2021 Spätburgunder Schweigener trocken VDP Ortswein
Weingut Jülg, Schweigen-Rechtenbach (Pfalz)
21,50 Euro
Das Weingut Jülg ist, neben Fritz Becker und Bernhart, eines der drei VDP-Weingüter, die in Schweigen-Rechtenbach ansässig sind. Direkt an der Grenze zu Frankreich gelegen und nur einen Steinwurf von elsässischen Wissembourg entfernt, verlaufen die Staatsgrenzen teilweise mitten durch die Weinberge. Aufgrund politischer Abkommen dürfen die deutschen Weingüter Trauben aus Weingärten sowohl aus Deutschland aber auch aus Frankreich ernten und verarbeiten.
In der Nase präsentiert sich der Wein zuerst etwas stoffig, was aber mit etwas Zeit an der Luft verfliegt. Es zeigen sich reife Pflaumen und ledrige Töne. Auch die Gerbstoffe kündigen sich an.
Bereits beim ersten Schluck übernehmen rote Früchte das Zepter, allen voran Sauerkirsche, die sich geradezu in den Unterkiefer tätowiert. Die Tannine sind, für einen doch eher jungen Spätburgunder, sehr mürbe und eher mitschwingend als vordergründig. Auch die Säure hält sich auf einem moderaten Level. Der Wein ist im Mund sehr saftig. Es zeigt sich eine leichte Süße, was die Vermutung zulässt, dass man sich hier im am oberen Rand von Trocken bewegt hat. Gerade beim zweiten oder dritten Glas wünscht man sich dann doch etwas mehr Säure.
Am mittellangen, durchaus sehr schmeichelnden Abgang zeigt sich dann die Säure wieder etwas mehr, hinzu kommen rotbeerige Anklänge.
Alles in allem ein gelungener, bereits trinkreifer Ortswein, der seinem Anspruch gerecht wird. Gerade Weintrinkern, die sich der Rebsorte Spätburgunder/Pinot Noir etwas annähern möchten und sich von der oftmals griffigen Säure die diese Rebsorte mit sich bringt abschrecken lassen, ist der Wein sehr zu empfehlen.
Als Begleiter für Wildgerichte wie Hirsch, Wildschwein oder Gams macht dieser Spätburgunder sicherlich eine gute Figur.
Weinempfehlung von Steffen Herzel, Januar 2024
2020 Spätburgunder „Der Abt“
Weingut Kloster Marienthal, Dernau (Ahr)
28 Euro
Augustinermönche gründeten 1137 das Kloster Marienthal und pflanzten die ersten Weinreben. Es ist damit eines der ältesten Weingüter in Deutschland. 1925 wurde es zur Staatlichen Weinbaudomäme und ist im Jahre 2004 an die Klostergemeinschaft, bestehend aus den Weingütern Meyer-Näkel, Brogsitter, der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr sowie der Weinmanufaktur Dagernova, verkauft worden.
Das Weingut Kloster Marienthal, pittoresk am Rotweinwanderweg gelegen, ist
mit einem atemberaubenden Blick auf die Weinreben in jeder Hinsicht ein Juwel.
Das alte Gemäuer mit modernem Flair bietet dem Betrachter eine einzigartige Atmosphäre und lädt bei einem Glas Rotwein mit einem leckeren Flammkuchen zum Verweilen ein. Aber nun zum Wein……
„Der Abt“ ist ein Bilderbuch-Spätburgunder und sicherlich der beste Rotwein des Weinguts Kloster Marienthal. Wie sein Name schon verrät, ist er nach der Rangfolge der Ämter im Kloster der Höchste oder auch der Wertigste.
Im Glas strahlt ein dunkles Rubinrot mit blutroten Reflexen. Schlieren, auch Kirchenfenster genannt, rinnen sichtbar am fein geschliffenen Glas entlang. Beim ersten Schluck schmeckt man vordergründig Schlehe und Dörrpflaume mit einem Hauch Johannisbeere sowie dunkle rote Früchte. Wohlige Wärme breitet sich aus, wohl auch den 14 Prozent Alkohol geschuldet. Perfekt eingebundenes Holz verbreitet einen süßlichen Blend, bestehend aus Tabak, Würze, Druck und Power. Ein fantastisches Finish mit leicht ledrigem Abgang und Asphaltabrieb sorgen für ein unvergessliches Geschmackserlebnis.
Der 2020er Spätburgunder „Abt“ ist noch sehr jung und gehört in jeden ambitionierten Weinkeller. In einigen Jahren gehört er sicherlich zu den besten Weinen im Ahrtal und das mit einem grandiosen Preis-/ Genuss-Verhältnis. Meine Frau und ich werden uns auf jeden Fall noch eine Kiste dieses Ausnahmeweines in den Keller legen. Für lange behagliche Winterabende vor dem Kamin!
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, September 2024
2020 Spätburgunder Schweigener Kalkmergel VDP Ortswein
Weingut Bernhart, Schweigen-Rechtenbach (Pfalz)
18,50 Euro
Das Weingut Bernhart, in der 4. Generation von Sabine und Gert Bernhart geführt, ist bekannt für seine außerordentlichen weißen und roten Burgunder. Zwei Drittel der Weinberge liegen auf Elsässischen Gebiet und sind teilweise seit 100 Jahren im Familienbesitz. Eine persönliche Weinprobe vor Ort, meistens geleitet von Sabine Bernhart, ist immer wieder ein Erlebnis.
Der Wein ist noch ziemlich von Gerbstoffen geprägt, die sich bereits in der Nase bemerkbar machen. Hinzu kommen Aromen von roten Beeren, Leder, Tabak, Piment und Kardamom. Der Wein ist eher verschlossen, jedoch lässt sich bereits eine gewisse Komplexität herausriechen.
Im Mund zeigt sich ein eher schlanker Körper mit einer vergleichsweise moderaten Säure. Die Fruchtnoten stehen hinter den eher grünlichen, an Paprika und rohen grünen Bohnen erinnernden, noch ziemlich griffigen Gerbstoffen zurück. Trotzdem zeigt der Wein eine gewisse Frische. Er hat eine gute Struktur und packt im Gaumen schon ziemlich zu. Mittellanger, auch hier wieder vom Gerbstoff geprägter Abgang mit einer dezenten Restsüße.
Ein Spätburgunder dem sicherlich noch 2-3 Jahre Flaschenreife sehr guttun. Im Moment noch etwas unaufgeräumt und verschlossen. Gleichzeitig lässt sich bereits jetzt ziemliches Potenzial erkennen. Wer es kantig und holzig mag, kann das gerne schon jetzt trinken. Wer etwas Zeit mitbringen kann, ist sicherlich in ein paar Jahren um jede noch nicht vorher geöffnete Flasche froh.
Passt gut zu Schmorgerichten mit dunklen Soßen wie Rouladen mit Rotkohl oder auch Ochsenbäckchen. Trinken ab 2026/2027.
Weinempfehlung von Steffen Herzel, September 2023
2019 Spätburgunder Isteiner
Weingut am Klotz, Istein (Baden)
24 Euro
Sie besitzen ein VDP-Weingut am Kaiserstuhl, betreiben dort drei Restaurants und ein Hotel, führen eine Weinbar in Freiburg und ein Restaurant in Stuttgart. Und nicht zu vergessen: seit Jahrzehnten einen Weinhandel. Trotzdem ließ sich die Oberbergener Winzerfamilie Keller nicht lange bitten, als ihnen die Familie Reinecker aus Auggen ein Gemeinschaftsprojekt am Isteiner Klotz anbot. Das gemeinsame Weingut am Klotz wurde gegründet und die ersten Kollektionen vom markanten Kalkfelsen in den Verkehr gebracht.
Seinen Ursprung fand der Isteiner Klotz vor Millionen von Jahren, als aus einem Urmeer ein Korallenriff entstand. Nach dem Durchbruch des Oberrheingrabens unterspülte der Rhein den Fuß des Isteiner Klotz und gab ihm seine charakteristische Form, die heute als "Schiff" bezeichnet wird. Der spektakuläre Korallenkalkfelsen in einem Naturschutzgebiet war eine einmalige Gelegenheit, eine besondere Weinlage zum Leben zu erwecken. Womit sich wieder die Frage stellt: Macht die Lage oder der Winzer den (Spitzen-) Wein. Klar ist eines: Am besten ist es, wenn beides zusammenkommt. Und dies ist hier der Fall:
Der 2019er Spätburgunder Isteiner glänzt in transparentem Rubinrot. In der Nase Kalkstein, rote Pinot-Frucht, kühles Schoko-Eis-Konfekt und rauchige Noten. Am Gaumen unaufgeregte, klassische Eleganz. Das Kalkgestein spielt seine ganzen Vorteile aus. Ein harmonischer Pinot, der aber eine schöne Säure und dadurch Grip hat. So entsteht ein kühler Pinot mit Fließgeschwindigkeit.
Zur Unterstützung bei der Grünpflege werden im Weingut sechs Ouessant-Schafe eingesetzt. Sie stammen aus der Bretagne und sind die kleinste Schafrasse Europas. Bei der Neupflanzung im Gewann "Scherben" wurde eine Trockenmauer errichtet. Inzwischen ist dort ein Zauneidechsen-Männchen eingezogen. Natur und weinwirtschaftliche Nutzung können also durchaus voneinander profitieren.
Freunde naturnaher und kühler Pinots sollten sich das neue Weingut am Klotz merken.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2023
2018 Spätburgunder (Pinot Noir) Assmannshausen Weingut Dr. Corvers-Kauter, Oestrich-Winkel (Rheingau)
28 Euro
Das Anbaugebiet Rheingau hat traditionell einen hohen Anteil an Top- Weingütern. Umso höher ist die Leistung des Weinguts Corvers-Kauter zu bewerten, das in den letzten Jahren Schritt für Schritt in die Gebietsspitze vorgedrungen ist. Den letzten Schub gab eine deutliche Flächenerweiterung, bei der Spitzenlagen von Langwerth von Simmern dazu gewonnen werden konnten. Damit bewirtschaftet der Betrieb inzwischen 37 Hektar. Durch den Einstieg des Juniors und Geisenheim-Absolventen Phillip ist die langfristige Fortführung des Weinguts gesichert. Paradedisziplin im Rheingau ist traditionell der Riesling. Wenn aber der Name Assmannshausen fällt, denkt jeder Weinfreund sofort an die legendären Spätburgunder-Lagen.
So probieren wir heute den 2018er Pinot Noir Assmannshausen, der in transparentem Rubinrot ins Glas fließt. In der Nase rote Johannisbeeren, etwas Schlehe und vegetabile Noten. Im Mund überzeugen die wunderbare Harmonie und die leichte Eleganz des hervorragend gereiften Burgunders. Aromen nach Johannisbeere, Schiefer und etwas Schokolade. Weiche Tannine und ein sanfter Säurenerv unterstützen den Trinkfluss. Der Pinot hat einen guten Druck am Gaumen und einen langen Nachhall. Ein wunderbarer Spätburgunder in bester Assmannshauser Tradition.
Der Pinot verstärkt die Vorfreude auf unseren bevorstehenden Besuch bei Corvers-Kauter im Herbst 2024. Neben den Weinen können wir dabei hoffentlich auch das exquisite Speisenangebot im angegliederten Weingarten genießen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2024
2018 Spätburgunder Affolter VDP Erste Lage
Weingut Münzberg, Godramstein (Pfalz)
28,00 Euro
Das Weingut Münzberg, ganz in der Nähe von Landau am Rande des Pfälzer Örtchens Godramstein gelegen, hat sich auf die Herstellung von Burgundersorten spezialisiert. Eine Besonderheit sind die dort zu findenden, sehr kalkhaltigen Böden, die den Weinen Würze und Frische geben. Geführt wird das Weingut von Gunter und seinem Sohn Friedrich Keßler.
