Jahrespräsentation Junges Schwaben am 16.02.2020 in Stuttgart

 

Trotz frühlingshafter Temperaturen hatte die Jahrespräsentation der Winzergruppe Junges Schwaben auch 2020 wieder eine sehr starke Besucherresonanz. In den gut gefüllten Stuttgarter Wagenhallen präsentierten die fünf (nicht mehr ganz so jungen) schwäbischen Hoffnungsträger und der Gastwinzer Alois Lageder aus Südtirol Weine aus ihren aktuellen Kollektionen. Traditionsgemäß stand die Vorstellung der neuen „Junge-Schwaben“-Weine im Vordergrund der Veranstaltung.

 

Dass die Winzergruppe längst über den Status der Jungwinzer hinausgewachsen ist, zeigt schon, dass drei der fünf Weingüter (Beurer, Kistenmacher-Hengerer und Wachtstetter) in den Eliteverband VDP aufgenommen wurden. Aber auch die beiden anderen Weingüter Bernhard Ellwanger und Zipf haben in den Weinführern gute Bewertungen. Bei der Verkostung der angebotenen Weine ragten folgende Weine heraus, wobei dies nicht unbedingt die besten, sondern auch preisgünstige Weine sein können:
 

-          Wachtstetter

 

Unbestrittener Top-Betrieb unter den Jungen Schwaben ist das Pfaffenhofener Weingut Wachtstetter aus dem Zabergäu. Lemberger-Spezialist Rainer Wachtstetter hat in den letzten Jahren auch bei den Weißweinen enorm zugelegt. Dies beweisen der 2019er Grauburgunder (Fassprobe) und zwei exzellente Rieslinge (2019er Anna Fassprobe und 2017er GG Mühlberg). Im roten Segment scheint 2018 wieder ein Spitzenjahrgang bei Wachtstetter zu werden. Schon der Lemberger Gutswein überzeugt mit Fülle, Kraft und Vitalität. Der Pfaffenhofener Merlot ist ein kraftvoller und vollmundiger Schmeichler mit runden Kirscharomen. Unter den älteren Jahrgängen sind das Cuvée Ernst Combe aus 2016 und der 2017er Lemberger Junges Schwaben vom Pfaffenhofener Hohenberg zu empfehlen. An der Spitze steht jedoch das 2016er Große Gewächs-Lemberger vom Spitzenberg. Ein vielschichtiger, komplexer Top-Lemberger, der noch viele Jahre vor sich hat.

-          Kistenmacher-Hengerer

 

Kein Lautsprecher, sondern ein sensibler Winzer mit fein ziselierten Weinen ist Hans Hengerer. Das Heilbronner Traditions-Weingut ist bekannt für zarte, feinfruchtige Spätburgunder. Dies unterstreicht der Spätburgunder Junges Schwaben vom Heilbronner Stiftsberg aus dem Traumjahrgang 2015. Feine vielschichtige Frucht, dezente Säure und Ausgewogenheit sind die Attribute dieses Spitzenweins. Im einfachen Segment verdient der 2016er Merlot eine besondere Erwähnung.

-          Beurer

 

Riesling-Spezialist Jochen Beurer steht für individuelle und spontan vergorene Rieslinge. Dies birgt in jedem Jahr neue Überraschungen. Aus 2019 ist bislang nur der Gutswein zu probieren. Der Basis-Riesling besticht durch Substanz und Dichte, umspielt von schönen Citrus-Noten. Der 2018er Junges Schwaben steht noch ganz am Anfang seiner Entwicklung. Zu spüren ist bereits seine engmaschige Substanz und eine schöne Cremigkeit.
 

-          Bernhard Ellwanger

 

Das Weingut Ellwanger hat aktuell seine Stärke im weißen Segment. Vor allem der Sauvignon Blanc Junges Schwaben aus 2018 ragt mit dichter Eleganz, Fruchtnoten nach Stachelbeere und Citrus sowie hauchzarten Holznoten heraus.

 

-          Zipf

 

Aus Löwenstein kommt das Weingut Zipf, das jedes Jahr einige rote Besonderheiten im Angebot hat. Das Cuvée Junges Schwaben aus 2016 kitzelt die Vorzüge der Rebsorten Lemberger, Spätburgunder, Merlot und Cabernet heraus. Noch sehr jung mit feinen Holznoten, pfeffriger Frische, dunklen Beeren und Gewürzaromen verfügt der Spitzenwein über erhebliches Entwicklungspotenzial.
 

-          Alois Lageder

 

Auch dieses Jahr konnten die Jungen Schwaben wieder einen prominenten Gastwinzer aufbieten: Alois Lageder aus Südtirol. Die abwechslungsreiche Auswahl an weißen und roten Weinen wird vom 2016er COR Römigberg Cabernet Sauvignon angeführt. Der Lagenwein begeistert mit fülligem Körper, pfeffrigen Noten, dunkle Beeren und etwas Teer.

 

Die Jahrespräsentation der Jungen Schwaben zeigte wieder einen bunten Strauß individueller Weine aus verschiedenen Regionen Württembergs. Der Gastwinzer war mehr als eine überzeugende Zugabe. Für eine Beurteilung der weißen Jahrgangs 2019 und des roten Jahrgangs 2018 liegt der Termin der Jahrespräsentation allerdings zu früh im Jahr. Für eine Ergänzung des heimischen Weinkellers ist die Präsentation aber die Reise nach Stuttgart wert.

 

Degustationsbeschreibung von Manfred Beismann, Februar 2020