Weingut Bernhard Huber, Malterdingen (Baden)

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30 Jahre – Weingut Bernhard Huber: Ein Grund zum Feiern. Das Weingut aus dem Breisgau hat es im Alleingang geschafft, Malterdingen in kurzer Zeit vom weißen Fleck auf der Wein-Landkarte zum angesagten Hot-Spot für Weltklasse-Burgunder zu erwecken. Und diese außergewöhnliche Leistung ist mit den Namen der Ausnahme-Winzer Bernhard und Julian Huber verbunden.

 

Natürlich mischt sich in die Feierlaune beim Jubiläumshoffest immer wieder eine melancholische Grundstimmung, weil man an den 2014 mit nur 55 Jahren viel zu jung verstorbenen Betriebsgründer Bernhard Huber denkt. Bernhard Huber hat in seinem Winzerleben vor allem zwei außergewöhnliche Dinge geleistet:

 

Als er 1987 aus der Winzergenossenschaft austrat und sein eigenes Weingut gründete, hatte er als Einziger die Vision, das große Potenzial der Lagen um Malterdingen wiederzuerwecken. In Malterdingen betrieben bereits vor 700 Jahren die Zisterzienser Weinbau, weil die Mönche die Muschelkalkböden um Malterdingen an Burgund erinnerten. Und „Malterdinger“ war im Süden lange Zeit das Synonym für „Spätburgunder“. Die zweite außergewöhnliche Leistung Bernhard Hubers wird deutlich, wenn man zu dem am Waldrand gelegenen Gewann „Wildenstein“ der Großlage Malterdinger Bienenberg hinaufgeht. In den hoch über dem Gutsgebäude liegenden Reben steht neben „Bernhard´s Rebhielsli“ der Gedenkstein für Bernhard Huber mit der Aufschrift „Winzer aus Leidenschaft“. Und man sieht in den angrenzenden Rebanlagen des Filetstücks „Wildenstein“ in jedem Rebstock die Akribie und Perfektion, mit der die Familie Huber und ihre Mannschaft ein unvergleichbares Qualitätsstreben an den Tag legen. Ein Kaiserstühler Spitzenwinzer, der Bernhard Huber seit seiner Ausbildung kannte, hat mir einmal gesagt: „Meine Reben sind auch gut gepflegt. Aber der Aufwand, den Bernhard Huber betreibt, ist eine Liga für sich“. Und bei allem visionären Talent und gutem Lagenpotenzial muss man sich immer im Klaren sein, dass das im Weingut Huber erreichte Niveau nur durch unerbittliche Perfektion und tagtägliche harte Arbeit erreicht werden kann.

 

Die dem Burgund vergleichbaren Muschelkalkböden, eine sehr hohe Pflanzdichte von bis zu 14.000 Stöcken je Hektar, hervorragende Burgunder-Klone, extreme Ertragsreduzierung bei den Großen Gewächsen und langsamer Ausbau in Barrique-Fässern bilden die Grundelemente für die Spitzenqualitäten aus dem Hause Huber. Viele Mosaiksteine müssen perfekt zusammengefügt werden, um Burgunder dieser internationalen Klasse zu schaffen. Bernhard Huber hat diesen Aufwand betrieben und der Erfolg gibt ihm Recht: Höchstbewertungen für das Weingut in den Weinführern Gault Millau und Eichelmann, Winzer des Jahres, beste Rotweinkollektion und in mehreren Jahren der beste Spätburgunder und auch Chardonnay Deutschlands. Die Aufzählung ließe sich noch lange fortsetzen.

 

Einen solchen Erfolg kann ein Winzer nicht allein erreichen. Bei diesem Perfektionismus muss das gesamte Team mitziehen. Und beim Jubiläumsfest hat man wieder den Eindruck, dass im Weingut Huber alles bis ins Detail durchorganisiert ist. Jeder Mitarbeiter ist stolz darauf, an der Produktion großer Weine mitwirken zu dürfen. Dabei spielt sicher eine große Rolle, dass Bernhard genau wie sein Sohn Julian Huber bei allen Erfolgen eine angeborene, bodenständige Bescheidenheit ausstrahlen. Als ich mit der Kamera „bewaffnet“ beim Jubiläumshoffest auf Julian Huber zuging, wollte er spontan ein Foto von mir machen. Julian scheint dann immer noch überrascht - vielleicht auch etwas amüsiert - zu sein, wenn seine Besucher ein Bild von ihm, dem „Starwinzer“, machen wollen.