Direkt beim ersten Riechen bemerkt man die Vielschichtigkeit des Weines. Kirschen, Aromen von dunklen Beeren, Pflaume und ein leichter Anklang von Brotkruste werden von den gut eingebundenen Tanninen abgerundet.
Fruchtaromen und Gerbstoffe packen am Gaumen richtig zu. Gleichzeitig ist der Wein sehr frisch, schlank und glasklar strukturiert. Mundwässernd und immer zum nächsten Schluck animierend merkt man dem Wein den eher hohen Alkoholgehalt mit 14 Vol. Prozent nicht an.
Langer zupackender Nachhall, der auch Minuten später noch Aromen zu Tage fördert. Der Wein bleibt einem, im positiven Sinne, buchstäblich im Hals kleben.
Im Moment in einem super Trinkfenster, ist der Wein trotz aller Kraft nie aufdringlich. Die tolle Struktur zieht sich von vorne bis hinten durch.
Passt perfekt zu dunklem Wildfleisch. Gams, Hirsch, Wildschwein.
Weinempfehlung von Steffen Herzel, Februar 2024
2018 Spätburgunder
Weingut Martin Schwarz, Meißen (Sachsen)
29 Euro
Das Weingut Martin Schwarz ist derzeit der beste Betrieb im Anbaugebiet Sachsen. Dies hat auch der dortige Regionalverband des VDP erkannt und den Vollblutwinzer in den Eliteverband aufgenommen. Wenngleich das Weingut Schwarz vor allem durch seine Weißweine - insbesondere die Rieslinge - bekannt ist, so hat er auch ein Händchen für Rotweine.
Im sonnigen Jahrgang 2018 gab es erstmals einen reinsortigen Spätburgunder. Martin Schwarz konnte auf der linken Seite der Elbe einen Weinberg mit alten Reben pachten. Dazu kamen Trauben aus dem Radebeuler Friedstein. Der Spätburgunder reifte 16 Monate im Holzfass.
Der Burgunder fließt in dunklem Rubinrot ins Glas. In der Nase eine mollige, ausladende Frucht. Am Gaumen volle Fruchtaromen von reifen Kirschen und Himbeeren. Im weiteren Verlauf auch dunkle, ätherische Kräuternoten und etwas Schlehe. Der Spätburgunder hat eine barocke, lebenslustige Statur. Dazu kommen Frische und Eleganz. Der Spätburgunder von Martin Schwarz ist sicher einer der besten Rotweine Sachsens.
Der langjährige Kellermeister im Schloss Proschwitz hat sich mit seinem eigenen Weingut einen Traum erfüllt. Und die Aufnahme in den VDP verdeutlicht endgültig, dass diese Entscheidung richtig war. Die Weinszene in Sachsen kann stolz auf seinen neuen Star sein.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2022
2018 Spätburgunder Obergrombacher Michaelsberg „Elysium“
Weingut Bosch (Edition HP Pott), Kronau (Baden)
25 Euro
Der Geist ist willig, der Korkenzieher schwach. Wenn man den neuen Jahrgang des Elysiums in den Händen hält, öffnet man umgehend die Flasche. Wohl wissend, dass der Spätburgunder von Mikrowinzer HP Pott erst fünf Jahre nach der Lese seinen Höhepunkt erreichen wird. Beim 2018er Elysium aus dem badischen Kraichgau sind jetzt gerade 2,5 Jahre seit der Lese vergangen:
Der transparente Spätburgunder fließt in leuchtendem Rubinrot ins Glas. Vor dem Probieren sollte man dem Pinot noch etwas Luft lassen, damit er sich entfalten kann. In der Nase entwickeln sich dann zunehmend eher gemüsige als fruchtige Noten. Der Burgunder ist leicht rauchig und zeigt Aromen nach Leder, Gehölzen und eine herbe Frische. Am Gaumen dominiert ein fester, fast mystischer Gesamteindruck mit straffer Säure. Die dunkle Komplexität fächert sich auf in Noten nach roter Johannisbeere, Brombeere, mildem Paprika, Holunder, Grafit, Bitterschokolade und Eiskonfekt. Ein harmonischer Spätburgunder mit wertigem Anspruch.
Hätte ich den jungen Elysium noch einige Jahre ungeöffnet im Keller verstecken sollen? Jein. Natürlich hat der 2018er Elysium noch Entwicklungspotenzial. Die Bewertung ist insofern ein gut begründbarer Hoffnungswert. Andererseits schmeckt ein guter Wein in jedem Entwicklungsstadium. Und HP Pott hat für post-pandemische Zeiten auch eine Elysium-Vertikale ab 2010 angekündigt. Ob der von Experten hochgelobte Rotwein-Jahrgang 2018 dann an der Spitze steht, lässt sich noch nicht beurteilen. Meine Messlatte liegt beim Jahrgang 2015. Das Rennen ist offen.
Jedenfalls muss man bei der Beurteilung eines Spätburgunder-Jahrgangs im Kraichgau seit 2010 den Elysium von HP Pott verkosten, um ein vollständiges Bild über die Spitzenweine in der Region zu haben.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2021
Ich war gespannt auf den 2018er Spätburgunder Terra Sigma vom Kraichgauer Weingut Bosch. Denn letzte Woche katte mich bereits der Basis-Spätburgunder aus dem Hause Bosch geflasht. 2018 war eben ein sehr guten Rotwein-Jahrgang.
Betriebsleiter Andreas Braunecker verwendet für den „Terra Sigma“ Trauben aus drei verschiedenen Böden: Löss, Kalkmergel und Posidonienschiefer. Der Spätburgunder wird 18 Monate im Barriquefass ausgebaut.
Der 2018er Terra Sigma fließt in dunklem Rubinrot ins Glas. Die Nase wird von Noten nach Johannisbeeren und reifen Brombeeren dominiert. Am Gaumen könnte man den Pinot wegen der Schiefer-Aromatik fast für einen Spätburgunder von der Ahr halten. Die Tannine sind noch spürbar, werden sich aber bald in den vielschichtigen Aromen-Reigen einbinden. Kirsche, Waldbeeren, Grafit und Milchschokolade kleiden den Mundraum vollständig aus. Ein überaus eleganter Spätburgunder, dessen feine Säure trinkanimierend wirkt. Der Terra Sigma ist 2018 wieder einer der großen Spätburgunder aus dem Kraichgau.
Der Terra Sigma eignet sich hervorragend als Speisebegleiter zu rotem Fleisch. Ich empfehle etwa Rinderfilet mit Kartoffel-/Sellerie-Püree.
Der 2018er Terra Sigma kommt jetzt in den Verkauf. Der Top-Wein des Weinguts Bosch ist zwar bereits trinkreif, wird in den nächsten Jahren aber durch Flaschenreife weiter zulegen. Solange können sie sich mit den anderen bärenstarken Rotweinen aus dem Weingut Bosch langsam zum Spitzenburgunder herantrinken. Zum Wohl!
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2022
Seit Jahrzehnten eine sichere Bank für Burgunder ist das Kaiserstühler Weingut Michel in Achkarren. Mit ausgezeichneten Weinen aus der Paradelage Achkarrer Schlossberg hat sich der Betrieb die Aufnahme in den Elite-Verband VDP redlich verdient. Und nachdem die junge Generation auch ins Weingut eingestiegen ist, dürfte die Erfolgsgeschichte des Weinguts weitergehen. Zumeist stehen bei Josef Michel die weißen Burgunder wie Grauburgunder, Weißburgunder und Chardonnay im Blickpunkt. Aber auch die Spätburgunder zeigen außergewöhnliche Qualität bei immer noch moderaten Preisen, wie der 2018er Alte Reben beweist.
Der Pinot stammt aus über 25 Jahre alten Anlagen. Es folgt Maischevergärung und 12-monatige Lagerung in gebrauchten Barriquefässern aus französischer Eiche. Der Pinot zeigt eine dichte, dunkelrote Farbe. In der Nase rauchige Noten und rote Beerenfrüchte. Am Gaumen wunderbare, intensive Fruchtsüße nach roten Johannisbeeren und reifen Kirschen. Warme Mineralität und harmonische Säure. Es folgen Schoko-Noten und wieder etwas Rauch. Ein rundum ausbalancierter Tropfen mit Anspruch. Als Speiseempfehlung hat sich Truthahnbraten mit Knödeln bewährt.
In dieser Preisklasse dürften die Alten Reben von Josef Michel in Deutschland kaum Konkurrenz haben.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2022
2018 Spätburgunder Gipskeuper
Weingut Vincon-Zerrer, Oberderdingen-Großvillars (Württemberg)
14,50 Euro
In Württemberg werden nicht nur die Lemberger ständig besser, auch herausragende Spätburgunder finden sich im Schwabenland immer öfter. Nicht nur in der Spitze, wie bei Schnaitmann in Fellbach oder Dautel in Bönnigheim, auch in der zweiten Reihe gibt es positive Überraschungen. Wie beim Weingut Vincon-Zerrer, den Newcomern aus Oberderdingen-Großvillars.
Beim 2018er Spätburgunder Gipskeuper gelang durch Handlese, sechs Wochen Maische, Spontangärung mit eigenen Wildhefen und 18-monatigem Ausbau im Barrique-Fass ein eindrucksvoller Pinot. Der Burgunder aus der Lage Soosberg leuchtet in ganz dunklem Rubinrot. In der Nase Johannisbeere und etwas Rauch. Am Gaumen extraktreiche Dichte und komplexe Struktur. Aromen nach Johannisbeeren, Cassis, Holunder und Graphit verbinden sich zu einem vollmundigen Burgunder mit leicht bitteren, aber auch süßen Noten. Kraftvolle Harmonie mit gut eingebundenen Tanninen und immenser Länge.
In 2018 hat das Weingut Vincon-Zerrer herausragende Rotweine im Sortiment. Nach den Lembergern kann auch der Spätburgunder aus dem Gipskeuper voll überzeugen. Man wird sich den Namen Vincon-Zerrer merken müssen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2020
Vollblutwinzer Andreas Braunecker vom Kraichgauer Weingut Bosch hat schon öfter ein Händchen für guten Rotwein bewiesen. Typisches Beispiel ist die anspruchsvolle Rebsorte Spätburgunder. Neben dem Spitzenburgunder Terra Sigma hat Braunecker noch den Spätburgunder Esprit im Sortiment. Für deutlich weniger als einen Zehner hat dieser Basiswein aus 2018 eine erstaunliche Qualität.
Der 2018er Esprit leuchtet in edlem Granatrot. Die Nase empfängt den Weinfreund mit roten Beerenaromen und sanften Holznoten. Am Gaumen meistert der Pinot spielend die entscheidende Messlatte für guten Spätburgunder: die Eleganz. Der in gebrauchten Barriques ausgebaute Pinot zeigt eine ausgeprägte Frucht nach süßen Kirschen und roten Johannisbeeren. Daneben etwas Grafit, Schokolade und milder Pfeffer. Der Burgunder verfügt über weiche Gerbstoffe, runden Schmelz, eine unheimliche Tiefe und einen trinkanimierenden Säurenerv. Jeder Schluck fordert den nächsten Schluck.
Der Pinot ist ein idealer Speisebegleiter zu Wildgerichten. In dieser Preisklasse gibt es in Deutschland wenig bessere Spätburgunder. Im Weingut Bosch finden sie aktuell eine schöne Auswahl an Rotweinen der Jahrgänge 2017 und 2018. Diese Weine erreichen jetzt ihr ideales Trinkfenster. Ein Besuch in Kronau lohnt sich!
