Weinführer 2020: Doppelter Aufstieg für das Weingut Bosch aus Kronau


Seit einigen Jahren ernten Deutschlands Spitzenwinzer zweimal im Jahr. Die eigentliche Ernte wird wegen des Klimawandels immer früher abgeschlossen. Doch die Weingüter „ernten“ im November gleich noch einmal: Und zwar viele Sterne und Trauben, wenn die neuen Weinführer in den Buchhandel kommen. Da man bei der Vielzahl an Auszeichnungen, Preisen und Bewertungen leicht den Überblick verlieren kann, hier eine Kurzanalyse.

 

Die Weinführer Eichelmann, Gault Millau und Vinum 2020 verwenden ein einheitliches Bewertungssystem. Weingüter werden mit 1 bis 5 Sternen bewertet. Dabei gibt es Zwischenstufen (z. B.: 2,5 Sterne). Einzelne Weine werden mit 50 bis 100 Punkten bewertet.

 

Im Kraichgau liegen die beiden Weingüter von Heinz Heiler (Heitlinger und Burg Ravensburg) mit insgesamt jeweils 10,5 Sternen (im Durchschnitt der 3 Führer: 3,5 Sterne) an der Spitze. Das Weingut Heitlinger hat dabei im Eichelmann und im Vinum gegenüber dem Vorjahr je einen halben Stern zugelegt. Glückwunsch an Winemaker Claus Burmeister, der als Geschäftsführer beider Weingüter von Heinz Heiler die imposante Gesamtfläche von über 100 Hektar ökologisch bewirtschaftet. Dicht dahinter folgt das Bruchsaler Weingut Klumpp (insgesamt 10 Sterne).

 

Hinter diesen drei Leuchttürmen des Kraichgaus hat sich das Weingut Bosch aus Kronau in den 2020er Führern still und leise auf den 4. Platz geschoben (mit insgesamt 8 Sternen). Im Eichelmann wurde das Weingut einen halben Stern von 2,5 auf 3 hochgestuft. Im Gault Millau ging es gleich um einen ganzen auf 3 Sterne nach oben. Der Gault Millau beschreibt das Weingut Bosch als ungemein stilsicher und präzise; er sieht das Weingut Bosch schon an die badische Spitze klettern. Eichelmann registriert bei Bosch eine konstante Entwicklung. Fast alle Weine der aktuellen Kollektion legten zu.

 

Bei den Bosch-Weißweinen stechen der Müller-Thurgau „Eigenart“ und der Grau&Weiß heraus. Sie erreichen im Gault Millau (je 88 Punkte) und im Eichelmann (je 87 Punkte) sehr gute Bewertungen. Der Eigenart ist ein besonders eigenständiger Vertreter seiner Gattung mit verblüffend würzig-kräuteriger Nase, Mineralik und hoher Säure (Gault Millau). Beim Rotwein verdient der 2016er Portugieser besondere Erwähnung (Eichelmann: einer der besten Vertreter seiner Art; 89 Punkte).

 

Die bundesweite Spitzenklasse beginnt in den Weinführern ab 90 Punkten. Diese Traumbewertung erreichen beim Weingut Bosch der auf Posidonien-Schiefer gewachsene Riesling Lias Epsilon aus 2016 (Gault Millau) und der 2016er Spätburgunder Terra Sigma (Eichelmann). Den Riesling beschreibt der Gault Millau als überaus gelungen mit viel Schiefer-Mineralik und reifem Weinbergpfirsich, dicht, präziser Säure, punktueller Süße und toller Länge. Der Spätburgunder hat ein würzig-fruchtiges Bouquet, ist herrlich saftig und hat ein straffes Tanningerüst.

 

Besonders zu erwähnen ist der 2016er Spätburgunder Elysium, den das Weingut Bosch mit Trauben des Mikrowinzers HP Pott aus dem Obergrombacher Michaelsberg ausbaut. Nach Gault Millau hat der Elysium ungemein viel Ausdruck, ist würzig-ätherisch mit dunkler Kirsch-Aromatik, feinsandigem Tannin, klasse Säure und aromatisch-leichtfüßiger Art. Die stolzen 90 Punkte im Gault Millau lassen die breite Brust von HP Pott noch etwas weiter anschwellen.

 

Wenn Sie mit Nadine und Andreas Braunecker auf ihre Erfolge anstoßen wollen, besuchen Sie die Adventsverkostung des Weinguts Bosch vom 06. - 08.12.2019 in Kronau (Näheres und Anmeldung siehe Homepage: www.weingut-bosch-kronau.de/Veranstaltungen). Der Kraichgau ist in den Weinführern weiter auf dem Weg nach oben.

 

Degustationsbeschreibung von Manfred Beismann, November 2019