 

Der junge Julian Huber hat schon während des Studiums die Herausforderung angenommen, zusammen mit seiner Mutter Barbara das 28 Hektar große Weingut in der absoluten Spitze Deutschlands zu halten. Aber man würde Julian Huber weit unterschätzen, wenn man ihn nur als Bewahrer der Tradition sehen würde. Bereits nach drei Jahren sind im Weingut Huber deutliche Akzentverschiebungen erkennbar:

 

Julian Huber rückt neben den legendären Spätburgundern verstärkt den Chardonnay in den Blickpunkt. Und der Hype um die Weine ist gewaltig. „Ich rate Ihnen, den nächsten Jahrgang vorzubestellen. Die Chardonnays dürften wieder in wenigen Monaten ausverkauft sein“, rät ein langjähriger Freund des Weinguts. Bei den Spätburgundern konnte Julian Huber die hohe Qualität nicht nur halten, die Weine strahlen nunmehr bereits in jungen Jahren eine traumhafte Harmonie und animierende Zugänglichkeit aus. Unverändert ist in der aktuellen Kollektion festzustellen, dass es im Weingut Huber nur sehr gute Weine zu probieren gibt:

 

- Weißweine (alles außer Chardonnay)

 

Weinfreunde, die den Müller-Thurgau als belanglosen Massenwein abgeschrieben haben, sollten den 2015er des Weinguts Huber probieren. Ein süffiger Sommerwein mit typischen Muskatnoten und Aromen nach gelben Früchten. Gute Substanz und harmonische Komplexität heben ihn aus den Massenweinen dieser Rebsorte hervor. Das Weingut Huber pflegt mit dem Auxerrois eine Burgundervariante, die ansonsten mehr im Kraichgau vertreten ist. Der feine 2015er verfügt über florale Noten und ist ausgesprochen feingliedrig. Julian Huber interpretiert die Weißburgunder etwas schlanker und puristischer als in früheren Jahren. Der 2015er ist ein zurückhaltender Pinot mit herber Frische. Die vielschichtige Mineralität und das komplexe, nur angedeutete Aromen-Spektrum nach weißem Pfirsich machen ihn zum idealen Speisebegleiter. Der 2015er Grauburgunder ist gleichfalls schlank. Die präsente Säure und die dezenten Steinobstnoten verleihen ihm einen druckvollen Gripp.

 

- Chardonnay

 

Chardonnay gab es beim Jubiläumshoffest nicht zu probieren, weil die 2014er Traumweine schlicht bereits ausverkauft waren. Bei den VDP-Präsentationen in Berlin und Baden-Baden war das glücklicherweise noch nicht der Fall. Das Weingut Huber hatte aus dem Jahrgang 2014 drei sensationelle Chardonnays im Angebot. Bereits der „Alte Reben“ zeigt, wohin die Reise geht: Fein gewobene Eleganz statt fetter Breite. Dezent rauchig, straffe Struktur und große Dichte. Der Chardonnay vom Bienenberg hat feine Würze, kühle Mineralik und tiefe Noten nach Orangenschale, Kräuterwürze und Tee. Höhepunkt unter den Chardonnays ist aber der Hecklinger Schlossberg: Grandiose Komplexität, unheimliche Tiefe und Charakter. Mineralität und feinste Birnen-Aromen in Vollendung. Dieser Chardonnay hat in Deutschland keine Konkurrenz. Julian Huber ist es gelungen, die Chardonnays auf Augenhöhe neben den berühmten Spätburgundern des Weinguts zu platzieren.

 

- Spätburgunder (Gutswein bis Erste Lage)

 

Der 2014er Spätburgunder Gutswein aus bis zu 12 Jahre alten Reben verfügt bereits über eine Klasse, die viele Weingüter mit ihren Spitzen-Burgundern nicht erreichen. Unverwechselbar ist die intensive Frucht nach roten Johannisbeeren. Bereits gut zugänglich lockt der Pinot mit leicht rauchigen Noten und vielschichtigen Fruchtnoten. Auch der hochwertige 2014er Ortswein „Malterdinger“ ist bereits trinkreif. Der Ausbau in gebrauchten Barriques bringt rauchige Röstaromen. Wunderbar wiederum die intensiven Fruchtaromen nach Johannisbeere und Kirsche. Eine ganz feine Fruchtsüße, etwas Kräuter bei spürbarer Säure ergeben ein harmonisches Gesamtbild. Die beim Jubiläumsfest probierte Fassprobe des 2015er „Malterdinger“ lässt eine weitere Steigerung erwarten. Überhaupt sieht man in der Erwartung der im Herbst in den Verkauf kommenden Rotweine aus dem Ausnahme-Jahrgang 2015 im Weingut Huber nur strahlende Gesichter.