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2021
2017 Spätburgunder
Bombacher Sommerhalde
GG
Weingut Bernhard Huber, Malterdingen (Baden)
45 Euro
In jedem Jahr ist es ein besonderes Erlebnis, die Großen Gewächse im Weingut Bernhard Huber zu verkosten. Das ist bei Julian Huber nicht anders als bei seinem Vater Bernhard. Der Verkoster spürt das penible Bestreben, aus jedem Jahrgang das Optimale herauszuholen. Das Ergebnis sind individuelle Spätburgunder von internationaler Klasse. Mein persönlicher Favorit ist in den meisten Jahrgängen das GG aus der Bombacher Sommerhalde.
Die Bombacher Sommerhalde liegt am östlichen Rand des Breisgaus. Die Sommerhalde ist eine Süd-Ost-Lage. Die Reben wachsen auf einer Höhe zwischen 240 und 300 Metern. Der Boden ist von rötlichen eisenhaltigen Muschelkalkadern durchzogen.
Die Bombacher Sommerhalde aus 2017 fließt in einem hellen Rubinrot ins Glas. In der Nase zeigt das Große Gewächs Gewürznoten wie Pfeffernuss und Muskat. Dazu kommen dezente Fruchtaromen, leichte Reduktion und florale Anklänge. Dabei bleibt alles feingliedrig und elegant. Dieser Eindruck setzt sich am Gaumen fort. Hinzu kommen nun deutliche Aromen nach roter Johannisbeere, eine unheimliche Tiefe und Komplexität. Der Pinot besticht durch einen belebenden, vitalisierenden Grundtenor, der den Spätburgunder sehr trinkfreudig werden lässt. Ein harmonisches Gesamtkunstwerk, das die Mineralik der Böden, das hochwertige Rebmaterial und das geniale Können des Winzers perfekt vereint.
Julian Huber bleibt beim Spätburgunder das Maß aller Dinge in Baden.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2022
2017 Spätburgunder
Oberrotweiler Kirchberg GG
Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen (Baden)
45 Euro
Seit Friedrich Keller die Weinbereitung im Kaiserstühler Traditionsweingut Franz Keller übernommen hat, gewinnen die Spätburgunder des Hauses an Eleganz und Finesse. Hohe Alkoholgehalte sind Vergangenheit im VDP-Betrieb. Jedes Jahr stellt das Weingut eine Phalanx mit Spätburgunder-GGs vor, die individuell nach den Stärken der Einzellagen ausgebaut werden.
Der Oberrotweiler Kirchberg ist westlich exponiert und steht unter dem Einfluss der Burgundischen Pforte. Die Böden haben einen hohen Gesteinsanteil mit kalkhaltigem, vulkanischem Schotter. Der 1975 angelegte Weinberg ist immer etwas kühler als die anderen GG-Lagen von Franz Keller. Der 2017er Kirchberg ist wieder ein typischer Vertreter seiner Lage. Zunächst zurückhaltend und eher unspektakulär entwickelt sich innerhalb einer halben Stunde nach Flaschenöffnung ein Burgunder von tiefer Eleganz. Der eher feminine, zarte Burgunder bringt florale Aromen und Nuancen nach hellroten Früchten hervor. Das Holz ist gut eingebunden. Der Kirchberg-Spätburgunder ist im Vergleich zum Eichberg oder zum Schlossberg eher ein ruhiger Gebirgsbach als ein tosender Wasserfall.
Friedrich Keller hat die Weine des Weinguts Franz Keller ganz nah an die badische Spitze gerückt. Zusammen mit seinem „Weinkumpel“ Julian Huber stehen die inzwischen erwachsenen Jungwinzer für das neue Baden.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2022
Im badischen Weingut Bernhard Huber ist Vieles anders. Nicht nur, dass die Weine aus Malterdingen wesentlich besser schmecken als in den allermeisten deutschen Weingütern. Auch der Einstiegswein wird im Hause Huber eher in kleiner Auflage produziert. Früher wurde der Basis-Spätburgunder unter der Bezeichnung „Junge Reben“ abgefüllt und aus Trauben von bis zu 12 Jahren jungen Anlagen gewonnen. Der heutige Spätburgunder wird als VDP-Ortswein ohne großes Marketing vor allem an Privatkunden verkauft. Die weitaus größeren Mengen gehen beim Weingut Huber in die hochwertigeren Kategorien. Davon können andere Weingüter nur träumen.
Der 2017er Spätburgunder beweist, dass Julian Huber bereits in diesem Basissegment einen wunderbaren Pinot in die Flasche bringt. Der Burgunder fließt in einem transparenten Hellrot ins Glas. Die Nase erfasst sofort eine tiefe, intensive Frucht nach roten Johannisbeeren. Danach folgen leicht rauchige Aromen. Am Gaumen überzeugt ein nun trinkreifer Spätburgunder, der neben den dominierenden Fruchtaromen eine feste Struktur und eine belebende Säure aufweist. Die lebendige Frische sorgt für einen guten Trinkfluss. Neben der Johannisbeere zeigen sich versteckte Feuerstein-Noten, etwas Holunder und milder Paprika. Schon dieser Basiswein besticht durch Eleganz und Harmonie. Ein hochwertiger Trinkgenuss, den man sich sehr gut leicht gekühlt zu einem saftigen Steak vorstellen kann.
Nach diesem grandiosen Einstieg in die Huber-Spätburgunder freue ich mich schon auf die höherwertigen Spätburgunder von Julian Huber (Malterdinger, Alte Reben und die Lagen-GGs), die noch in meinem Keller reifen. Burgunder-Herz, was willst du mehr.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2022
2016 Spätburgunder Dernauer Pfarrwingert GG
Weingut Meyer-Näkel, Dernau (Ahr)
54 Euro
Ein Spätburgunder, der zu den absoluten Top-Spätburgundern Deutschlands gehört. Obwohl er beim deutschen Rotweinpreis 2018 „nur“ den dritten Platz gemacht hat, verfügt er über eine Komplexität, die seinesgleichen sucht. Eine zarte Nase nach roten Früchten, der beim ersten Schluck ein Fruchtmix von Schlehen, Sauerkirschen und Walderdbeeren folgt.
Unterlegt von eingebundenem Tannin und einer betörenden, aber nicht dominierenden süßen Note. Im Abgang ist die Süße weg und es folgt ein langer Nachhall nach Tabak mit Tanninen.
Weinempfehlung von Andreas Görtz, Juli 2019
Als Weintrinker sollte man Geduld aufbringen. Kurz gesagt: Mehr Geduld, mehr Genuss. Dies gilt in erster Linie für hochwertige Rotweine. So erreichen auch die im Barrique gereiften Rotweine des badischen Spitzenwinzers Thomas Seeger frühestens nach fünf Jahren ihren optimalen Trinkgenuss.
Gerade die berühmten Spätburgunder von Thomas Seeger profitieren von einigen Jahren Flaschenreife. So haben wir mit dem 2016er GG Spermen jetzt - über sieben Jahre nach der Ernte -einen guten Trinkzeitpunkt erreicht. Das Gewann Spermen liegt im Leimener Herrenberg, der mit seinem sandigen Löss und dem Muschelkalk beste Voraussetzungen für Spitzen-Pinots hat.
Der Spätburgunder fließt in leuchtendem Rubinrot mit etwas helleren Rändern ins Glas. Die Nase zeigt komplexe Fruchtaromen nach roten Beeren und Kirschen. Dazu kommen Holunder, grüner Paprika und Kräuter. Am Gaumen entfaltet sich ein harmonischer Pinot mit ausbalancierter Finesse. Durch die herbe Frische, weiche Tannine und den lebendigen Säurenerv bleibt der Spätburgunder druckvoll und vital. Am Gaumen vielschichtige Noten nach Johannisbeere, Paprika, Schokolade, Minze und Würze. Das GG überzeugt mit einem langen Abgang.
Nur wenige Weingüter haben in Deutschland eine so große Jahrgangstiefe, dass die Weine zum optimalen Trinkzeitpunkt dort gekauft werden können. Für einen optimalen Weingenuss lohnt es sich also, sich einen üppigen Weinkeller aufzubauen oder einen größeren Weinkühlschrank anzuschaffen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2024
2016 Spätburgunder Obergrombacher Michaelsberg „Elysium“
Weingut Bosch (Edition HP Pott), Kronau (Baden)
29,90 Euro
Die Erfolgsstory von Mikrowinzer HP Pott und seinem Elysium-Projekt geht weiter. Bei der Verkostung einer Elysium-Vertikale im Sommer 2018 hatte ich dem jungen Jahrgang 2016 noch deutliches Entwicklungspotenzial prophezeit. Bereits damals war zu erkennen, dass der Spätburgunder aus 2016 dem Traumjahrgang 2015 sehr nahekommen wird. Diese Einschätzung wird durch die aktuelle Nachverkostung Anfang 2020 bestätigt. HP Pott ist in diesem - nicht einfachen - Jahrgang wieder einer der besten Spätburgunder im Kraichgau gelungen.
Der 2016er Pinot aus dem Obergrombacher Michaelsberg erscheint in mittlerem Rubinrot. Die Nase ist im Jahrgang 2016 deutlich dichter und komplexer als 2014. Noten nach dunklen Beeren, Schokolade und Fleisch wechseln sich ab. Am Gaumen zeigen sich weitgehend gezähmte Tannine und eine ausgewogene Harmonie. Waldbeeren und Brombeeren sind mit leicht rauchigen Noten unterlegt. Es folgen Mokka-Aromen mit einem kaum spürbaren Vanille-Touch. Die angenehm milde Säure sorgt für Frische und guten Trinkfluss. Das Holz ist inzwischen sehr gut eingebunden. Seidige Eleganz und schöner Nachhall vollenden das Geschmackserlebnis.
Bei Mikrowinzer HP Pott zahlen sich die außergewöhnliche Akribie in der Weinbergarbeit und sein Wissensdurst im Kontakt zu Winzerkollegen von Jahrgang zu Jahrgang mehr aus. Der Elysium ist unter Insidern im Kraichgau längst eine feste Adresse, wenn es um herausragenden Spätburgunder geht. Für die nächsten Jahrgänge ist beim Elysium noch Einiges zu erwarten.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2020
2016 Spätburgunder Heilbronner Stiftsberg
Junges
Schwaben
Weingut Kistenmacher-Hengerer (Württemberg)
24 Euro
Hans Hengerer ist einer der leisen Winzer im Ländle. Zudem kommt er aus dem Unterland, das primär durch Winzergenossenschaften geprägt ist und in Württemberg meist im Schatten des Remstals steht. Bekanntheit erlangte das Weingut Kistenmacher-Hengerer durch seine Mitgliedschaft in der Winzergruppe Junges Schwaben. Von den fünf Winzern dieser Gruppe sind inzwischen immerhin drei Mitglied des VDP Württemberg. Jedes Weingut der Winzergruppe stellt jährlich einen Wein seiner Parade-Rebsorte als „Junges Schwaben“-Wein vor. Bei Hans Hengerer ist das ein Spätburgunder.
Der 2016er Spätburgunder wächst im Heilbronner Stiftsberg auf Keuper-Verwitterungsböden, wird von Hand gelesen, auf der Maische vergoren und reift im kleinen Holzfass. Als ich den Wein vor etwa drei Jahren kaufte, war er für einen Spitzenwein noch etwas „dünn“. Inzwischen erkennt man in dem “Junges Schwaben“-Wein das hohe Niveau.
Typisch für die Rebsorte zeigt sich der Pinot in einem transparenten Kirschrot. In der Nase etwas Zwetschge, Veilchen, Brombeere und Vanille. Am Gaumen überrascht der Burgunder mit reifen Gerbstoffen und einer prägenden Pfeffrigkeit. Dahinter entwickeln sich reife Brombeere, Kirsche, etwas Johannisbeere, Gewürze und Nelke. Die große Klasse des Spätburgunders von Hans Hengerer ergibt sich aber in der Gesamtkomposition, seiner Eleganz und Feinheit. Gute Struktur, Komplexität und Länge.
