen unheimlichen Extrakt und bringt immer neue Nuancen hervor. Die herbe Frucht wird eingefasst von eine schönen Cremigkeit. Ein Gesamtkunstwerk, das erst jetzt nach fünf Jahren beginnt, sein gesamten Potenzial abzurufen. Die 2016er Kupfergrube gehört zu den absoluten Top-Rieslingen an der Nahe und in ganz Deutschland.
Man kann Gut Hermannsberg zu dem Schritt nur beglückwünschen, die Kupfergrube vor dem Verkauf lange reifen zu lassen. Ich gehe davon aus, dass dieses Vorbild Schule machen wird. Dann werden die Rieslinge von der Nahe weitere Freunde gewinnen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2021
2016 Riesling Mittelheimer St. Nikolaus GG
Weingut Peter Jakob Kühn,
Oestrich-Winkel (Rheingau)
44 Euro
Dieser Mann geht konsequent seinen Weg: Peter Jakob Kühn hat die Arbeitsweise seiner über 20 Hektar Reben im Rheingau seit 1978 zielstrebig und unbeirrt auf biologisch-dynamische Bewirtschaftung umgestellt. Dabei betreibt das Demeter-Weingut aus Oestrich-Winkel im „Ökosystem Weinberg“ einen ungeheuren Aufwand. Anfangs von Kollegen belächelt, von der Weinbürokratie kritisch beäugt und als „Esoteriker“ abgestempelt, erntet er jetzt die Früchte harter Arbeit. Inzwischen hat Peter Jakob Kühn den VDP-Betrieb an seinen Sohn Peter Bernhard übergeben, der sein Werk mit gleicher Konsequenz fortsetzt. Das Ergebnis sind Riesling-Unikate, die in Deutschland und weltweit keinen Vergleich scheuen müssen.
Als Beispiel verkosten wir das Große Gewächs St. Nikolaus aus 2016. Die Lage St. Nikolaus liegt eigentlich unspektakulär ganz nah am Rheinufer. Dort reifen die Trauben aus über 50 Jahre alten Reben sehr früh auf Sand- und Quarzitböden. Neben der akribischen Arbeit im Weinberg geben die Kühns schon seit Jahren ihren Spitzenweinen mehr Zeit zur Reife als der VDP vorgibt. So gelangen die Großen Gewächsen bei Kühn frühestens zwei Jahre nach der Lese in den Verkauf. Der St. Nikolaus reifte über ein Jahr auf der Vollhefe. Dies verschafft dem Riesling Cremigkeit und Tiefe. Wer im Riesling primär Fruchtbomben sucht, wird mit den Rieslingen von Peter Jakob Kühn nicht glücklich. Hier findet man dagegen eine einzigartige Mineralität. Der Riesling entwickelt eine faszinierende Tiefe und Dichte. Am Gaumen dominiert zunächst Asam-Tee. Ein voller Körper bringt immer neue Geschmackseindrücke hervor. Leichte Pfirsich-Aromen, etwas Madagaskar-Vanille und zartes Karamell kommen und gehen. Der Riesling vereint in vollendeter Harmonie Struktur, milde Säure und Komplexität. Ein Gesamtkunstwerk und einer der ganz großen Rieslinge in Deutschland.
Die Konsequenz der Kühns wird inzwischen belohnt. Nicht nur fünf Trauben oder Sterne in allen wichtigen Weinführern und eine Vielzahl an Auszeichnungen hat das Weingut Kühn eingeheimst. Die Kundschaft ist auch bereit, für die Individualität und Klasse dieser einzigartigen Rieslinge angemessene Preise zu zahlen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2020
2016 Riesling Rüdesheimer Berg Schlossberg Ehrenfels GG
Weingut Leitz, Rüdesheim (Rheingau)
40 Euro
Johannes Leitz ist ein Selfmademan. Mit 22 Jahren übernahm der Jungwinzer 3 Hektar Reben von seiner Mutter, die nach dem frühen Tod seines Vaters die Flächen neben einem Blumenhandel für den Sohn über die Zeit gerettet hat. Trotz des in den 1980er Jahren schwierigen Umfelds gelang es Johannes Leitz, vor allem über den Export in den folgenden Jahrzehnten ein Weinimperium mit jetzt über 100 Hektar zu schaffen. Neben dem Export ist er auch inzwischen auf dem heimischen Markt in den oft verpönten Discount-Geschäften vertreten. Wer angesichts dieser Betriebsgröße glaubt, einen Massenproduzenten mit Dutzendware vor sich zu haben, der sollte das Große Gewächs aus dem Rüdesheimer Berg Schlossberg probieren. Der vom Gault Millau schon als Winzer des Jahres ausgezeichnete Rheingau-Winzer hat aus den Steillagen rund um die Burg Ehrenfels ein wahres Weinmonument erzeugt. Die aus über 80 Jahren alten Reben geernteten Trauben werden spontan vergoren, bleiben lange auf der Vollhefe und kommen danach auf die Feinhefe. Der Riesling reift im großen Holzfass.
Die Nase eröffnet mit mineralischen Noten und entwickelt dezent Steinobst. Überhaupt muss man sich den vielschichtigen Riesling langsam erschließen. Immer neue Facetten zaubert das Große Gewächs hervor. Nach kräutrigen Tee-Noten lugen zunehmend Fruchtnoten nach Limetten, Orangenschale und Grapefruit hervor. Dabei vermittelt der Riesling immense Spannung und Druck. Die Rotschiefer-Mineralität bringt Kraft und Würze. Der Riesling hat eine bewundernswerte Länge.
Johannes Leitz ist sicher einer der ganz Großen in der Weinbranche. Und das nicht nur im Rheingau, sondern in ganz Deutschland. Von der Basis bis in die Spitze erzeugt er außergewöhnliche Qualitäten.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2020
2016 Riesling Rüdesheimer Berg Rottland
Weingut Georg Breuer, Rüdesheim (Rheingau)
38 Euro
Die Geschichte ist schon oft erzählt worden. Das junge Mädchen, das nach dem frühen Tod des Vaters als halbes Kind plötzlich ein großes Weingut führen muss. Und wie diese junge Frau mit Unterstützung ihres Umfelds diese gewaltige Herausforderung meistert und das renommierte Weingut an der Gebietsspitze des Rheingaus halten kann. Inzwischen sind über 15 Jahre vergangen. Theresa Breuer hat nicht nur die Qualität der Weine ihres berühmten Vaters halten können, sie hat auch noch die Rebfläche auf über 40 Hektar vergrößert. Wenn man die agile Winzerin erlebt, spürt man, dass hier jemand seine Berufung gefunden hat. Mit großer Begeisterung produziert sie individuelle Top-Rieslinge aus den Spitzenlagen um Rüdesheim.
Der 2016er Berg Rottland stammt ausschließlich aus 35 Jahre alten Reben, die ausschließlich im steilen Bereich der Spitzenlage Rottland geerntet wurden. Schiefer, Sandstein und tiefgründiger Lößlehm bilden die Grundlage für die außergewöhnlichen Rieslinge. Ganztraubenpressung, Spontanvergärung und Ausbau im großen Holzfass bringen feine und dennoch cremige Weine hervor. In der Nase Mineralität und gelbe Frucht. Am Gaumen ein Individualist, der weniger Fruchtaromen, sondern viel Noten nach Tee und salzige Mineralität freigibt. Harmonische Säure, Dichte, aber elegante Struktur begleiten den Genuss, der sich in unendlicher Länge hinzieht. Ein Kunstwerk, das bei gezügeltem Alkoholgehalt äußerst Extrakt reiche Rieslinge ergibt.
Theresa Breuer ist längst nicht nur die Verwalterin der ihr anvertrauten Kulturlandschaft. Sie hat den Stil des Hauses weiterentwickelt und auf eine neue Ebene gehoben. Bernhard Breuer wird es aus dem Weinhimmel zufrieden beobachten.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2020
2016 Riesling feinherb „Kern“
Weingut Peter Lauer, Ayl (Mosel/Saar)
29 Euro
Der „Kern“ vom Weingut Peter Lauer ist der beste Kirmes-Wein Deutschlands. Ja, sie haben richtig gelesen. Den raren „Kern“ des VDP-Weinguts gibt es auch auf der Ayler Dorfkirmes zu trinken. Gutsinhaber Florian Lauer stellt nämlich den Ortsvereinen jedes Jahr eine stattliche Auswahl seiner Spitzenweine für das örtliche Dorffest zur Verfügung (und das zum Sozialtarif). So kann der Besucher die begehrten Tropfen von der Saar häufig noch probieren, wenn sie im Weingut längst ausverkauft sind.
Ein absoluter Klassiker in der umfangreichen Riesling-Kollektion des Weinguts von der Saar ist der feinherbe „Kern“. Der Name eines Teilbereichs in der legendären Ayler Kupp stammt vom Tabakfabrikanten Kern, der um die (vorletzte) Jahrhundertwende Flächen in diesem Filetstück der Top-Lage besaß. Heute zaubert Florian Lauer aus den über 70 Jahre alten Reben Jahr für Jahr unvergleichliche Unikate.
