Dem Bocksbeutel auf der Spur / 15. - 17.05.2015

 

Auf den Spuren des Bocksbeutels wandelten die Mitglieder des Vereins für Weinkultur bei ihrer Frühjahrsexkursion nach Franken. Die ovale Flaschenform des Bocksbeutels wird in Franken seit mindestens 250 Jahren für hochwertige Weine genutzt. Der von Karl-Heinz Glaser perfekt organisierte Ausflug begann mit einem Abendessen, das als Zugabe einen atemberaubenden Blick auf die Abtei Münsterschwarzach bot. Die Benediktiner-Abtei, in der auch der bekannte Buchautor Pater Anselm Grün wirkt, ist eine der bedeutendsten Klosteranlagen im deutschsprachigen Raum.

Am Samstag besuchten die Weinfreunde das Weingut Hans Wirsching in Iphofen. Das seit 1630 in 14. Generation geführte Gut ist mit inzwischen 90 Hektar eines der größten privaten Weingüter in Deutschland. Das Traditionsweingut, das 1980 den „Messwein“ beim Papstbesuch stellen konnte, ist nach wie vor ein Garant für Qualitätsweinbau in Franken. Im Rebsorten-Portfolio dominieren Silvaner und Riesling. „Wirsching-Weine überzeugen durch leise Töne, ihre Eleganz und die vom Gipskeuper herrührende Tiefe“, brachte Betriebsleiter Dr. Matheus bei seiner mit hoher Sachkompetenz moderierten Probe die Philosophie des Weinguts auf den Punkt.

Bei einer Stadtführung durch das malerische Weinstädtchen Iphofen bestaunten die Mitglieder die zahlreichen, mit hohem Investitionsaufwand restaurierten Gebäude. Das 741 nach Christus erstmals urkundlich erwähnte Iphofen konnte mit seiner Befestigungsanlage, den Stadttoren und Türmen sein unverwechselbares Stadtbild erhalten.

Anschließend führte die Exkursion nach Volkach zum Weingut Max Müller I, einem der aufstrebenden Betriebe im Maindreieck. Seniorchef Rainer Müller zeigte den Besuchern zunächst den in der Volkacher Innenstadt gelegenen Betrieb. Die bereits architektonisch gelungene Symbiose aus Tradition und Moderne setzt sich im Weinsortiment von Max Müller fort.  Neben den traditionellen Bocksbeutel-Weinen aus den Rebsorten Silvaner und Riesling präsentierte Müller die von seinen talentierten Söhnen verantwortete neue Weinlinie, die in Aufmachung und Stilistik Aushängeschilder für das neue Franken sind.

Am Sonntag besuchten die Frühaufsteher die Eucharistie-Feier in der Krypta der Benediktiner-Abtei. Zum Abschluss besichtigten die Teilnehmer die vom Main und  einem Seitenkanal umschlossene „Weininsel“ mit dem schmucken Städtchen Sommerach. Die Weinfreunde konnten zwar auch nicht klären, ob sich die Bezeichnung „Bocksbeutel“ von einem bestimmten Körperteil des Ziegenbocks oder dem seit der Vorreformationszeit gebräuchlichen Überzug des Gebet- und Gesangbuchs herleitet. Sie kamen aber zu der sicheren Erkenntnis, dass Franken mit seinen schönen Winzerdörfern und den exzellenten Weinen eine Reise wert sind.

 

Bericht von Manfred Beismann