Das Weingut Kistenmacher-Hengerer erzeugt Rotweine, die erst nach einigen Jahren ihre ganze Klasse zeigen. Wer die Geduld zum Lagern aufbringt, wird mit vorzüglichen Weinen belohnt.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2022
Frei übersetzt bedeutet „Terra Sigma“ in etwa die Summe der Erde. Und tatsächlich wird der gleichnamige Spätburgunder des Kraichgauer Weinguts Bosch aus drei verschiedenen Böden assembliert: Löss, Kalkmergel und Posidonienschiefer. Der Spitzenburgunder lagert 18 Monate im Barriquefass. Betriebsleiter Andreas Braunecker hat nach dem Traumjahr 2015 mit dem Folgejahrgang noch eine Schippe draufgelegt.
Der Terra Sigma zeigt ein tiefes Rubinrot. In der Nase entdeckt der Genießer dunkle Waldbeeren, reife Brombeeren und Schokoeis-Konfekt. Am Gaumen ist der Terra Sigma etwas straffer als im Vorjahr mit Grip und Säurestrang. Es folg intensive rote Beerenfrucht, etwas Pflaume, Kirsche, Holunder und Bleistiftspitze. Harmonische Eleganz und dynamische Präsenz. Ein trinkiger Pinot auf hohem Niveau.
Zu einem guten Stück Lamm oder solo vor dem Kamin macht der 2016er jetzt - mehr als vier Jahre nach der Lese - eine sehr gute Figur. Der Pinot kann aber auch noch einige Jahre reifen.
Inzwischen hat sich der Terra Sigma in der Spitzengruppe der Kraichgauer Spätburgunder fest etabliert. Überhaupt gewinnen die Rotweine aus dem Hause Bosch von Jahr zu Jahr an Format.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2021
2016 Spätburgunder Jagdhaus Hubertus
Weingut Knapp, Baden-Baden (Baden)
11,50 Euro
Es ist das einzige Weingut im engeren Stadtgebiet von Baden-Baden: Das Weingut Knapp wurde erst 2005 gegründet. Eigentümer Heinz Knapp ist jedoch kein Weinbau-Novize. Der Architekt betrieb in Frankreich bereits seit 1986 ein eigenes Weingut in der Haute-Provence. In Baden-Baden begann Knapp mit Flächen im Westen beim Jagdhaus Hubertus. Dazu kamen Lagen an der Eckbergkapelle, dem Silberbuckel und dem Schafberg sowie am Mauerberg in Neuweier.
Der 2016er Pinot Noir vom Jagdhaus Hubertus fließt in transparentem Rubinrot ins Glas. In der Nase frische Pinot-Aromen. Am Gaumen ein unheimlich weicher und harmonischer Burgunder. Es ist kaum zu glauben, dass der Pinot nur 0,2 Gramm Restzucker hat. Runde Beerenaromen nach süßer Kirsche und roter Johannisbeere. Dazu etwas Holunder. Gut gereifte und sanfte Gerbstoffe. Ein klassisch deutscher Spätburgunder ohne Ecken und Kanten.
Wer beerige und seidige Spätburgunder sucht, ist im Weingut Knapp an der richtigen Adresse. Bei seinen Neupflanzungen setzt Heinz Knapp mit Grünem Veltliner und Traminer zudem neue Akzente. Baden-Baden hat also mehr zu bieten als heilendes Wasser.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2020
2015 Spätburgunder Laumersheimer Kirschgarten
Weingut Zelt, Laumersheim (Pfalz)
28 Euro
Es ist schon erstaunlich, welche Rotwein-Kompetenz sich in dem kleinen Weindorf Laumersheim in der nördlichen Pfalz versammelt. Nicht nur die etablierten Weingüter Knipser und Philipp Kuhn, sondern auch Weingüter wie Mario Zelt drängen an die Spitze der Rotwein-Erzeuger in Deutschland. So überraschte das Weingut Zelt 2017 mit einem 2. Platz beim Vinum-Rotweinpreis mit einer roten Cuvée.
Der Jahrgang 2015 war ein absoluter Traumjahrgang bei Mario Zelt. Dies beweist auch der tiefdunkle Spätburgunder aus dem Laumersheimer Kirschgarten. Die älteste und berühmteste Weinberglage in Laumersheim geht zurück bis auf das Kloster Lorsch. Der Boden besteht aus Kalksteinfelsen mit Lößauflage. Mario Zelt bewirtschaftet im Kirschgarten Filetstücke mit felsiger Oberfläche.
In der Nase überwältigt der Kirschgarten mit einer enormen Fruchtwolke, die fast an Persiko erinnert. Dies ist ein Sauerkirschlikör mit Bittermandeln. Auch am Gaumen des ausgewogenen Spätburgunders dominieren schwarze, vollreife Kirschen. Der Wein hat eine mollige Fruchtsüße und enorme Kraft. Die Kalkstein-Mineralität hält den Wein in der Balance. Schöne Länge.
Der Kirschgarten ist eine der herausragenden Rotwein-Lagen in der Pfalz. Bevor jetzt alle rot sehen, sei noch erwähnt, dass die Laumersheimer Weingüter auch exzellente Weißweine im Angebot haben.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2021
2015 Spätburgunder R ***
Weingut Becker, Malsch (Baden)
24,90 Euro
Es war eine Sensation, als das kleine Weingut Becker aus dem badischen Malsch 2018 den deutschen Rotweinpreis in der Königskategorie Spätburgunder gewann. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Betrieb aus dem Kraichgau nur einer kleinen Fangemeinde in Nordbaden bekannt. Bei den Begriffen „Becker“ und „Spätburgunder“ dachten Weinfreunde unwillkürlich an die Pfälzer Pinot-Ikone Friedrich Becker, aber nicht an Herbert und Alexander Becker. Das wird sich jetzt ändern.
Senior-Chef Herbert Becker hatte sich nach langjähriger Tätigkeit als Betriebsleiter eines Weinguts in Malsch selbständig gemacht und bewirtschaftete 8 Hektar Reben im badischen Kraichgau. Das Weingut etablierte sich in der Umgebung als zuverlässiger Erzeuger vor allem im Weißweinbereich. Sohn Alexander stieg nach Geisenheim-Studium in den Betrieb ein. Das Weingut ist inzwischen biozertifiziert. Der groß gewachsene Junior brachte auch die Spätburgunder des Hauses weiter nach vorne.
Mit dem 2015er Spätburgunder R gelang Alexander nun der große Wurf. Im Ertrag auf 30 Hektoliter je Hektar reduziert und mit Ausbau im Barrique konnte Alexander Becker im Traumjahrgang 2015 einen herausragenden Spätburgunder in die Flasche bringen. Der auf Muschelkalk im Malscher Ölbaum gewachsene Pinot schimmert in dunklem Rubinrot im Glas. Die Nase zeigt rote Beeren und etwas Schokolade. Im Mund überzeugt ein stoffiger und präsenter Spätburgunder mit würzigen Noten nach Cassis und Weihnachtsgebäck. Der Burgunder hat weiter Aromen nach Waldbeeren und Brombeeren im Gepäck. Satte 14 Prozent Alkohol verleihen dem muskulösen Siegerwein Kraft und Substanz.
Der Sieg beim Deutschen Rotweinpreis wird den Bekanntheitsgrad des Weinguts bundesweit erhöhen. Als ein Freund den Siegerwein im Weingut in Malsch abholte, drängten sich bei Becker die Besucher und das Telefon stand nicht mehr still. Auch die Region Kraichgau wird von dem Erfolg der Beckers profitieren, zumal im Folgejahr das nicht weit entfernt liegende Weingut Plag den Sieg in der Kategorie Lemberger beim Rotweinpreis errang.
Man sieht: Der Kraichgau ist auf dem Weg nach oben.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2020
In Zeiten des Klimawandels muss der Rotwein zum Festtagsbraten nicht unbedingt aus Australien kommen. Und auch Vegetarier freuen sich, wenn regionaltypische Produkte unterm Weihnachtsbaum liegen. Deshalb bleiben wir Kraichgauer bei unseren Festtagseinkäufen ganz in der Region: Zum Beispiel beim Weingut Bosch aus Kronau.
Zu Weihnachten soll es aber schon etwas Hochwertiges sein. Deshalb greifen wir zielsicher zum besten Spätburgunder, den Betriebsleiter Andreas Braunecker in der noch jungen Betriebsgeschichte je in die Flasche gebracht hat: den Terra Sigma aus dem Traumjahrgang 2015. Zum Glück können sie den nun vier Jahre wunderschön gereiften Pinot im Weingut Bosch noch erwerben.
Der Terra Sigma stammt aus den Filetstücken dreier Burgunderanlagen des Weinguts Bosch. Andreas Braunecker fügt dabei meisterhaft die Vorzüge der verschiedenen Böden Löss, Kalkmergel und Posidonien-Schiefer zu einer besonderen Komposition zusammen.
Der Terra Sigma empfängt den Genießer in kräftigem Rubinrot. In der Nase identifiziert man Noten nach roten Johannisbeeren, Gemüse und Grafit. Am Gaumen überzeugt der Pinot mit einer dichten Struktur und einem weichen Säurenerv. Dieser sorgt für eine anhaltende Kippfreudigkeit. Es entwickeln sich im weiteren Verlauf komplexe Aromen nach roten Johannisbeeren, dunklen Waldfrüchten, schwarzen Brombeeren und Trockenpflaumen. Rauchige Schiefer-Noten, elegante Finesse und vielschichtige Komplexität fügen sich zu einem harmonischen Gesamtbild. Der großartige Spätburgunder hallt lange nach.
Den Terra Sigma und weitere hervorragende Weine des Weinguts Bosch können Sie bei der Adventsverkostung am 06. - 08.12.2019 in Ruhe verkosten (Näheres unter www.weingut-bosch-kronau.de). Decken Sie sich rechtzeitig mit einigen Flaschen des Weinguts Bosch ein und entkommen Sie bis zum Fest dem Weihnachtstrubel. Gießen Sie ein Glas Terra Sigma ein, legen Sie die Füße hoch und zeigen Sie Ihren ökologischen Fußabdruck.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2019
Bei bestimmten Weinregionen fällt fast immer der Name desselben Weinguts. Bestes Beispiel: Tauberfranken und das Weingut Schlör. Nicht umsonst ist Konrad Schlör das einzige Mitglied aus Tauberfranken im Elite-Verband VDP Baden. Woher kommt diese Ausnahmestellung?
Natürlich besitzt Konrad Schlör sehr gute Rebflächen in der Lage Reicholzheimer First mit idealen Muschelkalkböden. Auch hat das Weingut Schlör eine überschaubare Größe von sechs Hektar, so dass Konrad und seine Frau Monika Schlör noch alle Arbeitsschritte selbst in der Hand haben. Das eigentliche „Geheimnis“ löst sich aber auf, wenn man eine Weinprobe bei Konrad Schlör erleben darf. Es dürfte nur wenige Winzer geben, die mit solcher Akribie, Fachkenntnis und Leidenschaft ihre Weine produzieren. Dazu kommen muss natürlich auch der Ehrgeiz, Spitzenweine z. B. durch strikte Ertragsbeschränkung produzieren zu wollen.
So entstehen in Reicholzheim Jahr für Jahr individuelle Weine von herausragender Qualität. Die Rotweine vom Weingut Schlör profitieren sehr stark von der Flaschenreife. Der Reicholzheimer Spätburgunder hat jetzt nach fünf Jahren eine optimale Trinkreife erreicht. Der Pinot aus dem sehr guten Rotweinjahrgang 2015 zeigt ein schönes Rubinrot. In der Nase kommen reife Beerennoten zum Vorschein. Im Mund ein harmonischer Wein mit animierender Säure. Vielschichtige Aromen nach roter Johannisbeere, Wacholder, Schlehe und etwas Grafit. Die Muschelkalkböden bringen eine feine Struktur. Ein schluckiger Spätburgunder mit Grip und seidiger Finesse.