Der spontan vergorene 2016er „Kern“ zeigt sich in mittlerem Goldgelb. Die Nase weckt mit einer Mischung aus tropischen Früchten und Melisse-Noten die Vorfreude auf das folgende Geschmackserlebnis. Am Gaumen folgt ein Extrakt reicher, fein gewobener Riesling, der Cremigkeit und filigrane Frische in seltener Ausprägung verbindet. Dichte Fruchtaromen nach Limette, Orangenabrieb und Maracuja, aber auch Noten nach kaltem Schwarztee, Melisse und Heu gehen eine überzeugende Symbiose ein. Sanfte Restsüße und der wunderbar ausbalancierte zarte Säurestrahl sorgen für einen Trinkfluss, gegen den der Niagara-Fall zum müden Rinnsal mutiert.
Der „Kern“ ist nicht nur der beste Kirmes-Wein Deutschlands, er spielt auch bei den feinherben Rieslingen Deutschlands an der Spitze mit. Bei der nächsten Dorf-Kirmes im Sommer sind wir wieder in Ayl. Vielleicht wird ja wieder der „Kern“ ausgeschenkt.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2019
2016 Riesling „Stier“ Schodener Herrenberg
Weinhof Herrenberg, Schoden (Mosel/Saar)
17,50 Euro
Es gibt nicht nur Othegraven mit Günther Jauch und van Volxem mit „Niewo“, wenn man vom aktuellen Hype um die Saar-Rieslinge berichtet. Ein viel größeres „Weinwunder“ ist vielleicht die Familie Loch, die
als Quereinsteiger 1992 mit 1.200 qm Rebfläche und einem rostigen Traktor mit dem Weinbau begann. Heute sind der Weinhof Herrenberg und die Familie Loch zumindest unter Saar-Kennern längst kein Geheim-Tipp mehr. Die Loch-Rieslinge sind Unikate, die aus der Masse hervortreten. Weine mit Wiedererkennungswert.
Unter den vielen guten Rieslingen fiel bei einer Probe im Weinhof Herrenberg der feinherbe „Stier“ aus dem Jahrgang 2016 auf. Der Name „Stier“ kommt hier nicht von einem kraftstrotzenden männlichen Rindvieh,
sondern entpuppt sich als Stirn der Lage Schodener Herrenberg. Der hohe Schieferanteil sorgt in der steilen Süd-Südwest-Lage für ein unnachahmliches Zusammenspiel zwischen explosiver Frucht, Schiefer-Mineralik und feinem Säure-Nerv.
Bereits in der Nase zeigt der feinherbe Riesling exotische Frucht. Am Gaumen eine an der Saar sonst nicht anzutreffende Opulenz und ein cremiger Schmelz. Doch die überbordende Frucht wird von einer schönen
Schiefer-Aromatik und der prägnanten Säure zu einem Vibrations-Paket zusammengebunden. Saftige Noten nach Maracuja, Aprikose, Mango und Mandarine fordern andauernd den nächsten Schluck. Schiefer und Säure verhindern, dass der Riesling zu schnell satt macht. Der „Stier“ ist ein Riesling, der nicht nur
Experten, sondern auch Einsteiger gleichermaßen begeistert.
Loch-Riesling kann süchtig machen. Was beim Lesen als flacher Werbe-Gag daherkommt, wird beim Trinken süße Realität.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2019
2016 Riesling Spätlese
Niedermenniger Herrenberg feinherb
Hofgut Falkenstein, Konz-Niedermennig (Mosel/Saar)
12 Euro
Mein Lieblingswein aus der phantastischen 2016er Kollektion des Hofguts Falkenstein. Die 2016er Spätlese aus dem Herrenberg, Erich Weber nennt den Wein liebevoll „Sidney“, verströmt im Glas Düfte nach Zitronenmelisse, reifen Aprikose und Mango sowie einem Hauch Minze. Der rassige, fast schwerelos wirkende Riesling mit gerade einmal 7,5% Alkohol, wie er nur an der Saar gedeiht, hat Biss und diesen unnachahmlichen Geschmack nach grünen Äpfeln.
Die einladende Fruchtsüße wird dabei von den nicht spürbaren 14 Gramm Säure perfekt abgepuffert. Die federleichte Spätlese wirkt belebend, vitalisierend und erfrischend zugleich. Kein Wunder, dass der neue Winzerstar am Weinhimmel morgens nach einer Flasche Riesling die 20 Kilometer Joggingstrecke locker in Angriff nehmen kann.
Die 2016er Herrenberg Spätlese feinherb hat eine große Zukunft vor sich. Noch in 20 Jahren wird man den Wein bedenkenlos trinken können. Das einzige Problem hierbei dürfte sein, dass die Weine vom Hofgut Falkenstein aus der aktuellen Kollektion fast alle bereits ausverkauft sind.
Ach Übrigens: Zu jedem Wein von Erich gehört eine Geschichte. So auch von „Sidney“: Dessen Parzellen aus der Lage Herrenberg, gehörten ursprünglich einem Ehepaar aus Niedermennig, das nach Australien ausgewandert ist.
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Juni 2017
Die 1902 gegründete Weinbaudomäne des Königreichs Preußen wurde 2009 privatisiert und in Gut Hermannsberg umbenannt. Nach umfangreichen Investitionen kann der Weinliebhaber heute auf dem 30 Hektar großen, hoch über der Nahe gelegenen Weingut nicht nur hervorragende Rieslinge genießen. Er kann auch im ehemaligen Wohnhaus des Gutsdirektors in edel restaurierten Zimmern stilvoll übernachten. Inmitten der Traubenmeers der umliegenden Spitzenlagen schmecken die hochwertigen Weine des VDP-Guts noch einen Tick besser. Das Weingut besitzt ausschließlich als „Große Lagen“ nach der VDP-Klassifizierung ausgewiesene Rebflächen.
Neben den sechs Großen Gewächsen bietet Gut Hermannsberg einen hochwertigen Riesling quasi als „Zweitwein“ an, der die Vorzüge verschiedener Lagen des Guts in sich konzentriert. Der Riesling „Steinterrassen“ stammt aus den drei Lagen Steinberg mit kargem, vulkanischem Boden, Rotenberg aus dem Rotliegenden und Kertz mit Schotterböden. Ausgebaut wurde der 2016er Steinterrassen überwiegend in großen Holzfässern. Der Riesling wurde mit weinbergseigener Hefe vergoren.
Der goldgelbe Riesling empfängt den Genießer mit einer komplexen Nase nach Steinfrüchten. Am Gaumen perfektes Zusammenwirken ausgeprägter Mineralität, cremiger Opulenz und vielschichtiger Frucht. Die Flaschenreife führt zu einem ausgewogenen Wechselspiel der Noten nach Nektarinen, Grapefruit und Apfel mit der Schiefer-Mineralik. Muskulöse Eleganz ohne Fett, druckvolle Rasse bei saftiger Fruchtsüße. Die immense Länge fördert eine wasserfallartige Kippfreude. Ein ausgezeichneter Riesling der problemlos die Qualität vieler Großer Gewächse erreicht.
Gut Hermannsberg befindet sich weiter im Steigflug. Das Lagenpotenzial und die Professionalität der Akteure fördern die Erwartung, dass Gut Hermannsberg die Gebietsspitze an der Nahe bald erreicht. Spätestens dann sollte man sich wieder einen Kurzurlaub auf dem Kleinod gönnen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2019
2016
Riesling Schodener Herrenberg (Lochriesling)
Weinhof Herrenberg,
Schoden (Mosel/Saar)
11,50 Euro
Das ist ein Saar-Riesling? Verdutzt „kaut“ der Genießer auf dem ungemein saftigen und schmelzigen Lochriesling vom Weinhof Herrenberg. Eine solche Üppigkeit und Cremigkeit würde man bei einer Blindverkostung eher in der Südpfalz oder im Rheingau verorten. Wäre der Lochriesling eine Frau, würde es vermutlich die Knöpfe an der Bluse sprengen. Vollreife Früchte wie Mango, Pfirsich und Maracuja animieren immer wieder zum nächsten Schluck. Nach einiger Zeit lugt dann hinter der von etwas Restsüße getragenen Opulenz doch die feine Saar-Säure hervor. Diese Säure verleiht dem cremigen Schmeichler eine lebendige Frische.
Weingenuss pur!
Bei Claudia und Manfred Loch gibt es keine Basisqualitäten. Sehr reifes und stark selektioniertes Lesegut machen schon aus dem Einstiegsriesling einen hochwertigen Spitzenwein. Der Biobetrieb erzeugt seit 1992 an der Saar höchst eigenwillige und konzentrierte Rieslinge. Handlese, strenge Ertragsbeschränkung und absolute Top-Lagen sind die Basis für den hart erarbeiteten Erfolg. Die Quereinsteiger haben in wenigen Jahren einen eigenen Stil mit unverwechselbaren Weinpersönlichkeiten entwickelt.
Wenn das die „neue Saar“ ist, darf sich der Weinfreund freuen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2018
2016 Riesling Kabinett Würtzberg
Weingut Würtzberg, Serrig (Saar)
11 Euro
Das Weingut Würtzberg, ehemals Dr. Siemens, thront hoch über der Saar. Das Gut wurde im Sommer 2016 von der Familie Heimes übernommen. Mit der klassifizierten Steillage Würtzberg verfügt das ehemals preußische Weingut über eine herausragende Einzellage im Alleinbesitz.