 

Wer einen großen Spätburgunder zu erschwinglichen Preisen sucht, wird beim Spätburgunder „Alte Reben“ fündig. In anderen VDP-Betrieben wäre dies ein (ausgezeichnetes) Großes Gewächs. Im Weingut Huber ist es ein Zweitwein aus 20 bis 40 Jahre alten Reben. In der Nase wieder etwas rauchige Röstnoten, am Gaumen tiefe Aromen nach schwarzen Kirschen und roter Johannisbeere. Unheimlich nuancenreich mit Noten nach Schlehe, Veilchen und Gewürzen. Große Dichte und anhaltende Länge.

 

- Spätburgunder (Große Gewächse)

 

In der Anfangszeit gab es im Weingut Bernhard Huber nur einen Spitzen-Spätburgunder, den „Reserve“. Seit dem Jahrgang 2004 werden die einzelnen Lagen getrennt ausgebaut. Und es ist in jedem Jahrgang wieder ein Traum, den Nuancen der nunmehr vier „Großen Gewächse“ nachzuschmecken. Und die Favoriten können je nach Jahrgang und individuellen Vorlieben durchaus wechseln.

 

Beim Jubiläumsfest gibt es den Malterdinger Bienenberg zu verkosten. Das Große Gewächs aus 2014 wächst auf Muschelkalk wie im Burgund. In der Nase rauchige Kirschnoten. Am Gaumen unheimlich intensive und komplexe Aromen, sämtliche Kirsch-Variationen steigen auf, dazu vegetabile Noten. Die merkliche Säure sorgt für eine leicht herbe Ausrichtung. Die hervorragende Alterungsfähigkeit der Spätburgunder zeigt ein 2006er Bienenberg, der eine harmonisch gereifte Tiefe zeigt und keinerlei Alterungsnoten aufweist. Bernhard Huber hat in seiner Schatzkammer Top-Burgunder zurückgelegt, so dass wir heute im Zehn-Jahres-Abstand die gereiften Weine genießen und kaufen können.

 

Bei anderer Gelegenheit konnte ich das 2014er Große Gewächs aus der Bombacher Sommerhalde probieren, mein heimlicher Favorit. Ein kühler Charakter-Wein mit frischer Komplexität. Fest strukturiert mit Aromen nach Kirschen, Brombeeren und Veilchen. Füllige Eleganz und raffinierte Finesse.

 

Das nächste Große Gewächs kommt aus dem Hecklinger Schlossberg, der steilsten Lage des Weinguts. Der Pinot wurde in einigen Jahrgängen als bester Spätburgunder Deutschlands ausgezeichnet. Die wunderbare Mineralik des Kalksteins, intensive Kirscharomen und eine einzigartige Komplexität machen den Schlossberg mit seiner seidigen Eleganz zu einem absoluten Weltklassewein. Leider sind dieses Jahr auch im Weingut Huber gerade im Hecklinger Schlossberg Ertragseinbußen durch den Spätfrost im April 2017 zu erwarten.

 

Der betriebsinterne Spitzenwein kommt aus dem Wildenstein, einem zwei Hektar großen Gewann in der Großlage Bienenberg. Die hoch oben am Waldrand gelegenen Reben wurzeln in einem skelettreichen Muschelkalkboden mit hohem Eisenanteil. Diese geologischen Besonderheiten verleihen dem Wildenstein enorme Kraft, die aber in einer feinen Eleganz eingefasst wird. Unheimliche Vielschichtigkeit immer neuer Fruchtaromen wie Kirsche und Zwetschgen, aber auch würzige und erdige Töne ergeben ein wunderbares Gesamtkunstwerk. Pinot auf absolutem Top-Niveau.

 

Das 30jährige Jubiläum des Weinguts Bernhard Huber war wirklich ein Grund zum Feiern. Julian Huber hat die schwierige Übergangsphase erfolgreich abgeschlossen. Das Weingut Huber geht seinen Weg unbeirrt weiter. Der Betrieb steht unverändert an der Spitze Badens. Die Phalanx absoluter Top-Weine wurde sogar noch verbreitert. Das große Erbe der Zisterzienser wird in Malterdingen also auch in den kommenden Jahren weiterleben. Und Bernhard Huber wird es aus dem Winzer-Himmel mit Genugtuung verfolgen.

 

 

Kontaktdaten

Weingut Bernhard Huber

Heimbacher Weg 19

79364 Malterdingen

Tel.: 07644/929722-0

Mail: info@weingut-huber.com

Internet: www.weingut-huber.com

 

Weingutportrait von Manfred Beismann, Juni 2017