Wer elegante Rotweine sucht, ist beim Weingut Schlör an der richtigen Adresse. Die Spätburgunder von Konrad Schlör spielen an der badischen Spitze mit. Seine Schwarzrieslinge haben in Deutschland kaum Konkurrenz. Ob aus Tauberfranken künftig weitere Spitzenproduzenten kommen werden, bleibt abzuwarten. Solange trinken wir mit Genuss die Weine von Konrad Schlör!
Weinempfehlung von Manfred Beismann, November 2020
2015 Spätburgunder Tschuppen
Weingut Ziereisen, Efringen-Kirchen (Baden)
12 Euro
Er ist so eine Mischung aus bodenständigem Paradiesvogel und Kultwinzer. Hanspeter Ziereisen aus dem badischen Markgräflerland. Da werden in breitem Schweizerdeutsch schon mal über 100 Euro für einen Gutedel angepriesen. Auch bei den Spätburgundern wird diese Preisschwelle in der Spitze überschritten. Aber die Qualität stimmt, wie Einstufungen in den Weinführern als Weltklasseweingut und deren Bewertungen von einzelnen Weinen mit 100 Punkten zeigen. Ich bekenne mich dazu, dass ich im Weißweinbereich nicht bei jeder Kreation aus dem Hause Ziereisen einen Salto drehe. Aber bei den Rotweinen ist sogar für Normalverbraucher schon mal ein Luftsprung angesagt.
So wie beim 2015er Spätburgunder Tschuppen. Auf Jurakalk mit Lössauflage gewachsen wurde der Pinot spontan vergoren und über 20 Monate auf der Hefe ausgebaut. Verwendet wurden gebrauchte Barriques. In der Nase ist der Pinot eher dunkel-beerig und erdig. Am Gaumen wunderschöne Sauerkirsche und rote Johannisbeere. Auch nach fünf Jahren hat der Burgunder noch kräftiges Tannin und eine belebende Säure. Es folgen Noten nach Teer und Grafit. Sehr trinkanimierend und kraftvoll. Gute Länge. Bei einer Blindverkostung würde man der Spätburgunder von Ziereisen deutlich teurer einschätzen Der Tschuppen ist High-Level zum Schnäppchenpreis.
Freuen wir uns, dass es Winzer wie Hanspeter Ziereisen in Deutschland gibt. Man muss nicht alles mögen und auch nicht jeden Preis mitgehen. Aber interessant und wertig sind die Weine unseres Paradiesvogels allemal.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2020
Die besten Ahr-Spätburgunder gehören zur Spitze in ganz Deutschland. Schwierigkeiten bereitet aber oft, süddeutsche Zungen von der Klasse des Ahr-Burgunders im unteren oder mittleren Segment zu überzeugen. Dies liegt zum einen am höheren Preisniveau an der Ahr, das wegen der extremen Steillagen zwangsläufig geboten ist. Zum anderen wirken die Pinots aus den Schieferböden im Basisbereich gerade in jungen Jahren oftmals kantig und unzugänglich.
Eines der wenigen Weingüter, die im mittleren Preissegment zugängliche und wirklich überzeugende Weine hervorbringt, ist das Weingut Peter Kriechel. Der Betrieb aus Ahrweiler hat sich mit über 27 Hektar innerhalb von nur zwei Generationen zum größten privaten Weingut an der kleinen Ahr entwickelt. Kriechel ist weltweit der größte Frühburgunder-Produzent.
Der Spätburgunder B aus dem Spitzenjahrgang 2015 hat jetzt eine gute Trinkreife erreicht. Rubinrote Farbe und eine prägnante Kirsch-/Schiefer-Nase empfangen den Genießer. Am Gaumen herrscht die für die Ahr typische Symbiose aus Schiefer-Aromatik und Frucht. Bei diesem gelungenen Objekt sind beide Komponenten in schöner Harmonie. Weiche Noten nach Kirschen und Cassis vernetzen sich mit der Schiefer-Struktur. Das Holz ist sehr gut eingebunden, dabei spürt man im Hintergrund eine leicht rauchige Note.
Mit diesem Spätburgunder können sich viele Weinliebhaber anfreunden. Wer an der Kriechel-Stilistik Gefallen findet, sollte die höherwertigen Lagen-Pinots probieren. Diese Unikate bringen nochmals eine deutliche Steigerung.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2020
Nach der überzeugenden Weißwein-Kollektion präsentiert der Münzesheimer Jungwinzer David Klenert nun seine ersten Rotweine aus dem hoch gelobten Jahrgang 2015. Der Newcomer hat in seinem ersten Jahrgang neben einer roten Cuvée und einem Lemberger auch einen Spätburgunder im Programm.
Der 2015er Spätburgunder blubbert in hellem Kirsch-Rot ins Glas. In der Nase kitzeln sanfte Beerennoten und etwas Schoko-Konfekt. Im Mund bestätigt sich der erste Eindruck, dass dieser Burgunder mehr auf weiche Eleganz als auf satte Power setzt. Der feine Spätburgunder ist trotz seiner Jugend bereits trinkreif und lässt den Holzeinsatz nur leicht erahnen. Am Gaumen zeigen sich Aromen nach roten Johannisbeeren und reifen Erdbeeren. Unaufgeregte Lässigkeit und ruhige Harmonie sorgen bei dem Pinot für unbeschwerten Genuss.
Der Spätburgunder von David Klenert ist ein universeller Speisenbegleiter, der auch in der wärmeren Jahreszeit seine Liebhaber finden wird. Warten Sie also nicht, bis in der Adventszeit der Kamin lodert. Ordern Sie den Spätburgunder bereits jetzt für das nächste Familienfest. Generationen übergreifende Harmonie ist dabei garantiert.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2016
Letzter Aufruf: Adventsverkostung beim Weingut Bosch. Dies ist wahrscheinlich die letzte Gelegenheit, den überzeugenden Spätburgunder Esprit des Weinguts Bosch aus dem Traumjahrgang 2015 zu kaufen. Der Zeitpunkt ist jetzt ideal, weil der Burgunder vier Jahre nach der Lese die optimale Trinkreife erreicht hat. 2015 war sicher der beste Jahrgang von Betriebsleiter Andreas Braunecker in der noch jungen Geschichte des aufstrebenden Betriebs.
Der Spätburgunder Esprit ist ein beachtlicher Basiswein. Schön leuchtendes Granatrot empfängt den Genießer. In der Nase stehen leicht rauchige Würznoten im Vordergrund. Der Burgunder wurde in gebrauchten Barriques
ausgebaut. Die Holznoten sind inzwischen perfekt eingebunden. Am Gaumen entfalten sich ausgeprägte Beerenaromen nach roten Johannisbeeren. Hinzu kommen vegetabile Noten, etwas Paprika, dunkle Schokolade und schwarzer Pfeffer. Der Pinot ist ein idealer Speisebegleiter und entwickelt beachtliche
Fließgeschwindigkeit. Der Esprit ist ein Parade-Wein für jede Weihnachtsfeier. In dieser Preisklasse hat der
Spätburgunder von Andreas Braunecker im Kraichgau kaum Konkurrenz.
Decken Sie sich mit diesem Esprit ein. Einen Traumjahrgang gibt es nicht jedes Jahr.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2019
2014 Spätburgunder Obergrombacher Michaelsberg „Elysium“
Weingut Bosch (Edition HP Pott), Kronau (Baden)
29,90 Euro
Wäre ich eine Figur aus der griechischen Mythologie, ich wäre ein Auserwählter. Denn ins Paradies, das Elysium, kamen bei den alten Griechen nur auserwählte Helden, die bislang ein redliches und ehrenwertes Leben geführt haben. Dieses Glücksgefühl überfällt den Auserwählten jedes Mal, wenn ihn der Kraichgauer Mikrowinzer HP Pott mit einer Flasche seines paradiesischen Edel-Pinots Elysium beglückt. So überreichte er mir kürzlich eine Flasche des im Obergrombacher Michaelsberg gewachsenen Spätburgunders aus dem Jahrgang 2016.
Doch Ordnung muss sein. Zunächst öffnen wir einen 2014er Elysium, der noch in der Unterwelt meines heimischen Kellers reifte. Denn nach meiner Erfahrung beginnen deutsche Spitzenburgunder erst nach etwa fünf Jahren richtig Spaß zu machen.
Der 2014er Elysium plätschert verheißungsvoll in mittlerem Rubinrot ins Glas. Und schon die Nase zeigt, dass sich die Lagerung im dunklen Keller positiv auf den Elysium ausgewirkt hat. Gegenüber der letzten Verkostung hat der 2014er neben kräutrigen Noten jetzt Anklänge von Speck und Nelken-Gewürz entwickelt. Am Gaumen präsentiert sich der Elysium weiterhin schlank mit belebendem Säure-Strahl. Die vegetabilen Noten werden von mildem grünem Paprika, Graphit-Aromen, Schlehe und etwas Vollmilchschokolade flankiert. Der im Kronauer Weingut Bosch im neuen Barrique-Fass ausgebaute Elysium ist kein Schmeichler für nach Zucker heischende Bonbon-Lutscher. Aber ausgewiesene Pinot-Kenner werden an seiner pfeilgeraden und herben Frische ihre Freude haben. Die zunehmende Ausgewogenheit prädestiniert den 2014er zum idealen Speisebegleiter für ein gutes Stück Fleisch. Nur hochwertige badische Spätburgunder haben sich im schwierigen Jahrgang 2014 so gut entwickelt wie der Elysium von HP Pott.
Um die griechischen Götter nicht zu verärgern, werde ich mit der Verkostung des 2016er Elysium nicht so lange zu warten. Sonst könnte der Strom des labenden Burgunders eines Tages versiegen. Und das wäre die Hölle.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2019
Welcher Jahrgang war der Schwächste in diesem Jahrtausend? Zunächst einmal ist das Jahrtausend ja noch jung und wird noch einige Wetterkapriolen mit sich bringen. Bislang würden viele Weinkenner in Deutschland wahrscheinlich den Jahrgang 2014 nennen. Von der grauen Theorie wechseln wir in die bunte Praxis. Wir wählen dazu einen 2014er Pinot Noir Rechtenbach des Pfälzer Weinguts Friedrich Becker.
Der „alte Fritz“, wie Rotwein-Ikone Friedrich Becker überall in der Pfalz mit Respekt genannt wird, hat seinen Betrieb inzwischen an seinen Sohn übergeben. In den letzten Jahren hat der „junge Fritz“ die Stilistik der Pinots sukzessive verändert. So wurde mit einem höheren Rappenanteil experimentiert. Und die Weinführer reagierten zunächst etwas irritiert über die in der Jugend meist sehr verschlossenen Pinots des VDP-Weinguts Becker. Je länger die Weine aber reifen, umso klarer wird das Bild: Schweigen-Rechtenbach bleibt auch beim „jungen Fritz“ eine der besten Adressen für deutschen Spätburgunder. Und Spitzenweine beginnen bei Friedrich Becker schon mit den Ortsweinen.
