Weingut Knewitz, Appenheim (Rheinhessen)

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Wenn man den Begriff “Senkrechtstarter“ im Weinbau verwenden will, muss man in Deutschland das Weingut Knewitz aus Appenheim nennen. Die beiden Brüder Tobias und Björn Knewitz übernahmen das rheinhessische Weingut von Ihrem Vater. Die Newcomer setzten konsequent auf Qualitätsweinbau. Insgesamt bewirtschaften die Brüder 25 Hektar. Nach wenigen Jahren wurde das Weingut 2022 in den VDP aufgenommen Der Exportanteil des Weinguts Knewitz ist enorm hoch. In Rheinhessen steht natürlich der Riesling im Vordergrund. Nicht zuletzt die Freundschaft von Tobias Knewitz mit seinen Geisenheimer Studienkollegen Julian Huber und Friedrich Keller ließen in den letzten Jahren immer mehr den Chardonnay in den Vordergrund rücken. Inzwischen tauchen neben den badischen Top-Weingütern immer öfter auch Knewitz-Chardonnays auf den vorderen Plätzen der Ranglisten auf.

 

Die Spitzenweine bei Knewitz sind sehr schnell vergriffen. Dies mussten wir bei unserem Besuch leider erfahren. Die Top-Rieslinge waren schon ausgetrunken. Immerhin gab es bei den Chardonnays noch einige Restflaschen.

 

-        Riesling

 

Zum Auftakt verkosten wir den 2020er Riesling-Sekt brut. Ein leicht „hefiger“ Sekt mit Brause-Noten, Himbeere und Brioche. Bei den Stillweinen gibt der Gutsriesling eine sehr gute Visitenkarte für Knewitz ab. Der 2022er Riesling aus Muschelkalk ist wunderbar zugänglich, cremig und zeigt im Abgang animierende Salzigkeit.

Aus den 1. Lagen folgen die Rieslinge Appenheim und Nieder-Hilbersheim. Der Appenheimer überzeugt durch straffe Muschelkalk-Aromen. Noch einen Tick stärker ist der Nieder-Hilbersheim mit Eisenerzen, reifer Frucht und exotischen Früchten.

 

Da die Riesling-GG leider bereits ausverkauft waren, war der 2022er Gau-Algesheimer Goldberg (1.Lage) der stärkste trockene Riesling. Die auf Lehmböden gewachsenen Reben ergeben einen harmonischen und weichen Riesling mit schönen Pfirsich-Noten.

 

Eine fruchtsüße Auslese aus 2021 beschließt den Riesling-Reigen. Mit 100 Gramm Restzucker entfaltet sich im Mund ein komplexes Frucht-/Säurespiel mit Ananas, Mango, Pfirsich und Melone. Die frische Säurestruktur hält den süßen Riesling animierend und vital.

 

-        Weißburgunder und Chardonnay

 

Auch beim Weißburgunder stimmt die Basisqualität bei Knewitz. Der im Holz ausgebaute 2022er ist elegant und harmonisch. Aromen nach Birne, Holunder und Mandeln lösen sich ab. Ein idealer Speisebegleiter mit absoluter Kaufempfehlung.

 

Aus 2021 verkosten wir das Burgunder-Cuvée „Weth und Welz“. Der Name leitet sich vom Wethbach und vom Welzbach ab. Die Cuvée besteht aus Weißburgunder und Chardonnay. Ausgebaut wurde der Wein im Tonneaux und im gebrauchten Barrique. Der trocken animierende Burgunder verfügt über Noten nach Birne, Zitronenschale und Mandeln. Harmonische Textur nach Butter und Vanille. Eine hochwertige Cuvée, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

 

Absolute Highlights der Verkostung im Weingut Knewitz sind die Chardonnays. Schon der „einfache“ Chardonnay aus 2021 ist ein absoluter Top-Wein. Der Wein wird in gebrauchten und neuen Barriques und im Tonneaux ausgebaut. Die Nase ist fruchtbetont. Am Gaumen straff mit etwas Gerbstoff und harmonischen Akzenten wie Birne, Blüten und Mandeln. Hervorragender Essensbegleiter und trinkanimierend.

 

Der Top-Wein des Weinguts ist der Chardonnay Reserve. Der 2020er wuchs im Nieder-Hilbersheimer Steinacker auf Muschelkalk und Eisenerz. Ausgebaut in neuen und gebrauchten Barriques. Der goldgelbe Chardonnay fließt mit dichter Viskosität ins Glas. Bereits die Nase verspricht einen komplexen und vielschichtigen Wein. Aromen wie Apfel, weiße Blüten, Sahne und etwas Vanille. Exzellente Balance und Harmonie. Der Chardonnay erinnert an Burgund und kann die große Tafel begleiten. Einer der Spitzen-Chardonnays in Deutschland.

 

-        Silvaner, Sauvignon, Spätburgunder

 

Rheinhessen hat in absoluten Zahlen die meisten Silvaner-Flächen Deutschlands. Der 2022er Gutswein von Knewitz zeigt ausgewogene Frucht- und Kräuteraromen. Frische und rauchige Noten im Abgang.

 

Der 2021er Sauvignon Blanc fließt hellgelb ins Glas. Herbe Frucht wie Stachelbeere und grüner Apfel kämpft mit eher exotischen Früchten um die Oberhand. Saftige Frische mit kräutriger Mineralität.

 

Weiter verkosten wir zwei Spätburgunder aus 2021. Der aus jüngeren Reben gewonnene Gutswein zeigt sich rubinrot. Aromen nach Waldbeeren, Sauerkirschen, roten Johannisbeeren und Gewürzen. Die frische Säurestruktur sorgt für Trinkspaß. Ein wertiger Einstiegs-Burgunder. Der Ingelheimer Spätburgunder aus 1. Lagen reifte in neuen und gebrauchten Barriques. Deutlich komplexer und dichter als der Gutswein. Himbeeren, Waldbeeren, Gewürze und Nelke. Seidiges Mundgefühl und feines Tannin. Der Burgunder hat noch ein großes Entwicklungspotenzial.

 

Insgesamt stellen die Knewitz-Brüder ein wertiges und ausgewogenes Sortiment vor. Bereits die Basisweine überzeugen. Es ergeben sich leichte Vorteile für die weißen Burgunder-Sorten mit den Chardonnays an der Spitze. Eine Gesamtbewertung ist allerdings ohne die bereits ausverkauften Spitzenrieslinge nicht möglich. Das Weingut Knewitz ist jedenfalls auf dem richtigen Weg. Und dieser Weg führt nach oben.

 

Kontaktdaten

Weingut Knewitz

Rheinblick 13

55437 Appenheim

Tel.: 06725 - 2949

Mail: info@weingut-knewitz.de

Internet: www.weingut-knewitz.de

 

Weingutportrait von Manfred Beismann, Oktober 2023