Insbesondere dem hohem Anteil an rotem Schiefer verdankt der Würtzberg seinen Namen. Es ist diese anhaltende Saftigkeit, die einen Schluck für Schluck immer mehr verzückt und nicht eher ruhen lässt, bevor nicht der letzte Tropfen aus der Flasche über die Lippen geflossen ist. In der Nase reife Pampelmuse und Zitronenabrieb. Eine herrliche Prise Frühling steigt aus dem Glas, man vergisst fast das Trinken…
Im Mund besticht dieser fruchtig zarte Kabinett durch feinste Mandarinenaromen und eine perfekt abgepufferte Säure. Litschi und Ananas am Gaumen gepaart mit einer wilden Exotik hinterlassen eine Gänsehaut auf der Zunge!
Mit gerade einmal 8,5% Alkohol ist der Würtzberg ein wahres Meisterwerk an Geschmack und Tiefe mit hedonistischem Trinkfluss.
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Februar 2018
2016 Riesling LMEAAX
Weingut von Hövel, Konz-Oberemmel
(Mosel/Saar)
13,95 Euro
„LMEAAX“ ist kein Schreibfehler, der ja sogar auf Weinetiketten vorkommen soll. Der Saar-Riesling entpuppt sich als Ergebnis
einer grenzübergreifenden Kooperation der luxemburgischen TV-Köchin Lea Linster und Max von Kunow, dem jungen Eigentümer des deutschen Traditionsweinguts von Hövel. Der Name LMEAAX setzt sich aus den Vornamen der beiden Schöpfer zusammen
und symbolisiert das kongeniale Zusammenwirken von Speisen und Wein. Der Riesling ist Teil ihres gemeinsamen Projekts „crossmosel“.
Der feinherbe Riesling LMEAAX ist in der Tat ein idealer Speisenbegleiter. Ganz fein strukturiert, wenig Alkohol und durch die zarte Säure kaum wahrnehmbare Süße. Im Glas entwickeln sich weiche Fruchtaromen nach Steinobst und reifen Äpfeln. Kein Lautsprecher, sondern ein Wein, der sich im Hintergrund hält, aber zugleich die Sinne für Nuancen schärft.
Max von Kunow leitet das über 200 Jahre alte Familienweingut an der Saar in 7. Generation. Das VDP-Weingut verfügt über hervorragende Lagen, darunter nicht nur Anteile am legendären Scharzhofberg, sondern auch Monopollagen wie die Oberemmeler Hütte. Max von Kunow präsentierte in den letzten Jahren eine ganze Palette perfekt abgestimmter Saar-Rieslinge. Das imposante Anwesen in Oberemmel ist regelmäßig Gastgeber beim Saar-Riesling-Sommer. Dort können nicht nur zahlreiche
Saar-Rieslinge, sondern auch Weine von Gastwinzern z. B. aus Luxemburg verkostet werden. Wenn die grenzübergreifende Zusammenarbeit immer so gut funktionieren würde, wäre es um das europäische Projekt gut bestellt.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2018
2015 Riesling Westhofener Morstein GG
Weingut Wittmann, Westhofen (Rheinhessen)
47 Euro
Morstein-Riesling vom Weingut Wittmann. Wer dieses Monument des sympathischen VDP-Winzers aus Rheinhessen einschenkt, ist bereits voller Vorfreude. Denn er genießt ein GG, das regelmäßig zu den Top-10-Rieslingen in Deutschland gehört. Und 2015 war bei Philipp Wittmann wie bei seinen Kollegen ein großer Jahrgang.
Die Große Lage von Philipp Wittmann befindet sich im Mittelstück des Südhangs auf 180 bis 240 Metern Meereshöhe. Der Boden besteht aus Tonmergel und Kalkstein. Der Ertrag wird beim GG niedrig gehalten und die Trauben streng selektioniert. Der Riesling wird im Holzfass vergoren.
Der goldgelbe Riesling zeigt eine schon fast mystische Nase. Unglaublich tiefe, aber feine Aromatik. Dabei – wie bei allen großen Weinen – die perfekte Harmonie. Dies setzt sich am Gaumen nahtlos fort. Fein gewobene Säurestruktur und trotzdem eine gewisse Cremigkeit. Kein ausuferndes Frucht-Potpourri, sondern präzise Noten. Sehnige Kraft und Ausdrucksstärke. Zarte, wechselnde Aromen wie gelbe Früchte und weiße Blüten. Citrus-Aromen und etwas Orangenabrieb kommen ins Spiel. Im weiteren Verlauf entwickelt der druckvolle Riesling auch deutliche Noten nach Melisse und Tee. Später dann Karamell. Dazu verfügt der Riesling über einen genialen Schliff. Von der Nase bis zum Abgang ein Weinerlebnis mit fulminanter Ausdrucksstärke.
Nach fünf Jahren hat der Riesling eine schöne Trinkreife, wird sich aber noch viele Jahre auf absolutem Spitzenniveau halten. Ein grandioses Gesamtkunstwerk und einer der großen Rieslinge Deutschlands aus einem herausragenden Jahrgang.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2020
2015 Riesling Forster Ungeheuer GG
Weingut von Winning, Deidesheim (Pfalz)
28 Euro
Waren Sie schon einmal auf einer Ü-90-Party? Nein, ich meine nicht das Sommerfest des örtlichen Seniorenheims. Es geht vielmehr um eine kleine Geburtstagsfeier, auf der nur Weine serviert wurden, die in den beiden wichtigsten Weinführern Deutschlands mit über 90 Punkten bewertet wurden.
Bei den trockenen Rieslingen setzte sich der 2015er Forster Ungeheuer des Weinguts von Winning aus der Pfalz durch. Das Große Gewächs aus der berühmten Lage, die schon Goethe und Bismarck verzückt hat, profitiert von einer vielschichtigen Bodenstruktur aus Buntsandstein, Kalk und vulkanischem Basalt. Zu diesem ausgezeichneten Lagenpotenzial der Pfälzer Mittelhaardt kommt der individuelle Ausbaustil von Betriebsleiter Stephan Attmann. Die Rieslinge werden spontan ohne künstliche Kühlung vergoren und reifen überwiegend im großen Holzfass. Die Weine bleiben lange auf der Hefe.
Das 2015er Ungeheuer ist ein ungemein dichter und vielschichtiger Riesling. Der spürbare Holzeinsatz verleiht dem Großen Gewächs Würze und leicht rauchige Noten. Am Gaumen dominieren florale Aromen nach Hyazinthen und dezenten Citrus-Früchten. Den Genuss komplettiert ein endloses Finish. Ein Monument von zeitloser Eleganz und würdevollem Charakter.
Die herausragenden Rieslinge des Weinguts von Winning aus den Jahrgängen 2015 und 2016 probieren Sie am Schönsten direkt im Deidesheimer Weingut in der neuen Vinothek oder dem angegliederten Restaurant „Leopold“.
Übrigens erreichten bei der Geburtstagsfeier alle verkosteten Weine in der internen Party-Benotung die 90-Punkte-Marke. Bemerkenswert war, dass die Bewertungen der beiden „Hauptverkoster“ des Weinvereins deutlich homogener waren als die Noten der beiden Weinführer.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2017
2015 Riesling Erdener Treppchen Alte Reben GG
Weingut Dr. Loosen, Bernkastel (Mosel)
25 Euro
Stairway to heaven: nein, heute einmal nicht von Led Zeppelin, sondern von Ernie Loosen. Und wie beim Top-Hit aus vergangenen Tagen führen auch in der sehr steilen Riesling-Lage Erdener Treppchen viele Stufen gen Himmel. Der Wein-Globetrotter Ernst Loosen aus Bernkastel produziert aus seinem großartigen Lagen-Portfolio an der Mittelmosel sechs verschiedene Große Gewächse. Das Große Gewächs Erdener Treppchen stammt aus der ältesten Parzelle der aus eisenhaltigem roten Schieferboden bestehenden Lage. Das Erdener Treppchen grenzt unmittelbar an den berühmten Prälat, hat aber durch den
vulkanischen Ursprung ein ganz eigenständiges Gepräge.
Alte Reben bedeutet im Weingut Dr. Loosen überwiegend wurzelechte, zum Teil 100 Jahre alte Reben. Das Große Gewächs wird im 1000-Liter-Fuder spontan vergoren und liegt zwölf Monate auf der Vollhefe. Dies ergibt ungemein spannungsreiche, komplexe Aromen, in denen Schiefer, kräuterige Noten und ganz dezente Fruchtnoten ein grandioses Wechselspiel eingehen. Ein dicht gewobener Aromen-Teppich nach Tee, Orangen und Mandarinen machen den Wein im weiteren Verlauf zu einem individuellen, unverwechselbaren Genuss. Muskulöse Kraft ohne ein Gramm Fett.
Der weitgereiste Winzer, dessen Weine weltweit exportiert werden, will in seinen Rieslingen die Lage erlebbar machen. Beim Erdener Treppchen aus 2015 ist ihm dies wieder einmal gelungen. Der Riesling schmeckt übrigens auch zu Led Zeppelin.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2018
Bekommt der historische Riesling -Klassiker der Burg Ravensburg, die Husarenkappe, betriebsintern eine ernsthafte Konkurrenz? Das VDP-Weingut aus dem Kraichgau bietet zumindest mit dem Eichelberger
Kapellenberg einen weiteren Riesling als Großes Gewächs an.