Der 2014er Rechtenbach fließt in dunklem Rubinrot ins Glas. Der Kalkstein mit lehmig-tonigen Böden in Rechtenbach verleiht dem Burgunder einen kräftigen, eher maskulinen Charakter. In der Nase zeigt der 2014er Noten nach Schokolade, Weihnachtsgewürzen, etwas Rauch und dunklen Beeren. Die Nase ist so verführerisch, dass man fast das Trinken vergisst. Am Gaumen liefert der muskulöse Burgunder dichte Aromen nach dunklen Waldbeeren, roten Johannisbeeren, Gewürzen und im weiteren Verlauf Vanille. Ein Wein mit großartigem Preis-/Genussverhältnis. Jeder kann sich glücklich schätzen, wenn er noch höherwertige Becker-Pinots aus dem vermeintlich „schlechtesten Jahrgang“ im Keller hat.
Fazit: Diskussionen über Jahrgangsqualitäten sind eher müßig. Die deutschen Top-Winzer erzeugen aus jedem Jahrgang hervorragende Weine. Dies gilt besonders für Spätburgunder von Friedrich Becker. Der Genießer sollte aber ab der Lese mindestens fünf Jahre mit dem Öffnen der Flasche warten.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2019
In der Charisma-Linie präsentiert das Kraichgauer Weingut Bosch seine Spitzenweine. Aktuell ist in diesem Segment der Riesling Lias Epsilon und der Spätburgunder Terra Sigma im Angebot. Beide Weine sind badische Charakter-Weine, die geologische Besonderheiten der Region und die Handschrift des Winzers Andreas Braunecker zum Ausdruck bringen.
Den auf drei regionaltypischen Böden mit Löss, Kalkmergel und Posidonien-Schiefer gewachsenen Spätburgunder Terra Sigma aus 2014 hat Andreas Braunecker 18 Monate im Barrique reifen lassen und unfiltriert abgefüllt. Das überzeugende Ergebnis ist ein in dunklem Rubinrot strahlender Pinot, der schon in der Nase mit rauchigen und kräftigen Noten seine Power zeigt. Im Mund eine komplexe Komposition aus dunklen Beeren, feinbitterer Schokolade und dezenten Schiefer-Noten. Ein harmonischer Burgunder, der engmaschig gewobene Dichte, belebende Würze und kühle Eleganz vereint. Eben ein Charakter-Wein.
Das Weingut Bosch hat mit seinen Rotweinen den sicher nicht ganz einfachen Jahrgang 2014 gut gemeistert. Die bereits vorliegenden 2015er Weißweine lassen für den nächsten Rotwein-Jahrgang eine weitere Steigerung erwarten. Andreas Braunecker ist einer der hoffnungsvollsten Allrounder im Kraichgau. Das Weingut Bosch befindet sich weiter im Aufwind.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2017
2013
Spätburgunder Obergrombacher Michaelsberg „Elysium“
Weingut Bosch (Edition HP), Kronau (Baden)
29,90 Euro
Ich entführe Sie heute ins Dessau-Wörlitzer Gartenreich, das seit dem Jahr 2000 zum Weltkulturerbe gehört. Im weitläufigen englischen Landschaftsgarten befindet sich im Bereich Neumarks Garten ein Labyrinth. Wer das düstere, 2010 aufwändig sanierte Labyrinth erfolgreich durchschreitet, erreicht das lichtdurchflutete Elysium: eine beschauliche Wiese, wo nach antiker Vorstellung
die Seligen lagern. Das Elysium war schon in der griechischen Mythologie ein Paradies, das den von den Göttern geliebten Helden vorbehalten war.
Wie mystische Helden im Paradies fühlten sich auch die Mitglieder des Vereins für Weinkultur als sie bei ihrer Kraichgau-Weinprobe nach zahlreichen Windungen schließlich den 2012er Spätburgunder „Elysium“ von HP Pott genießen durften. Der im Kronauer Weingut Bosch ausgebaute Pinot war der eindeutige Siegerwein bei den vorgestellten Spätburgundern.
Als ich nach der Probe - fast wie einst Menelaos im Elysium - nach Hause schwebte, nahm ich mir vor, bald mit dem raren 2013er Elysium nochmals ins Burgunder-Paradies abzutauchen. Ich fühlte mich als Privilegierter, denn nur besonders Auserwählte erhalten von HP eine Flasche des an 323 Rebstöcken am Obergrombacher Michaelsberg wachsenden Burgunders. Der gerade in allen einschlägigen Weinführern hoch bewertete Pinot, der im Kronauer Weingut Bosch ausgebaut wird, ist auch im kühleren Jahrgang 2013 wieder ein Genuss.
Der transparent-rote 2013er Elysium zeigt in der Nase würzige, leicht vegetabile Noten. Am Gaumen feine Struktur mit stabilem Tannin-Gerüst. Die finessenreiche Leichtigkeit mit nur 12,5 % Alkohol sorgt für entspannten Genuss. Leicht rauchige Noten und Aromen nach Waldbeeren und Schokolade vermitteln wunderbare Eleganz. Der harmonische Pinot ist ein idealer
Speisenbegleiter mit reflexartiger Kippfreudigkeit. Ein werthaltiger Schmeichler genau wie sein Schöpfer.
Vielleicht sollte ich mich mit meiner 2014er Flasche Elysium nach Wörlitz aufmachen und mich mit dem nektar-ähnlichen Getränk in den Schatten des im 18. Jahrhundert im Elysium gepflanzten Tulpenbaums legen. Zweimal Elysium: das doppelte Paradies.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2018
Kennen Sie das Kate-Pippa-Phänomen? Jahrelang stürzen sich alle Beobachter auf die berühmte Prinzessin und stellen plötzlich fest, dass die Berühmtheit noch eine interessante Schwester hat. Dieser Effekt lässt sich nicht nur bei Hochzeiten im britischen Königshaus beobachten, sondern auch bei einer profanen Weinprobe im Weingut Bercher am Kaiserstuhl. Bislang schwärmten
alle Weinzähne immer nur vom Großen Gewächs aus dem Burkheimer Feuerberg, wenn es um Spätburgunder des Burkheimer VDP-Weinguts ging. Und plötzlich taucht wie Phönix aus der Asche der Sasbacher Limburg als weiterer Top-Burgunder im Hause
Bercher auf.
Asche ist übrigens ein gutes Stichwort, wenn man den 2013er Pinot aus Sasbach beschreibt. Der Sasbacher Limburg gedeiht auf einer Hochebene, die aus Vulkanasche besteht. Dort haben die Berchers Spätburgunder gepflanzt, der eher einem französischen Burgunder als einem badischen Spätburgunder ähnelt. Bereits in der Nase dicht gewobene Rauchigkeit. Am Gaumen folgt straffe und trotzdem voluminöse Komplexität. Vielschichtig umschmeicheln die Aromen nach roten Beeren, Graphit und Tabak den Mundraum. Dichte Mineralik des Limburgits, ein basaltisches Erdgussgestein, und etwas Vanille geben dem Pinot etwas Einzigartiges und Geheimnisvolles. Kate oder Pippa, Feuerberg oder Limburg: die Geschmäcker sind zum Glück verschieden.
Ob der Sasbacher Limburg des Weinguts Bercher jemals ähnliche Berühmtheit wie Pippa Middleton erlangt, bleibt abzuwarten. Verdient hätte es der interessante Spätburgunder der Pinot-Spezialisten Arne und Martin Bercher allemal.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Dezember 2017
2013 Pinot Noir Hainfelder Kirchenstück
Weingut Bernhard Koch, Hainfeld (Pfalz)
18 Euro
„Haben sie noch einen guten Koch-Wein?“, fragt die gut gekleidete ältere Dame am Ende einer ausgiebigen Verkostung von Spitzengewächsen im Weingut Bernhard Koch. Der junge Mitarbeiter des Südpfälzer Weinguts zögert einen Moment irritiert, ob er die Frage richtig verstanden hat. Aber dann verkauft er dem Ehepaar aus dem Rhein-Neckar-Raum kurz entschlossen noch einen Karton Spätburgunder für 14 Euro je Flasche, deren Inhalt wohl demnächst in einem kurpfälzischen Kochtopf die Lammkeule beglückt. Diese Szene symbolisiert den binnen weniger Jahre vollzogenen Aufstieg des Weinguts Bernhard Koch vom Erzeuger solider, preiswerter Alltags-Weine zum angesagten Premium-Weingut für die Upper Class. Wobei das 47 Hektar große Weingut Bernhard Koch im Basissegment weiterhin gute Tropfen zu günstigen Preisen im Angebot hat. Aushängeschilder der aktuellen Top-Weine sind bei Bernhard Koch die Rebsorten Chardonnay und Spätburgunder, die regelmäßig in den Top 10 des Gault Millau landen. Und natürlich entsprechende Preise haben.
Einen guten Einstieg in die obere Etage des Spätburgunder-Angebots bietet der 2013er Pinot Noir aus dem Hainfelder Kirchenstück. In transparentem Rubinrot lockt der Pinot mit einer rauchigen Nase und dichten Waldbeeren- und Brombeeraromen. Im Mund folgen dann komplexe Noten nach Erdbeeren, Waldbeeren und Cassis. Stilprägend für die Spätburgunder von Bernhard Koch sind aber eine leichtfüßige Eleganz und eine fast schwebende Harmonie. Diese Leichtigkeit fördert mit der gut eingebundenen Säure den Trinkfluss. So endet der Genuss in einem beschwingten und langen Finale.
Im Weingut Bernhard Koch hat sich die Zusammenarbeit mit dem renommierten Weinbauberater HE Dausch ausgezahlt. In kürzester Zeit hat sich das Weingut Koch in der Pfälzer Gebietsspitze etabliert. Dass er bei aller Euphorie über seine Spitzengewächse die Basisweine nicht vernachlässigt, ist dem Aufsteiger hoch anzurechnen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Mai 2017
2013 Pinot Noir Gladstone
Johner Estate, Masterton (Neuseeland)
18 Euro
Wäre es nicht schön, wenn man jedes Jahr zweimal Trauben ernten könnte? Karl-Heinz und sein Sohn Patrick Johner haben sich diesen Traum erfüllt. Nachdem Karl-Heinz Johner bereits 1985 ein Weingut am Kaiserstuhl gegründet hatte, folgte 2001 Johner Estate in Neuseeland. Und so können die Wein-Globetrotter in jedem Jahr zu zwei Ernten einmal um den Globus reisen. Bei den Rotweinen ist es besonders interessant, die Weine beider Weingüter zu vergleichen. An beiden Standorten wird nämlich Spätburgunder oder Pinot Noir angebaut. Zwar glaubt man durchaus Gemeinsamkeiten der badischen und der neuseeländischen Vertreter zu erkennen, aber natürlich spielt der Standort eine wichtige Rolle.
Der 2013er Pinot Noir Gladstone aus Neuseeland schwappt in sattem Rubinrot ins Glas. In der Nase spürt man bereits unheimliche Power und warme Schokoladen-Noten. Der 14 Monate im Barrique ausgebaute Gladstone zeigt am Gaumen eine kräftige Tannin-Struktur und eine imposante Statur. Eng gewobene Dichte gibt Aromen nach reifen Kirschen und dunklen Waldbeeren frei. Ein Kraftpaket, das jedoch nie überladen oder fett wirkt. Elegante Power auf hohem Niveau. Satter und lang anhaltender Abgang. Der Pinot ist bereits jetzt gut trinkbar, hat aber noch ein großes Entwicklungspotenzial.
Der schöne Pinot Noir weckt das Interesse am Weinland Neuseeland. Vielleicht brauchen die Johners ja für die nächste Lese noch ein paar Erntehelfer.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2016
Der Verein für Weinkultur betätigte sich mal wieder als „Trüffelschwein“. Kaum war der Herbstausflug des Vereins zum Weingut Schlör in Tauberfranken vorbei, zeichnete der Weinführer Eichelmann das VDP-Weingut mit der „Rotweinkollektion des Jahres“ aus. Selten hat der Weinverein einen Winzer wie Konrad Schlör erlebt, bei dem man die Begeisterung für seinen Beruf so deutlich spüren konnte. Bei einer Rebfläche von nur 6,5 Hektar hat der sympathische Winzer noch alle Schritte der Weinbereitung selbst in der Hand. Obwohl die Schwarzrieslinge leider wieder einmal ausverkauft waren, kehrten die Vereinsmitglieder mit reichlich Wein im Kofferraum nach Hause zurück. Neben den fast schon legendären Schwarzrieslingen überzeugten bei der Verkostung vor allem die Spätburgunder des Weinguts Schlör.
