Weingut Spreitzer, Oestrich-Winkel (Rheingau)

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Der Rheingau hat auch im November seine Reize. Dann färben sich in der „Wiege der deutschen Riesling-Kultur“ die Weinberge in einem facettenreichen Farbenspiel mit gelben, grünen, braunen und roten Tönen. Manchmal lädt aber ein trüber Regentag im Herbst nicht gerade zum Spaziergang durch die Weinberge ein. Dann besuchen sie eines der zahlreichen Spitzenweingüter der Region. Unser Tipp: Das VDP-Weingut Spreitzer in Oestrich-Winkel.

Das bereits seit 1641 bestehende Traditions-Weingut ist ein typischer Familienbetrieb, der inzwischen über eine stattliche Fläche von 22 Hektar verfügt. Über 95 % der Rebflächen sind mit Riesling bestockt. Daneben gibt es noch etwas Spätburgunder. Das Weingut wird heute von den Brüdern Andreas und Bernd Spreitzer geführt. Bevor wir uns am Probiertisch in der ultramodernen Vinothek niederlassen, lohnt sich ein kurzer Betriebsrundgang. Im mächtigen Kellergewölbe lagern zahlreiche Holzfässer, unter denen sich sehenswerte „Schmuckfässer“ aus wichtigen Stationen der Gutsgeschichte befinden. Hinter einem Schmiedegitter schlummern die Raritäten des Betriebs in der Schatzkammer.

Zurück in der wunderbaren Vinothek wenden wir uns dem aktuellen Sortiment des Weinguts Spreitzer zu, das überwiegend aus Rieslingen des hervorragenden Jahrgangs 2015 besteht. Die Kollektion ist seit diesem Jahr schlüssig nach der neuen, vierstufigen VDP-Klassifikation gegliedert:

 

-          Als Muntermacher wird der Riesling-Sekt Josef Spreitzer serviert. Der neun Monate auf der Hefe gereifte Schäumer hat eine cremige Textur und feine Perlage. Ein weicher Winzersekt für den gehobenen Anspruch. Weiter geht es mit der Visitenkarte des Weinguts, dem trockenen Guts-Riesling Josef Spreitzer. Im Jahrgang 2015 ein trinkanimierender Tropfen mit sechs Gramm Restzucker. Mit schönen Noten nach Pfirsich und Limonen steht ein rassiger Riesling für den täglichen Genuss bereit.  Bei den Ortsweinen fällt die Wahl zwischen dem Oestricher Muschelkalk und dem Hallgartener Buntschiefer schwer. Der Muschelkalk aus der Lage Lenchen wurde im Edelstahl ausgebaut und besticht durch Noten nach gelben Früchten, vor allem nach Mirabelle. Aktuell leicht im Vorteil ist der Buntschiefer. Im Holzfass gelagert und spontan vergoren stehen hier kräuterige Aromen im Vordergrund. Beide Ortsweine bieten bereits gute Qualität zum moderaten Preis.

 

-          Eine Etage höher präsentieren sich die „Alten Reben“ aus dem Oestricher Doosberg und der CHARTA Riesling. Der Doosberg mit seinen Böden aus Lehm, Löss und Quarzit und den 45 Jahre alten Reben verleihen dem Riesling eine cremige Textur, die von einer zarten Säure begleitet wird. Absoluter Favorit im Spreitzer-Sortiment ist auch 2015 der CHARTA Riesling. Bereits die wuchtige Nase offenbart das satte Volumen des Weins. Mit neun Gramm Restzucker, leichtem Holz-Touch und opulenter Kraft empfiehlt sich ein Riesling-Kraftpaket auf hohem Niveau.

 

-          Die drei Großen Gewächse bilden die Spitze der trockenen Qualitätspyramide. Aus 2015 kommt der noch etwas verschlossene Wisselbrunnen mit wuchtiger Nase und kräuterigem Erscheinungsbild. Ein Wein mit großem Entwicklungspotenzial. Der direkt am Weingut gewachsene Rosengarten aus 2015 ist aktuell der präsenteste Spitzenriesling. Rosige, dichte Nase. Am Gaumen fruchtige Eleganz mit zartem Schmelz. Noch aus dem Jahrgang 2014 präsentiert sich das Große Gewächs St. Nikolaus mit Ausbau in neuen Eichenholz-Stückfässern als expressiver Vertreter. Die Holznote und die spürbare Säure ergeben einen geradlinigen Riesling mit Charakter.

 

-          Bei den halbtrockenen Rieslingen steht zunächst der für den amerikanischen Markt positionierte Riesling 101 zur Verfügung. Ein leichter und süffiger Einstiegswein für unbeschwerten Trinkgenuss. Einen höheren Anspruch hat der halbtrockene Winkeler Jesuitengarten aus alten Reben. Süße Frucht mit Aromen nach Ananas und Litschi prägen den eleganten Wein.

 

-          Zum Abschluss genießt man zwei fruchtsüße Rieslinge aus 2015. Bereits die Spätlese aus dem Oestricher Lenchen besticht durch Spritzigkeit und reife Frucht. Der Riesling 303, eine besondere Traubenselektion aus dem Eisenberg, verfügt über ein perfektes Frucht-Säure-Spiel. Ein vielschichtiger Tropfen mit komplexer Frucht, Spannung und Mineralität.   

 

Das Weingut Spreitzer hat mit dem aktuellen Jahrgang eine außergewöhnlich gute Kollektion vorgestellt. Die Riesling-Phalanx zeigt vom Gutswein bis zu den Großen Gewächsen im trockenen Bereich wie auch im halbtrockenen und edelsüßen Segment eine durchgängig hohe Qualität bei gutem Preis-/Genuss-Verhältnis. Absolute Kaufempfehlungen geht an das Mittelsegment mit dem trockenen Oestricher Doosberg Alte Reben und dem CHARTA Riesling.

Wenn sie nach der Probe das schmucke Gutshaus aus der Jugendstilzeit wieder verlassen, hat der Regen garantiert aufgehört und sie können die Wanderung durch die Weinberge zum Schloss Johannisberg oder zum Schloss Vollrads nachholen. Bei den bunten Herbstfarben ein wahrer Genuss, genau wie die herrlichen Spreitzer-Rieslinge.

 

Kontaktdaten

Weingut Spreitzer

Rheingaustraße 86

65375 Oestrich-Winkel

Tel.: 06723/2625

Mail: info@weingut-spreitzer.de

Internet: www.weingut-spreitzer.de

 

Weingutportrait von Manfred Beismann, November 2016