2019  Spätburgunder Isteiner                                                            

Weingut am Klotz, Istein (Baden)

24 Euro

Sie besitzen ein VDP-Weingut am Kaiserstuhl, betreiben dort drei Restaurants und ein Hotel, führen eine Weinbar in Freiburg und ein Restaurant in Stuttgart. Und nicht zu vergessen: seit Jahrzehnten einen Weinhandel. Trotzdem ließ sich die Oberbergener Winzerfamilie Keller nicht lange bitten, als ihnen die Familie Reinecker aus Auggen ein Gemeinschaftsprojekt am Isteiner Klotz anbot. Das gemeinsame Weingut am Klotz wurde gegründet und die ersten Kollektionen vom markanten Kalkfelsen in den Verkehr gebracht.

 

Seinen Ursprung fand der Isteiner Klotz vor Millionen von Jahren, als aus einem Urmeer ein Korallenriff entstand. Nach dem Durchbruch des Oberrheingrabens unterspülte der Rhein den Fuß des Isteiner Klotz und gab ihm seine charakteristische Form, die heute als "Schiff" bezeichnet wird. Der spektakuläre Korallenkalkfelsen in einem Naturschutzgebiet war eine einmalige Gelegenheit, eine besondere Weinlage zum Leben zu erwecken. Womit sich wieder die Frage stellt: Macht die Lage oder der Winzer den (Spitzen-) Wein. Klar ist eines: Am besten ist es, wenn beides zusammenkommt. Und dies ist hier der Fall:

 

Der 2019er Spätburgunder Isteiner glänzt in transparentem Rubinrot. In der Nase Kalkstein, rote Pinot-Frucht, kühles Schoko-Eis-Konfekt und rauchige Noten. Am Gaumen unaufgeregte, klassische Eleganz. Das Kalkgestein spielt seine ganzen Vorteile aus. Ein harmonischer Pinot, der aber eine schöne Säure und dadurch Grip hat. So entsteht ein kühler Pinot mit Fließgeschwindigkeit.

Zur Unterstützung bei der Grünpflege werden im Weingut sechs Ouessant-Schafe eingesetzt. Sie stammen aus der Bretagne und sind die kleinste Schafrasse Europas. Bei der Neupflanzung im Gewann "Scherben" wurde eine Trockenmauer errichtet. Inzwischen ist dort ein Zauneidechsen-Männchen eingezogen. Natur und weinwirtschaftliche Nutzung können also durchaus voneinander profitieren.

 

Freunde naturnaher und kühler Pinots sollten sich das neue Weingut am Klotz merken. 

 

Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2023