Saar-Riesling-Sommer 2018: Die Saar rockt!

 

Die Saar rockt Riesling-Deutschland. Der Triumphzug der einzigartigen Saar-Rieslinge setzt sich in diesem Jahr fort. Beim Saar-Riesling-Sommer 2018 verkosteten 4.000 Besucher an zwölf Stationen die Spitzengewächse der über 40 Winzer. Selbst im nicht einfachen Jahrgang 2017 fanden sich wieder zahlreiche Ausnahme-Rieslinge. Von trocken über feinherb bis zu süß war für jeden Riesling-Freund etwas dabei.

 

Die von uns im letzten Jahr empfohlenen Newcomer wurden inzwischen - wie Stefan Müller - auch von den Weinführern entdeckt. Stefan Müller, die Weingüter Würtzberg, Cantzheim und der Geheimtipp Weinhof Herrenberg überzeugten mit dem

aktuellen Jahrgang erneut. Aber auch die etablierten Güter wie Van Volxem, Othegraven, Zilliken und Lauer zeigten eindrucksvoll, warum sie in Deutschland zunehmend Spitzenplatzierungen abräumen. Hier einige Kaufempfehlungen aus dem breiten Angebot:

 

Weingut Cantzheim (Kanzem)

 

Gut Cantzheim ist ein wahres Schmuckstück vor dem Kanzemer Altenberg. Die Traumkulisse ist natürlich ein stimmungsvolles Umfeld für anspruchsvollen Weingenuss. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Kollektion bei Cantzheim nochmals gesteigert. Besonders zu empfehlen ist der süße Kabinett, die Parade-Disziplin der Saar-Winzer. Komplexe Fruchtaromen werden von zarter Säure umspielt.

 

Weingut Stefan Müller (Krettnach)

 

Der Aufsteiger an der Saar bleibt mit dem Jahrgang 2017 weiter im Steilflug. Erfreulich ist bei Stefan Müller, dass bereits die

Kabinett-Rieslinge ausgezeichnete Qualitäten bieten und nach wie vor bezahlbar sind. Der feinherbe Niedermenniger Herrenberg ist rassig und offenbart ein faszinierendes Süß-/Säure-Spiel. Der süße Kabinett aus dem Krettnacher Altenberg ist ein weiterer Beweis, dass die Lagen in Krettnach viele Jahre unterschätzt wurden. Stefan Müller ist dort dem gleichfalls anwesenden Hofgut

Falkenstein dicht auf den Fersen.

 

Weingut Würtzberg (Serrig)

 

Das Weingut Würtzberg hat sich in kurzer Zeit einen Namen gemacht. Kein Wunder, verfügt es doch mit den Monopollagen Serriger Herrenberg und Serriger Würtzberg über hervorragende Steillagen. 2017 überzeugt der Kabinett Alte Kupp aus dem Würtzberg. Der rote Schiefer bringt würzige Weine mit stoffiger Mineralität hervor. Ein eigenständiger Wein mit Charakter.

 

Weinhof Herrenberg (Schoden)

 

Wie im letzten Jahr stellt Familie Loch einen unheimlich cremigen und stoffigen Gutsriesling vor. Der opulente LochRiesling dürfte einer der spannendsten Basisrieslinge in Deutschland sein. Süße, exotische Frucht durchzieht ein einem rassiger Säurenerv. Der LochRiesling ist ein brillanter Einstieg in eine wunderbare Kollektion individueller Rieslinge. Bei einer Verkostung am Folgetag

auf dem Weingut überzeugte vor allem der feinherbe „Stier“-Riesling aus dem Jahrgang 2016.

 

Weingut Zilliken (Saarburg)

 

Zwar hat Altmeister Hanno Zilliken sein Gut bereits vor einiger Zeit an seine Tochter weiter gereicht. Doch wer den agilen, drahtigen „Ruheständler“ beim Ausschank seiner Unikate erlebt, kann sich schwer vorstellen, dass er nicht noch kräftig im Betrieb mitmischt. Auch 2017 überzeugt der Klassiker aller Saar-Rieslinge: der Zilliken-Kabinett aus dem Saarburger Rasuch. Wie immer ein Ausbund von filigraner Zartheit und komplexer Substanz. Sprachlos wird man bei der aktuellen Auslese Goldkapsel. Der beste Wein der gesamten Veranstaltung.