Der 2013er Spätburgunder Reicholzheimer bildet nach der VDP-Klassifikation die 1. Lage. Der Wein zeigt sich in hellem Rubinrot. In der Nase rauchige Noten mit etwas Johannisbeere und Leder. Am Gaumen eine ungemein tiefe Frucht mit einem animierenden Säurenerv des kühlen Jahrgangs 2013. Der Muschelkalk bringt vielfältige Aromen nach Kirsche, Johannisbeere, Wacholder, Schlehe und Zigarre hervor. Stilbildend für die Schlör-Weine ist ihre Eleganz und die fast zarte Komplexität. Ein vielschichtiger Pinot mit gutem Trinkfluss und angemessenem Preis-/Genuss-Verhältnis. Liebhaber von Monster-Rotweinen sind beim Weingut Schlör fehl am Platz. Aber Burgunder-Freunde, die feine Finesse suchen, fühlen sich in Reicholzheim dem Paradies nahe. Wer die Spitze des Spätburgunder-Sortiments von Konrad Schlör erleben will, muss zum Großen Gewächs „Fyerst“ greifen. Das GG ist deutlich teurer, aber auf jeden Fall sein Geld wert.
Konrad Schlör ist der absolute Platzhirsch im Taubertal. In seinem Windschatten werden auch andere Winzer überregional bekannter. Und in den letzten Jahren erleben neben diesen Winzern etwas vernachlässigte Rebsorten wie der Schwarzriesling und der Tauberschwarz eine Renaissance. Tauberfranken ist jedenfalls eine Reise wert.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Oktober 2016
2012 Spätburgunder Oberrotweiler Eichberg A Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen (Baden)
48 Euro
Der Jubel ist groß am Kaiserstuhl. Über 50 Jahre hatte das Restaurant Schwarzer Adler in Oberbergen einen Michelin-Stern. Doch im letzten Jahr war der Adler plötzlich nicht mehr in der Hit-Liste vertreten. Aber 2021 ist der Stern nach einem Jahr Abstinenz wieder da.
Der Schwarze Adler ist nicht nur ein Garant für klassisch badische Küche mit französischem Einschlag. Schon immer brillierte das Restaurant mit seiner phänomenalen Weinkarte mit 2.700 Positionen. Wesentlicher Bestandteil der Weinkarte sind natürlich die Tropfen aus dem eigenen Haus mit einer beeindruckenden Jahrgangstiefe. Aus diesem Bestand konnten wir auch einen 2012er Spätburgunder Eichberg „entführen“, der natürlich im aktuellen Weinangebot des Weinguts längst ausverkauft ist.
Weil das Weingut Franz Keller erst 2014 Mitglied des VDP wurde, ist unser Eichberg aus 2012 kein Großes Gewächs, sondern ein Eichberg „A“, wie damals die Spitzentropfen bei Franz Keller bezeichnet wurden.
Im Oberrotweiler Eichberg pflanzte das Weingut Keller 1994 burgundische Pinot-Klone. Der nach Süden exponierte Weinberg ist eine der wärmsten Lagen bei Keller. Der schwarze Vulkanboden sorgt für einen markanten, maskulinen Spätburgunder-Stil, der kraftvoll, mit zunehmender Reife auch animalisch ausfallen kann.
Der 2012er Spätburgunder zeigt ein schönes, transparentes Rubinrot. In der Nase spürt man schon Ausprägungen des Vulkangesteins und leicht fleischige Noten. Am Gaumen ein wunderbar gereifter Pinot. Weiche, reife Burgunder-Frucht nach roten Beeren und Waldfrüchten. Erdig, tief, rohes Fleisch, Schlehe, schwarze Kirsche, Lakritze. Dabei zeigt der Eichberg ein markantes mineralisches Grundgerüst und eine weiche Säure. Ein eigenständiger Wein, der die Vulkanböden am Kaiserstuhl perfekt widerspiegelt. Keine Kopie von Burgund, sondern einzigartige Kaiserstuhl-Typizität.
Wir stoßen an mit Fritz und Friedrich Keller. Mögen der Schwarze Adler und die Spätburgunder aus dem Hause Keller auch die nächsten Jahrzehnte Aushängeschilder der einzigartigen Kulturlandschaft am Kaiserstuhl sein. So wie der 2012er Eichberg-Pinot.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2021
Nachdem das sympathische Winzer-Ehepaar Schlör letzte Woche angekündigt hatte, meine aktuelle Bestellung ihrer 2015er Spätburgunder und Schwarzrieslinge persönlich bei mir vorbeizubringen, verkostete ich quasi zur Einstimmung ein älteres Großes Gewächs aus dem Reicholzheimer Fyerst. Der Spätburgunder aus 2012 erfüllte wieder einmal die hohen Erwartungen:
Die 1476 erstmals urkundlich erwähnte Weinbergs-Lage „Fyerst“ bietet mit ihren Muschelkalkböden beste Voraussetzungen für Spätburgunder. Bereits die unweit im Kloster Bronnbach siedelnden Zisterzienser-Mönche erkannten die besondere Qualität dieser Lage.
Der Pinot fließt in kräftigem Rubinrot ins Glas. In der Nase rauchige Noten mit etwas Tabak. Am Gaumen überzeugt das Große Gewächs durch harmonische Eleganz, weiche Tannine und seidige Textur. Tiefe Frucht-Aromen nach Brombeere, Johannisbeere, Waldbeere, Zedernholz und Schokolade prägen den Gesamteindruck. Wie immer beim Weingut Schlör betört die feinnervige Eleganz und eine vielschichtige Finesse. Schöne Länge und ewiger Nachhall wirken lange nach.
Konrad Schlör gehört spätestens seit der Auszeichnung mit der „Rotweinkollektion des Jahres“ im renommierten Weinführer Eichelmann zu den absoluten Top-Adressen der deutschen Rotwein-Szene. Bei den Schwarzrieslingen muss Konrad Schlör in Deutschland ohnehin keine Konkurrenz fürchten. Und auch beim Spätburgunder wird der Parade-Winzer aus dem badischen Taubertal immer stärker. Es scheint sich auszuzahlen, dass in dem kleinen Weingut der Winzer noch alle Arbeitsschritte selbst in der Hand hat.
Ich freue mich schon auf die neu angelieferten 2015er.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, August 2017
2012 Spätburgunder Obergrombacher Michaelsberg „Elysium“
Weingut Bosch (Edition HP), Kronau (Baden)
29,90 Euro
Diesen Spätburgunder umgibt ein Geheimnis: Was ist HP? „Edition HP“ ist kein Werbegeschenk des IT-Konzerns mit gleicher Abkürzung. HP steht vielmehr für Hans-Peter Pott. Der Hobbywinzer ist pensionierter Kriminalbeamter, der in akribischer Detailarbeit das letzte Quäntchen Qualität aus seinen 323 Rebstöcken am Obergrombacher Michaelsberg herauskitzelt. HP kennt jeden seiner Rebstöcke persönlich. Die Lese reicht gerade für ein exklusives Barrique-Fass, das im Kraichgauer Weingut Bosch fachgerecht ausgebaut wird.
Das Ergebnis ist nicht einer dieser verunglückten Selbstverwirklichungsweine, die derzeit als Freizeitbeschäftigung gelangweilter Büroarbeiter Konjunktur haben. Der „Elysium“ ist ein absoluter Spitzenburgunder. So bedauert der Gault Millau 2016, dass das Weingut Bosch den „Elysium“ in diesem Jahr nicht angestellt hat. In den Vorjahren hatte der Weinguide für den Pinot stolze 87 und 88 Punkte vergeben.
Was der Gault Millau (noch) nicht bieten kann, kann der Verein für Weinkultur Kraichtal schon mal für alle Elysium-Fans liefern:
Der 2012er Elysium funkelt in leuchtendem Rubinrot im Glas. Am oberen Rand bräunliche Reflexe. In der Nase entfaltet sich ein breit gefächertes Aromenspektrum nach mildem Rauch, edlen Gewürzen und frischen Kastanien. Am Gaumen intensive rote Beerenfrüchte, Fleisch, Schlehen, Wacholder und Schokolade. Gut eingebundene Tannine verbinden sich mit einer animierenden Säure zu einem harmonischen Pinot. Ein langer Nachhall vollendet das beeindruckende Geschmackserlebnis.
Spätestens nach zwei Gläsern dieses Prachtburgunders taucht der Genießer ab ins Elysium, das in der griechischen Mythologie als „Insel der Seligen“ beschrieben wird. Auf dieser paradiesischen Insel laben sich die Helden im ewigen Frühling an einem Nektar-ähnlichen Getränk, das ewiges Vergessen allen irdischen Leids verheißt. Nur ganz in der Ferne vernehmen die trunkenen Helden noch ein leises Rauschen, in dem HP mit nicht enden wollenden Elogen die Vollkommenheit seines „Elysium“ rühmt.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, April 2016
„Ich arbeite im Weinberg auch sehr akkurat. Aber der bei Bernhard Huber geleistete Perfektionismus ist eine Klasse für sich“, schwärmte ein gleichfalls hochdekorierter Kaiserstühler Winzer über seinen 2014 viel zu früh verstorbenen Kollegen. Wenn man dann weiter Erzählungen hört, wie Bernhard Huber kurz vor seinem Tod mit dem Sauerstoffgerät auf dem Rücken noch Spätburgunder-Reben gepflanzt hat, ist zu erahnen, mit welcher Leidenschaft und welch eisernem Willen die Burgunder-Ikone in wenigen Jahren ein Weltklasse-Weingut aufgebaut hat.
Das Weingut Bernhard Huber erzeugt regelmäßig vier Große Gewächse seiner Paradesorte Spätburgunder, in denen die verschiedenen Erscheinungsformen des Muschelkalks der Terroirs herausgearbeitet werden. Die Bombacher Sommerhalde aus 2011 fließt in einem leuchtenden Rubinrot ins Glas. In der Nase zeigt das Große Gewächs intensive Aromen nach Waldbeeren und Brombeeren. Danach folgen etwas Pfeffernuss und rote Johannisbeeren. Im Mund eine feine Mineralik und präsente Säure. Dicht gewobene Struktur und komplexe Noten nach Schwarzkirsche, Eisschokoladenkonfekt, leicht rauchigen Gewürzen und fleischigen Anklängen. Kühle Harmonie und zarte Tannine münden in einen langen Abgang.
Mit gewaltigem Respekt vor der Lebensleistung von Bernhard Huber genießt man den letzten Schluck dieses Ausnahmeweins. Sein Sohn Julian setzt das Werk seines Vaters mit großer Ernsthaftigkeit zielstrebig fort. Der Weinfreund kann zuversichtlich sein, auch in den kommenden Jahren Spitzenweine aus Malterdingen genießen zu können. Für Julian ist natürlich sein Vater Vorbild und Maßstab. Er setzt aber bereits sehr klar eigene Akzente. Der Junior legt neben dem Spätburgunder einen zweiten Schwerpunkt auf Chardonnay. Auch für diese Rebsorte haben die Böden rund um Malterdingen großes Potenzial. So ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahren nicht nur Deutschlands beste Spätburgunder, sondern auch die besten Chardonnays aus dem Breisgau kommen.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Juni 2016
Der granatrote Spätburgunder zeigt in der Nase eine intensive Frucht nach roten Johannisbeeren und reifen Brombeeren. Im Mund weitere Geschmacksaromen nach Waldbeeren, Schokolade und rauchige Noten. Bernhard Huber zaubert aus den Muschelkalkböden rund um Malterdingen Burgunder von faszinierender Eleganz. Feine Würznoten, frisches Tannin und fleischige Aromen bilden mit der eindringlichen Frucht einen erstaunlichen Spannungsbogen. Der Burgunder zeigt Finesse und Länge. Schon der Ortswein von Bernhard Huber bietet eine unglaubliche Tiefe. Und bei Bernhard Huber kommen in der Qualitätspyramide nach dem „Malterdinger“ noch die „Alten Reben“ und vier Große Gewächse aus verschiedenen Lagen. Großartige Qualität zu bezahlbaren Preisen.