Die Lage in Eichelberg wurde schon von den Römern für den Weinbau entdeckt. Namengeber für den Eichelberger Kapellenberg ist aber die 1768 erbaute Michaelskapelle. Die Besonderheit der Lage ist das Stubensand- und Vulkangestein. Die Reben wachsen bis auf 300 Metern Höhe über dem Meeresspiegel. Der goldgelbe Riesling hat eine kräftige Nase nach Südfrüchten. Auch am Gaumen finden sich Noten nach Limette und Maracuja. In der Struktur wartet der Kapellenberg mit Dichte, Komplexität und im Jahrgang 2015 mit
spürbarem Alkohol auf. Der im großen Holzfass ausgebaute Riesling hat eine für den Kraichgau ungewöhnlich rauchige Mineralik. Das substanzreiche Gewächs hat einen langen Nachhall.
Der Kraichgau hat sicher kein Überangebot an Spitzenrieslingen. So kann die Region ein weiteres Großes Gewächs gut vertragen. Der Kapellenberg ist zwar eine ernsthafte Konkurrenz für die Husarenkappe. Verstecken muss sich der Klassiker vom Sulzfelder Burgberg allerdings nicht.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2018
Straight. Elektrisierend. Vibrierend. Diese Attribute werden häufig für die sensationellen Rieslinge von Tim Fröhlich verwendet. Die spontan vergorenen Rieslinge des Weinguts Schäfer-Fröhlich sind allesamt druckvolle Unikate. Der Bockenauer Starwinzer verkörpert wie kein Zweiter den Aufstieg des Nahe-Rieslings in den letzten Jahren. Und kein Anderer steht so für spannungsgeladene Mineralität wie der jugendliche Power-Winzer mit dem Büsten-Haarschnitt. Es dürfte mehr als ein Gerücht sein, dass Kahlköpfige ihr Haupt mit dem Vulkangestein einreiben und danach eine Heckenschere für die neu sprießende Haarpracht benötigen. In erster Linie sollte man den Vulkangestein jedoch trinken, denn 2015 war an der Nahe ein absoluter Parade-Jahrgang. Im derzeit noch jungen Entwicklungsstadium muss man dem Energy-Drink vor dem Genuss einige Zeit Luft zur vollen Entfaltung gönnen.
Der Vulkangestein kommt zu etwa gleichen Teilen aus den Große-Gewächs-Lagen Stromberg und Felsenberg. Der Riesling zeigt gelbgrüne Reflexe und hat bereits in der Nase enormen Druck. Im Mund schlank, rassig, fein strukturiert und filigran. Ein Typ wie Nadja Auermann. Der 2015er vom Vulkan hat trotz des moderaten Alkohols eine unglaubliche Dichte. Er zeigt hinter der Mineralität zarte Süße. Elegante Zitrusfrüchte, exotische Nuancen, etwas Mandarine, reife Quitte und vollreife Grapefruit. Der Vulkangestein hat eine schöne Länge und ist sehr ausbalanciert.
Der Gesamteindruck: Laserstrahl, Rasse, Klasse. Ruhe suchende Schwach-Stromer sollten lieber Tee trinken.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2017
2015 Riesling Oestricher Doosberg (Alte Reben)
Weingut Spreitzer, Oestrich-Winkel (Rheingau)
13,30 Euro
Tradition und Moderne. Junger Wein von alten Reben. Der Rheingau ist die „Wiege der deutschen Riesling-Kultur“. Wie ein sehniger schwarzer Panther auf der Jagd nach fetter Beute befindet sich die altehrwürdige Region auf dem Sprung in die Zukunft. Musterbeispiel für die Aufbruchsstimmung an den Südhängen des Rheins ist das VDP-Weingut Spreitzer in Oestrich-Winkel. Der 1641 gegründete Traditionsbetrieb ist ein typisches Familiengut mit einer stattlichen Fläche von 22 Hektar. Über 95 % der Rebflächen sind mit Riesling bestockt. Im barocken Gutsgebäude tut sich Erstaunliches.
Nach einem Betriebsrundgang durch historische Kellergewölbe mit sehenswerten Schmuckfässern landet der Besucher am langen Probiertisch einer ultramodernen Vinothek. Dort schmeckt der Weinliebhaber in den Rieslingen hautnah, wie sich Historie und Moderne zu einem genussvollen Gesamtkunstwerk vereinen. Rieslinge, die wie Scarlett Johansson mit barocken Formen taufrische Eleganz und leidenschaftliche Lebensfreude vermitteln.
Die Südlage Oestricher Doosberg birgt in ihren Böden aus Lehm, Löss und Quarzit beste „Zutaten“ für absolute Spitzenrieslinge. Der herausragende Jahrgang 2015 der „Alten Reben“ kündigt schon in der Nase sanfte Fruchtaromen an. Am Gaumen entfalten sich langsam Noten nach rotem Apfel, saftigem Pfirsich und reifen Mirabellen. Im weiteren Verlauf biegt ein zweiter Früchtekorb mit Mango, Maracuja und Papaya um die Ecke. Umrahmt wird die Fruchtexplosion von einer fast cremigen Textur der 45 Jahre alten Reben. Die fein strukturierte Säure bildet einen harmonischen Kontrapunkt zu dieser üppigen Aromenvielfalt. Spreitzer bietet mit dem Doosberg einen stoffigen, aber trotzdem frischen Riesling für einen Extrakt reichen Trinkgenuss. Der junge Wein ist bereits trinkreif, hat aber noch ganz viel Potenzial.
Das Weingut Spreitzer hat im Jahrgang 2015 eine außergewöhnlich gute Kollektion vorgestellt. Die Riesling-Phalanx zeigt vom Gutswein bis zu den Großen Gewächsen eine durchgängig hohe Qualität. Bei Spreitzer ist die Zukunft bereits da.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2017
2015 Riesling Burrweiler Altenforst Granit
Weingut Graf von Weyher, Weyher (Pfalz)
8,70 Euro
Wer ist der Graf von Weyher? Finden wir ihn in einem prunkvollen Barock-Schloss in Pfälzer Halbhöhenlage? Weit gefehlt! Wir landen mitten in dem typisch Pfälzer Weindorf Weyher in einem eher profanen Gutsgebäude.
Aber in diesem unscheinbaren Anwesen tut sich Erstaunliches: Die Jungwinzer Jürgen und Peter Graf haben sich aufgemacht, mit modernen Weinen das Potenzial ihrer Weinlagen in Weyher und der Umgebung auszuschöpfen. Inspiriert von Auslandsaufenthalten bis nach Neuseeland mischen die Brüder gerade die Pfälzer Weinszene auf. Ein Doppelsieg im Nachwuchswettbewerb „Die junge Südpfalz“ und Spitzenbewertungen im Gault Millau 2017 sprechen eine eindeutige Sprache. Aushängeschild der beiden Jungwinzer ist die trockene Riesling-Serie. Schnäppchenjäger sollten sich beeilen. So viel Riesling für so wenig Euro wird es bei den Grafen nicht mehr lange geben.
Prunkstück der 2015er Kollektion ist der Riesling Granit aus dem Burrweiler Altenforst. Der goldgelbe Riesling verströmt in der Nase fein ziselierte Fruchtaromen nach Aprikose und Grapefruit. Am Gaumen spürt man eine druckvolle Dynamik und vibrierende Frische. Perfekt austariertes Zusammenspiel zwischen Granitgestein und tänzelnden Citrus- und Pfirsichnoten. Der junge Riesling steht erst am Anfang seiner Entwicklung. Es dürfte aber schwerfallen, im Weinkeller noch einige Jahre am Granit vorbei zu laufen.
Bislang gibt es noch keine Meldungen, dass die Grafs in den Adelsstand erhoben wurden. In den Wein-Adel der Südpfalz können sie es aber schaffen. Weiter so!
Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2016
Andreas Braunecker, der Betriebsleiter des noch jungen Weinguts Bosch im badischen Kronau, präsentiert stolz Gesteinsproben aus dem Langenbrückener Posidonienschiefer. In den verwitterten Ton-Böden sieht man die seit Jahrmillionen in den Kraichgau-Hügeln eingelagerten Fossilien. Dieser Laune der Natur verdankt die treue Kundschaft des Geisenheim-Absolventen den Spitzenriesling Lias Epsilon.
Der aus dem Ausnahmejahrgang 2015 gekelterte junge Riesling braucht etwas Luft, um seine volle Pracht zu entfalten. Helles Goldgelb blitzt aus dem Glas. Düfte nach Weinbergpfirsich und Limette verheißen prallen Trinkgenuss. Im Mund fast cremige Stoffigkeit, wohlproportionierte Substanz und barocke Kraft. Der Power-Riesling ist aber mit einem erfrischenden Säurestrang und strukturgebender Mineralität unterlegt, die den voluminösen Früchtekorb abfedern. Exotische Aromen-Fülle nach reifer Maracuja, ein wenig Litschi und heller Melone kleiden den Mundraum aus wie eine Klangwolke einen Konzertsaal. Es gibt wenige Rieslinge im Kraichgau, die diese vielschichtige Komplexität ausstrahlen. Der Lias Epsilon des Weinguts Bosch beweist, dass es auch in Baden herausragende Rieslinge gibt.
