Weingut Schloss Gobelsburg: Monument der Kamptaler Weinkultur

 

„Qui bon vin boit, Dieu voit“ (frei übersetzt: Wer guten Wein trinkt, erkennt Gott). Dieser Leitspruch der Zisterzienser-Mönche sagt viel über die kulturelle Bedeutung des Weins im Wirken des Ordens aus. Im Kamptal mühten sich die Mönche rund um Gobelsburg bereits vor mehr als 850 Jahren, diesen Leitspruch in der Realität umzusetzen.

 

In der Gegenwart können wir auf Schloss Gobelsburg die seltenen Glücksmomente im Leben eines Weingenießers erfahren, wenn er „Weinkultur“ in einem umfassenden Sinn erleben darf:

 

-        Die historische Dimension ist in Gobelsburg offenkundig. Das Weingut ist mit seiner über 850jährigen Geschichte eines der ältesten im Kamptal und in Österreich. Bei einer Kellerbesichtigung wird das Wirken der Mönche im Schlossgebäude von 1740 bis in die Neuzeit greifbar.

 

-        Für die weinkulturelle Zukunft richtete der seit 1996 auf Gobelsburg wirkende Betriebsleiter Matthias Moosbrugger das Weingut mit der Erweiterung des Weinkellers aus. Ein moderner klösterlicher Kreuzgang im Gewölbekeller bildet das Kernstück, um den sich die Funktionsräume anschließen. Eine weltweit beachtenswerte Weinarchitektur, die auf eine Nutzungsdauer von (weiteren) 500 Jahren ausgelegt ist. Einzigartig ist die Verknüpfung der klösterlichen Geschichte mit den Anforderungen moderner Weinbereitung. An die Oberfläche aufgestiegen, erscheint das begrünte Flachdach des Kellers mit Baumreihen bepflanzt, die den unterirdischen Kreuzgang wieder aufnehmen. Diese Schatten spendende Bepflanzung mit Blick auf die Top-Rieden des Kamptals bildet eine Traumkulisse für erfahrbare Weinkultur.

 

-        Die aktuelle Weinqualität erschließt sich bei einer Verkostung in den prächtigen barocken Innenräumen. Internationale und nationale Weinführer sehen das Schloss aktuell in den TOP-Hundert weltweit und im Kamptal zusammen mit dem Weingut Bründlmayer im benachbarten Langenlois an der Gebietsspitze.

Nachdem wir etwas in die Architektur abgeschweift sind, widmen wir uns jetzt der Weinkultur im Kamptal und des Weinguts Schloss Gobelsburg im engeren Sinne. Am besten erschließt man sich die Weinregion mit einer kleinen Wanderung vom Heurigenhof Bründlmayer in Langenlois nach Gobelsburg. Tausendsassa Willi Bründlmayer hat zusammen mit Michael Moosbrugger in den 1980/90er Jahren den Startschuss für die „Wiedergeburt“ von Schloss Gobelsburg als Spitzenweingut gelegt. Der neu angelegte Wanderweg führt in Langenlois vorbei an Weingutsgebäuden mit den typischen Kellereingängen durch einen Löss-Hohlweg und Weingärten der Top-Lage Spiegel. In die meterhohen Löss-Hohlwege sind Keller gegraben, die in früheren Zeiten auch der Weinlagerung dienten. Vom EU-geförderten, entsprechend großzügig ausgebauten Aussichtspunkt Spiegel sieht man am Horizont den Kirchturm von Gobelsburg. In die Hügellandschaft fügen sich sanft unzählige Weinberg-Terrassen ein.

 

Durch diese Hügellandschaft ziehen bei Nacht kühle Nordwinde. Diese großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht befördern den langen Reifezeitraum der Trauben im Kamptal. Im Vergleich zur benachbarten Wachau mit ihren steilen Steinterrassen erscheint das Kamptal weniger spektakulär, deutlich großflächiger und ruhiger. Und wenn man unter „Terroir“ neben der Geologie auch das Kleinklima versteht, hat man den ersten Fingerzeig, warum die Grünen Veltliner und Rieslinge des Kamptals im Ergebnis tiefer und ruhiger wirken als die Wachauer Kollegen. Weine, die nicht auf Effekthascherei durch Primärfrucht abzielen. Es sind tiefgründige, „erdige Moll-Töne“, die Kamptal-Weine zu perfekten und harmonischen Essensbegleitern machen. Weine und Speisen gehen eine ganzheitliche Symbiose auf Augenhöhe ein.

 

Am Schloss angekommen, fasziniert der gelbe Barockbau. Vorbei an steinernen Löwen gelangt man in den Innenhof, der an diesem sonnigen Oktober-Morgen eine wohlige Ruhe ausstrahlt. Von der direkt hinter dem Schloss laufenden Weinlese und der turbulenten Traubenverarbeitung ist nichts zu hören. Das Barock-Schloss und die Außenanlagen befinden sich in einem sehr gepflegten Zustand.

 

Ein “Muss“ für jeden Weinfreund ist auf Schloss Gobelsburg die Teilnahme an der Kellerführung mit Verkostung. Ich habe selten eine solch kompetente Führung erlebt, bei der die historischen und weinbaulichen Facetten einer Weinregion, ihrer Geschichte und der Weine so kurzweilig in ihrem Kontext dargestellt wurden. Nach der Probe in den Barockräumen setzte sich die Verkostung in der Vinothek fort. Danach hatten Kaufinteressierte einen umfassenden Überblick über das breite Spektrum des aktuellen Sortiments auf Schloss Gobelsburg:   

 

Die Flaschenausstattung bei Schloss Gobelsburg gliedert sich in drei Ebenen: Schlosskellerei Gobelsburg (mit teilweise zugekauften Trauben), Domaine Gobelsburg (Kamptalweine) und Schloss Gobelsburg (Einzellagenweine und Spezialitäten). Geprägt wird das Sortiment von Grünem Veltliner und Riesling. Daneben stehen Sekt, Rotweine und Süßweine im Angebot.

