VDP-Präsentation Württemberg und Baden in Stuttgart (11.09.2023)

 

Der VDP Württemberg hatte zu seiner Jahrespräsentation 2023 die Mitglieder des VDP Baden eingeladen. So konnten die Besucher das eher seltene Ereignis erleben, die Spitzenweine der gesamten Winzerelite des „Ländles“ in einer Veranstaltung verkosten zu können. Insgesamt waren 18 Betriebe aus Württemberg und 13 Weingüter aus Baden vertreten. Gerade aus dem südbadischen Raum fehlten leider einige Top-Adressen.

Die Alte Reithalle in Stuttgart bot einen würdigen, bei Außentemperaturen von über 30 Grad angenehm temperierten Rahmen für die Besucher. Bei den Weißweinen dominierten die Jahrgänge 2021 und 2022, im Rotweinbereich 2021 und älter. Besonders nachgefragt waren die am 01.09.2023 neu vorgestellten Großen Gewächse. Nachfolgend werden einige empfehlenswerte Weingüter und ihre Top-Weine kurz vorgestellt. Zunächst die Betriebe aus dem Anbaugebiet Württemberg:

-        Weingut Aldinger

 

Senior-Chef Gert Aldinger ließ es sich nicht nehmen, bei diesem Heimspiel die aktuelle Kollektion seines Hauses vorzustellen. Aus den durch die Bank gelungenen Weinen ragte der 2021er Riesling Lämmler (GG), der 2022er Sauvignon Blanc Reserve und der noch etwas verhaltene 2021 Lemberger aus dem Fellbacher Lämmler hervor. Bereits sehr präsent ist der 2021er Spätburgunder Marienglas aus dem Untertürkheimer Gips.

 

-        Weingut Dautel

 

Der in den letzten Jahren mit Preisen überhäufte Christian Dautel hatte auch in der Reithalle wieder Top-Weine am Start. Das 2021er GG Steingrüben ist ein Musterbeispiel, weshalb die württembergischen Rieslinge aktuell auch bundesweit Beachtung finden. Eine absolute Granate ist der 2020er Lemberger aus dem Cleebronner Michaelsberg. Das GG war der beste Lemberger der Veranstaltung.

 

-        Weingut Jürgen Ellwanger

Deutschlands Zweigelt-Spezialist Ellwanger stellte mit dem 2020er HADES wieder seine Ausnahmestellung bei dieser Rebsorte unter Beweis. Daneben ist noch das ausgezeichnete 2021er Lemberger GG Berg zu erwähnen.

-        Weingut Fürst Hohenlohe-Öhringen

Auch im Hohenloher Land wachsen gute Weine, wie der 2021er Lemberger Verrenberger Verrenberg GG zeigt. Auch das 2021er Riesling GG überrascht positiv.

-        Weingut Graf Neipperg

 

Wie kein anderes Weingut in Deutschland steht Graf Neipperg für die Rebsorte Lemberger. In den letzten Jahren sind die Gewächse aus den gräflichen Parade-Lagen Ruthe und Schlossberg zur deutschen Spitze aufgestiegen. Aktuell überzeugt das 2021er GG aus dem Neipperger Schlossberg. Auch der 2020er Spätburgunder aus der Schwaigener Ruthe GG hat große Klasse.

 

-        Weingut Schnaitmann

 

Wenn es um Spitzen-Spätburgunder aus Württemberg geht, darf Rainer Schnaitmann nicht fehlen. Sein 2021er Spätburgunder Lämmler GG war bei den roten Pinots nach dem badischen Sieger die Nummer 2 der Veranstaltung. Die gleiche Platzierung erreicht Rainer Schnaitmann mit seinem Lemberger Lämmler GG aus 2021.

 

-        Weingut Wachtstetter

 

Lemberger-Spezialist Rainer Wachtstetter hat inzwischen auch sehr gute Weißweine. Bestes Beispiel ist der kundenfreundlich kalkulierte Grauburgunder aus dem Pfaffenhofener Hohenberg (Jahrgang 2021, 1. Lage). Aus der Phalanx überzeugender Rotweine ragt die 2019er Cuvée Ernst Combé Reserve hervor.  

 

Die badischen Weingüter hatten in der Stuttgarter Reithalle einige Ausnahmeweine zu bieten:

 

-        Weingut Dr. Heger

 

Routinier Joachim Heger kann sich zufrieden zurücklehnen. Der Generationenübergang in seinem Betrieb funktioniert ausgezeichnet. In Stuttgart war der 2020er tiefgründige und elegante Spätburgunder aus dem Achkarrer Schlossberg eindeutig „Best oft show“. Auch sein Ihringer Pinot-Kollege aus dem Vorderen Winklerberg ist ein herausragendes GG. Bei den weißen Burgunder-Sorten spielte das Weingut Dr. Heger ebenfalls ganz vorne mit. So war der 2021er Ihringer Winklerberg (1. Lage) der beste Chardonnay der Veranstaltung.

 

-        Weingüter Heitlinger und Burg Ravensburg

 

Aus dem Kraichgau hatten die „Schwesterweingüter“ Heitlinger und Burg Ravensburg einige positive Überraschungen am Start. Bei Heitlinger entwickelt sich der kühle Pinot Blanc Eichelberg GG aus 2020 zum Geheimtipp. Die Freunde gereifter Weine waren von dem taufrischen 2012er Riesling Husarenkappe begeistert. Mit seinen exotischen Früchten übertraf der Senior alle anderen Rieslinge der Veranstaltung.

 

-        Weingut Schlör

 

In Tauberfranken steht das kleine Weingut Schlör einsam an der Spitze. Das liegt vor allem an den legendären Schwarzrieslingen. Mit dem 2019er Fyerst 1476 stellte Monika Schlör einen der besten Weine der Veranstaltung vor. Auch der Spätburgunder First aus 2021 ist nicht zu verachten.

 

-        Weingut Seeger

Das Weingut Seeger von der Badischen Bergstraße bewies mit seinem „Zweitwein“ Blaufränkisch S, dass es auch in Baden sehr gute Lemberger gibt. Die Cuvée Anna ist seit Jahren als sozialverträgliche Spitzen-Cuvée ein absoluter Klassiker.

 

Insgesamt zeigten die Spitzenbetriebe aus Baden und Württemberg in Stuttgart beachtliches Niveau. Die Rieslinge aus Württemberg sind auf dem Vormarsch. Die Lemberger können den Spätburgundern durchaus Paroli bieten. Baden ist und bleibt das führende Burgunderland in Deutschland. Die Spätburgunder von Dr. Heger haben internationales Format. Bei den weißen Burgundern gab es gute Weine, die absolute Spitze wurde kaum erreicht. Ob das am schwierigen Jahrgang 2021 lag oder den fehlenden Top-Betrieben, muss offenbleiben. 

 

Ein Lob gilt dem VDP Württemberg und dem Organisationsteam. Diese öffentlichen Veranstaltungen wurden in der Coraona-Zeit schmerzlich vermisst. 

 

Wein-Degustation von Manfred Beismann, September 2023