Saar-Riesling-Sommer 2021

Inzwischen fast schon gewohnt ist das neue Format des Saar-Riesling-Sommers. Auch 2021 waren es mehr Stationen mit weniger Gastwinzern, geführten Weinproben und Anmeldung. Im Ergebnis verkostet der Weinfreund dadurch die Weine von weniger Weingütern. Im Gegenzug kann man sich mit einzelnen Weinen intensiver beschäftigen. In diesem Jahr haben wir die Publikums-Magneten von Othegraven (Günther Jauch) und van Volxem ausgelassen und andere, qualitativ gleichwertige Weingüter aufgesucht. Eine Konstante bleibt über die Jahre aber unverändert: Das Weinhotel Ayler Kupp der Familie Diekert, in der die Verkostungen am Abend bei hervorragenden Speisen und einer umfangreichen Weinauswahl (bis zu Egon Müller) intensiv nach besprochen werden. Hier folgen die zwangsläufig unvollständigen Kauftipps der besuchten Weingüter von der Saar:

 

-          Weinhof Herrenberg (Loch-Riesling)

 

Die für Saar-Weine außergewöhnliche Stilistik der Familie Loch mit fast barocken, laut fruchtigen und expressiven Weinen findet zunehmend Anhänger. In diesem Jahr überzeugt nicht nur der legendäre Basis-Wein, den Loch-Riesling, zu. Die gesamte Palette von den trockenen über die halbtrockenen bis zu den feinherben Weinen ist hervorragend gelungen.

 

Kaufpflicht besteht jedes Jahr beim cremigen Loch-Riesling mit exotischen Früchten und Suchtpotenzial. Bei den Lagen-Rieslingen bereiten die feinherben 2020er den größten Trinkgenuss. Der saftige und fruchtige Stöveler mit etwas Feuerstein. Weiter der aus Kanzem stammende Rautenstrauch mit vibrierender Eleganz und ausgeprägter Frucht.

 

-          Weingut Lauer

 

Auch 2020 liefert Florian Lauer wieder unverwechselbare Riesling-Unikate von den verschiedenen Parzellen der Ayler Kupp und den anderen Spitzen-Lagen. Gesetzt ist quasi in jedem Jahrgang der Kern (Fass 9), immer einer der besten feinherben Rieslinge Deutschlands mit tropischen Früchten. Herausragend in 2020 auch das Fass 4, ein feinherber Riesling mit Apfelnoten und lebendiger Frische. Im trockenen Segment überzeugt das Fass 1, ein Riesling mit exotischer Frucht und etwas Ananas.

 

-          Weingut Würtzberg

 

Der junge Geisenheim-Absolvent Felix Heimes vom Weingut Würtzberg pirscht sich zunehmend an die Spitzenwinzer der Region heran. Er verfügt in Serrig mit dem Würtzberg (Rotschiefer) und dem Altenberg (Blauschiefer) über hervorragende Monopollagen. Die Verkostung der Kollektion im stattlichen Anwesen brachte folgende Favoriten zum Vorschein:

 

Der trockene und im Edelstahl ausgebaute Basis-Riesling Terra Saar mit 6,9 Gramm Restzucker vereint Orange-Noten und Schiefer-Mineralik. Auch der hälftig im Edelstahl und im Stückfass ausgebaute, trockene Riesling „Rotschiefer“ vom Serriger Würtzberg ist mit seinen Johannisbeeren-Aromen eine Entdeckung. Bei den restsüßen Rieslingen steht die 2019er Spätlese vom Serriger Herrenberg an der Spitze. Schöne Honigsüße und Würze bei stattlichen 63 Gramm Restzucker.

 

-          Weingut Geltz-Zilliken

 

Der Altmeister des leichten, schwebenden Saar-Rieslings, Hanno Zilliken, hat den VDP-Betrieb 2016 seiner Tochter Dorothee übergeben. Es ist aber kaum vorstellbar, dass der agile Winzer seine Tochter nicht weiterhin tatkräftig unterstützt. Das Weingut Zilliken hat 2020 auf Große Gewächse und hohe Prädikate bei den süßen Rieslingen verzichtet. Im feinfruchtigen Bereich gelangen aber wieder diese unnachahmlichen hauchzarten Kostbarkeiten, die der Weinkritiker Stuart Pigott zutreffend einmal mit „Butterfly“ assoziiert hat.

 

Zu empfehlen sind der feinfruchtige Orts-Riesling Saarburg, der als klassischer Saar-Kabinett förmlich durch den Raum schwebt. Ein leichter und saftiger Vorzeige-Wein mit Melonen-Aromen und angenehmer Säure.

Im Riesling Kabinett vom Ockfener Bockstein dominieren Noten nach Cassis und reifen Mirabellen. Dazu eine kühle Würze und etwas rauchige Noten. Es folgt der Klassiker des Hauses, der Kabinett aus dem Saarburger Rausch. Trotz der Aromenfülle besitzt der Riesling eine tänzelnde Leichtigkeit. Die Fruchtaromen nach Ananas, Orangenzeste, Maracuja und Äpfeln werden von einer perfekt eingebundenen Säure eingefangen.

 

Fazit: 2020 war sicher kein einfacher Jahrgang an der Saar. Die besuchten Spitzenwinzer haben trotzdem saar-typische Weine mit herrlichem Süß-Säure-Spiel erzeugt. Die lange Haltbarkeit der Saar-Rieslinge ermöglicht es, die weitere Entwicklung der Rieslinge über einige Jahre zu beobachten.

 

Ein Spaziergang durch die Top-Lage Ayler Kupp zeigte, dass der Reifezustand des neuen Jahrgangs Ende August 2021 einige Wochen hinter den Vorjahren zurück liegt. Das Ergebnis verkosten wir nächstes Jahr. Die Zimmer im Weinhotel für den Saar-Riesling-Sommer 2022 sind schon gebucht.

 

Wein-Impressionen von Manfred Beismann, August 2021