2015 war einer der besten Weißweinjahrgänge des Weinguts Bosch. Neben dem Spitzenriesling Lias Epsilon gilt vor allem der Scheurebe und dem Grauburgunder eine klare Kaufempfehlung. Andreas und Nadine Braunecker tasten sich langsam aber sicher an die Gebietsspitze im Kraichgau heran.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2017
2015 Riesling Kabinett Kupp
Weingut von Othegraven, Kanzem Mosel/Saar)
13,50 Euro
Bereits bei der 1000,- Euro-Frage, "wo liegt denn die Ortschaft Kanzem", wäre bei den meisten Kandidaten der Quizshow „Wer wird Millionär" ein Joker fällig. Nicht so bei Günther Jauch, dem bekannten Fernsehmoderator und Journalisten, dem der kleine beschauliche Ort, direkt an der Saar gelegen, seit seiner Kindheit wohl bekannt ist.
2010 kaufte er das Traditionsweingut von Othegraven und führt es in siebter Generation Schritt für Schritt zu altem Glanz!
Jauch ist Nachkomme von Emmerich Grach (1753-1826), welcher das Weingut 1805 erwarb.
1824 übernahm Franz Anton Weißebach, der Ehemann von Katharina Grach, das Weingut.
Nach dessen Tod führte es der Sohn Julius Weißebach weiter und danach dessen zwei Söhne. Die beiden Erben blieben jedoch kinderlos, so dass der Gutsbetrieb an den Neffen von Carl Weißebach, Maximilian von Othegraven übergeben wurde. 1995 erbte Dr. Heidi Kegel, geb. Baum, Nichte von Maria von Othegraven das Weingut und verkaufte es an Günther Jauch, einem Enkel von Elsa von Othegraven, und damit wieder in die Linie der direkten Nachfahren der Grachs.
Bekannt wurde das Weingut durch seinen Krematoriums-Wein des Jahrhundertjahrgangs 1921.
Seit 1988 erinnert der jährlich in Trier verliehene Franz-Weißebach-Preis an diesen Wein.
Sehenswert ist das Gutshaus mit seinem zauberhaften Englischen Garten und dem alten Baumbestand. Diese Gesamtanlage bildet ein Kulturdenkmal und steht deshalb unter Denkmalschutz. Im Hintergrund - die sogenannte "Wand" - die Lage Kanzemer Altenberg, welche bis zu 85 % Hangneigung aufweist. Der Kanzemer Altenberg bildet mit 250 Metern Hanglänge die längste Steillage Deutschlands und eine der längsten Steillagen weltweit.
Der 2015er Kupp Kabinett verkörpert den typischen Saar-Riesling, wie man ihn schätzt und liebt. Feingliedriger Körper, moderater Alkoholgehalt, getragen von einer lebendigen Säure. In der Nase Zitrus-Melisse, brandet der junge Riesling Schluck für Schluck schmeichlerisch auf die Zunge und verströmt dabei reife Mango-Aromen. Die dezente Fruchtsüße macht dabei Appetit auf mehr.
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Januar 2017
2015 Riesling Burrweiler Altenforst Schiefer
Weingut Graf von Weyher, Weyher (Pfalz)
8,70 Euro
Die Entdeckung der jungen Pfälzer Weinszene im Jahrgang 2015 ist das Weingut Graf von Weyher. Erfolge wie der Doppelsieg im Nachwuchswettbewerb der jungen Südpfalz und Aufsteiger im renommierten Weinführer Gault Millau sprechen für sich. Leitrebsorte der Graf ´schen Weine ist der Riesling in verschiedenen Variationen. Die Bodenunterschiede werden dabei präzise herausgearbeitet. Stilbildend bleiben aber immer druckvolle und vibrierende Weine. Mit einem Wort: straight.
Der Schiefer aus dem Burrweiler Altenforst ist 2015 einer dieser punktgenauen, elektrisierenden Rieslinge. Die elegabnte Mineralik des Schieferbodens und die fein ziselierten Fruchtaromen nach Apfel, Aprikose, Pfirsich und Grapefruit gehen eine quirlige Symbiose ein. Der Wein zeigt sich enorm druckvoll und lebendig. Trinkgenuss pur für einen jung-dynamischem Riesling-Auftritt.
Die junge Generation der Graf-Brüder hat enormen Schwung in das Weingut in den Pfälzer Hanglagen gebracht. Nicht nur die Rieslinge, auch der Chardonnay verdient in den nächsten Jahren höchste Aufmerksamkeit. Und Weyher rückt auch dank der Grafs immer mehr ins Zentrum interessierter Weinnasen in der Südpfalz.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2017
Der Kraichgau ist wie ganz Baden in erster Linie Burgunderland. Es gibt aber auch im Kraichgau vereinzelt hervorragende Riesling-Lagen wie die Husarenkappe in Sulzfeld oder den Tiefenbacher Schellenbrunnen. So konnte man gespannt sein, in welcher Qualität der Münzesheimer Jungwinzer David Klenert seinem ersten Riesling präsentiert.
Um es vorweg zu nehmen: Der hellgelbe Riesling von David Klenert ist das Highlight der kleinen, aber feinen Kollektion. Der 2015er verströmt in der Nase typische Citrus-Noten. Am Gaumen gesellen sich Fruchtaromen nach Grapefruit und Aprikose hinzu. Stil bildend ist aber ein mineralisches Grundgerüst mit bodengeprägten, kräuterigen Noten. Man denkt unwillkürlich an Weine der Pfälzer Riesling-Ikone Hansjörg Rebholz. Klenert zeigt einen druckvollen Riesling mit einem feinen Säure-Nerv. Vielleicht nicht everybody´s darling, aber ein anspruchsvoller Wein für Kenner.
David Klenert kann mit seinem Debut sehr zufrieden sein. Die 2015er Weine zeigen sich durchgängig als individuelle Charaktere. Es ist dem Jungwinzer zuzutrauen, sich in den nächsten Jahren an die Spitze der Region heranzutasten.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2016
2014 Riesling Rüdesheimer Berg Rottland
Bischöfliches Weingut Rüdesheim, Rüdesheim (Rheingau)
11,80 Euro (aktueller Jahrgang: 17 Euro)
„Probieren Sie unbedingt einen unserer gereiften Rieslinge“, empfahl mir Betriebsleiter Peter Perabo bei einem Besuch in den historischen Gemäuern des Rüdesheimer Gutes. Schließlich landete neben aktuellen Jahrgängen auch eine Flasche des 2014er Riesling Berg Rottland in meinem Kofferraum. Der Berg Rottland gehört zu den Spitzenlagen am Rüdesheimer Berg. Die Südlage verfügt über Böden aus Quarzit, Löß und grauem Schiefer. Ich war gespannt, denn 2014 war einer der schwierigsten Jahrgänge im noch jungen Jahrtausend. Die Empfehlung entpuppte sich als Volltreffer:
Der Rottland fließt in hellem goldgelb ohne Alterungsnoten ins Glas. In der Nase folgen frische Schiefernoten und gelbes Steinobst. Am Gaumen brilliert eine jung gebliebene, weiche Säure und absolute Frische. Aromen nach Mirabellen, Renekloden, Weinbergpfirsich und Citrus bestimmen das Geschmacksbild. Der Riesling hat eine dichte Struktur mit hohem Extrakt. Die schöne Reife zeigt sich eher im Hintergrund in Form feiner Karamell-Noten. Dies macht den Riesling zu einem universelleren Speisebegleiter als seine jüngeren Kollegen.
Bisher war mir das Bischöfliche Weingut vor allem wegen seiner großartigen Spätburgunder aus Rüdesheim und Assmannshausen ein Begriff. Nach meinem Besuch kann ich konstatieren, dass auch die Rieslinge in der Spitzengruppe des Rheingaus mitspielen können. Und die Preise sind - im Gegensatz zu einigen anderen Weingütern im Rheingau – in einem bezahlbaren Bereich.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2021
2013 Riesling Kabinett Bopparder Hamm Engelstein
Weingut Weingart, Spay (Mittelrhein)
8 Euro
Der 2013er Rieling Kabinett von Florian Weingart duftet nach frisch gepflückten exotischen Früchten. Mango- und Litschiaromen mit prickelnder Süße tänzeln förmlich auf der Zunge. Der Wein
ist enorm belebend und klar wie ein Gebirgsbach. Ein Kabinett der Extraklasse. Der Mittelrhein bietet, wie kaum ein anderes Weinanbaugebiet, ein hervorragendes Preis- Genuss-Verhältnis. Das
kleine Familienweingut Florian Weingart bewirtschaftet gerade einmal 5,5 Hektar Rebfläche. Jahr für Jahr werden hier Rieslinge erzeugt, die jeweils zur Gebietsspitze zählen.
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Juli 2015
2013 Riesling Schilfsandstein
Weingut Beurer, Kernen im Remstal (Württemberg)
10,50 Euro
Riesling aus Württemberg hatte es in den vergangenen Jahrzehnten außerhalb des Ländles schwer. Dass sich dies langsam ändert, liegt an Rieslingen wie dem Schilfsandstein des Weinguts Beurer. Bei dem goldgelben Riesling lässt sich bereits in der Nase erahnen, dass es sich um einen spontan vergorenen Wein handelt. Am Gaumen ergeben komplexe Zitrusnoten und eine feine Mineralität ein harmonisches Gesamtbild.