 

-        Grüner Veltliner

 

Bei der österreichischen Paradesorte steigen wir mit dem 2022er Gebietswein Kamptal ein. Ein frischer, glockenklarer Basiswein mit dem berühmten Pfefferl. Hervorragendes Preis-Genuss-Verhältnis. Eine Ebene höher folgt der 2022er Ortswein Langenlois. Dieser Veltliner hat breitere Schultern, ausgeprägte Würze und weißen Pfeffer.

 

Die Rieden-Weine beginnen mit dem 2021er Steinsetz. In der Nase etwas Pfirsich, am Gaumen salzig und ausgeprägte Mineralität. Zum Abschluss die beiden 2021er aus den Rieden Renner und Grub (1. Lage ÖTW). Der Grub mit toller Mineralität, sehr „stoned“. Die Kaufempfehlung gilt dem „Renner“. Die Lage liegt am westlichen Hangfuß der Top-Lage Gaisberg und besteht aus kalkhaltigen Böden, Löss, Gneis und Schiefer. Die Nase ist etwas herb und mineralisch. Am Gaumen zurückhaltende Frucht nach Birne und Marille. Ein animierender, komplexer Veltliner mit Strahlkraft.

 

-        Riesling

 

Kamptal-Rieslinge sind keine „Lautsprecher“, sondern hochwertige Speisenbegleiter mit innerer Tiefe. Der Grundtenor ist rauchig mit eher dunklen Noten. Wir beginnen mit dem 2022er Urgestein mit fruchtiger Nase. Knackige Säure und Rasse mit Fruchtaromen nach Apfel und Pfirsich. Guter Kauf-Tip zu günstigem Preis. Mehr Mineralität und Würze bietet der 2022er Gebietswein Kamptal. Einen deutlichen Qualitätssprung bringt der Ortswein Zöbing aus 2022. Wunderbar rauchige Noten, Komplexität und Trinkfluss. Absolute Kaufempfehlung.

Bei den Rieden-Rieslingen (1. Lage ÖTW) verkosten wir zwei Spitzenprodukte der Kamptaler Weinkultur. Die Riede Heiligenstein ist sicher die international bekannteste Lage aus dem Kamptal. Der Riesling zeigt sich zunächst etwas verhalten, beweist aber schnell seine Ausnahmestellung. Ausgeprägte Vielschichtigkeit mit kräutrigen Aromen wie Melisse und Minze. Fein ziselierte Fruchtaromen wie Limette und Mandarine kommen hinzu. Ein harmonisches Gesamtkunstwerk mit athletischer Kraft und eleganter Erhabenheit.

Der 2021er Gaisberg wirkt gegen den Heiligenstein vitaler und Laser-artig fokussiert. Böden aus Gneis, Schiefer und Vulkangestein sorgen für einen linearen Riesling. Schlanke Ausprägung, unheimlicher Druck und elektrisierende Spannung. Feine Säure mit Fruchtaromen nach Citrus, Maracuja und Grapefruit. Auch wenn es fast Majestätsbeleidigung sein dürfte: Freunde lebendiger Rieslinge werden den Gaisberg dem Heiligenberg vorziehen.

 

-        Sekt, Rot- und Süßweine

 

Auch bei Schloss Gobelsburg erlangt Sekt einen immer größeren Stellenwert. Wir verkosten die Schloss Gobelsburg Sekte Brut Reserve und Blanc de Blancs Brut. Für den Blanc de Blanc sprechen die wunderbaren Brioche-Noten. Beachtliche Qualität haben die im Kamptal eher untergeordneten Rotweine. Die 2018er Cuvée Bertrand aus Pinot Noir, Sankt Laurent und Zweigelt zeigt sich rund und zugänglich mit schöner Würze. Der hochwertige 2020er Schloss Gobelsburg Pinot Noir Reserve besticht durch Aromen nach Erdbeeren. Von den Süßweinen erleben wir eine schön gereifte 2017er Auslese vom Grünen Veltliner. Ausgewogene und leichte Fruchtsüße umschmeicheln den Gaumen.

 

Schloss Gobelsburg verfügt aktuell über das stärkste Sortiment im Kamptal. Ein fein abgestufter Aufbau der Hierarchieebenen des Angebots mit stimmigem Preis-Genuss-Verhältnis. Die präzise herausgearbeiteten Lagen-Unterschiede bei den Rieden-Weinen zeugen von wahrer Könnerschaft in der Weinbereitung. Was Michael Moosbrugger und sein Team seit 1996 bei der Weinqualität und der einfühlsamen Weiterentwicklung des historischen Gesamtkunstwerks Schloss Gobelsburg geleistet haben, ist einzigartig und verdient höchste Anerkennung.

 

Kontaktdaten

Weingut Schloss Gobelsburg

Schloss-Str. 16

A-3550 Gobelsburg (Österreich)

Tel.: 0043 2734 2422

Mail: schloss@gobelsburg.at

Internet: www.gobelsburg.at

 

Weingutportrait von Manfred Beismann, Oktober 2023