 

Weingut Peter Lauer (Ayl)

 

Peter Lauer aus Ayl hat sich fest in der Spitzengruppe der Saar-Winzer etabliert. Seine spontan vergorenen Rieslinge kennen keine guten oder schlechten Jahrgänge. Es sind ausnahmslos fein gewobene Individualisten. In 2017 ist bereits das Einstiegslevel mit dem „Senior“ ein wunderbarer Spaßmacher. Im feinherben Segment ist der „Kern“ das Maß aller Dinge. Eine unheimliche Komplexität und Ausdruckskraft ohne die Leichtigkeit und die Trinkfreude zu verlieren. Hier darf es ruhig ein Glas (oder eine

Flasche) mehr sein.

 

Weingut von Othegraven (Kanzem)

 

Natürlich säumen auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Luxus-Karossen das Traum-Anwesen von Günther Jauch in Kanzem. Und man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: Die „Esels-Geduld“ und stoische Gelassenheit, mit der der Fernseh-Moderator

den Rummel um seine Person erträgt, oder die Qualität seiner Weine. Bei den Rieslingen liegt beim Weingut Othegraven die eindeutige Stärke im feinherben Bereich. In der aktuellen Kollektion ist wieder der Ockfener Bockstein Kabinett Anwärter auf Spitzen-Rankings in dieser Kategorie. Aber auch die Spätlese aus dem etwas im Schatten stehenden Warwener Herrenberg zeigt im Jahrgang 2017 enormes Potenzial.

 

Weingut Van Volxem (Wiltingen)

 

Der rastlose Einsatz von Roman Niewodniczanski für große Saar-Rieslinge trägt immer mehr Früchte. Hatte der Inhaber des Weinguts Van Volxem in den letzten Jahren fast ausschließlich die trockenen Rieslinge in den Mittelpunkt gestellt, sind im aktuellen Jahrgang auch die restsüßen Exemplare restlos überzeugend. Bestes Beispiel dafür ist der rassige Rotschiefer mit seiner

würzigen Frucht. Schmeichelndes Schiefer-Terroir zum Dahinschmelzen.

 

Beim Saar-Riesling-Sommer 2018 waren wie in den Vorjahren ausgezeichnete Gastwinzer vertreten. Fast ein Heimspiel hatten Maximin Grünhaus von der Ruwer (umwerfender Abtsberg Superior) und die Mosel-Güter Selbach-Oster, Schloss Lieser und Dr. Loosen. Aber auch der Rheingau war mit bärenstarken Kollektionen der Weingüter Breuer und Künstler an der Saar. Als rotes Alternativprogramm stellte der Württemberger Moritz „Rizzi“ Haidle seinen 2015er Blaufränkisch Gehrnhalde vor: Ein High-End-Produkt mit unheimlicher Tiefe und Komplexität aus dem Blaufränkisch-Herz Deutschlands, dem Remstal.

 

Übrigens rockt beim Saar-Riesling-Sommer nicht nur der Riesling. Auch das Rahmenprogramm auf dem wunderschönen Anwesen des Weinguts Würtzberg sorgte am Samstag mit fetziger Rockmusik für ausgelassene Party-Stimmung und ordentlich Betrieb auf der Tanzfläche. Und wer danach noch nicht genug gerockt hatte, konnte sich auf der Ayler Dorfkirmes weiter

austoben. Dort gab es fast die gesamte Kollektion des Weinguts Peter Lauer zum „Sozialtarif“. Wie brachte es doch die Sängerin der Rockband bei ihrem Auftritt auf den Punkt: „Ayl ist geil!“ 

 

Degustationsbeschreibung von Manfred Beismann, August 2018