Der Riesling aus dem Remstal wirkt sehr eigenständig und hat eine unheimliche Frische. Wegen des niedrigen Alkoholgehalts mit 11,5 Prozent ist der Öko-Wein für warme Sommertage prädestiniert. Jochen Beurer hat auch den schwierigen Jahrgang 2013 hervorragend gemeistert.
Die Mitglieder des Weinvereins konnten sich bei ihrem Remstal-Ausflug überzeugen, dass Jochen Beurer eine stimmige Riesling-Palette vorweisen kann. Die von Beurer praktizierte Spontanvergärung sorgt für individuelle Weine mit deutlichen Jahrgangsunterschieden. Beurer ist Mitglied der Winzergruppe „Junges Schwaben“.Neben Jochen Beurer wurden auch seine Kollegen von den Weingütern Wachtstetter und Kistenmacher-Hengerer in den Eliteverband VDP aufgenommen worden. Neben Auszeichnungen in den einschlägigen Weinführern ein klarer Qualitätsnachweis für die Gruppe.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2015
2013 Riesling S Bopparder Hamm Ohlenberg Erste Lage
Weingut Matthias Müller, Spay (Mittelrhein)
9,50 Euro
Trinkfreude pur erlebt man mit diesem temperamentvollen Riesling des Weinguts Matthias Müller aus dem Ohlenberg im Bopparder Hamm. Der goldgelbe Mittelrhein-Riesling entfaltet bereits in der Nase exotische Früchte. Im Mund explodiert eine vibrierende Frische mit intensiven Noten nach Aprikose, Mango, Maracuja und Rhabarber. Der Ohlenberg mit seinen Devonschiefer- und Quarzit-Böden verleiht dem Riesling eine stoffige Textur. Im Abgang zeigt der mit etwas Restsüße ausgestattete Wein eine schöne Länge.
Matthias Müller bildet mit seinem Nachbarn Florian Weingart in Spay das Spitzenduo der Mittelrhein-Winzer. Inmitten des UNESCO-Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal bewirtschaftet Müller 17 Hektar Weinberge im Bopparder Hamm. Der VDP-Winzer erzeugt in erster Linie trockene und feinherbe Rieslinge.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2015
2013 Riesling Dhroner Hofberger Steillage
Weingut Esseln-Falkenburg, Dhron (Mosel)
4,80 Euro
Schnäppchen-Jäger aufgepasst! Dieser saftige Riesling aus der GG-Lage Dhroner Hofberger kostet nur einen Bruchteil der Weine benachbarter VDP-Weingüter aus der selben Lage. Dabei muss sich der spritzige Riesling mit frischen Pfirsich-, Aprikosen-, Mandarinen- und Melonen-Aromen nicht vor seinen Nachbarn verstecken. Die Schieferverwitterungsböden, die präsente Säure und die schönen Fruchtnoten ergeben einen empfehlenswerten Tropfen. Ein Wein der Einstiegs- und Traditions-Trinkern schmeckt. Der 2013er Riesling hat jahrgangsbedingt etwas mehr Säure als sein Vorgänger aus 2012. Der 2012er entwickelte noch etwas stärkere Primärfruchtaromen.
Das Weingut Esseln-Falkenburg von der Mosel ist ein echter Geheim-Tipp. Der Winzer ist in keinem Weinführer zu finden und hat auch keine Homepage im Internet. Das Weingut führt vor allem trockene und süße Rieslinge zu absoluten Schnäppchenpreisen. Der Winzer beliefert die Mitglieder des Weinvereins mindestens einmal
jährlich persönlich. Wegen der starken Nachfrage lohnt sich auch der weite Weg von der Mosel.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2015
2012 Riesling Stirn (Fass 15)
Weingut Peter Lauer, Ayl (Mosel/Saar)
18,90 Euro
Wer individuell ausgebaute Rieslinge schätzt, ist im Saar-Weingut Peter Lauer richtig. Die spontan vergorenen Weine sind absolute Unikate, die überwiegend trocken bis feinherb ausgebaut werden. Ein gelungenes Exemplar ist der 2012er feinherbe Stirn, eine besonders privilegierte Parzelle innerhalb der Lage Ayler Kupp. Der Wein weist das Lauer-typische Aromenspiel zwischen Schiefer und Frucht auf. Sehr animierend die komplexen exotischen Früchte wie Maracuja, Mango und Aprikose und die präsente Säure. Der kristallklare Wein hat eine gute Länge. Lauer produziert charaktervolle Rieslinge mit Wiedererkennungswert.
Das Weingut Peter Lauer gehört zu den Lieblingsweingütern einiger Vereinsmitglieder. Beim Ausflug 2010 konnten sich die Teilnehmer bei einem
Abendmenu im angeschlossenen Restaurant von der hohen Qualität der Lauer-Kollektion überzeugen. Senior-Chef Peter Lauer erläuterte die Philosophie des Weinguts, die Lagenunterschiede innerhalb
der mit dem Weingesetz 1971 unglücklich erweiterten Lage Ayler Kupp herauszuarbeiten. Hierzu werden Rieslinge einzelner Parzellen – wie z. B. Stirn – getrennt ausgebaut und mit Fassnummern
bezeichnet (z. B. Fass 15).
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2015
Das Große Gewächs aus dem Weingut Heitlinger hat jetzt nach drei Jahren eine optimale Trinkreife. Der blassgelbe Riesling zeigt in der Nase deutliche Limetten-Aromen. Im Mund zeigt der Wein die Mineralität des Stubensandsteins aus dem Tiefenbacher Schellenbrunnen. Die steile Südlage lässt aber auch weitere Aromen nach Limone, Orangenschalen, Maracuja und Mango entstehen. So ergibt sich eine ausdrucksstarke Gesamtkomposition mit schönem Frucht-Säure-Spiel und komplexen Fruchtaromen. Ein extraktreicher Wein, der mit seinen für ein Großes Gewächs moderaten 13% Alkohol die für Riesling wichtige Frische erhalten kann. Die grüne Farbgebung der preisgekrönten Heitlinger-Etiketten ist für den frischen Riesling ein Volltreffer. Als Speiseempfehlung bieten sich Riesengarnelen an.
Der Schellenbrunnen erreicht zwar nicht ganz das Niveau des Riesling-Klassikers Husarenkappe, dem Großen Gewächs des Partnerweinguts Burg Ravensburg. Er hat aber mit seiner kühlen Textur das Format für einen eigenständigen Spitzenriesling mit Terroir-Charakter. Ein weiteres Beispiel dafür, dass auch in Baden interessante Rieslinge auf GG-Niveau reifen
können.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2015
Sister Act: Tanzende und swingende Nonnen vermitteln überschäumende Lebensfreude. Dieses Bild aus der gleichnamigen Filmkomödie stand Pate für den von den beiden Wirsching-Töchtern Andrea und Lena kreierten Riesling Sister Act. Für das fränkische Traditionsweingut symbolisiert der Wein den frischen, neuen Stil der jungen Generation. Der spontan vergorene und im großen Holzfass ausgebaute 2012er Sister Act unterscheidet sich durch die lange Schlegelflasche auch optisch vom klassischen Bocksbeutel des Weinguts Wirsching.
Der von alten Reben der Iphofer Spitzenlage Julius-Echter-Berg gelesene 2012er Riesling Sister Act strahlt golden im Glas. In der Nase Aromen vom reifen Weinbergpfirsich und Quitte. Im Mund zunächst die Dichte und Kraft des Steigerwälder Gipskeupers. Schnell entwickeln sich belebende Noten nach wilden Kräutern, gelben Birnen, Aprikosen und Melonen. Der voluminöse Riesling hat einen langen Nachhall. Beste Franken-Tradition wird mit Finesse und Lebendigkeit neu interpretiert.
Ein Power-Wein der Power-Sisters.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2015
2012 Riesling Norheimer Kirschheck
Weingut Dr. Crusius, Traisen (Nahe)
13 Euro
Crusius-Rieslinge haben eine unverwechselbare Mineralik. Diese resultiert aus den besonderen Schiefer- und Vulkanverwitterungsböden an der Nahe. Der 2012er Norheimer Kirschheck ist ein Musterbeispiel für diese Crusius-Stilistik. Der Wein hat eine straffe und dicht gewobene Struktur. Der Riesling aus dem Jahrgang 2012 geht eine harmonische Symbiose zwischen mineralischen Noten und den Fruchtaromen nach weißem Pfirsich, Banane und Melone ein. Im Ergebnis genießt man einen eleganten und dichten Riesling. Ein animierender Trinkgenuss.
Das Weingut Dr. Crusius hat mit seiner besonderen Stilistik eine treue Fangemeinde. In guten Jahrgängen ergeben sich ungemein komplexe Rieslinge mit ausdrucksstarker Mineralität und schöner Frucht. Das Sortiment umfasst neben trockenen und süßen Rieslingen auch schöne Burgunderweine. Empfehlenswert sind die regelmäßig im Innenhof des Weinguts stattfindenden Kulturveranstaltungen. Dabei verfolgt Dr. Crusius ein modernes Musikkonzept, weit entfernt von antiquierter Wein-Romantik. Crusius ist ein Weingut mit Zukunft.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2015
2012 Riesling Hochheimer Hölle Kabinett
Weingut Künstler, Hochheim (Rheingau)
12,50 Euro
„A good Hock keeps off the doc!“, begeisterte sich schon die britische Königin Victoria über die Rheingau-Weine aus Hochheim. Und auf das Urteil der Briten, die sich seit Jahrhunderten aus ganz Europa zum Beispiel mit ausgezeichneten Bordeaux- und Port-Weinen eindecken, kann man sich verlassen. Heute denken Weinfreunde bei guten Weinen aus Hochheim vor allem an das Weingut Künstler.