Bernhard Huber ist 2014 im Alter von nur 55 Jahren viel zu früh verstorben. Obwohl seine schwere Erkrankung in der Weinszene schon einige Zeit bekannt war, war sein Tod trotzdem ein Schock. Es ist maßgeblich Bernhard Huber zu verdanken, dass deutscher Spätburgunder in den letzten Jahren auch international an der Spitze mitspielen konnte. Wenn man Bernhard Huber bei einer Weinmesse im persönlichen Gespräch für seine Rotweine lobte, nahm er das Lob in seiner bescheidenen Art freundlich entgegen. Aber es war zu erahnen, mit welch kompromissloser und unerbittlicher Akribie Bernhard Huber in den vergangenen
25 Jahren aus dem Nichts Weine von solcher Qualität in die Flasche brachte. Der von der Fachwelt hochdekorierte Winzer sprach dann von 1000 Mosaiksteinen, bei denen Spitzenwinzer bei jedem
Jahrgang versuchen, die Qualität bei einer Handvoll dieser Mosaiksteine weiter zu verbessern. Es gibt nur sehr wenige Winzer, denen dies so exzellent gelungen ist, wie
Bernhard Huber.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, März 2015
2011 Spätburgunder Kalkmergel
Weingut Knipser, Laumersheim (Pfalz)
17 Euro
Der Norden der Pfalz entwickelte sich in den letzten Jahren zum Rotwein-Paradies. Erheblichen Anteil an diesem Aufschwung hat das Weingut Knipser in Laumersheim mit seinen fulminanten Spätburgundern.
Der rubinrote Spätburgunder Kalkmergel bewegt sich in der Guts-Hierarchie direkt unterhalb der Großen Gewächsen und damit noch in einer verbraucherfreundlichen Preiskategorie. In der Nase entwickelt der 2011 überwiegend aus der Große-Gewächs-Lage Großkarlbacher Burgweg geerntete Wein rauchige Noten mit feinen Himbeeranklängen. Am Gaumen erwartet den Weinfreund ein dichter, eleganter Spätburgunder mit rauchigen Kaffee-Aromen. Daneben schmeckt man Fruchtaromen von Himbeeren und reifen Kirschen. Im Abgang hallt der Spätburgunder sehr lange nach.
Das Weingut Knipser ist das am höchsten dekorierte Weingut der nördlichen Pfalz. Der Weinverein erlebte 2014 in der neu restaurierten Gutsschänke „Halbstück“ der Knipsers eine besondere Weinprobe. Gastgeber Stephan Braun stellte bei einem ausgedehnten Vesper die breite Knipser-Kollektion vor. Das Weiß- und Rotweinangebot fokussierte sich in der Spitze auf die Spätburgunder und Syrah mit unendlicher Länge. Mit dem Weingut Knipser verfügt die Pfalz über ein Weingut , das auch im internationalen Maßstab vorne mitspielen kann.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Februar 2015
2011 Spätburgunder „Alte Reben“
Weingut Kopp, Sinzheim-Ebenung (Baden)
14,50 Euro
Die mittelbadische Ortenau schöpft ihr gewaltiges Potenzial noch nicht vollständig aus. Die Region bietet beste geologische und klimatische Voraussetzungen sowohl für Rieslinge, als auch für weiße und rote Burgunder-Weine. Weiter ergeben sich durch den Generationenwechsel bei vielen Nebenerwerbswinzern gute Entwicklungsmöglichkeiten für neue Weingüter. Diese Chance hat Ewald Kopp frühzeitig erkannt und gründete 1996 in Sinzheim-Ebenung sein eigenes Weingut. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich ein Spitzenbetrieb, der inzwischen von seinem Sohn Johannes Kopp nahtlos weiter geführt wird. In der Toplage Klostergut Feigenwäldchen entstehen mineralische Rieslinge. Aber auch weiße und rote Burgunder vom Weingut Kopp sind charaktervolle Weine mit Wiedererkennungswert. Die besondere Leidenschaft im Weingut Kopp gilt dem Spätburgunder.
Der 2011er Spätburgunder „Alte Reben“ fließt mit granatroter Farbe und violetten Reflexen ins Glas. In der Nase rauchige Noten und später etwas Nelke. Am Gaumen des inzwischen unter dem Namen „Roter Porphyr“ vertriebenen Spätburgunders legen sich Aromen nach roten Johannisbeeren und reifen Brombeeren um den ungemein harmonischen Pinot. Die mineralische Ader und die angenehme Säure geben dem Pinot eine straffe Struktur. Ausbalancierte Entspanntheit und seidige Eleganz vermitteln gelassene Trinkfreude. Im Abgang herbe Schokolade und grüner Paprika.
Der Spätburgunder stellt das Mittelsegment in der Qualitätspyramide der Kopp`schen Spätburgunder dar. Bereits der Einstiegswein bietet gute Qualität. Und die Lagen-Spätburgunder gehören zur
badischen Spitze.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, September 2015
2010 Spätburgunder Dirmsteiner Mandelpfad GG
Weingut Knipser, Laumersheim, (Pfalz)
39 Euro
Beim Pfälzer Weingut Knipser aus Laumersheim gibt es keine schwachen Jahrgänge. Das in allen Weinführern mit Höchstbewertungen dekorierte Gut bringt jedes Jahr weiße und rote Top-Weine in die Flasche. Der 1876 gegründete Betrieb beschäftigt sich bereits seit den 1980er Jahren mit dem Barrique-Ausbau und hat es inzwischen in dieser Disziplin zur Perfektion gebracht. Die Knipsers verstehen es meisterhaft, den Lagencharakter gerade ihrer Rotweine herauszuarbeiten. Im Dirmsteiner Mandelpfad bewirtschaftet das Weingut Knipsers die absoluten Filetstücke. Der nach Osten geöffnete Talkessel schützt vor kalten Winden und verfügt über eine optimale Sonneneinstrahlung. Der Boden im Mandelpfad besteht aus mit Kalkstein durchsetzter Lößauflage über Kalkstein.
Die Spitzengewächse der Knipsers brauchen Zeit. Man darf nicht den Fehler machen, die Großen Gewächse zu früh zu öffnen. Deshalb verkaufen die Pfälzer ihre hochwertigen Rotweine inzwischen auch erst mehrere Jahre nach der Ernte. Der 2010er Spätburgunder aus dem Dirmsteiner Mandelpfad fängt jetzt erst an, richtig Spaß zu machen. Das Große Gewächs fließt in leuchtendem Rubinrot ins Glas. In der Nase hauen einem die intensiven Kirscharomen fast um. Der Pinot verfügt über eine straffe Struktur mit einem feinen Säurenerv. Ein ungemein imposanter, belebender und frischer Wein, der trotzdem Kraft und Dichte hat. Neben den weiter dominierenden Kirscharomen kommen noch Noten nach Waldbeeren, Minze, Schokolade, Weihnachtsgebäck und Gewürzen hinzu. Der Wein endet mit einem langen Abgang.
Ein Spitzengewächs für die feine Küche. Wenn sie eine Speiseempfehlung zum Mandelpfad suchen, versuchen sie es mit in Spätburgunder eingelegten Rinderfilets und Wirsingpüree. Aber auch solo macht das Große Gewächs eine sehr gute Figur.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2017
„Dies ist ein Wein für Fortgeschrittene“, empfahl mir Martin Bercher den 2008er Spätburgunder Burkheimer Feuerberg im Vergleich mit dem 2009er seines Großen Gewächses. „Dann bleibe ich lieber Anfänger“, erwiderte ich und kaufte den 2009er. In den einschlägigen Weinführern gehörte der 2009er Spätburgunder des Weinguts Bercher zu den TOP 10 Spätburgundern in Deutschland.
Der 2009er Feuerberg präsentiert sich nach sechs Jahren in hellem Rubinrot. In der Nase zurückhaltende reife Fruchtaromen. Im Mund die perfekte Harmonie des durch die Flaschenreife gebändigten Vulkangesteins. Sanfte Glut des Feuerbergs, komplexe Aromenvielfalt nach Beerenfrüchten und kräftigem Fleisch, Schokolade sowie ein Hauch Minze und Schokolade. Idealer Reifegrad, Pinot auf seinem Höhepunkt. Seidige Eleganz, druckvolle Tiefe und Länge. Das Große Gewächs vom Burkheimer Feuerberg ist einer der großen Spätburgunder Deutschlands. Übrigens hat sich auch der 2008er in den letzten Jahren prächtig entwickelt, wie ich bei einer Weinprobe vor ein paar Wochen feststellen konnte.
Das VDP-Weingut Bercher gehört Jahr für Jahr zu den Top-Adressen am Kaiserstuhl. Schon das historische Gutsgebäude aus 1756 in der Burkheimer Postkartenidylle deutet auf seriöse Qualität hin. Im Gutsgebäude bietet Martin Bercher, der zusammen mit seinem Cousin Arne Bercher das Weingut leitet, Verkostungen mit gesteigertem Spaßfaktor. Hintersinniger Humor mit individueller Burgunder-Klasse. Mit Sicherheit komme ich als (hoffentlich) Fortgeschrittener wieder. Denn bereits der Kauf des 2009er war kein Anfängerfehler.
Weinempfehlung von Manfred Beismann, Januar 2016
2006er Spätburgunder Ahrweiler Rosenthal GG
Weingut J.J. Adeneuer, Bad Neuenahr-Ahrweiler (Ahr)
35 Euro
Der 2006er Ahrweiler Rosenthal Spätburgunder der Gebrüder Adeneuer ist wie ein Gemälde des holländischen Malers „Jan Vermeer“. Vollkommen und doch geheimnisvoll ist dieser Rotwein eine veritable Schöpfung, eine Sinfonie der Sinne. Atemberaubende Intensität und Vielschichtigkeit sowie herrlicher Trinkfluss machen diesen Bilderbuch-Rotwein von der Ahr zu einem wahren Meisterwerk. Schade nur, dass man dieses Original nicht an die Wand hängen kann.
Rubinrot und tiefgründig im Glas mit hellen Rändern - gleich Diamantenstaub - verströmt dieser schiefergeprägte Spätburgunder ein Füllhorn an Düften. Erinnerungen an Schlehe, Waldbeeren ein Hauch von Weichselkirschen und Goji-Beeren werden wach.
Beim ersten Schluck scheint es mir, als ob ein Engelchen mir Manna die Kehle hinunter flößt! Der spannungsgeladene Abgang dann lässt die Welt kreisen, Pinselstrich um Pinselstrich. Das Werk ist vollendet.
Reife süßlich wirkende Früchte, getragen von einer unglaublichen Mineralität mit zupackender Säure machen diesen „Roten“ zu einem einzigartigen Kunstwerk.
Elegant und geschmeidig, ja fast schon sanft anmutend, ist dieses perfekt gereifte Juwel jetzt auf dem Höhepunkt.
Weinempfehlung von Heinz Fuchs, Juli 2016 (kurz vor dem Italien-Spiel)