Eine sichere Bank für Liebhaber hochwertiger Kabinett-Weine ist jedes Jahr der Riesling aus der Hochheimer Hölle von Gunter Künstler. Mittleres Goldgelb und exotische Frucht in der Nase. Kristallklare Frucht, feine Struktur und finessenreiche Mineralität sind die Hauptattribute der 2012er Hölle. Der schwere Tonboden verleiht dem Riesling auch bei moderatem Alkoholgehalt Kraft und Fülle. Vielschichtige Fruchtaromen nach Ananas, Mango, Aprikose und Maracuja verbreiten Trinkfreude. Ein stoffiger, langer Abgang komplettiert den Weingenuss.
Wenn so die Hölle aussieht, wie ist es dann erst im Himmel.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2016
2012 Riesling Hallgarten
Weingut Querbach, Oestrich- Winkel (Rheingau)
11,75 Euro
Der Hallgarten-Riesling vom Weingut Querbach zeigt ein zartes Gelb mit grünen Reflexen. In der Nase etwas zurückhaltend mit stahligen, mineralischen Noten. Am Gaumen zeigen sich dann die typischen Stärken aller Querbach-Rieslinge: Die spontan vergorenen Weine verbindet eine vibrierende Frische, die einen enormen Trinkfluss auslöst. Weiter hat der Riesling eine im Rheingau übliche Dichte und Eleganz. Eine ausgewogene Würze mit Rasse und feinen Fruchtaromen runden das harmonische Geschmacksbild ab. Querbach-Rieslinge erzeugen gute Laune und ausgelassene Stimmung.
Der Weinverein nutzte seinen Rheingau-Ausflug zu einer Weinprobe im Weingut Querbach. Der eigenwillige Winzer, der sogar ein eigenes Verschlusssystem für Weinflaschen entwickelt hat, präsentierte auch seine Kollektion genau umgekehrt zur reinen Lehre: Rotwein vor Weißwein; alte Jahrgänge vor jungen Jahrgängen. Das verblüffende Ergebnis der Probe: Die Weine sind extrem langlebig und zeigen keinerlei Alterungsnoten. Querbach steht für Qualität eines Querdenkers.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2015
2012 Riesling Forster Musenhang, Kabinett trocken
Weingut Heinrich Spindler, Forst an der Weinstraße (Pfalz)
8 Euro
Das Weingut Heinrich Spindler stand lange Zeit in der zweiten Forster Reihe hinter Georg Mosbacher und Acham-Magin, hat aber in den letzten Jahren kräftig aufgeholt. Die Aufnahme in den Talentpool des VDP ist ein deutliches Zeichen für diese kontinuierliche Qualitätssteigerung.
Entgegen der landläufigen Meinung können trockene Rieslinge mit Substanz auch im Kabinett-Bereich noch nach Jahren mit Genuss getrunken werden. Heute haben wir einen 2012er Forster Musenhang Kabinett trocken geöffnet. Der Musenhang ist eine sehr schöne kleine, vom Waldrand geschützte Lage.
Unsere Notizen: Zartgrün im Glas, grüne Früchte in der Nase, sehr präsente Säure und frische Apfel- und Pfirsicharomen. Dieser Wein wird auch in ein bis zwei Jahren noch munden!
Die Weine von Heinrich Spindler können in dem gemütlichen Gutsausschank bei guter Pfälzer Küche verkostet werden.
Weinempfehlung von Karl-Heinz Glaser, Juli 2015
2011 Riesling Zeltinger Sonnenuhr Spätlese (weiße Kapsel)
Weingut Markus Molitor, Bernkastel-Wehlen (Mosel)
18,90 Euro
Zeltinger Sonnenuhr + Markus Molitor = Weltklasse
Wenn ein Perfektionist wie Markus Molitor Riesling aus der Traumlage Zeltinger Sonnenuhr entstehen lässt, dann hat man einen Weltklasse-Wein im Glas. Der 2011er Riesling mit weißer Kapsel (für trocken schmeckende Weine) leuchtet kräftig gelb. Schon die Nase bietet reife Frucht mit deutlichen Schiefernoten.
Am Gaumen cremiger Schmelz, gepaart mit hoher Reife. Exotische, finessenreiche Fruchtaromen wie Limone, Maracuja und Birne in vollendeter Harmonie mit Schiefernoten und Säure. Der Wein zeigt eine enorme Substanz und eine animierende Rasse. Der Devonschiefer-Boden und die wurzelechten Reben der Zeltinger Sonnenuhr lassen elegante und komplexe Rieslinge entstehen. Ein ausdrucksstarker Riesling in optimaler Balance mit langem Nachhall.
Markus Molitor ist ein Wein-Verrückter im positiven Sinne. Kein anderer Moselwinzer verfügt über eine solche Lagenvielfalt. Und jeder Wein wird mit einer ungeheuren Präzision und Sorgfalt in die
Flasche gebracht. Der Weinverein hatte 2013 das unvergessliche Vergnügen, eine von Markus Molitor persönlich begleitete Weinprobe im umfassend renovierten Haus Klosterberg zu erleben. Die
Location mit dem Verkostungsraum und dem ewig langen Holztisch (siehe Titelbild unserer Homepage) bot einen stilvollen Rahmen für das bevor stehende Riesling-Erlebnis. Die folgende Phalanx
trockener, feinherber und edelsüßer Rieslinge ließ die Teilnehmer am Ende der Probe sprachlos zurück.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juli 2015
Sie müssen nicht, um Urlaubsgefühle zu entwickeln, in die Toskana oder nach Südtirol fahren und dort einen Brunello oder Lagrein schlürfen. Investieren sie ihre Euro besser in eine kurze Fahrt in den Kraichgau. Trinken sie den Riesling Husarenkappe an einem ruhigen Werktag auf der schattigen Terrasse des Burgrestaurants im badischen Sulzfeld. Es erwarten sie ein umwerfender Ausblick in das „Land der tausend Hügel“ und einer der besten Rieslinge Badens.
Der Legende nach soll Benjamin Freiherr von Göler im 19. Jahrhundert einige Riesling-Setzlinge von Markgraf Friedrich von Baden für seine treuen Dienste als Befehlshaber des badischen Husarenregiments erhalten haben. Diese Setzlinge transportierte er in seiner Husarenkappe nach Sulzfeld und begründete damit den legendären Ruf dieser Einzellage. Nie wurde eine Husarenkappe sinnvoller genutzt.
Die 2011er Husarenkappe leuchtet strohgelb im Glas. In der Nase entfaltet der Spitzenriesling exotische Fruchtaromen. Im Mund erfasst man dann die straffe Mineralität mit hohem Gipsgehalt und die ganze Komplexität dieses ausgezeichneten Tropfens. Fruchtige Noten nach Maracuja, Aprikose, Pfirsich, Birne und reifer Zitrone aber auch vegetabile Anklänge wie Melisse lassen den Genießer leicht über die Kraichgau-Hügel abheben. Ein unheimlich komplexer Wein mit unverwechselbarer Aromenfülle und langem Finish.
Am besten investiert man die durch die Kurzreise in den Kraichgau gesparten Euro in eine Kiste dieses für Baden außergewöhnlichen Rieslings. Die Toskana und Südtirol werden es
verzeihen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2015
2011 Riesling Monsheimer Rosengarten
„Auf dem Tal“
Weingut Milch, Monsheim (Rheinhessen)
13,90 Euro
Das rheinhessische Weingut Milch ist in erster Linie für seine fülligen und charakterstarken Chardonnays, wie den „Valentin“ und den „Blauarsch“, bekannt. Mit seinem 2011er Riesling „Auf dem Tal“ aus dem Filetstück des Monsheimer Rosenbergs zeigt Milch jedoch, dass er auch rassige Spitzenrieslinge produzieren kann.
Im Bouquet nimmt man beim „Auf dem Tal“ reife Apfelnoten und florale Aromen wahr. Am Gaumen zeigt der Riesling knapp vier Jahre nach der Lese immer noch eine spannungsgeladene Dynamik und ein sehr lebendiges Frucht-/Säurespiel. Der Riesling gibt nach einiger Zeit komplexe dichte Honig- und Fliedernoten frei. Ein kompakter Riesling für gehobene Ansprüche mit intensiver Aromatik.
Das Weingut Milch ist ein aufstrebender Betrieb, der sich mit individuellen Weißweinen positiv vom allgemeinen Mainstream abhebt. Ein typisches Beispiel für die Weinregion Rheinhessen, die sich
auf breiter Front im Aufbruch befindet.
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Juni 2015
2011 Riesling Kabinett feinherb Herrenberg
Weingut Maximin Grünhaus, Mertesdorf (Mosel)
13,40 Euro
Vor den Toren Triers liegt das kleine Ruwertal. Um die beschaulichen Ortschaften Eitelsbach, Mertesdorf, Kasel und Waldrach findet man erstklassige Weinbergslagen mit ausgeprägten Lagentypizitäten. Obwohl die Ruwer als Anbaugebiet keine Erwähnung mehr findet, so haben doch die Rieslinge eine eigene Charakteristik mit hohem Wiedererkennungswert. Der 2011er feinherbe Riesling Kabinett aus dem Herrenberg, der sich im Alleinbesitz des Weingutes Maximin Grünhaus befindet, präsentiert sich kräutrig mit viel Extrakt. In der Nase Zitronenmelisse und ausgeprägte Pfirsichnoten präsentiert er sich jetzt perfekt trinkreif.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2015
2010 Riesling Kiedricher Gräfenberg
Weingut Robert Weil, Kiedrich (Rheingau)
23 Euro
Es gibt nur wenige Alternativen, die einen Riesling-Fan in Deutschland so verzücken wie der Kiedricher Gräfenberg vom Weingut Robert Weil. Und sie finden diesen außergewöhnlichen Tropfen auch in den fast unüberschaubaren Weinregalen der internationalen Flughafen-Shops ganz einfach: Es leuchtet überall das unverwechselbare türkisfarbene Etikett des Weltklasse-Weinguts Robert Weil aus dem Flaschen-Meer heraus. Dieses Etikett ist aber nicht nur ein Marketing-Gag, sondern ein Garant für ausgezeichnete Qualität.
Der 2010er Gräfenberg fließt in mittlerem Goldgelb ins Glas. In der Nase fein parzellierte Aromen nach exotischen Früchten. Im Mund dominieren Fruchtnoten nach Maracuja und Mango den fein strukturierten Riesling. Wunderbar harmonische Frucht-/Säurestruktur. Alles feingliedrig und vielschichtig gewebt. In der weiteren Entwicklung entdeckt man nussige Mandelnoten und sanftes Karamell. Ein langer Abgang lässt den Weingenuss langsam ausklingen.
Das Weingut Robert Weil ist ein Aushängeschild der deutschen Riesling-Kultur. Neben trockenen Rieslingen erzeugt Robert Weil hervorragende süße Rieslinge in allen Prädikatsstufen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2016
2010 Riesling "Senior" Faß 6
Weingut Peter Lauer, Ayl (Saar)
10,90 Euro
Hinter dem simplen Namen „Senior“ verbirgt sich ein kleines Meisterwerk!
Der Namensgeber dieses herrlichen Weines ist der Seniorchef des Weinguts Peter Lauer.
Nach eigenem Bekunden, sein Lieblingswein.
Die fünfjährige Flaschenreife hat dem Wein sehr gut getan. Gleich einer Sommerwiese erblüht dieser Wein in voller Pracht und strahlt dabei eine unglaubliche Lebendigkeit aus.
Intensive Zitronenmelissearomen, ein Hauch reifer Grapefruit sowie spürbare Kräuteraromen verzücken den Genießer.
Jetzt perfekt trinkreif, lässt dieser edle Tropfen das Herz eines jeden Weinliebhabers höher schlagen, der ihn noch im Keller hat.
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Mai 2015
2008 Riesling Pündericher Marienburg „Fahrlay“
Weingut Clemens Busch, Pünderich (Mosel)
28 Euro
Wer sich in das beschauliche Mosel-Örtchen Pünderich verirrt und das Gutshaus aus dem Jahre 1663 von Clemens Busch besucht, um dessen Weine zu verkosten, taucht ab in eine andere Weindimension. Kühle Räume und der Geruch aus längst vergangenen Zeiten erfassen den Besucher, um ihn spannungsgeladen willkommen zu heißen. Die penible Arbeit im Weinberg nach biodynamischen Richtlinien geben seinen Weinen eine unverwechselbare Authentizität und eine extreme Langlebigkeit.
Die Parzellenbezeichnung „Fahrlay“ innerhalb der Lage Pündericher Marienburg ist geprägt vom Blauen Schiefer. Malerisch an der Fähranlegestelle direkt gegenüber von Pünderich gelegen, finden die Riesling-Reben hier optimale Bedingungen vor.
Der 2008er Fahrlay braucht viel Luft, um dann Düfte nach Usambara-Veilchen und reifen Mirabellen zu verströmen. Zarte Petrolnoten umschmeicheln die Zunge. Cremig mit viel Schmelz, dabei vielschichtig und expressiv im Abgang. Seine enorme Spannkraft lässt diesen gereiften Wein in hellem Glanz erstrahlen.
Es ist kein Wein für alltagsgestresste, hastige Weintrinker, die eben mal ein Glas Wein beiläufig zu einem mittelmäßigen Essen hinunterstürzen. Vielmehr ist der Fahrlay Riesling ein Wein für
Dichter und Denker, die in aller Ruhe und Stille dem Wein auf den Grund gehen…
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Februar 2016
2008 Riesling Münsterer Pittersberg Spätlese
Weingut Kruger-Rumpf, Münster-Sarmsheim (Nahe)
12 Euro
Einen ganz eigenwilligen sowie unverwechselbaren Weinstil pflegt das Familienweingut Kruger-Rumpf in Münster-Sarmsheim. Knackig säurebetonte Weine mit einem feinen mineralischen Gerüst verleihen den Weinen eine extreme Langlebigkeit. Die Rieslinge mit Restsüße im Hause Kruger-Rumpf sind Jahr für Jahr eine sichere Bank. Nicht so schiefrig und filigran wie die Mosel-Spätlesen sondern fruchtig, schmelzig und fleischig. Die fruchtsüßen Spätlesen sind in der Jugend stürmisch mit explodierenden Fruchtaromen. Nach fünf bis zehn Jahren Flaschenreife jedoch entfalten die Weine ihr wahres Können und geben jenen Zauber preis, den der Weinliebhaber so schätzt.
Mit leicht goldenen Reflexen im Glas verströmt die alt ehrwürdige Spätlese einen wundervollen Duft nach Karamellbonbons sowie einen Hauch der zurzeit unbezahlbaren Bourbon-Vanilleschoten aus Madagaskar. Der zeitlose Wein entzückt durch kandierte Ananas und helles Fleisch vom Weinbergpfirsich. Beim zweiten Schluck kommt dann dieses Aromen-Geflecht, bestehend aus Feuerstein und Litschi, sowie dieser wunderbar anmutende zarte Karamellgeschmack zum Vorschein. Diese Spätlese aus dem Pittersberg ist voller Spannung und Eleganz in völligem Einklang ausbalanciert. Die harmonisierende Säure puffert die Geschmacksexplosion im Mund perfekt ab. Im Abgang endlos, mit viel Grip und herrlichem Trinkfluss.
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Februar 2019
1984 Riesling Zeller Pommerell
Weingut Heinrich Mayer, Zell (Mosel)
12 Euro
Ins Raritätenkabinett gehört sicherlich der jüngst von mir verkostete 1984er Zeller Pommerell Riesling QbA halbtrocken vom Weingut Heinrich Mayer. Über den Jahrgang 1984 muss man wissen, dass er neben dem Jahrgang 1980 einer der schlechtesten Jahrgänge überhaupt der letzten Dekaden des 20ten Jahrhunderts war. Von Klimaerwärmung sowie rekordverdächtig heißen Sommern war damals nichts zu merken. Im Gegenteil: Die Jahrgänge in den siebziger und achtziger Jahren waren eher durchwachsen. Gerade an der Mosel und der Saar war es für den Riesling oft zu kühl.
Der Jahrgang 1984 war ziemlich verregnet, mit wenigen Sonnenstunden im Durchschnitt. Die Folge waren Weine zum Jammern und Weinen, eine kleine Erntemenge sowie fast durchgängig niedrige Prädikatsstufen. Die meisten Weine wurden daher auf Qualitätsweinniveau auf die Flasche gefüllt. Dennoch habe ich mich an meine einzige im Keller liegende 1984er Flasche herangetraut.
Ich erinnere mich dabei noch genau an die Worte des Winzers Heinrich Mayer beim Kauf der Flasche, „dass der Wein ohne Fehl und Tadel sei“. Nun denn, ich bin gespannt wie der Wein schmeckt, riecht und welche Farbe er im Glas hat. Beim Öffnen der Flasche fällt mir auf, dass der Korken völlig durchnässt ist. Kein gutes Zeichen, denke ich mir. Dann...goldgelb fließt der alte Riesling ins Glas, was mich nicht verwundert. In der Nase Petrol, reife Töne, aber nicht überreif. Im Geschmack leichte Bittertöne, aber keinerlei Firne oder sonstige unangenehme Alterungsnoten. Das Säurespiel ist dabei geradezu erstaunlich und verleiht dem Wein Stabilität und Lebendigkeit. Der 35 Jahre alte Riesling ist noch saftig, die üppige Frucht ist einer schönen Mineralität gewichen. Aromen nach Grapefruit und ein Hauch rotfleischiger Pampelmuse verzaubern den Genießer. Der reife Gentleman füllt den gesamten Mundraum aus und hat eine beachtliche Länge. Mir scheint es fast so, als sei dieser Wein unsterblich...
Der 84er Riesling halbtrocken ist nichts für Coca-Cola-Typen, sondern für Präzisionstrinker. Ein Wein für Kenner und Genießer, für ehrbare Weintrinker, die einen 35 Jahre alten Wein zu schätzen wissen. Auf jeder Löffelliste eines Weinfreaks sollte stehen, dass er einmal in seinem Leben einen Wein aus dem Jahrgang 1984 verkostet haben sollte!
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, August 2019